Das erwartet Sie in diesem Artikel
Der Hausbau war in groben Zügen bereits abgeschlossen, da richtete ein großer Sturm verheerende Schäden an. Das Unvorhergesehene hatte zugeschlagen und verursachte unvermeidbare Mehrkosten am Bau, die so bei der Finanzierung des Hausbaus nicht vorgesehen waren. Was jetzt? Als Bauherr können Sie sich nun für eine Nachfinanzierung entscheiden, wenn Sie die neue Kostenbelastung nicht mithilfe Ihrer Ersparnisse tragen können. Doch nicht nur Naturgewalten sorgen für Kapitalbedarf. Häufig werden auch die Baunebenkosten unterschätzt und sorgen für eine knappe Kasse.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Nachfinanzierung und Anschlussfinanzierung gern miteinander vermengt. Doch hierbei handelt es sich nicht um Synonyme, da es zwei komplett unterschiedliche Darlehensarten sind. Eine Nachfinanzierung wird abgeschlossen, sobald zusätzliche Gelder für eine laufende Baufinanzierung erforderlich werden. Eine Anschlussfinanzierung hingegen dient zur Tilgung der Restschuld der Erstfinanzierung.
Zum Thema Nachfinanzierung bieten wir Ihnen einen ausführlichen Ratgeber kostenlos an. Sie können die PDF-Datei zur Nachfinanzierung herunterladen.
Setzen Sie Akzente! Mit einem Festzins von 4,00 Prozent
Was ist eine Nachfinanzierung und wie hoch sind die Zinsen?
Eine Nachfinanzierung wird immer dann erforderlich, wenn die bereits bestehende Baufinanzierung nicht ausreicht, um die Baukosten zu decken. Mit ihr wird ein Baustopp verhindert. Gründe für die Nachfinanzierung sind unterschiedlich. Sie reichen beispielsweise von Sturmschäden oder einer Wasserader in Baugrubennähe. Manchmal wird sie auch erforderlich, weil der Bauherr sich für kostspielige Änderungen am Bau entscheidet.
Die genaue Zinshöhe einer Nachfinanzierung lässt sich nicht fixieren. Sie hängt von der jeweiligen Bank ab. Klar ist nur: In den meisten Fällen wird das Ergänzungsdarlehen teurer. Grundsätzlich ist die Nachfinanzierung beim Hausbau deutlich höher als das ursprüngliche Baudarlehen. Das begründet sich in den höheren Zinskonditionen, die die Banken ansetzen, um den hohen Arbeitsaufwand und die fehlenden Sicherheiten zu kompensieren.
- Biallo-Lesetipp: Auch eine Insolvenz des Bauträgers kann Bauherren vor große Probleme stellen. Drei Möglichkeiten gibt es, um sich gegen die Folgen eine Bauträger-Pleite abzusichern. Wie, das lesen Sie in einem weiteren Ratgeber von uns.
Nachteile der nachträglichen Finanzierung
So hilfreich und notwendig die Nachfinanzierung auch sein kann, sie geht mit einigen Nachteilen und Herausforderungen einher. Zu ihnen gehören:
- deutlich erhöhte Bearbeitungskosten
- Zinskosten sind relativ hoch
- der Bauherr ist durch die laufende Baufinanzierung bereits finanziell stark vorbelastet und erhöht nun die Rate noch einmal
- es mangelt an Darlehenssicherheiten, vor allem wenn das Baudarlehen schon voll ausgereizt ist
- oft ist die Beleihungsgrenze bereits durch den Immobilienkredit erreicht
- schlechtere Kreditkonditionen im Allgemeinen
- eine neue Grundschuldbestellung erzeugt mehr Kosten (Notarkosten)
Nachfinanzierung: So können Sie vorgehen
Geht Ihnen das Geld beim Hausbau aus, sollten Sie als Erstes den Kontakt zu Ihrem Bankberater suchen, mit dem Sie den ursprünglichen Immobilienkredit abgeschlossen haben. Parallel hierzu lohnt es sich, bei anderen Kreditgebern anzufragen. Vielleicht sind dort die Konditionen besser. Handelt es sich nur um einen geringen Betrag, bietet sich vielleicht ein Ratenkredit an. Denkbar ist auch ein Darlehen von Verwandten oder Sie fragen Ihren Arbeitgeber nach einem Darlehen.
Um eine Nachfinanzierung erfolgreich zu beantragen, benötigen Sie einige Unterlagen. Zu diesen zählen:
- ein ausgefüllter Finanzierungsantrag
- Einkommensnachweise
- Aufstellung über die noch ausstehenden Bautätigkeiten
- Bestätigung des Architekten, dass der Betrag der Nachfinanzierung für die Fertigstellung ausreicht
So finden Sie die günstigsten Zinsen für Ihre Anschlussfinanzierung
Gibt es Alternativen zur Nachfinanzierung oder einen Joker?
Da eine Nachfinanzierung sehr kostspielig ist, sollte bereits vor dem Baubeginn großzügig kalkuliert werden. Eventualitäten sind beim ersten Darlehensvertrag einzurechnen, damit ein hinreichend großer, finanzieller Puffer besteht. Dieser Puffer ist die eiserne Reserve, die nur genutzt wird, wenn das Unvermeidbare passiert. Dafür gibt es Darlehen mit kostenloser Reserveoption. Das bedeutet, dass ein bestimmter Betrag bei Bedarf zusätzlich abgerufen werden kann, aber nicht muss. Die Summen liegen je nach Anbieter normalerweise bei bis zu 20.000 Euro.
Mit einem Joker können Sie möglicherweise Finanzreserven aufdecken. Sollte trotz sorgfältiger Planung das Geld nicht reichen, lässt sich eine Nachfinanzierung durch eine Änderung bei der Bauplanung umgehen. So gibt es Arbeiten wie die Gartengestaltung, der Bau des Carports oder des Brunnens, die nicht sofort erfolgen müssen. Oft reichen die Einsparungen bereits aus, um aus der Darlehenssumme die unerwarteten Mehrkosten zu bezahlen. Reicht der erste Kredit dennoch nicht aus, kann eine Aufstockung des Grunddarlehens die preiswertere Alternative zur Nachfinanzierung sein. Mit dem Kreditgeber ist abzuklären, ob diese Möglichkeit besteht.
- Biallo-Lesetipp: Grundsteuer: Wie funktioniert die Steuer auf Grundbesitz?