


Auf einen Blick
Die Suche nach dem passenden Kredit kann zeitintensiv und verwirrend sein. Sollzins, Effektivzins, weitere Kosten für eine Restschuldversicherung oder Sondertilgungsmöglichkeiten – bei der Kreditaufnahme gibt es viele Kostenfaktoren. So haben wir erklärt, was der Unterschied zwischen Sollzins und effektivem Jahreszins ist. Beim Vergleich von Angeboten sollten Kreditnehmer in spe zunächst auf den effektiven Jahreszins achten.
Unter dem effektiven Jahreszins versteht man die jährlichen Gesamtkosten für einen Kredit. Während es sich beim Sollzins um den reinen Netto-Kreditzins handelt, ist der Effektivzins umfangreicher. Er umfasst auch weitere Gebühren und Kosten für die Kreditaufnahme. Die Preisangabenverordnung sieht vor, dass Kreditinstitute die Gesamtkosten eines Verbraucherdarlehens ausweisen und diesen als effektiven Jahreszins angeben müssen (PAngV § 6 Verbraucherdarlehen).
Der Effektivzinssatz soll Kredite vergleichbarer machen, da er – anders als der Sollzinssatz – weitere Kreditkosten berücksichtigt. Dies ist unter anderem bei Bauspardarlehen enorm wichtig. Während unter anderem die Bausparkasse LBS Ost aus unserem Bausparvertrag-Vergleich mit einem Sollzinssatz von 0,95 Prozent wirbt, ist der Effektivzins mit 1,46 Prozent um mehr als 50 Basispunkte höher. Dies liegt daran, dass beim Abschluss eines Bausparvertrages unter anderem eine Abschlussgebühr anfällt, die bei den Gesamtkosten des Kredits berücksichtigt werden muss.
Angegeben wird der Effektivzinssatz in Prozent der Nettodarlehenssumme pro Jahr.
Beispiel: Für einen Ratenkredit über 10.000 Euro und mit vier Jahren Laufzeit verlangt ein Kreditinstitut einen Sollzins von 4,45 Prozent und einen Effektivzins von 4,60 Prozent pro Jahr. Der Kreditnehmer zahlt eine Kreditrate von rund 229 Euro pro Jahr. Der Unterschied zwischen 4,45 Prozent und 4,60 Prozent ist in diesem Beispiel gering. Monatlich macht er nur wenige Cent aus. Bei höheren Kreditsummen, wie zum Beispiel bei einer Baufinanzierung und größeren Unterschieden zwischen Nominal- und Effektivzinssatz kann er sich hingegen deutlicher bemerkbar machen. Wer auf der Suche nach einem Kredit ist, sollte seinen Blick also auf den Effektivzins richten. So kann man Angebote besser vergleichen und weiß, welche Kosten am Ende tatsächlich auf einen zukommen.
Je nach Kostenstruktur des Kreditinstituts kann es vorkommen, dass der Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins höher oder niedriger ausfällt. Manchmal sind beide auch gleich hoch.
Wichtig bei Baufinanzierungen: Bei der Berechnung des effektiven Jahreszinses wird zwar von der kompletten Kreditlaufzeit ausgegangen, also bis das Darlehen komplett getilgt ist. Am Ende der Zinsbindung von beispielsweise 15 Jahren, kann sich das Zinsniveau aber deutlich geändert haben. Entsprechend kann dann auch der Effektivzins höher oder niedriger ausfallen.
Der Effektivzins enthält zum Beispiel Kosten für die Vermittlung des Kredits, ein verpflichtendes Wertgutachten und eine verpflichtende Kreditabsicherung. Die Preisangabenverordnung (PAngV) sieht in §6 Verbraucherdarlehen vor:
„In die Berechnung des anzugebenden effektiven Jahreszinses sind als Gesamtkosten die vom Verbraucher zu entrichtenden Zinsen und alle sonstigen Kosten einschließlich etwaiger Vermittlungskosten einzubeziehen, die der Verbraucher im Zusammenhang mit dem Verbraucherdarlehensvertrag zu entrichten hat und die dem Darlehensgeber bekannt sind. Zu den sonstigen Kosten gehören:
Aber Achtung: Es können weitere Kosten darüber hinaus anfallen, die nicht im Effektivzins berücksichtigt sind. Hierzu zählen Kosten für optionale Zusatzleistungen, beispielsweise für eine Restschuldversicherung, und Kosten, die wegen Zahlungsverzugs des Kreditnehmers entstehen. Auch die Kosten für die Eintragung im Grundbuch oder für mögliche Sondertilgungen sind nicht im Effektivzinssatz berücksichtigt.
