Das erwartet Sie in diesem Artikel
- 1.Aktuelle Entwicklung der Kreditzinsen
- 2.Kreditzinsen vergleichen und die besten Konditionen sichern
- 3.Die besten bonitätsabhängigen Zinsen
- 4.Zwei-Drittel-Zins (auch 2/3-Zinssatz): Das sollten Sie beachten
- 5.Schufa-Score beeinflusst Zinshöhe
- 6.Ratenkredite mit bonitätsunabhängigen Kreditzinsen
- 7.Die besten bonitätsunabhängigen Zinsen
- 8.Sollzins versus Effektivzins
- 9.Wann der Effektivzins in die Höhe schnellt
- 10.Restschuldversicherung erhöht Effektivzins
- 11.Variable und fixe Zinsen
- 12.Leitzinsen beeinflussen Kreditzinsen
- 13.Kreditzinsen versus Dispozinsen
- 14.Welche sonstigen Faktoren beeinflussen die Höhe der Kreditzinsen?
Infolge der Zinswende seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) sind nicht nur die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld deutlich gestiegen, sondern auch die Kreditzinsen. Derzeit kostet ein Verbraucherdarlehen so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Für Darlehen mit dreijähriger Laufzeit werden laut Biallo-Index im Schnitt Zinsen von 9,13 Prozent effektiv pro Jahr fällig (Stand: 11. Oktober 2023). Das sind rund drei Prozentpunkte mehr als im Juli 2022, als die EZB die Leitzinsen zum ersten Mal im aktuellen Zinszyklus anhob.
Aktuelle Entwicklung der Kreditzinsen
Für Darlehen mit vierjähriger Laufzeit beträgt der durchschnittliche effektive Jahreszins aktuell 9,14 Prozent. Das Rekordtief für vierjährige Ratenkredite markierte der Biallo-Index im Frühjahr 2017 bei 4,99 Prozent. Verglichen damit kosten Verbraucherdarlehen heute also im Schnitt gut vier Prozentpunkte mehr.
Hauptgrund für den deutlichen Zinssprung auf Jahressicht sind die zahlreichen Leitzins-Erhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Um die hohe Inflation zu bekämpfen, hob die EZB die Leitzinsen seit Sommer vergangenen Jahres zehn Mal in Folge an. Dadurch stieg der Hauptrefinanzierungssatz von null auf 4,50 Prozent.
Die nächste Sitzung des EZB-Rats findet am 26. Oktober statt. Durchaus möglich, dass die EZB der US-Notenbank folgt und vorerst eine Zinspause einlegt. Dann dürften sich auch die Kreditzinsen auf hohem Niveau konsolidieren und einen Seitwärtstrend einläuten. Die aktuellen Zinsmeldungen beim Ratenkredit können Sie über unseren Zinsticker verfolgen.
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Kreditzinsen vergleichen und die besten Konditionen sichern
Wenn Sie die aktuellen Kreditangebote genau unter die Lupe nehmen, werden Sie feststellen, dass die Kreditzinsen der einzelnen Anbieter teilweise weit auseinanderklaffen. Oft ist es sogar so, dass die Konditionen bei ein und derselben Bank unterschiedlich ausfallen. So kann es sein, dass der Kredit in der Filiale mehr kostet, als wenn Sie ihn übers Internet abschließen. Auch innerhalb einer Bankengruppe können die Zinssätze von Region zu Region abweichen. Deshalb sollten Sie die Angebote immer online vergleichen.
Der Ratenkredit-Vergleich von biallo.de zeigt: Die Top-Anbieter bieten deutlich bessere Konditionen als der Durchschnitt. Bei einer Laufzeit von vier Jahren und einer Kreditsumme von 10.000 Euro können Sie noch Zinsangebote von unter 7,00 Prozent effektiv pro Jahr erhalten.
