Aktienkauf

Jahresendrally: Mit Window Dressing auf die Top-Aktien setzen

Gian Hessami
Autor
Aktualisiert am: 01.12.2023

Auf einen Blick

  • Fondsmanager hübschen ihre Portfolios am Jahresende häufig mit den Top-Aktien des Jahres auf.
  • Durch dieses Window Dressing (“Fenster dekorieren”) steigt die Nachfrage nach diesen Papieren. Die Kurse können dann zulegen.
  • Auf dieses Börsenmuster können Anleger setzen und sich die entsprechenden Titel ebenfalls ins Depot legen.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Jahresendrally: Warum die Kurse zum Jahresende oft steigen
  2. Was ist Window Dressing?
  3. Ist Window Dressing verboten?
  4. Beispiele für Window Dressing: Die besten US-Aktien
  5. Window Dressing made in Germany: Die Gewinner im DAX
  6. Welcher Anlagezeitraum bietet sich an?
  7. Für wen ist Window Dressing sinnvoll?

Zum Jahresende geht es mit den Kursen an der Börse oftmals kräftig nach oben. Börsianer nennen das “Jahresendrally”. Für den Schlussspurt am Aktienmarkt gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist das sogenannte Window Dressing – das Aufhübschen der Depots professioneller Anleger. Es gibt aber auch noch andere Ursachen, warum sich ein Investment in die Top-Performer am Aktienmarkt gerade zum Jahresende lohnen kann. Wie erklären die Hintergründe und sagen Ihnen, wie Sie vom Window Dressing profitieren können.

 

Jahresendrally: Warum die Kurse zum Jahresende oft steigen

Kommt die Jahresendrally auch 2023 wieder – oder sind wir etwa schon mittendrin? Unter dem Begriff versteht man deutlich steigende Aktienmärkte in den letzten Wochen des Jahres. Ursprünglich war damit ein kleinerer Zeitraum gemeint als heute, nämlich die letzten fünf Handelstage im Dezember. Hintergrund: In den USA wurden in dieser Zeit Bonuszahlungen für die Angestellten fällig. Diese legten einen Teil davon oft an der Börse an. Die steigende Aktiennachfrage ließ dann die Kurse steigen.

Heute bezieht sich die Jahresendrally auf einen Kursanstieg in den letzten beiden Monaten des Jahres. Ein Grund dafür ist, dass die Umsätze vieler Unternehmen zum Jahresende im Zuge des Weihnachtsgeschäfts noch einmal anziehen. Das sorgt für gute Geschäftszahlen.

Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung des DAX, der die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands enthält, untermauert diese Börsenregel. Im November ging es mit dem Aktienleitindex steil bergauf. Natürlich können sich Anleger nicht darauf verlassen, dass es regelmäßig zum Jahresende nach oben geht – Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt aber noch einen anderen Faktor, der die Kurse bestimmter Aktien zum Jahresende anziehen lässt: das Window Dressing.

 

Was ist Window Dressing?

Die englische Bezeichnung Window Dressing bedeutet „Fenster dekorieren“. Das deutet bereits an, worum es für viele Fondsmanager und andere institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen am Ende des Jahres (oder auch am Ende eines Quartals) geht: Sie wollen die verwalteten Portfolios aufpolieren und glänzen lassen. Daher sind sie bemüht, die Depots mit den besten Aktien des Jahres zu bestücken, um zum Jahreswechsel Bilanzkosmetik für die Anleger zu betreiben. Die größten Verlierer werden hingegen verkauft, um diese Positionen nicht im Jahresbericht ausweisen zu müssen.

Auf diese Weise finden sich zum Jahresende Aktien in den Anlegerdepots wieder, die sich über das gesamte Jahr gesehen überdurchschnittlich entwickelt haben. Dieser Effekt führt dazu, dass die Kurse von bereits gut gelaufenen Aktien zum Jahresende hin nochmal ansteigen, weil einige Fondsmanager die Aktien noch kaufen oder besonders gut gelaufene Aktien vor dem Stichtag nicht verkaufen. Für kurzfristig orientierte Anleger kann es sich daher lohnen, sich die Börsengewinner am Jahresende für wenige Tage oder Wochen ins Depot zu legen.

 

Ist Window Dressing verboten?

Solche kosmetischen Portfoliokorrekturen sind legal. Gleichwohl werden sie in der Investmentbranche oft als grenzwertig angesehen, da der Effekt dieser Maßnahme, gut laufende Aktien ins Depot aufzunehmen, nur kurzfristig währt. Und: Verkaufen die Fondsmanager die neu hinzugekauften Aktien zu Jahresbeginn wieder, kann die schwächere Nachfrage am Markt sogar zu Verlusten führen.

