Natürlich ging es in der Corona-Krise bisher nirgends ohne Verluste ab. Auch sein Fonds, räumt etwa Marc Hellingrath ein, musste beim Kursverfall an den Börsen "Federn lassen". Doch alles in allem sei der Fonds bislang "sehr gut durch die Krise gekommen". Hellingrath ist Fondsmanager des "UniGlobal". Der Fonds der Investmentgesellschaft Union Invest legt weltweit in Aktien an. Tatsächlich hat der Fonds in den vergangenen Wochen besser abgeschnitten als der Marktindex, an dem er sich orientiert: der weltweite MSCI World Index.
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Das Beispiel zeigt: Gerade in schwierigen Marktphasen können aktiv gemanagte Fonds gegenüber passiven "Exchange Traded Funds" (ETF) im Vorteil sein. Die ETFs versuchen, einen Index möglichst genau nachzubilden. Fondsmanager wie Marc Hellingrath dagegen wollen mit ihrem Fonds die Benchmark möglichst schlagen. Gelingt ihnen das in einer massiven Krise, wie sie die Corona-Pandemie ausgelöst hat, kann es "die Qualitätswahrnehmung eines Produkts bei Privatanlegern nachhaltig" prägen, heißt es etwa in einer Studie des Fonds-Analysehauses Scope zur Fondsperformance in der Corona-Krise.
Biallo-Tipp:
Drei von vier Flaggschiffen schlagen den Index
Wie haben aktiv gemanagte Aktienfonds mit dem Anlageschwerpunkt "Aktien weltweit" bislang in der Krise abgeschnitten? Und was haben ihre Fondsmanager unternommen, um gut durch die turbulente Börsenphase zu kommen? Biallo.de hat vier Investmentgesellschaften nach der Performance prominenter Fonds aus dieser Anlageklasse gefragt und die Fondsmanager ihre Krisenstrategie erläutern lassen.
Aktiv gemanagte Weltaktienfonds versus MSCI World Index
Fonds |
ISIN |
Kumulierte Performance in Prozent |
||||
Seit 19. Februar |
laufendes Jahr |
1 Jahr |
3 Jahre |
5 Jahre |
||
DE000DK0ECU8 |
-10,7 |
-5,7 |
+4,7 |
+25,5 |
+35,9 |
|
DE0008476524 |
-12,2 |
-5,8 |
+3,6 |
+19,9 |
+32,8 |
|
DE0008491051 |
-15,3 |
-7,8 |
+1,3 |
+17,7 |
+29,5 |
|
LU0069449576 |
-17,9 |
-10,1 |
-2,3 |
+12.1 |
+26,4 |
|
ETF: |
||||||
IE00B0M62Q58 |
-16,4 |
-10,3 |
-1,8 |
+15,3 |
+30,7 |
Performance zum Stichtag 30.04.2020, nach BVI-Methode (inklusive Ausschüttungen und ohne Ausgabeaufschlag). Quellen: Angaben der Fondsgesellschaften, Biallo.de, Onvista.de
Das Ergebnis zeigt: Alle Fonds haben seit Beginn der Corona-Krise am 19. Februar Verluste erlitten. Drei von vier Fonds schnitten seit dem Absturz der Börsen jedoch besser ab als ein ETF, der den MSCI World nachbildet (siehe Tabelle). Der weltweite Index ist für drei der Fonds die direkte Benchmark. Der Deka Global Champions hat andere Vergleichsindizes, lässt sich aber ebenfalls gut am MSCI World messen.
Auch bei der Rendite-Enwicklung seit Anfang des Jahres, über ein Jahr und über drei Jahre hinweg stehen drei von vier der aktiv gemanagten Fonds besser da als der weltweite ETF. Über fünf Jahre gesehen schlagen sich noch zwei der aktiven Fonds besser als der Indexfonds.
Das macht zum einen deutlich, dass ein erfolgreiches Management in Verlustphasen auch das Abschneiden eines Fonds über längere Zeiträume beeinflusst. Die Tabelle zeigt aber auch, dass es mit zunehmender Dauer immer schwieriger wird, den Index zu schlagen.
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So investieren die Fonds
Fondsmanager setzen auf Firmen mit starken Bilanzen
Die Strategie, die die Fondsmanager dabei in der Krise eingeschlagen haben, ist unterschiedlich – und manchmal überraschend. Das beste Ergebnis im Vergleich hat der Deka Global Champions erzielt. Dessen Fondsmanager Mario Adorf war mit dem Fonds bereits vor der Krise stark im Gesundheitssektor investiert. Nachdem die Kurse einiger Firmen aus der Branche stark gestiegen waren, habe man deren Gewichtung verringert. Auch von Goldaktien trennte sich Adorf nach deren Rally. Im Gegenzug investierte der Fonds unter anderem in defensivere Nahrungs-Unternehmen: "Diese weisen nach Kursrückgängen nun auskömmliche Bewertungen auf", sagt Adorf.