Die besten bonitätsabhängigen Zinsen
Anbieter | Zinsspanne p. a. eff. | Zwei-Drittel-Zins p. a. eff. | Mtl. Rate in Euro |
---|---|---|---|
Bank of Scotland | 5,36 - 7,99 % | 6,01 % | 234,17 |
Deutsche Skatbank | 4,60 - 6,06 % | 6,06 % | 234,38 |
SWK Bank | 6,29 - 10,29 % | 6,79 % | 237,55 |
Targobank | 2,29 - 10,99 % | 6,95 % | 238,25 |
SKG Bank | 5,79 - 11,29 % | 7,19 % | 239,29 |
ING | 3,79 - 10,09 % | 7,29 % | 239,73 |
PSD Bank RheinNeckarSaar (bundesweites Angebot) |
keine Angabe | 7,32 % | 239,86 |
Quelle: biallo.de / Stand: 11. Oktober 2023 / Laufzeit: 48 Monate / Kreditvolumen: 10.000 Euro / Angaben ohne Gewähr.
Allerdings bekommen nur wenige Verbraucherinnen und Verbraucher den niedrigsten Zinssatz bei den genannten Banken. Denn die ausgewiesenen Zinsen sind bonitätsabhängig. Das bedeutet: Die besten Konditionen können Sie nur mit höchster Bonität erhalten – die Betonung liegt hier aber auf "können".
Dennoch kann es sich für bonitätsstarke Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer lohnen, ein Angebot mit bonitätsabhängigen Zinsen einzuholen. Wer unter anderem einen sicheren Arbeitsplatz und ein hohes Einkommen hat, zahlt in der Regel weniger Kreditzinsen als jemand, der knapp bei Kasse ist und dessen Job durch Branchenrisiken gefährdet ist – daher auch bonitätsabhängige Kreditzinsen.
Bei der Targobank etwa sind mit Top-Bonität Effektivzinsen ab 2,29 Prozent pro Jahr möglich, bei der ING ab 3,79 Prozent. Im ungünstigen Fall – sprich mit geringerer Bonität – können die Kreditzinsen bei beiden Banken allerdings prozentual zweistellig ausfallen.
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Zwei-Drittel-Zins (auch 2/3-Zinssatz): Das sollten Sie beachten
Als Orientierungshilfe sollten Sie bei bonitätsabhängigen Zinsen auf den sogenannten Zweidrittelzins achten. Das ist der Zinssatz, den mindestens zwei Drittel der Kunden bei dem betreffenden Kreditinstitut erhalten. Seit 2010 sind Kreditinstitute gemäß Preisangabenverordnung (PAngV) gesetzlich dazu verpflichtet, diesen Zinssatz in einem repräsentativen Beispiel auszuweisen. Allerdings kritisieren Verbraucherschützer, dass der Zweidrittelzins bei manchen Vergleichsportalen oder Einzelangeboten zum Teil nur versteckt oder mit Sternchen-Hinweis ausgewiesen wird.
Zudem ist für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ersichtlich, welche Daten bei der Ermittlung des Zweidrittelzinses herangezogen werden. Dabei hat der Kreditgeber nämlich Spielraum: Wenn eine Bank zum Beispiel mit einem Möbelhaus oder Elektromarkt kooperiert und eine Null-Prozent-Finanzierung vergibt, dann fließen diese Nullzinsen auch in die Berechnung des Zweidrittelzinses mit ein. So kann dieser Zins optisch viel niedriger ausfallen, als er tatsächlich ist.
- Biallo-Tipp: In unserem Ratenkredit-Vergleich zeigen wir bei Verbraucherdarlehen mit bonitätsabhängigen Zinsen die Sortierung immer nach dem Zwei-Drittel-Zins an. Dieser wird transparent dargestellt. Somit wird die Trefferanzeige nicht verzerrt und Sie erhalten einen wirklich objektiven Vergleich.
