In Konstanz läuft es momentan noch wie in den meisten deutschen Städten: Es wird überwiegend mit Öl und Gas geheizt. Dabei hat sich die Kommune vorgenommen, bis 2035 klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, prüft die Stadt die Möglichkeit einer thermischen Seewassernutzung. Sie führt dazu eine Machbarkeitsstudie, zusammen mit der schweizerischen Nachbargemeinde Kreuzlingen, durch. Die Studie soll in einem Jahr fertig sein.
Der Bodensee sei eine „unendliche Wärmequelle“, zitieren die Stuttgarter Nachrichten Niklas Reichert, den verantwortlichen Wirtschaftsingenieur bei den Konstanzer Stadtwerken. Wenn alles glatt läuft, soll in Zukunft eine große Wärmepumpe das Seewasser ans Ufer befördern. Über einen Wärmetauscher gelangt die Wärmeenergie in einen Heißwasserkreislauf. Das Seewasser fließt anschließend – genauso sauber, aber ein wenig kühler – zurück in den Bodensee.
Zum Schutz des Ökosystems soll das Wasser aus einer Tiefe von 20 bis 40 Metern entnommen werden. Dort herrscht das ganze Jahr über eine Temperatur von vier bis sieben Grad. Dies bedeutet einen klaren Vorteil gegenüber Luftwärmepumpen, die im Winter mit deutlich niedrigeren Temperaturen kämpfen müssen.
Das Potential ist gewaltig. Jeder zweite Haushalt Baden-Württembergs könnte mit Wärme aus dem Bodensee versorgt werden. Dass diese Pläne nicht unrealistisch sind, zeigt folgendes Beispiel: Das größte Seewasserkraftwerk in Europa liefert Wärme in Stockholm mit einer Leistung von 420 Megawatt. Es versorgt aktuell 2,1 Millionen Haushalte.
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