





Auf einen Blick
Vier Mal hat die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr (2024) Ihre Leitzinsen gesenkt. Und auch 2025 setzt sie diesen Kurs fort: Bei ihrer jüngsten Sitzung im Januar beschloss die Notenbank eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Auch Banken und Sparkassen dürften daher ihre Sparzinsen nach unten anpassen.
Der EZB-Leitzins ist wichtig für die gesamte Wirtschaft. Seine Höhe betrifft Anleger, Sparer und Kreditnehmer aber auch direkt: Denn er entscheidet mit, wie hoch die Sparzinsen beim Tagesgeld und Festgeld sind, wie teuer der Ratenkredit ausfällt – oder wie attraktiv Aktien im Vergleich zu Zinsanlagen sind. Fallende Zinsen beflügeln normalerweise die Aktienmärkte. Wir erklären Ihnen, was der EZB-Leitzins ist und welche Bedeutung er für die Wirtschaft und für Sparerinnen und Sparer hat.
Der EZB-Leitzins, auch Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte genannt, liegt aktuell bei 2,90 Prozent. Der sogenannte Einlagensatz der EZB, der vor allem für die Höhe der Sparzinsen wichtig ist, beträgt jetzt 2,75 Prozent. Auf diese Werte hat die EZB die Zinssätze bei ihrer Sitzung am Donnerstag (30. Januar 2025) gesenkt. Es war die erste Zinssenkung 2025. Im vergangenen Jahr nahm die EZB bereits vier Mal ihre Leitzinsen herunter – erstmals im Juni 2024.
Wie es mit den Zinsen weitergeht, hängt von der Entwicklung der Inflation und der Wirtschaftslage ab. Die EZB begründete die jüngste Zinssenkung mit der nachlassenden Inflation. "Der Disinflationsprozess schreitet gut voran", heißt es in einer Mitteilung der Notenbank. Die Teuerung habe sich "im Wesentlichen im Einklang mit den Projektionen entwickelt."
In Deutschland lag die Inflationsrate zum Jahreswechsel bei 2,6 Prozent, in der Eurozone bei 2,4 Prozent. Die EZB geht jedoch davon aus, dass der Wert für Euroland im Laufe dieses Jahres "zum mittelfristigen Zielwert von zwei Prozent" zurückkehrt.
Die Notenbank dürfte deshalb auch ihre Leitzinsen weiter senken. So rechnen etwa die Volkswirte großer Banken wie der Deutschen Bank oder der Commerzbank damit, dass der EZB-Einlagensatz bis zur Jahresmitte 2025 bis auf 2,0 Prozent runter geht. Bis zum Jahresende könnte dann nochmal eine Senkung um einen halben Prozentpunkt folgen, so die Schätzungen.
Von Mitte 2022 bis Herbst 2023 hatte die Notenbank den Leitzins im Rekord-Tempo angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Preisstabilität ist das wichtigste Ziel der EZB. Langfristig strebt die Notenbank eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an.
Sinkende Leitzinsen machen sich auch bei den Tages- und Festgeldzinsen bemerkbar. Etliche Banken haben ihre Festgeldzinsen in den vergangenen Monaten verringert. Alleine seit Jahresanfang (2025) gab es eine ganze Reihe von Zinssenkungen beim Tagesgeld und beim Festgeld.
Es gibt aber nach wie vor Banken, die gute Zinsen bieten (siehe Tabelle unten). Überlegen Sie daher am besten, wann Sie den angelegten Geldbetrag wieder brauchen und suchen Sie sich einen guten Anbieter für diese Laufzeit. Beträge, die Sie kurzfristig benötigen, legen Sie auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto. Gute Anbieter für einjähriges Festgeld finden Sie in der folgenden Tabelle.
Was aber ist genau gemeint, wenn man vom Leitzins der Europäischen Zentralbank spricht? Streng genommen gibt es nicht nur einen Leitzins, sondern drei. Sie legen fest, zu welchen Konditionen die sogenannten Geschäftsbanken – also die privaten Banken, die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen – bei der EZB Geld leihen und anlegen können.
Wenn man vom "EZB-Leitzins" spricht, ist dabei eigentlich der Hauptrefinanzierungssatz gemeint. Zu diesem Zinssatz können sich die Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld für eine Woche Laufzeit leihen. Der Hauptrefinanzierungssatz beeinflusst damit etwa die Zinsen für Kredite, die die Banken an ihre Kundinnen und Kunden vergeben.
Mehr Aufmerksamkeit bekommt jedoch seit geraumer Zeit der sogenannte Einlagensatz – der Leitzins für die sogenannte "Einlagefazilität". Das ist derjenige Zinssatz, zu dem die Banken überschüssiges Geld über Nacht bei der Zentralbank anlegen können. Er ist damit eine Art Tagesgeldzins für die Geschäftsbanken. Damit entscheidet er über die Höhe der Tages- und Festgeldzinsen mit, die die Banken ihren Kundinnen und Kunden anbieten.
Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der dritte Leitzins der EZB. Zu diesem Zinssatz können sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld über Nacht leihen. Der Zins dient den Banken daher dazu, sich kurzfristig finanzielle Mittel zu beschaffen. Das soll helfen, mögliche Liquiditätsengpässe bei den Banken zu vermeiden.