Sehen Sie auch unser Youtube-Erklärvideo zum Thema Ratenkredit:
Schufa-Score beeinflusst Zinshöhe
Für die Ermittlung Ihres individuellen Zinssatzes bei bonitätsabhängigen Krediten ist auch das sogenannte Schufa-Scoring entscheidend, das Banken und Sparkassen zur Bewertung Ihrer Bonität heranziehen. Die Wirtschaftsauskunftei Schufa Holding AG führt für jede in Deutschland gemeldete Person, die ein Geschäft mit einem Vertragspartner der Schufa eingegangen ist, einen Score. Der Wert gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie das Darlehen auch ordnungsgemäß bedienen können. Je höher der Schufa-Score, desto niedriger das Ausfallrisiko, was vom Kreditgeber meist mit einem Zinsabschlag honoriert wird.
Auf der anderen Seite hat jedes Kreditinstitut seine eigenen Bewertungskriterien, um Ihre Kreditwürdigkeit zu bestimmen. Diese internen Richtlinien können jederzeit verändert werden. Verbraucherschützer kritisieren die mangelnde Transparenz. Denn nach welchen Maßstäben die interne Bonitätseinstufung erfolgt, wird einem nicht mitgeteilt. So kann es vorkommen, dass Sie mit hohem Einkommen und sicherem Job trotzdem einen hohen Zins zahlen müssen – ohne dass Sie von der Bank den Grund erfahren.
Ratenkredite mit bonitätsunabhängigen Kreditzinsen
Um auf Nummer sicher zu gehen und am Ende nicht enttäuscht zu werden, sollten Sie immer auch ein Angebot mit bonitätsunabhängigen Kreditzinsen einholen. Denn hier gibt es einen Einheitszinssatz, der für alle Kunden gleichermaßen gilt. Bonitätsunabhängig heißt in diesem Kontext nicht, dass die Schufa-Auskunft entfällt. Die Bonität muss trotzdem stimmen.
Oft sind die Richtlinien für die Kreditvergabe sogar noch strenger als bei Krediten mit bonitätsabhängigen Zinsen. Denn bei bonitätsunabhängigen Zinsen haben Kreditinstitute keinen Handlungsspielraum, um etwa eine schlechtere Bonität beziehungsweise ein höheres Ausfallrisiko mit einem Zinsaufschlag zu versehen. Bei Krediten mit bonitätsunabhängigen Zinsen gilt der Einheitszinssatz meist auch über alle Laufzeiten und Kreditsummen hinweg.
Die besten bonitätsunabhängigen Zinsen
Zinssatz p.a. eff. | Mtl. Rate in Euro | |
---|---|---|
PSD Bank Nürnberg (bundesweites Angebot) |
6,69 % | 237,12 |
DKB¹ | 7,39 % | 240,16 |
Quelle: biallo.de / Stand: 11. Oktober 2023 / Laufzeit: 48 Monate / Kreditvolumen: 10.000 Euro / Angaben ohne Gewähr.
¹Aktivkunden erhalten einen Zinsabschlag von 0,30 Prozentpunkten auf den effektiven Jahreszins; ebenso in der Variante "Privatkredit Sofort" (digitaler Kontocheck)
Hinweis: Viele regionale PSD Banken offerieren ebenfalls bonitätsunabhängige Zinsen – zum Beispiel die PSD Bank Koblenz mit 5,42 Prozent effektiv für Laufzeiten von 25 bis 48 Monaten. Nutzen Sie daher auch die Postleitzahl-Suchfunktion in unserem Ratenkredit-Vergleich.
Biallo-Tipp: Datenschutz Grundverordnung
Sollzins versus Effektivzins
Bei den Kreditzinsen wird zwischen dem Sollzins und dem Effektivzins unterschieden. Vor Einführung der Verbraucherkreditrichtlinie im Juni 2010 hieß der Sollzins noch Nominalzins. Es ist derjenige Zins, der nominal pro Jahr vom Darlehensbetrag erhoben wird. Mithilfe des Sollzinses wird die Kreditrate berechnet, die sich aus Schulden- und Zinstilgung zusammensetzt.
