Das erwartet Sie in diesem Artikel
Jens Weidmann muss es wissen, wie man sein Geld sinnvoll anlegt. Schließlich beschäftigt sich der promovierte Volkswirt, ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank und künftige Chefaufseher der Commerzbank schon aus beruflichen Gründen häufig mit dem Thema Geld. Als Bundesbankpräsident musste Weidmann neben seinen öffentlichen Mandaten auch Beteiligungen und Investments offenlegen. Seine Anlagestrategie ist dabei überraschend einfach: Das Geld liegt in zwei ETF-Fonds des Anbieters Xtrackers – einer auf den Dax sowie ein weiterer auf den MSCI All Country World Index, kurz MSCI ACWI.
Das ist aus unserer Sicht eine durchaus empfehlenswerte Anlagestrategie, die sich auch für Börsenlaien langfristig lohnen kann. Doch beim Thema Rendite geht es nicht nur um den Index selbst, sondern auch um die Kosten des Fonds. Und da lässt sich der eine oder andere Euro sparen.
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Deutliche Kostenunterschiede beim MSCI World Index
Der Weltaktienindex MSCI World – der kleine Bruder des MSCI ACWI – umfasst rund 1.500 Aktien aus 23 Industrienationen. Er ist bei ETF-Sparern wegen seiner breiten Streuung äußerst beliebt. So ziemlich jeder Broker hat ETFs unter dem Namen MSCI World im Programm. Und zwar reichlich: Gibt man beispielsweise in der Produktsuche von Comdirect das Schlagwort "MSCI World" ein, erscheinen im Ergebnis sage und schreibe 17 Seiten mit entsprechenden Fonds, insgesamt gut 250 an der Zahl. Wer keine große Ahnung vom Thema ETFs und Wertpapiere hat, dürfte schon hier mächtig ins Trudeln kommen.
Passive Indexfonds gehören dabei zu den günstigsten Optionen, an der Börse Geld anzulegen. Dennoch sollten sich Neuinvestoren davor hüten, beim ersten Angebot zuzugreifen. Denn das ist ganz sicher nicht das günstigste oder beste.
Ein Beispiel: Bei Comdirect erscheint ganz oben in der Liste der iShares MSCI World UCITS ETF. Was die Kürzel in diesem Namen bedeuten, erklären wir Ihnen in einem weiteren Artikel. Unabhängig davon ist der ETF ein durchaus beliebtes Produkt: Gut 5,5 Milliarden US-Dollar Fondsvolumen, physische Replikation, Dividenden werden ausgeschüttet. Selbst beim Renditechart kann man nicht meckern. Doch die Kostenquote – auch laufende Kosten genannt – ist mit 0,50 Prozent alles andere als ein Schnäppchen.
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Thesaurierende Variante von iShares ist günstiger
Dabei gibt es aus dem Hause Blackrock selbst eine deutlich günstigere Variante, wenn auch thesaurierend: nämlich den iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN IE00B4L5Y983) mit einer Kostenquote von 0,20 Prozent pro Jahr, der zudem mit rund 46 Milliarden US-Dollar Fondsvolumen um ein Vielfaches größer ist als die ausschüttende Variante.
Welche Produkte bei einem Broker ganz oben gelistet werden, lässt sich nicht generell sagen. Was uns aber aufgefallen ist: Es sind häufig die Namen der üblichen "Verdächtigen", wie iShares (Blackrock) oder auch Xtrackers (DWS). Und das nicht nur bei tendenziell teureren Brokern, sondern auch bei Discount-Anbietern.
Wir wollen hier keine Boshaftigkeit unterstellen. Dennoch drängt sich der Verdacht auf, dass man die Kunden nicht gleich mit der Nase auf die günstigsten und attraktivsten Produkte stoßen möchte. Es ist ein wenig wie im Supermarkt: Dort finden Sie die kostengünstigen Produkte ebenfalls oft ganz unten im Regal. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen einige günstige ETF-Alternativen für den MSCI World.
