Handwerker und Gewerbetreibende sind generell schneller von Negativzinsen betroffen als gut verdienende Privatleute. Denn mit den Umsätzen, die sie regelmäßig monatlich erzielen, reißen sie oft schnell die Marke von 50.000 oder 100.000 Euro, ab der es bei den meisten Banken und Sparkassen Negativzinsen zu zahlen gibt. Begleichen sie dann Rechnungen und zahlen Gehälter, fallen sie oft wieder unter diese Grenze und für diese Tage fallen dann auch keine Minuszinsen mehr an.
Übers Jahr gerechnet kommt aber – je nach Einzelfall – eine hübsche Summe zusammen, die sich negativ auf das Geschäftsergebnis auswirkt. Erst recht, wenn die Grenze von 100.000 Euro kontinuierlich überschritten wird. Drei Ausweichstrategien wollen wir Ihnen kurz vorstellen.
Zusätzliche Geschäftskonten: Geld auf mehrere Konten verteilen
Als Freiberufler, Inhaber einer GmbH, UG usw. oder als Gewerbetreibender haben Sie die Möglichkeit, ein weiteres Geschäftskonto zu eröffnen und darauf überschüssige Liquidität zu parken. Sie müssen jedoch darauf achten, ob bei diesem Konto auch schon Strafzinsen anfallen und ab wann. Eröffnen Sie zum Beispiel bei der Kreissparkasse Göppingen ein Geschäftskonto über das Internet, werden bereits alle Beträge über 10.000 Euro mit Negativzinsen belegt.
Und haben Sie ein gutes zweites oder drittes Konto gefunden, auf denen (noch) keine Negativzinsen fällig werden oder erst ab einem hohen Betrag von 100.000 Euro oder mehr, so empfehlen wir Ihnen dringend, durch die Verlagerung von Daueraufträgen und Überweisungen für Bewegung auf dem neuen Konto zu sorgen. Denn die neue Bank möchte nicht nur als "Parkplatz" für Ihr Geld missbraucht werden.
Wir stellen Ihnen vier Banken vor, die Freibeträge von 50.000 bis 100.000 Euro gewähren und deren Geschäftskonten zum Teil sogar gebührenfrei sind:
- Fyrst, eine Marke der Deutschen Bank AG, bietet Gewerbetreibenden und Freiberuflern ein Konto ohne monatliche Grundgebühr an. Juristische Personen (GmbH, UG, KG usw.) zahlen 6,00 Euro im Monat. Der Freibetrag für das Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent liegt bei 50.000 Euro.
- Die Fidor Bank* offeriert ein Geschäftskonto für 5,00 Euro im Monat. Bei mehr als zehn Transaktionen im Monat erhalten Sie das Geld zurück. Der Negativzins fällt mit minus 0,4 Prozent etwas niedriger aus, der Freibetrag beläuft sich auf 100.000 Euro.
- Kontist behauptet, sein kostenloses Konto sei online in neun Minuten eröffnet. Ab 100.000 Euro fallen Negativzinsen von minus 0,5 Prozent an.
- N26* bietet ein kostenloses Businesskonto für Freiberufler, nicht jedoch für juristische Personen an. Bis 50.000 Euro fällt kein Verwahrentgelt an, darüber sind es 0,5 Prozent.