Der Sollzins spiegelt allerdings nicht die Gesamtkosten eines Kredits wider und ist für einen Kreditvergleich eher ungeeignet. Deshalb sind Banken seit 2010 dazu verpflichtet, immer auch den effektiven Jahreszins auszuweisen, mit dem sich Angebote besser vergleichen lassen.
Der Effektivzins liegt meist etwas höher als der Sollzins und zeigt, wie viel ein Kredit wirklich kostet. So können Sie Kreditangebote mit gleichem Volumen und identischer Laufzeit optimal vergleichen. Der Effektivzins wird nach einer bestimmten Formel berechnet. In die Berechnung fließen unter anderem ein: Sollzins, Nettokreditbetrag, Tilgung, Dauer der Zinsfestschreibung sowie ein mögliches Disagio – also ein Abschlag zum Auszahlungswert.
Kreditbearbeitungsgebühren spielen keine Rolle mehr, da der Bundesgerichtshof im Mai 2014 die Erhebung von Bearbeitungsentgelten bei Verbraucherdarlehen für unzulässig erklärt hat (Az. XI ZR 405/12, XI ZR 170/13). Bei Ratenkrediten fällt der Unterschied zwischen Soll- und Effektivzinsen daher meist gering aus, zumal es hier in der Regel auch kein Disagio oder andere relevante Kosten wie etwa Kontoführungsgebühren oder Abschlussgebühren gibt, die den Effektivzins in die Höhe treiben (Ausnahme siehe unten).
- Ein Beispiel: Wenn bei einem Ratenkredit der Nominalzins 6,50 Prozent pro Jahr beträgt, dann liegt der Effektivzins bei 6,697 Prozent pro Jahr. Grund für den Aufschlag ist hier allein das Ratenintervall. Würde die Rückzahlung jährlich stattfinden, dann lägen Sollzins und Effektivzins identisch bei 6,50 Prozent. Beim Sollzins wird nämlich davon ausgegangen, dass die Zinsen am Jahresende fällig werden. Da der Kreditnehmer bei einem Ratenkredit aber Monat für Monat die Zinsen anteilig im Voraus bezahlt, entsteht ihm ein Nachteil. Dadurch zahlt er rechnerisch einen höheren Zins als den Sollzins.
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Wann der Effektivzins in die Höhe schnellt
Bei Baufinanzierungen kann der Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins beträchtlich ausfallen, wie ein Beispiel der Verbraucherzentrale Bremen zeigt: Eine Bank bot einem Verbraucher an, eine Immobilie mit einem tilgungsfreien Vorausdarlehen in Verbindung mit einem Bausparvertrag zu finanzieren. Der Sollzins für das Darlehen lag in der vergangenen Niederigzinsphase bei 2,15 Prozent. Klingt auf den ersten Blick nicht schlecht.
Doch es fielen eine ganze Reihe relevanter Kosten an, unter anderem Abschlusskosten für den Bausparvertrag und Gebühren für die Eintragung einer Grundschuld. Der Verbraucher hätte zusätzlich 7.613 Euro zahlen müssen. "Diese Mehrkosten führen dazu, dass der effektive Darlehenszins deutlich höher ist", stellte die Verbraucherzentrale Bremen fest. Der Effektivzins lag durch die zusätzlichen Kosten bei 3,34 Prozent und damit gut die Hälfte höher als der ausgewiesene Sollzins.
Eine repräsentative Umfrage der Verbraucherzentrale Bremen vom Mai 2017 kam außerdem zu dem Ergebnis, dass zwar knapp zwei Drittel der Verbraucher schon mal den Begriff Effektivzins gehört haben, aber nur jeder Fünfte weiß, dass der Effektivzins in der Regel höher ausfällt als der Sollzins und die Kreditnebenkosten beinhaltet. "Besonders erschreckend ist, dass jeder Vierte der Befragten, die den Begriff Effektivzins noch nie gehört haben, schon einmal ein Darlehen bei einer Bank oder Sparkasse aufgenommen hat", so die Verbraucherschützer.
