
Bildung 35 Millionen Finanz-Analphabeten

Gedichtanalyse, ausgestorbene Sprachen lernen und Bilder malen, das zählt nach wie vor zum Standardprogramm an deutschen Schulen. Doch wie sieht es mit der Finanzbildung aus? Ganz mau, wenn man eine aktuelle Studie der ING-Diba betrachtet. Darin werden zwölf Staaten untersucht. Darunter befinden sich Industriestaaten wie Frankreich und Österreich, aber auch weniger wohlhabende wie Rumänien und die Türkei. Das Ergebnis: Die Deutschen fühlen sich, wenn es um Finanzen geht besonders ungebildet. 51,2 Prozent gaben an, niemals Finanzbildung genossen zu haben. Hochgerechnet wären das etwa 35 Millionen Bürger. Nur die Briten offenbarten noch größere Wissenslücken (56,1 Prozent).
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Diskussionen über die Verbreitung von Finanzthemen. Hauptadressat der Kritik waren meist die Schule. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen der Diba-Studie, wonach rund 80 Prozent der Befragten die Lösung bei den Schulen verorten. "Vor allem an Schulen wird das Thema noch viel zu sehr vernachlässigt", sagt Nick Jue, Vorstandsvorsitzender der ING-Diba. Er sieht aber gleichzeitig auch die Banken in der Pflicht, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten. "Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist beim Thema Finanzen immer noch ungebildet. Obwohl mehr als 90 Prozent der Deutschen der Ansicht sind, dass Finanzbildung heutzutage ein Must-have ist, scheint es ein grundlegendes Problem bei der Wissensvermittlung zu geben", bedauert Jue.
Besonders schlecht weg kommen übrigens junge Menschen und solche mit generell geringer Bildung. Zur Studie: Insgesamt wurden nach eigenen Angaben 12.708 Teilnehmer befrag, darunter 1.010 in Deutschland. Die befragten Personen waren mindestens 18 Jahre alt.