Vereinfacht lässt sich sagen: Der effektive Jahreszins berechnet sich anhand der Gesamtkosten für den Kredit in Abhängigkeit zur Darlehenssumme und Laufzeit. Die Formel lautet:
Effektiver Jahreszinssatz = Kreditkosten (gesamte Rückzahlung minus Auszahlungsbetrag) / Nettodarlehensbetrag * 24/(Laufzeit in Monaten + 1)
Dieses Verfahren nennt sich Uniform-Methode, mit der eine Abschätzung des Effektivzinssatzes möglich ist. Tatsächlich liegt der Berechnung des Effektivzinssatzes durch die Bank eine kompliziertere Methode zugrunde. Die mathematische Effektivzins-Formel hierfür findet sich in der Anlage der Preisangabenverordnung.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es jedoch nicht wichtig, weder den einfacheren noch den komplizierteren Berechnungsweg zu beherrschen. Schließlich müssen sie nicht selbst Zinsen berechnen. Für sie ist es vor allem wichtig, Kreditangebote nachvollziehen und vergleichen zu können (siehe unten).
Vorteil: Der Effektivzins ermöglicht eine konkretere Finanzplanung für angehende Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer. Denn anders als beim Sollzins sind hier bereits weitere Kreditkosten berücksichtigt. So ermöglicht der Effektivzins auch eine konkretere Kostenplanung, welche Belastung durch die Kreditaufnahme auf das Familienbudget zukäme. Dies ist sehr transparent und bietet außerdem den Vergleich verschiedener Finanzierungsangebote.
Nachteil: Auch der Effektivzins umfasst nicht alle möglichen Kreditkosten. Zudem ist die Berechnung oftmals sehr komplex. Interessenten sollten sich nicht in Sicherheit wähnen, dass sie beim Kreditvergleich nur auf den Effektivzins schauen brauchen. Sie kommen um einen umfassenderen Kreditvergleich nicht umhin.
Banken bieten immer häufiger für Ihre Kredite einen bonitätsabhängigen Zinssatz an. Dieser steht im krassen Gegensatz zu bonitätsunabhängigen Zinsen, den jeder Kreditnehmer unabhängig von seiner Bonität bekommt. Beim bonitätsabhängigen Zinssatz entscheidet die Bonität des Kreditnehmers über den Zinssatz. Das bedeutet, jeder Kunde kann je nach Bonität einen anderen effektiven Zins bekommen.
Damit Sie diese Angebote dennoch vergleichen können, sind Banken dazu verpflichtet, den sogenannten 2/3-Zinssatz anzugeben. Dieser sagt aus, welchen Zinssatz zwei Drittel aller Kunden höchstens bezahlen müssen. Es handelt sich um einen Durchschnittszins. Angegeben werden muss neben dem Sollzins auch der effektive Jahreszins. Dennoch sind diese Angebote mit Vorsicht zu betrachten, da Sie sich auch auf den angegebenen 2/3-Zinssatz nicht verlassen können. Denn oftmals werben Kreditinstitute mit niedrigen Zinssätzen, die Sie zunächst anlocken sollen, aber in den wenigsten Fällen an Sie vergeben werden.
Kreditnehmer sollten nicht nur auf den Sollzins, sondern auf den umfassenderen effektiven Jahreszins achten. Doch auch das allein reicht nicht aus. Weitere Faktoren können beim Kreditvergleich wichtig sein. Dabei können auch individuelle Anforderungen eine entscheidende Rolle spielen – zum Beispiel, ob hohe Bereitstellungszinsen anfallen könnten. Wer eine Immobilie baut, sieht sich wahrscheinlicher mit Bauverzögerungen konfrontiert. Dann können sich fällige Bereitstellungszinsen schnell zu mehreren hundert oder sogar tausend Euro summieren. Wer hingegen eine Bestandsimmobilie kauft, mag diesem Kostenfaktor weniger Bedeutung beimessen. Ist zwischenzeitlich ein zusätzlicher Geldsegen zu erwarten, können kostenlose Sondertilgungsmöglichkeiten die gesamten Kreditkosten deutlich drücken. Die Möglichkeit von Tilgungssatzwechseln ist hilfreich, wenn sich zwischenzeitlich das Familieneinkommen ändert. Steht mehr Geld zur Verfügung, kann der Kreditnehmer unter Umständen den Kredit schneller zurückzahlen und spart so Zinskosten. Sinkt das Einkommen etwa infolge von Arbeitslosigkeit, kann eine niedrigere Kreditrate die Familienkasse deutlich entlasten.