Biallo-Tipp: Es zählt immer der Effektivzins!
Restschuldversicherung erhöht Effektivzins
Der Effektivzins berücksichtigt allerdings nicht sämtliche Kosten, die bei einem Kredit entstehen können. Bereitstellungszinsen, Kontoführungsgebühren und Gebühren für Sondertilgungen fließen laut PAngV nicht in die Berechnung des effektiven Jahreszinses ein.
Prämien für eine Restschuldversicherung werden nur dann berücksichtigt, wenn das Kreditinstitut die Police als Bedingung für die Kreditvergabe voraussetzt. Wenn Sie die Restschuldversicherung aus freien Stücken abschließen, muss die Bank die Kosten nicht in den effektiven Jahreszins einrechnen. Allerdings sind die Grenzen hier oft fließend und ein Fehlverhalten seitens der Bank ist oft schwer nachzuweisen.
Wie schnell der Effektivzins in die Höhe schnellen kann, zeigt ein Beispiel der Verbraucherzentrale Hamburg, die zusammen mit der Verbraucherzentrale Sachsen, dem Institut für Finanzdienstleistungen (iff) und dem Hamburger Rechtsanwalt Prof. Dr. Udo Reifner im Januar 2018 das "Bündnis gegen Wucher" gründete. Die Verbraucherschützer weisen auf einen Fall einer Kreditnehmerin hin, die bei einem Darlehen über 40.100 Euro zusätzlich eine Restschuldversicherung zum Preis von 22.328 Euro abschloss. "Rechnet man die Kosten der Versicherung in die Gesamtkreditkosten ein, ergibt sich ein Effektivzins von knapp 30 Prozent. Im Vertrag stehen jedoch nur 10,95 Prozent", monieren die Verbraucherschützer.
Im Mai 2023 verkündete das Landgericht Erfurt ein wegweisendes Urteil zu Wucherkrediten (Aktenzeichen 9 O 101/23): Demnach gelten Kreditangebote, bei denen die Zinsen mehr als 100 Prozent über den marktüblichen Konditionen liegen, als sittenwidrig. Dem Kläger wurde die Restschuld von 11.548,17 Euro erlassen.
Variable und fixe Zinsen
Bei Ratenkrediten werden die Zinsen in der Regel über die gesamte Laufzeit festgeschrieben. Man spricht deshalb auch von fixen Zinsen oder gebundenen Sollzinsen. Ändern sich die Kapitalmarktzinsen, bleibt der Zins für das Darlehen trotzdem auf dem vorher festgelegten Niveau.
Anders sieht es beim ungebundenen Sollzins aus, auch variabler Zins genannt. Dieser schwankt mit den Kapitalmarktzinsen. Variable Zinsen gibt es zum Beispiel beim Dispokredit. Der Dispozins richtet sich meist nach dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB). Hebt die EZB beispielsweise den Leitzins wie zuletzt um 50 Basispunkte an, dann steigt der Dispozins in der Regel um den gleichen Prozentsatz.
Bei variablen Hypothekendarlehen mit sehr kurzer Zinsfestschreibung (meist vierteljährlich) richtet sich der Zinssatz in der Regel nach dem Euribor (Euro Interbank Offered Rate). Das ist der Zins, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Die Zinsanpassung bei variablen Darlehen erfolgt jeweils zum Quartalsanfang.
Eine Sonderform stellen Annuitätendarlehen bei der Baufinanzierung dar. Hier ist der Sollzins nicht über die gesamte Laufzeit festgeschrieben, sondern die Zinsbindung beträgt – je nach Finanzierungsmodell – fünf bis 30 Jahre. Das heißt, in diesem Zeitraum kann die Bank nicht an den Zinsen rütteln.
