


Auf einen Blick
Geld sparen, Ressourcen schonen und Elektroschrott vermeiden – das gelingt mit dem Kauf von wiederaufbereiteten (refurbished) High-Tech-Produkten. Kein Mensch käme auf die Idee, einen ausgemusterten Firmenwagen in Top-Zustand einfach zu verschrotten. Genau das passierte aber lange Zeit mit hochwertigen IT-Geräten. Unternehmen, Banken, Versicherungen und Behörden tauschen ihre Hardware je nach Leasing-Dauer und Abschreibungsfristen nach drei bis vier Jahren aus. Aus Sorge um die Datensicherheit, aber auch wegen fehlender Recyclingstrukturen landeten die Geräte mit geschredderter Festplatte im Elektromüll – bis innovative Firmengründer lebensverlängernde Maßnahmen entwickelten.
Beispielsweise Paul Cvilak. Im Jahr 2004 ging er mit seinem Unternehmen AfB social & green IT an den Start mit dem erklärten Ziel, so viele Geräte wie möglich aufzuarbeiten und wieder zu vermarkten und zudem Arbeit für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Mittlerweile hat das gemeinnützige Unternehmen 600 Mitarbeiter und mehr als 1600 Kooperationspartner in Wirtschaft und Verwaltung, die ihre ausgemusterte Hardware der AfB überlassen. Im Jahr 2022 waren das 528.000 IT- und Mobilgeräte, von denen zwei Drittel nach Datenlöschung und Wiederaufarbeitung mit neuer Software vermarktet, die übrigen recycelt wurden. Im Vergleich zur Neuproduktion konnten dadurch 44.700 Tonnen CO2, 22.800 Tonnen Metalle und Mineralien sowie 170.800 Megawattstunden Energie eingespart werden. Als einer der ersten professionellen IT-Refurbisher wurden Cvilak und sein Unternehmen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt unter anderem mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2012, dem Innovationspreis der deutschen Wirtschaft 2014, als Europas Sozialunternehmen des Jahres 2020 und vielen weiteren Auszeichnungen.
Wem das Thema Nachhaltigkeit auch bei der Geldanlage wichtig ist, der kann versuchen mit den eigenen Bankgeschäften zu Klimaschutz beizutragen und für eine gute Zukunft zu sorgen. Auch das sogenannte Impact Investing (wirkungsvolles Investieren) umfasst Geldanlagen, die sozialen oder ökologischen Mehrwert bieten.
Aus dieser Einsicht heraus entstand in den letzten Jahren mit dem Refurbishing ein stetig wachsender Geschäftsbereich mit einem breiten Angebot und attraktiven Konditionen. So entscheiden sich bei der Wahl zwischen einem aktuellen Smartphone der Mittelklasse und einem zwei Jahre alten, rundum erneuerten Spitzen-Modell zum gleichen Preis immer mehr Käufer für das Secondhand-Gerät. Laut den Marktanalysten von Counterpoint Research stieg die Zahl der verkauften Refurbished-Geräte im Jahr 2021 weltweit um 15 Prozent, während der Absatz von Neugeräten nur um 4,5 Prozent wuchs. Und der Refurbished-Markt, so ihre Prognose, wird auch in Zukunft das am schnellsten wachsende Smartphone-Segment bleiben. Dem können sich nicht einmal mehr die Hersteller entziehen.
Seit rund fünfzehn Jahren verkauft Apple generalüberholte iMacs, iPads, iPods und Zubehör, weigerte sich aber hartnäckig, auch das iPhone, das Zugpferd im Apple-Stall, in einer Refurbished-Variante und damit günstiger anzubieten. Doch nun hat der Konzern seinen Widerstand aufgegeben: Zuerst 2018 in den USA und seit Herbst 2019 gibt es auch in Deutschland gebrauchte iPhones mit Ersatzteilen, neuem Akku und Gehäuse direkt im Apple-Store. Dank üblichem Zubehör und Originalverpackung kommen diese Geräte tatsächlich "wie neu" daher und eignen sich so auch bestens als Geschenk. Die Preisersparnis liegt dafür allerdings nur bei etwa 15 Prozent.
