
Technisch ist es eher simpel: Die Taxirechnung, den Parkschein, den Einkauf im Supermarkt, die Tankfüllung und das Bahnticket mit dem Smartphone begleichen. Doch durchsetzen konnte sich "Handypayment" bei uns bislang nicht. Nur etwa jeder Zehnte hat einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC von 2017 zufolge schon einmal über eine App auf dem Mobiltelefon beim Shoppen oder im Restaurant abgerechnet. Mobile Payment floppt bei uns bislang, weil Deutsche Bargeld lieben, Giro- sowie Kreditkarten weit verbreitet sind und unausgereifte Lösungen Konsumenten verwirren.
Nun könnten zwei Systeme aus China Deutschland erobern und damit die Ära der kontaktlosen Handyzahlung einläuten. Bereits seit 2015 können Besucher aus dem Reich der Mitte etwa am Münchner Flughafen mit der App "AliPay" des Internet-Giganten Alibaba Souvenirs erwerben. Ab November können Chinesen mit dem Konkurrenz-Produkt "WeChat Pay" von Tencent in über 2.000 Shops Waren kaufen – etwa bei der Drogerie-Kette Rossmann oder in Geschäften des Haushaltswaren-Herstellers WMF.
In China haben die Konzerne eine ähnliche Marktmacht wie Google oder Amazon. Tencent verwaltet eigenen Angaben zufolge rund 600 Millionen "WeChat"-Konten. "AliPay" soll 800 Millionen Nutzer haben. Nach einer im April 2017 publizierten Studie der Vereinten Nationen wurden im vergangenen Jahr über beide Apps rund 2,5 Billionen Euro bewegt.
Noch haben die Internet-Konzerne nur die jährlich etwa 1,5 Millionen chinesischen Touristen im Visier, die Kölner Dom, Brandenburger Tor oder Schloss Neuschwanstein ansteuern und zwischendurch für durchschnittlich 3.000 Euro vor allem Schmuck, Uhren, Kosmetik sowie hochwertige Haushaltsartikel erstehen.
Für Experten ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Apps auf heimische Telefone geladen werden können. "Die Dienste sind einfach, bieten Mehrwerte und kommen definitiv bald nach Deutschland", sagt Nikolas Beutin, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Leiter für Customer Practice bei PWC.
Die Bezahlsysteme des Messengers WeChat und von AliPay sind in China beliebt, weil damit nicht nur Seife im Laden oder Suppe auf der Straße erstanden werden können. Vielmehr sind die Angebote als digitale Buchungs- und Bezahlassistenten echte Multitalente.
Nutzer können verschiedenste Bankkarten integrieren, Taxis und Bahnen ordern sowie zahlen, Strom- und Wasser-Rechnungen überweisen, Geld an Verwandte senden, Finanzprodukte erwerben, in Online-Shops einkaufen – und zwar, ohne die Anwendung ein einziges Mal verlassen zum müssen. Zudem helfen die Apps mit Vorschlägen, Bewertungen, Spar-Tipps durch den "Finanzalltag".
Für Beutin ist dieses integrierte Shopping-Erlebnis entscheidend bei der Akzeptanz: "Weder Käufer noch Händler gewinnen etwas beim reinen Bezahlen per Smartphone. Wenn man aber Zeit beim Tanken spart, eine Zugfahrt buchen oder Rabatte sammeln kann, entstehen Mehrwerte für Anbieter und Nachfrager."
Bei der Wahl der richtigen Bezahl-App haben es Konsumenten bei uns nicht einfach. Während die Angebote der Handyhersteller "Samsung Pay" und "Apple Pay" oder "Android Pay" von Google in vielen Ländern längst laufen, fehlt der Zugang in Deutschland. Bei den Mobilfunk-Anbietern hat die Telekom Ende 2016 ihre digitale Brieftasche "MyWallet" sogar ganz vom Markt genommen. Begründung: "Zu geringes Kundeninteresse". Und die Deutsche Bank bietet zwar eine App zum Zahlen per Smartphone, doch das ist eine Ausnahme unter den Finanzinstituten.
Überweisungen ins Ausland gehören für viele zum Alltag. Wer bei Zahlungen in andere Länder Ärger und hohe Kosten vermeiden möchte, sollte diese Empfehlungen beachten. Mehr hierzu erfahren Sie in unserem Beitrag: "Überweisung ins Ausland - Der Teufel steckt im Detail".
Regeln für das Schreiben von Kommentaren:
Quelle: www.datenschutzbeauftragter-info.de