Vorteile:
- keine monatliche Grundgebühr
- kostenlose oder günstige Online-Überweisungen
- schnelle und unkomplizierte Verlagerung von Geld von einem Konto auf das andere Konto
- kostenlose Geldparkmöglichkeit bis 50.000 bzw. 100.000 Euro
- schnelle und bequeme Kontoeröffnung über das Internet
Nachteile:
- kein Ausgleich für Wertverlust durch Inflation
- keine Garantie, dass diese Bedingungen ständig so bleiben
Robo-Advisor für Unternehmen: Geld gut verzinst anlegen – bei Bedarf schnell zurück
Sie haben eigentlich ständig Liquiditätsüberschüsse und befinden sich deswegen immer in der „verbotenen Zone“, sprich Sie zahlen fortlaufend Negativzinsen? Wenn Sie dann als Gewerbetreibender oder Handwerkerin das Gespräch mit Ihrer Bank suchen, stellen Sie fest: Die Volks- und Raiffeisenbanker bieten Ihnen Fonds von Union Investment als Ausweg an. Und die Kollegen von der Sparkasse wollen Ihnen schwer verkäufliche Deka-Fonds unterjubeln. Beide natürlich mit Ausgabeaufschlägen von bis zu fünf Prozent plus Depotgebühren. Da nimmt der Unternehmer lieber die 0,5 Prozent Strafzinsen in Kauf.
Bei der Deutschen Bank ist es übrigens ganz ähnlich. Dabei hat diese mit "Robin" ein tolles Produkt im Angebot. Robin steht übrigens für "Robo Invest", eine digitale Vermögensverwaltung, wie sie mittlerweile von mehr als 30 Robos angeboten wird. Die Crux: Robin können nur Privatleute, nicht aber juristischen Personen und Firmen abschließen. Das gilt übrigens für die Mehrzahl der Angebote. Wir haben dennoch vier tolle Offerten für Sie herausgepickt, die Sie als Unternehmen nutzen können.
So funktionieren Robo-Advisor
Bei einer digitalen Vermögensverwaltung müssen Sie in der Regel eine Mindesteinlage einzahlen – zum Beispiel 1.000 oder 5.000 Euro. Manche Anbieter verzichten auf die Mindestanlage, wenn Sie monatlich Geld einzahlen. Bei einigen Robos ist das bereits ab 25 oder 50 Euro möglich.
Sie kommen jederzeit an Ihr Geld, können kostenlos Teilauszahlungen vornehmen oder das Depot vollständig auflösen. Kündigungsfristen gibt es nicht. Allerdings kann es drei bis vier Tage dauern, bis das Geld auf Ihrem Konto ist, da der Robo-Advisor die Wertpapiere erst verkaufen muss.
Zu Anfang wird das persönliche Anlage- beziehungsweise Risikoprofil ermittelt. Der Roboter schlägt dann ein Wertpapierportfolio vor – je nach Risikoneigung mit defensiver, ausgewogener oder offensiver Ausrichtung. Je höher das Risiko, desto höher der Aktienanteil und somit die Renditechancen.
In der Regel setzen die Robos auf kostengünstige Indexfonds, sogenannte ETFs. Die Produktkosten liegen bei circa 0,25 Prozent pro Jahr und sind bereits in den Kursen berücksichtigt. Hinzu kommt eine Servicegebühr, mit der die Vermögensverwaltung, Transaktionskosten sowie Konto- und Depotführung abgedeckt sind. Die Gesamtkosten inklusive Produktkosten liegen üblicherweise unter einem Prozent pro Jahr.
Unser Performance-Vergleich der Robo-Advisor zeigt: Mit den digitalen Vermögensverwaltern sind ansehnliche Renditen drin. Die Kursgewinne der vergangenen zwölf Monate reichen in der Spitze von 18,15 Prozent in der defensiven Strategie über rund 28 Prozent in der ausgewogenen Strategie bis hin zu gut 36 Prozent in der offensiven Strategie (Stichtag: 30. September 2021). Da Letztere mit einem Aktienanteil von bis zu 100 Prozent sehr risikoreich und für den Liquiditätsvorbehalt eher ungeeignet ist, weisen wir bei den ausgewählten Anbietern nur die Zahlen für die defensive und ausgewogene Strategie aus (siehe Tabellen unten).
Wenn Sie sich zu diesem Thema sehr gründlich informieren wollen, lesen Sie hier unseren ausführlichen Ratgeber zum Thema Robo-Advisor.