Gute Aussichten auf ein ebenso vertrauenswürdiges Smartphone oder Tablet mit höherem Sparpotential hat man bei
Nachhaltigkeit im Alltag: In einem weiteren Ratgeber von uns lesen Sie, wie man mit Fair Fashion, Secondhand, Klamottentausch, Upstyling & Co. einen Weg aus der Wegwerfkultur findet.
Vom Beginn bis zum Ende ihres kurzen Lebens begleiten IT-Geräte drei Problemfelder:
Allein in einem Handy stecken rund 30 Metalle, von denen die EU-Kommission im Jahr 2014 mit Gallium, Indium, Kobalt, Niob, Platin, leichten Seltenen Erden und Wolfram sieben als "kritische Rohstoffe" eingestuft hat, weil sie auf der Welt immer knapper werden. Und auch das Recycling ist, trotz engagierter Forschung, mit hohem Energieaufwand verbunden und teils gar nicht möglich.
Seltene Erdmetalle wie Neodym und Cer, die in Leuchtmitteln, Lautsprechern und Mikrofonen stecken, werden beispielsweise in so verschwindend geringen Mengen verwendet, dass sie nicht zurückgewonnen werden können. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma ist die möglichst lange Nutzung aller IT-Geräte.
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Prinzipiell muss man bei den Anbietern von rundumerneuerten Waren zwischen jenen unterscheiden, die das Refurbishing selbst erledigen und Plattformen, die mit einer Vielzahl von Händlern zusammenarbeiten und dadurch auch beim Angebot breiter aufgestellt sind.
Hier findet man beispielsweise auch Küchen- und Haushaltsgeräte wie etwa Kaffeevollautomaten, Rasenmähroboter oder Werkzeug. Zu ihnen zählen Back Market mit mehr als 350 zertifizierten Partnerwerkstätten und Refurbed.
Das ebenfalls häufig im Zusammenhang mit Refurbishing genannte Amazon Warehouse Deals ist eher die 'Fundgrube' des Handels-Riesen, in der vor allem zurückgesendete, geöffnete und gebrauchte Waren oder Artikel mit Gebrauchsspuren oder beschädigter Verpackung angeboten werden – angesichts der häufigen Vernichtung von Retouren natürlich ebenfalls eine gute Sache.
Händler, die ihre Secondhand-Ware selbst aufarbeiten, sind dagegen meist Spezialisten für eine bestimmte Sparte. Das trifft vor allem auf Business-IT-Hardware zu. Nach ihrem ersten Leben bei Unternehmen, Banken oder Versicherungen werden sie in der Regel von Spezialfirmen übernommen, die die Vernichtung der Daten nach zertifizierten Verfahren oder das Schreddern von Festplatten gewährleisten.
Viele dieser Unternehmen haben daraus einen standardisierten Aufarbeitungsprozess entwickelt, um die Lebensdauer der massenhaft ausgemusterten Hardware zu verlängern. Das ist besonders bei den Business-Serien von Notebooks und PCs, etwa der Marken Dell, HP und Lenovo (IBM), lohnenswert, denn sie sind robuster, langlebiger, zuverlässiger und hochwertiger verarbeitet als die Consumer-Varianten. Zudem sind Zubehör und Ersatzteile länger erhältlich. Neue Business-Geräte gibt es deshalb auch je nach Ausstattung erst ab 1.000 Euro aufwärts. Nicht nur aus ökologischer und ökonomischer Sicht kann also der Kauf eines solchen generalüberholten Business-Computers die bessere Wahl sein. Ein breites Angebot mit Ersparnissen von 50 Prozent und mehr findet man bei folgenden Händlern:
Das Widerrufs- beziehungsweise Rückgaberecht ist gesetzlich geregelt und beträgt bei Händlern prinzipiell, egal ob es sich um Neu- oder wiederaufbereitete Ware handelt, 14 Tage. Die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung von zwei Jahren kann dagegen bei gebrauchten Artikeln auf ein Jahr verkürzt werden. Sie gilt ausschließlich für Mängel, die bereits beim Kauf vorlagen. Dabei muss in den ersten sechs Monaten der Händler nachweisen, dass die Ware zum Zeitpunkt des Verkaufs in Ordnung war. Danach dreht sich die Beweislast um, das heißt nun muss der Käufer belegen, dass ein reklamierter Fehler bereits beim Kauf vorhanden war.
