


Auf einen Blick
Eine Immobilie zu finanzieren bedeutet, über einen langen Zeitraum regelmäßig einen fixen Geldbetrag für die Rückzahlung des Darlehens aufzubringen. Um den Immobilienkauf auf eine solide Basis zu stellen, sollten Sie genau kalkulieren, welches monatliche Budget Ihnen für die Ratenzahlung zur Verfügung steht. Sie ermitteln das sogenannte Finanzierungspotential. Alle weiteren Berechnungen basieren auf diesem Wert.
Das Finanzierungspotential zu ermitteln, ist einfach. Sie ziehen von Ihren Einnahmen Ihre Lebenshaltungskosten ab, der übrigbleibende Betrag ergibt die gewünschte Größe. Wichtig: Legen Sie realistische Werte zugrunde, damit Ihre Baufinanzierung über die gesamte Darlehenslaufzeit realisierbar ist.
Im ersten Schritt rechnen Sie alle monatlichen Einnahmen zusammen. Zu den Einnahmen zählt zunächst einmal Ihr monatliches Nettoeinkommen. Sie sollten aber nur solche Einkünfte berücksichtigen, mit denen auch dauerhaft zu rechnen ist. Und: Sie sollten immer vom aktuellen Stand ausgehen, selbst wenn zukünftig mit bereits vereinbarten Gehaltserhöhungen zu rechnen ist, denn schließlich steigen ja auch die Lebenshaltungskosten. Über das regelmäßige Gehalt hinaus gehören auch weitere feste monatliche Einnahmen wie beispielsweise Kindergeld, Mieteinkünfte und Zinseinnahmen in die Aufstellung.
Zu den Lebenshaltungskosten zählen alle monatlichen Ausgaben, die Sie durchschnittlich in der Vergangenheit aufwenden mussten. Auch diese Aufstellung sollte ehrlich und sorgfältig erfolgen, denn auch kleine Beträge wie Mitgliedsbeiträge, Kosten für Zeitungsabos oder den Babysitter summieren sich.
Zu berücksichtigen sind außerdem auch schon Rücklagen für die Instandhaltung der Immobilie. Falls Sie nicht mit zusätzlichen Monatsgehältern wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld rechnen können, müssen Sie über regelmäßiges Sparen ein Guthaben aufbauen, das für später notwendige Reparaturen, Sanierungen und Renovierungen zur Verfügung steht.
Welche Kosten genau unter die Lebenshaltungskosten fallen, zeigt Ihnen die folgende Auflistung. Diese Auflistung bietet erst einmal eine Übersicht der wichtigsten Ausgaben. Im konkreten Fall können weitere Posten hinzukommen, wie beispielsweise die Kosten für die Betreuung des Nachwuchses in der Krippe, im Kindergarten oder Hort.
Natürlich berechnen auch die Kreditgeber anhand des Einkommens und der Lebenshaltungskosten die mögliche Darlehenshöhe des Kreditinteressenten. Dabei legen sie unterschiedliche Durchschnittswerte zugrunde. So gingen Banken bei einem Ehepaar mit einem Kind beispielsweise in der Vergangenheit oft von 1.200 bis 1.500 Euro aus. In solchen Pauschalrechnungen sind aber viele Ausgaben, die für eine Familie anfallen, nicht enthalten – zum Beispiel die Kosten für den Zweitwagen oder Beiträge für eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Ein anderer Richtwert orientiert sich am Nettoeinkommen: Diese Regel besagt, dass die Höhe der Darlehensrate aus Tilgung und Zins 40 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen darf. Bei 3.000 Euro netto wären das zum Beispiel 1.200 Euro. Hier gilt aber: Für Familien mit eher geringem Nettoeinkommen, können 40 Prozent schon zu hoch liegen, da bei ihnen der Anteil für Lebenshaltungskosten prozentual höher ausfällt.
Ziehen Sie Ihre Ausgaben von den Einnahmen ab, ergibt dies Ihr monatliches Finanzierungspotential. Im folgenden Beispiel sind das 999 Euro.
