Auf einen Blick
  • Die kostenlose Mastercard des britischen Fin-Tech-Startups Curve ist mittlerweile auch in Deutschland verfügbar.

  • Das Unternehmen verspricht, alle anderen Kreditkarten zu ersetzen. Diese werden in einer App für Android und iOS hinterlegt.
  • In unserem Test verrichtete die Karte bei Händlern, an Geldautomaten und bei Internet-Einkäufen in Deutschland ihren Dienst tadellos.

  • Allerdings gibt es einen großen Haken: Curve ist nicht mit dem deutschen Girocard-System kompatibel.
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In einem deutschen Durchschnitts-Portemonnaie befinden sich zwischen sechs und zehn Karten. Neben Giro- und Kreditkarten gehören dazu Personalausweis, Führerschein, Kundenkarten und elektronische Monatstickets für den öffentlichen Nahverkehr oder das Fitnessstudio.

Nicht zu vergessen auch Banknoten und Münzen. Das alles ständig bei sich zu tragen ist nicht nur lästig, sondern bei einem Verlust besonders ärgerlich, denn alle Karten müssen gesperrt und neu bestellt werden. 

Dieses Problem kennen aber wohl nicht nur deutsche Verbraucher, weshalb der israelische Startup-Investor Shachar Bialick in London das Fin-Tech-Unternehmen Curve gegründet hat. Das von ihm entwickelte Produkt basiert auf einer Mastercard, die mit einer Smartphone-App für Android beziehungsweise iOS verknüpft wird.

In dieser App können dann verschiedene Karten hinterlegt werden. Bei jedem Zahlvorgang wählt der Kunde in der App die gewünschte Karte aus und zahlt an der Kasse oder im Internet mit seiner Curve-Card.

Wie funktioniert Curve in der Praxis

Zu Testzwecken haben wir ein Smartphone vom Typ Honor 5C mit der Android-Version 7.0 verwendet. Die App können Kunden in Deutschland regulär aus dem Google Play Store herunterladen und installieren. Zum Zeitpunkt des Tests befand sich das Produkt für Deutschland noch in einer Beta-Phase, weshalb wir die Karte über eine Warteliste bestellen mussten. Das Unternehmen kündigte jedoch auf Nachfrage an, den regulären Betrieb für alle Kunden in einigen Wochen freizugeben.

Nach der Installation wird ein Account mit den Kundendaten, wie Adresse, Geburtsdatum und Mobilfunknummer in der App hinterlegt. Eine gesonderte Bonitätsprüfung in Deutschland erfolgt nach unserem Kenntnisstand nicht. Das erschiene auch wenig logisch, denn bei der Curve-Card handelt es nicht etwa um eine Charge- oder Revolving-Karte mit einem individuellen Kreditrahmen, sondern lediglich um eine Debit-Karte, die Zahlungen zu anderen Karten "durchschleift".

Derzeit werden ausschließlich Zahlungskarten der großen US-Anbieter Visa und Mastercard unterstützt. American Express ist zum Beispiel aktuell noch nicht dabei. Problematischer dürfte für deutsche Kunden allerdings die fehlende Unterstützung für das Girocard-System sein. Diese Karten werden nämlich hierzulande regulär zu Bankkonten ausgegeben. Das bedeutet konkret: Wer nicht über eine Visa oder Mastercard seiner Hausbank verfügt, bleibt aktuell komplett außen vor.

Wir haben diesbezüglich bei Curve nachgehakt, jedoch scheint das Thema dort aktuell nicht weit oben auf der Agenda zu stehen. Dafür beschäftigen sich die Londoner wohl mit der Integration von Google Pay. Wer Curve nutzt, kann also künftig den Smartphone-Zahlungsdienst selbst dann verwenden, wenn die eigene Bank ihn noch nicht unterstützt.

Ein besonders originelles Feature, welches man sonst nirgendwo findet, ist "Back in Time". Damit ist es in der App nachträglich möglich, eine andere Karte zu belasten. Wer beispielsweise mit Curve zahlt und den Betrag von der hinterlegten Karte bei ING-Diba abbuchen lässt, kann die Zahlung nachträglich auf eine andere Karte – beispielsweise bei der Consorsbank – umleiten.

Welche Kosten fallen an?

In der Basisversion ist Curve kostenfrei, es gibt aber auch ein Premium-Angebot. Dies beinhaltet unter anderem doppelte Prämienpunkte namens "Curve Rewards". Für Kunden in Deutschland ist das aber unserer Ansicht nach weniger interessant, da hier vor allem mit britischen Händlern kooperiert wird.

Preislich attraktiv sind Barabhebungen am Geldautomaten. Bis zu 200 Euro im Monat sind weltweit gebührenfrei, im Anschluss fallen im Rahmen einer Fair-Use-Policy zwei Prozent der Verfügung an (plus gegebenenfalls zwei GBP in Fremdwährung).

Gleiches gilt auch für bargeldlose Transaktionen in Fremdwährung an Kassen beziehungsweise im Internet. Während so manches deutsche Kreditinstitut hier ebenfalls mit 1,75 Prozent oder mehr zulangt, berechnet Curve vergleichsweise faire ein Prozent vom Umsatz.

Lesen Sie auch: Kostenlose Kreditkarte: Auf die Details kommt es an

Kostenvergleich Debit-Cards

Im Vergleich mit den in Deutschland häufig genutzten, kostenlosen Debit-Kreditkarten der ING-Diba und Consorsbank schneidet Curve gut ab. 


Curve ING-Diba Consorsbank
Kartentyp Mastercard Visa Visa 
Barverfügung weltweit kostenlos bis 200 Euro / Monat in der Eurozone kostenlos ab 50 Euro je Verfügung, sonst 10 Euro monatlich für kleinere Abhebungen in der Eurozone kostenlos
(ab 1. Nov. 2018 kosten Barabhebungen unter 50 Euro 1,95 Euro pro Verfügung) 
Bargeldloser Einsatz  in Fremdwährung 1,00 Prozent vom Umsatz 1,75 Prozent vom Umsatz 1,75 Prozent vom Umsatz
Karte per App verwalten ja nein nein

Fazit

Die Curve-Card hat uns insgesamt gut gefallen. Insbesondere Personen, die unterschiedliche Kreditkarten nutzen und häufig außerhalb der Eurozone reisen, sollten sich das Produkt einmal näher anschauen. Die Kartenverwaltung in der App ist vorbildlich.

Sie kann dort jederzeit kostenfrei gesperrt und entsperrt werden, auch die Pin-Änderung und Bestellung einer (kostenfreien) Ersatzkarte ist am Smartphone möglich. Lediglich die derzeit fehlende Möglichkeit, Girocards zu hinterlegen und ein fehlender Zugang am Computer oder Laptop trübten das Gesamtbild ein wenig.

Biallo Tipp

Zwar ist Curve keine eigenständige Charge- oder Revolving-Card, jedoch kann sie auf den Kreditrahmen anderer hinterlegter Karten zurückgreifen. Wer trotzdem Wert auf einen eigenständigen Kreditrahmen legt, ist zum Beispiel mit der Barclaycard Visa gut beraten. Dort entfällt das Auslandseinsatzentgelt beim bargeldlosen Bezahlen und am Automaten vollständig.

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