Die Garantie ist dagegen eine freiwillige Leistung vom Hersteller beziehungsweise Refurbisher und schließt auch nach dem Kauf auftretende Mängel ein, solange sie nicht mutwillig oder durch fehlende Sorgfalt entstanden sind. Ein zerkratztes oder zerbrochenes Handy-Display wäre somit kein Garantiefall. Bei einigen Händlern kann man mit einem kleinen Aufpreis die Garantiezeit um ein oder zwei Jahre verlängern. Ob sich das lohnt, hängt einerseits von der geplanten Nutzungsdauer und andererseits von den in den Garantiebedingungen festgelegten Leistungen ab. Sind dort die Folgen einer normalen Nutzung und dem damit einhergehenden Verschleiß etwa beim Akku ausgeschlossen, wie dies beispielsweise bei Buyzoxs der Fall ist, kann man sich das Geld eher sparen oder für ein etwas teureres Gerät verwenden.
Egal ob neu oder rundumerneuert – vor dem Kauf kostspieliger Hightech-Geräte sollte man sich zunächst genau über die Anforderungen und Wünsche klar werden. Soll der neue Rechner in erster Linie zuhause benutzt werden oder mit auf Reisen gehen? Ist er Arbeitsgerät oder Spielekonsole? Bekommt das Tablet ein Serienjunkie oder soll es als E-Reader dienen? Wie wichtig ist die Fotoqualität des neuen Smartphones? Ein Netbook ist beispielsweise extrem leicht und super, um es zur Uni oder mit in den Urlaub zu nehmen, dafür aber nicht besonders robust und leistungsstark.
Weiß man, was das Wunschobjekt leisten soll, kann man sich zunächst mithilfe von Testberichten beispielsweise von Stiftung Warentest oder Chip, Foren und privaten Bewertungen auf die Suche nach dem passenden Modell machen. Ist das gefunden, gilt es den aktuell günstigsten Neupreis über Vergleichsseiten wie idealo, Geizhals oder billiger.de herauszufinden. Die schnelle Abfolge neuer Modelle bei Smartphones führt beispielsweise zu einem zügigen Preisverfall bei den Vorgängern. Ein generalüberholtes Handy sollte dann nochmal, je nach Alter, zehn bis 35 Prozent unter dem günstigsten Neupreis liegen.
Also erstmal die wichtigsten Fragen beantworten:
Trotz aller Diskussionen um Umweltbelastung und Klimawandel – die Hersteller von Smartphones haben vor allem ein Interesse: in schnellem Rhythmus immer neue Modelle zu verkaufen.
Die von der EU geforderten einheitlichen Handy-Ladegeräte sind bis heute genauso Fehlanzeige wie vom Kunden auswechselbare Akkus. Besonders ärgerlich ist aber die zeitlich begrenzte Dauer der Unterstützung mit aktuellen Betriebssystemen. Apple ist da noch vergleichsweise großzügig und unterstützt bis zu fünf Jahre alte Handys mit aktuellen Versionen. Ein gebrauchtes iPhone sollte dennoch nicht älter als das Xr, Xs oder alle 11 sein, bei denen derzeit noch ein Update auf das aktuelle iOS17 möglich ist. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet derzeit das iPhone11, das es für rund 300 Euro gibt.