Sicher investieren: Genossenschaftsanteile als Geldanlage
Die günstigsten ETFs auf den MSCI World Index
ETF | ISIN | Laufende Kosten pro Jahr | Ausschüttungsart | Fondsvolumen |
Lyxor Core MSCI World (DR) | LU1781541179 | 0,12 % | Thesaurierend | 2,25 Mrd. US-Dollar |
SPDR MSCI World | IE00BFY0GT14 | 0,12 % | Thesaurierend | 1,99 Mrd. US-Dollar |
HSBC MSCI World | IE00B4X9L533 | 0,15 % | Ausschüttend | 4,81 Mrd. US-Dollar |
Quelle: eigene Recherche; Stand: 5. Dezember 2022.
MSCI All Country World Index (MSCI ACWI)
Neben dem MSCI World Index gibt es auch dessen großen Bruder MSCI All Country World Index (MSCI ACWI). Dieser ist noch breiter gestreut und beinhaltet neben den 23 Industrienationen zusätzlich 24 Schwellenländer. Statt 1.500 Aktien sind im MSCI ACWI knapp 2.900 Unternehmen gelistet. Hierzulande stehen an den gängigen Börsenplätzen drei Produkte zur Auswahl. Der ETF von iShares zählt diesmal zu den günstigeren Produkten:
ETF | ISIN | Laufende Kosten pro Jahr | Ausschüttungsart | Fondsvolumen |
iShares MSCI ACWI | IE00B6R52259 | 0,20 % | Thesaurierend | 6,12 Mrd. US-Dollar |
SPDR MSCI ACWI | IE00B44Z5B48 | 0,40 % | Thesaurierend | 2,54 Mrd. US-Dollar |
Lyxor MSCI All Country World | LU1829220216 | 0,45 % | Thesaurierend | 812 Mio. US-Dollar |
Quelle: eigene Recherche; Stand: 5. Dezember 2022.
Günstige MSCI-Varianten: FTSE All World und Developed World
Die in den USA vom ETF-Pionier Jack Bogle gegründete Fondsgesellschaft Vanguard gilt gemeinhin als Aldi der Branche. Viele Vanguard-ETFs zeichnen sich durch eine sehr gute Performance bei gleichzeitig günstigen Kostenquoten aus. Das liegt unter anderem auch am Thema Lizenzgebühren, denn Vanguard vertreibt einige Indexfonds nicht unter dem Namen MSCI World, obwohl diese ähnlich zusammengesetzt sind.
Nehmen wir etwa das Pendant zum MSCI World Index, den Vanguard FTSE Developed World ETF (ISIN IE00BK5BQV03). Dieser bildet rund 2.200 Unternehmen aus 25 Industrienationen ab, das sind circa 700 Unternehmen mehr als beim MSCI World Index. Die laufenden Kosten liegen sowohl bei der ausschüttenden als auch thesaurierenden Variante bei 0,12 Prozent.
Etwas teurer, aber immer noch verhältnismäßig günstig, kommt der Vanguard FTSE All World ETF (ISIN IE00BK5BQT80). Er ist vergleichbar mit dem MSCI ACWI, ist mit rund 3.600 Positionen allerdings noch breiter gestreut. Sowohl in der ausschüttenden als auch thesaurierenden Variante betragen die laufenden Kosten jeweils 0,22 Prozent.
Fazit: Günstiger einsteigen
Ein ETF ist natürlich im Gegensatz zu einer Ehe kein Bund fürs Leben. Selbstverständlich kann man seine Anteile jederzeit verkaufen und zu einem anderen Produkt beziehungsweise Fondsanbieter wechseln. Dennoch sollte man sich darüber bewusst sein, dass Indexfonds auf eine langfristige Anlage von Jahrzehnten ausgelegt sind. Wer nicht gleich zu Beginn mit Sorgfalt das richtige Produkt wählt, mindert seine langfristige Rendite und verschenkt damit unnötigerweise bares Geld.
Stellen Sie sich das ETF-Angebot bei Banken und Brokern wie ein Supermarktregal vor. Die teuren Markenprodukte liegen gut beworben und leicht greifbar in Augenhöhe, während man sich für das weniger bekannte aber qualitativ gleichwertige Produkt im unteren Teil des Regals bücken muss. Vielleicht muss man sogar den gewohnten Supermarkt wechseln, doch auch das kann sich am Ende richtig lohnen.