Ausgabenart | Höhe in Euro |
Nettoeinkommen | 3.945 |
Kindergeld | 219 |
Monatliche Einkünfte gesamt | 4.164 |
Lebensmittel, Körperpflege, Haushalt | 800 |
Kleidung | 165 |
Gesundheit | 50 |
Haushaltsgeräte | 50 |
Strom/Heizung/Wasser | 200 |
Wohnnebenkosten | 200 |
Rücklage für Instandhaltung | 100 |
Telefon/Internet /Handy | 100 |
Auto/Verkehr | 200 |
Versicherungs-/Altersvorsorgebeiträge | 350 |
Freizeit, Hobbies, Sport | 250 |
Urlaub | 350 |
Ausgabenpuffer | 100 |
Kita-Kosten | 250 |
Monatliche Ausgaben gesamt | 3.165 |
Monatliches Finanzierungspotenzial | 999 |
Steht Ihr monatliches Finanzierungspotential fest, können Sie berechnen, wie viel Darlehen Sie sich maximal leisten können. Dazu dient eine Formel, die außer dem Finanzierungspotential den Effektivzinssatz und den Tilgungssatz einbezieht.
Bei einer beispielsweise nur zweiprozentigen Tilgung und einer zehnjährigen Zinsbindung läge die Restschuld am Ende der Laufzeit noch vergleichsweise hoch. Und diese müssten Sie zu einem heute noch nicht bekannten Zinssatz weiterfinanzieren. Im ungünstigsten Fall wären die Raten dann unbezahlbar. Aufgrund dessen empfiehlt sich aktuell eine Zinsbindung von 20 oder mehr Jahren sowie einen Tilgungssatz von mindestens drei Prozent. Noch besser: Ein Volltilgerdarlehen, bei dem am Ende der Laufzeit die Kreditschuld komplett getilgt ist.
Mit dieser Formel wird der maximale Darlehensbetrag berechnet:
Die folgende Berechnung geht vom Finanzierungspotential des obigen Beispiels aus, also 999 Euro. Zudem wird angenommen, dass der Zinssatz 3,0 Prozent beträgt und 25 Jahre – bis zur vollständigen Rückzahlung – gilt. Außerdem ist ein Tilgungssatz von 3,0 Prozent zugrundegelegt.
Mit Sicherheitspuffer kalkulieren: Natürlich ist eine solche Rechnung nur gültig, wenn sich an den einzelnen Größen über den gesamten Finanzierungszeitraum nichts ändert. Eine Tilgungsänderung oder ein höherer Zins bei einer möglichen Anschlussfinanzierung schlägt sich automatisch auf die Höhe des maximalen Darlehensbetrags nieder, ebenso eine Verringerung oder Erhöhung des monatlichen Finanzierungspotenzials.
In der folgenden Beispielrechnung sind nun die Werte eingesetzt, die empfehlenswert sind, wenn das Darlehen mit einer Anschlussfinanzierung einhergeht, deren Verzinsung noch ungewiss ist. Als Zinssatz wird hier von 6,5 Prozent ausgegangen und einer Anfangstilgung von einem Prozent.
In diesem Fall kann der Darlehensnehmer maximal eine Darlehenssumme von 159.840 Euro bedienen.
Im nächsten Schritt lässt sich feststellen, wie teuer die Immobilie höchstens sein darf. Die aus der Beispielrechnung ermittelte maximale Darlehenshöhe beträgt 199.800 Euro. Kann der Darlehensnehmer außerdem Eigenkapital in Höhe von 60.000 Euro einbringen, ergibt sich insgesamt ein Finanzierungsvolumen von 259.800 Euro.
Allerdings: Diese Summe steht nicht in vollem Umfang für die Wunschimmobilie zur Verfügung. Denn beim Kauf oder Bau fällt nicht nur der Preis für das Objekt an sondern auch Finanzierungs- und Baunebenkosten. Zu den Nebenkosten gehören Maklerprovision, Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchgebühren, der Renovierungs- und Instandhaltungsaufwand und die Finanzierungsnebenkosten. Darüber hinaus können weitere Ausgaben hinzukommen, beispielsweise für einen Gutachter, den Umzug oder die unentgeltliche Freistellung des Arbeitnehmers für die Zeit des Hausbaus.
Für die Berechnung, wie teuer das Haus oder die Wohnung maximal sein darf, können Sie diese Formel verwenden:
Angewendet auf das Beispiel ergibt sich folgende Rechnung:
259.800 Euro x 100 : (100 + 2,97 + 5 + 1,7) = 236.892 Euro
Ihre Immobilie dürfte damit maximal 236.892 Euro kosten. Handelt es sich um ein gebrauchtes Objekt, für das zusätzliche Kosten, beispielsweise Renovierungsaufwand oder sogar eine komplette Altbausanierung, anfallen, müssen Sie diese Ausgaben natürlich ebenfalls berücksichtigen. Der maximale Kaufpreis würde sich dann noch reduzieren.
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