 

Beispiele für Window Dressing: Die besten US-Aktien

Welche Aktien kommen für die Bilanzkosmetik derzeit in Frage? Grundsätzlich kommt es auf die Regionen und Branchen an, auf die das Portfolio eines Fonds ausgerichtet ist. Konzentriert sich der Fonds konzentriert etwa auf Aktien bekannter US-Konzerne. Dann sind die drei Gewinner in diesem Jahr (alle Performances in Euro, Xetra-Kurse, Stichtag 30. November 2023):

  • der KI-Chiphersteller Nvidia mit einem Plus über zwölf Monate von 187 Prozent
  • der Internetkonzern Meta (ehemals Facebook) mit einer Aktienperformance von 181 Prozent und
  • das Bauunternehmen Pulte, dessen Aktien auf Jahressicht mit 89 Prozent im Plus liegen.

Zu den großen Verlierern des Jahres gehören hingegen die beiden Solarkonzerne Enphase Energy (minus 52 Prozent) und SolarEdge (minus 75 Prozent) sowie der Biotechkonzern Moderna (minus 56 Prozent).

 

Window Dressing made in Germany: Die Gewinner im DAX

Das sind die Top-Performer im Deutschen Aktienindex in diesem Jahr:

  • der Sportartikelhersteller Adidas mit einem Jahresplus von 58 Prozent
  • die Rüstungsfirma Rheinmetall, deren Aktien um 43 Prozent zulegte
  • der Baustoffkonzern Heidelberg Materials mit einem Kursgewinn von 42 Prozent
  • die Commerzbank, deren Aktie 41 Prozent gewann und
  • der Softwarehersteller SAP mit einem Plus von 39 Prozent.

Anleger sollten dabei beachten: Während des Window-Dressing-Zeitraums kann das Handelsvolumen für die entsprechenden Aktien ansteigen, da Fondsmanager Käufe und Verkäufe tätigen, um ihr Portfolio neu auszurichten. Dies kann dazu führen, dass die Aktien stärker schwanken.

 

Welcher Anlagezeitraum bietet sich an?

Mittel- und langfristig betrachtet erscheint es nicht sinnvoll, die Strategie nach dem Window Dressing auszurichten. Wer jedoch bereit ist, die entsprechenden Aktien nur für wenige Wochen zu kaufen und diese möglicherweise wieder zu verkaufen, für den könnte sich diese Strategie lohnen. Andererseits gibt es – wie generell bei Aktieninvestments – keine Garantie dafür, dass diese Investments Gewinne erzielen. Hinzu kommt, dass beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren in der Regel Ordergebühren entstehen, die die mögliche Rendite schmälern.

 

Für wen ist Window Dressing sinnvoll?

Wer auf die bislang gut gelaufenen Aktien eines Jahres setzen will, für den ist die Window Dressing-Strategie durchaus interessant. Ob sie sich auch auf lange Sicht lohnt, erscheint jedoch fraglich. Denn es ist keineswegs sicher, dass Aktien, die in einem Jahr gut laufen, auch in den kommenden Jahren gut abschneiden.

Alternativ können Anlegerinnen und Anleger auch die genau entgegengesetzte Strategie einschlagen und sich im neuen Kalenderjahr auf diejenigen Aktien konzentrieren, die im alten Jahr schlecht abgeschnitten haben. Das Prinzip dahinter: Diese Papiere sind möglicherweise günstig bewertet und könnten über Nachholpotenzial verfügen.

Grundsätzlich sollten beim Aktienkauf Kriterien im Vordergrund stehen, die wichtig für den langfristigen Erfolg sind. So spielen fundamentale Daten wie Umsätze, Gewinne, Preissetzungsmacht oder ertragreiche Geschäftsmodelle der Unternehmen bei Investmententscheidungen eine wichtige Rolle. Am Ende geht es nicht darum, ob Aktien in der Vergangenheit an Wert zugelegt haben, sondern darum, dass sie das auch in Zukunft tun. Daher ist es sinnvoll, sich Aktien ins Depot zu legen, die zur Markterwartung der Anlegerinnen und Anleger passen und aus deren Sicht Kurspotenzial versprechen.

Gian Hessami ist freiberuflicher Finanzjournalist. Er schreibt unter anderem für „Börse Online“, „Euro am Sonntag“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)“ und das „Handelsblatt“ rund um das Thema Geldanlage. Dabei stehen die Perspektive des Anlegers sowie die Chancen und Risiken der Investments im Vordergrund. Mit den Finanzmärkten beschäftigt sich der gelernte Zeitungsredakteur bereits seit 2004. Bei Investments fokussiert er sich auf Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Darüber hinaus hat er sich auf Derivate wie Zertifikate und Hebelprodukte, beispielsweise Optionsscheine und Knock-out-Papiere, spezialisiert.

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