
Die Ausgabe neuer Euro-Sondermünzen läuft in letzter Zeit beinahe dramatisch ab: Vor den Filialen der Bundesbank bilden sich lange Schlangen. Stundenlang mussten sich die Wartenden etwa vergangenen April gedulden, bis sie eine der begehrten Fünf-Euro-Münzen aus der fünfteiligen Serie "Planet Erde" in den Händen halten konnten.
Die numismatische Weltneuheit mit fälschungssicherem Kunststoffring hat offenbar nicht nur Sammler, sondern auch Kapitalanleger gelockt. "Immer mehr Investoren suchen sich Nischenprodukte wie Münzen, weil die Zinsen für sichere Geldanlagen nahe Null liegen oder Aktien und Immobilien vielfach zu teuer sind", bestätigt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Düsseldorf.
In regelmäßigen Abständen emittiert der Bund Sonderprägungen. Die Münzen haben Nominalwerte von 2, 5, 20, 50 oder 100 Euro und kommen in Auflagen von wenigen Hunderttausend bis zu mehreren Millionen Stücken auf den Markt. Das leuchtende Hartgeld besteht entweder aus einer Kupfernickel-Mischung, Silber-Legierungen oder Gold der höchsten Reinheitsstufe. Unterschieden werden zwei Qualitätsstufen: der normale Prägegrad "Stempelglanz" sowie der aufwändigere und auch teurere "Spiegelglanz".
Während Münzen mit Silberanteil schon für zehn Euro zu haben sind und typischerweise Sammlerobjekte sind, muss man für Goldstücke deutlich tiefer in die Tasche greifen. Denn ihr Preis richtet sich danach, wie viel Edelmetall enthalten ist – entsprechend können sie sich auch als Kapitalanlage eignen.
Für die seit Anfang Oktober 2017 erhältliche 100er-Goldmünze "Luthergedenkstätten Eisleben und Wittenberg", von der maximal 200.000 geprägt werden, liegt der offizielle Ausgabekurs bei 640,85 Euro. Eine halbe Unze reinstes Gold (15,55 Gramm) wiegt das Stück, was einem Materialwert Ende September von rund 550 Euro entspricht.
"Der Staat verlangt einen kräftigen Aufschlag auf den Metallwert", Michael Becker, Vorsitzender des Berufsverbands des Deutschen Münzenfachhandels. Dennoch seien Euro-Goldstücke aufgrund der limitierten Auflagen eine interessante Alternative etwa zur südafrikanischen Goldmünze Krügerrand, meint Becker.
Besonders beliebt ist derzeit offenbar die erste 50er-Goldmünze der BRD, die Ende Mai 2017 mit einem Gewicht von 7,78 Gramm Gold ausgegeben wurde und offiziell 332,67 Euro kostete. "Die Nachfrage hat die Erwartungen deutlich übertroffen. Die Auflage wurde vollständig verkauft", bestätigt ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Kaum vier Monate später werden auf Zweitmarkt-Plattformen wie Ebay immerhin schon 370 bis 390 Euro dafür verlangt.
Wer sich Goldmünzen zur Kapitalanlage in den Keller oder Tresor legen möchte, sollte allerdings auf das Material und nicht auf steigendes Sammlerinteresse spekulieren. Es sollte also nicht viel mehr bezahlt werden, als der reine Rohstoffwert. Wichtig zu wissen: Sparer erhalten Münzen bei der Bundesbank ohne Gebühren und Aufschläge. Bei Goldstücken verlangt das Bundesfinanzministerium als zuständige Behörde keine Mehrwertsteuer, bei Silber und anderen Edelmetallen fallen 19 Prozent an.
Da Gedenkmünzen zumindest in Deutschland gesetzliches Zahlungsmittel sind, können die Stücke jederzeit wieder in Banknoten zurückgetauscht werden. Jede Spekulation ist mit dem geprägten Nominalwert nach unten abgesichert. Verkaufen Anleger oder Sammler ihre Münzen nach mindestens einem Jahr mit Wertzuwächsen, sind die Gewinne steuerfrei. Denn Edelmetalle werfen keine Zinsen oder Dividenden ab. Im Gegenzug können aber auch keine Kosten etwa für Verwahrung oder Versicherungen in der Steuererklärung geltend gemacht werden.
"Wer strategisch Geld anlegen will zum Beispiel für die Rente oder eine Immobilie, für den ist die Spekulation mit Münzen kein guter Ratgeber", warnt allerdings Verbraucherschützer Scherfling. Fakt ist: Wer mit Sammlerstücken Kasse machen möchte, braucht in der Regel Zeit und ein gutes Händchen. Zudem schwankt der Silber- und Goldpreis erheblichen – Geopolitik, Ölpreise und Aktienmärkte sind nur drei von vielen Einflussfaktoren auf die Edelmetallkurse.
Entsprechend weist auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) darauf hin, dass man bei "Gedenkmünzen besser nicht auf spektakuläre Wertsteigerungen hoffen sollte". So würden etwa gängige Zehn-Euro-Münzen in der Regel zu Preisen gehandelt, die nur wenig über den Nennwert hinausgehen. Der Bankenverband rät daher: "Wer sich Münzen beiseite legt, sollte dies aus Freude am Sammeln tun."
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Quelle: www.datenschutzbeauftragter-info.de