Marc Hellingrath hat im Uni Global die Nahrungsmittelbranche in der Krise ebenfalls stärker gewichtet. Dort ließen sich, wie auch im Gesundheitswesen, "Qualitätsunternehmen mit starken Bilanzen und strukturellem Wachstum" finden, sagt Hellingrath. Soll heißen: Unternehmen, die in ihrem Bereich führend sind, Wettbewerbsvorteile haben und von langfristigen Trends profitieren.
Ähnlich sieht es Andre Köttner, der bei der DWS den Vermögensbildungsfonds I managt. Er setzt auf "Konsumfirmen mit starken Markennamen und Gesundheitswerte mit umfangreicher Forschungskapazität und vielversprechenden Medikamenten".
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Pandemie bevorteilt den Technologiesektor
Insgesamt favorisieren alle Fondsmanager derzeit den Technologiesektor. Der Trend zum Homeoffice und der Zwang zur sozialen Distanz beförderten Softwarelösungen und digitale Dienstleistungen, meint etwa Marc Hellingrath. Auch der Online-Einzelhandel profitiere, also Firmen wie das US-Unternehmen Amazon oder der chinesische Online-Händler Alibaba.
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Jeremy Podger, der den Fidelity World Fund managt, legt ebenfalls starkes Gewicht auf Firmen aus der Informationstechnologie. Sein Fonds hat zuletzt aber auch in Versorgungsunternehmen und US-Raffinerien investiert. Man achte dabei im Moment vor allem auf die Ertragsentwicklung der Firmen in den nächsten drei Jahren – und vergleiche sie mit früheren Erwartungen, sagt Podger. Daher habe man "Titel gekauft, bei denen die Bewertungen günstiger sind, aber die Gewinnaussichten für die nächsten drei Jahre besser sein könnten als erwartet".
Fundamentaldaten werden in der Krise wichtiger
Podger rechnet nicht damit, "dass man kurzfristig die Ertragsniveaus der letzten Jahre wieder erreichen wird". Wichtig sei es daher, auf die Fundamentaldaten der Unternehmen zu achten. Der kritische Blick auf Renditen, auf Gewinne und Umsätze und deren Verhältnis zum Aktienkurs einer Firma gewinnt demnach in der Krise an Bedeutung. DWS-Fondsmanager Andre Köttner etwa rechnet damit, dass die Wirtschaft im Laufe der zweiten Hälfte dieses Jahres aus der Rezession herauskommt. Dann dürften sich am schnellsten "nachhaltige Unternehmen mit soliden Bilanzen und angemessener Bewertung aus der Krise herausarbeiten", sagt Köttner.
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Es sind deshalb insbesondere große Konzerne mit guten Bilanzen, geringer Verschuldung und angemessener Bewertung, auf die die Fondsmanager setzen. "Große Unternehmen", sagt etwa Jeremy Podger, "könnten noch größer werden, weil die Märkte ihre Defensivität und Gewinntransparenz honorieren". Zu den vielversprechenden Sektoren gehören dabei aus Sicht der Experten vor allem Technologie, Gesundheit und Markenkonsum.
Die Krise macht auch Autoversicherer interessant
Marc Hellingrath von Union Investment zählt deshalb Firmen wie Apple, Microsoft, Alibaba oder den Google-Mutterkonzern Alphabet zu seinen Favoriten. Aber auch der Chiphersteller NVDIA, der Rechenzentrum-Spezialist Equinix oder der Konsumgüterkonzern Nestlé dürften gut durch die Krise kommen, meint der Fondsmanager.
Auch Pharmafirmen dürften zu den Profiteuren gehören, ergänzt Andre Köttner von DWS. Er lenkt in der Krise seinen Blick aber auch auf Unternehmen, die sonst eher weniger beachtet werden. So bevorzugt Köttner derzeit etwa Ratingagenturen, die die Bonität von Unternehmen bewerten. Denn durch die Krise entsteht bei vielen Firmen ein erhöhter Kreditbedarf. Und der Fondsmanager setzt auf Autoversicherungen. Denn durch den Lockdown gibt es weltweit weniger Fahrten – und damit weniger Schäden.