Anders sieht es beim Android-System aus. Von Googles Pixel-Serie abgesehen, erhalten die allermeisten Smartphones nur gut zwei Jahre lang neue Firmware. So ist das Android 11 von 2020 die älteste Version, die noch von Google unterstützt wird. Das führt zu einem extremen Preisverfall bei Android-Modellen wie Samsungs Flaggschiff Galaxy. Das im Februar letzten Jahres auf den Markt gekommene Modell S22 für 849 Euro findet man jetzt schon neu für rund 500 Euro.
Anstatt alte Gegenstände einfach wegzuwerfen, lassen sich viele Sachen auch gut verkaufen. Die klassischen Möglichkeiten dafür sind etwa Flohmarkt, ebay, Kleinanzeigen oder Börsen im Internet. Mehr dazu, wie Sie Dinge ausmisten und sinnvoll verwerten können lesen Sie in einem weiteren Ratgeber von uns.
Generalüberholte High-Tech-Produkte findet man aber nicht nur online, sondern auch bei Fachhändlern vor Ort. Das hat den enormen Vorteil, dass man sich wie bei jedem Neukauf beraten lassen kann, den Zustand im Original sieht, die Funktionen in Ruhe testen kann und bei späteren Problemen eine Anlaufstelle hat. So haben einige der Online-Händler auch Laden-Geschäfte für Privatkunden wie etwa:
Daneben gibt es mittlerweile immer mehr Geschäfte, die neben regulärer neuer Ware generalüberholte Hightech-Produkte anbieten. So gibt es in Fotofachgeschäften meist gebrauchte Kameras, Objektive und Zubehör, die von Technikern gründlich gereinigt, überprüft und auf den Ursprungszustand zurückgesetzt wurden. Auch Büroausstatter bieten immer häufiger generalüberholte Geräte wie Drucker, Scanner oder Kopierer an. Nachfragen lohnt sich.
Egal ob Smartphone, Notebook oder Kamera – nach dem Erhalt der generalüberholten Geräte sollte man sich genügend Zeit zum gründlichen Testen nehmen. Denn ist das Widerrufsrecht erst einmal abgelaufen, müssen für die Rückgabe und Erstattung des Kaufpreises tatsächliche Mängel vorliegen. Ein paar Kratzer zu viel oder ein schwächelnder Akku sind in der Regel dafür nicht ausreichend.
Zwar müsste ein generalüberholtes Gerät einwandfrei funktionieren, trotzdem schadet es nicht die klassischen Schwachstellen wie Kabelanschlüsse, Home-Button, Bildschirm beziehungsweise Display, Laut-Leise-Regler und natürlich den Akku zu überprüfen. Dabei können auch Test-Apps wie Telefon-Test oder TestM hilfreich sein. Notebook-Akkus sollten im Leerlauf noch mindestens zwei Drittel der Ursprungszeit durchhalten. Da Smartphones gleich am Anfang ihrer Nutzung einige Prozentpunkte an Akkuleistung einbüßen, reichen in den Einstellungen "Batterie" und "Batteriezustand" 85 Prozent aus. Auf jeden Fall sollte das Handy am Ende eines 'normalen' Tages noch bei etwa 30 Prozent Ladung liegen. Sind es weniger, kann man vielleicht mit dem Händler das Nachrüsten mit einem Ersatz-Akku zu einem günstigen Preis vereinbaren.
Die Testphase sollte allerdings nicht nur der Suche nach objektiven Mängeln dienen. Ebenso wichtig ist, ob es sich für den vorgesehenen Zweck auch wirklich als alltagstauglich erweist, mit vorhandenem Equipment beispielsweise Kameraobjektiven kompatibel ist und ganz allgemein den Erwartungen entspricht. Soll das Smartphone oder Tablet als Geschenk unterm Weihnachtsbaum liegen, gilt es, den Einkauf genau zu timen oder gleich bei einem der Händler mit 30 Tagen Rückgaberecht zu bestellen.
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