Nach Ablauf der Zinsbindungsfrist werden die Zinsen in der Anschlussfinanzierung neu verhandelt und an das dann gültige Zinsniveau angepasst. Deshalb ist der Sollzins nur in der Zinsfestschreibungsdauer gebunden und danach variabel. Für den Effektivzins bedeutet das, dass dieser nicht für die gesamte Dauer der Finanzierung ermittelt werden kann. Deshalb spricht man hier auch vom anfänglichen Effektivzins, der für die Dauer der Zinsbindung gilt.
Anders bei sogenannten Volltilgerdarlehen: Bei dieser Darlehensart wird der Zinssatz über die gesamte Laufzeit festgeschrieben, bis der Immobilienkredit komplett getilgt ist.
Leitzinsen beeinflussen Kreditzinsen
Bei der Entwicklung der Kreditzinsen gibt die Europäische Zentralbank (EZB) generell den Takt vor. Mehrere Jahre lag der Leitzins, zu dem sich Banken bei der EZB refinanzieren, bei null Prozent. Der Einlagensatz, zu dem Banken kurzfristige Liquidität bei der EZB parken, wurde im September 2019 auf minus 0,50 Prozent verschärft.
Am 21. Juli 2022 schließlich hob die Europäische Zentralbank die Leitzinsen zum ersten Mal seit elf Jahren an. Danach folgten neun weitere Zinserhöhungen in Folge. Mit Wirkung zum 20. September liegt der Satz für die Einlagenfazilität bei 4,00 Prozent. Haupt- und Spitzenrefinanzierungssatz betragen 4,50 respektive 4,75 Prozent.
Die Zinswende hat auch die Bauzinsen nach oben getrieben, die mittlerweile so hoch stehen wie seit Frühjahr 2011 nicht mehr.
Biallo-Index: Durchschnittliche Effektivzinsen für zehnjährige Annuitätendarlehen
Kreditzinsen versus Dispozinsen
Wer auf seinem Girokonto einen regelmäßigen monatlichen Geldeingang erhält, bekommt von seiner Bank oder Sparkasse meist einen Dispokredit eingeräumt. Die Dispozinsen fallen allerdings deutlich höher aus, als die Zinsen für einen Ratenkredit. Laut Biallo-Index liegen die Dispozinsen derzeit im Schnitt bei 11,80 Prozent und damit fast drei Prozentpunkte höher als für Ratenkredite mit einer Laufzeit von 36 Monaten. Wer seinen Disporahmen regelmäßig ausschöpft oder zuweilen sogar überzieht, sollte seinen Dispokredit daher mit einem Ratenkredit umschulden, zumal immer noch viele Geldinstitute die Überziehung des Disporahmens mit einem Zinsaufschlag bestrafen.
Auch einen bestehenden Ratenkredit umzuschulden, kann sich lohnen. Denn Banken dürfen für die vorzeitige Ablösung eines Verbraucherdarlehens nur noch eine gesetzliche Vorfälligkeitsentschädigung von einem Prozent der ausstehenden Kreditsumme verlangen – bei einer Restlaufzeit von bis zu zwölf Monaten sogar nur 0,50 Prozent. Das macht bei einer Restschuld von 10.000 Euro maximal 100 Euro Strafgebühr, die sich über die Zinsersparnis locker wieder reinholen lässt.
Wer beispielsweise einen Ratenkredit mit 9,00 Prozent Sollzins abgeschlossen hat, spart bei einer Restschuld von 10.000 Euro und einer Restlaufzeit von drei Jahren mit einer Umschuldung zu 6,50 Prozent gut 400 Euro an Zinskosten. Dazu fällt die monatliche Rate mit 306,49 Euro gut zehn Euro geringer aus.
- Biallo-Tipp: Viele Banken bieten auch kostenlose Sondertilgungsoptionen ohne Zinsaufschlag an, unter anderen DKB, Comdirect, ING und SKG Bank.