Die Europäische Zentralbank ist unabhängig von politischen Entscheidungen und Gremien. Sie legt daher auch ihre Leitzinsen eigenständig und unabhängig fest. Wer genau bestimmt jedoch den Leitzins? Das macht der Rat der EZB: Er berät in seinen regelmäßigen Sitzungen über die Höhe der Leitzinsen. In der Regel trifft sich der Rat alle sechs Wochen. Der nächste EZB-Leitzins-Termin ist der 6. März 2025. Die Termine der EZB-Zinsentscheidungen veröffentlicht die Zentralbank auf ihrer Internetseite.
Mit ihren Leitzinsen bestimmt die EZB die Konditionen, zu denen sich die Banken bei der Notenbank Geld leihen oder anlegen können. Damit beeinflusst sie indirekt die Zinsen, die Banken ihren Kundinnen und Kunden bei der Kreditvergabe und bei der Geldanlage gewähren – zum Beispiel bei Tagesgeld und Festgeld.
Der Einlagensatz der EZB ist die Richtschnur für die Zinsen bei den Sparanlagen. Er liegt derzeit bei 2,75 Prozent. Für diesen Zins parken Banken, wie erwähnt, über Nacht Geld bei der Notenbank. Bekommen sie also von ihren Kunden Einlagen für Tagesgeld oder Festgeld, können sie das Geld zu diesem Satz kurzfristig bei der EZB anlegen. Sinkt der Einlagensatz, bekommen die Banken für die Beträge, die sie bei der EZB angelegt haben, weniger Geld. Daher gehen dann in der Regel auch die Zinsen zurück, die die Institute ihren Kunden für Tagesgeld und Festgeld bieten. Steigt der Einlagensatz, geht es auch bei den Sparzinsen hoch.
Die Zinspolitik der EZB wirkt sich aber auch auf die Kreditkonditionen aus. Insbesondere die Zinsen für Konsumentenkredite orientieren sich am eigentlichen EZB-Leitzins, dem Hauptrefinanzierungssatz. Zu diesem Zins leihen sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld. Ähnlich wie der Einlagensatz bei den Sparzinsen ist er damit eine Art Mindestzins für die kurzfristige Kreditvergabe der Banken. Steigt der Leitzins, werden Kredite teurer. Sinkt er, können sich Verbraucher günstiger Geld leihen.
Langfristige Kreditzinsen wie etwa die Bauzinsen orientieren sich dagegen weniger am Leitzins. Sie richten sich eher nach den Renditen am Anleihenmarkt – und dabei vor allem nach den Renditen langfristiger Bundesanleihen und den Pfandbriefrenditen. Mit Pfandbriefen leihen sich Banken Geld bei Anlegern, um es als Baukredite weiter zu verleihen. Die Bauzinsen setzen sich daher aus den Pfandbriefrenditen plus einem Aufschlag zusammen.
Über die Änderung bei den Spar- und Kreditzinsen nimmt die EZB Einfluss auf die Wirtschaft – und damit auf die Inflation. Was passiert dabei, wenn der Leitzins steigt? Ein hoher Leitzins dämpft die Teuerung, weil die Menschen mehr sparen. Der Konsum geht zurück. Gleichzeitig werden Kredite für Investitionen der Unternehmen teurer. Die Wirtschaft kühlt ab, das drückt aufs Preisniveau. Und was passiert, wenn der Leitzins sinkt? Niedrige Zinsen sorgen umgekehrt für mehr Investitionen und mehr Konsum. Die Nachfrage nach Gütern steigt – und damit auch die Preise.
Ist ein hoher Leitzins also gut oder schlecht für die Wirtschaft? Das lässt sich nicht pauschal sagen. Hohe Leitzinsen bremsen einerseits die Konjunktur. Andererseits dämpfen sie die Teuerung. Ziel der EZB ist es dabei, die Inflation in Schach zu halten, ohne die Konjunktur abzuwürgen.
Ein Leitzins von 2,90 Prozent ist noch immer vergleichsweise hoch (siehe Grafik) – vor allem, wenn man bedenkt, dass der Leitzins noch vor wenigen Jahren bei null lag.
Wie kam es zu dieser Leitzins-Entwicklung? Nach der Euro-Schuldenkrise in den Jahren 2010 und 2011 hatte die Notenbank den Zins Schritt für Schritt gesenkt. Das billige Geld sollte der Wirtschaft durch die Krise helfen. Bis zum März 2016 fiel der Hauptrefinanzierungssatz auf null Prozent. Auf diesem Niveau blieb er mehr als sechs Jahre lang bis zum Juli 2022. Dann sorgten steigende Energiepreise für so hohe Inflationsraten, dass die EZB die Leitzinsen mehr als ein Jahr lang bei jeder ihrer Sitzungen anhob, insgesamt zehn Mal in Folge. Seit Juni 2024 hat die EZB die Zinsen nun fünf Mal gesenkt.
Eine ähnliche Entwicklung gab es auch beim Leitzins der Fed. Die Abkürzung steht für die US-Notenbank "Federal Reserve". Er ist für Anleger neben dem EZB-Zins der wichtigste Gradmesser für die künftige Zinsentwicklung. Die Fed hatte 2022 mit ihren Zinssteigerungen schon vor der EZB-Zinserhöhung begonnen und den Leitzins in den USA noch stärker erhöht. Die sogenannte Federal Funds Rate liegt derzeit in einer Bandbreite von 4,50 bis 4,75 Prozent. Die US-Notenbank hatte ihre Leitzinsen zuletzt im November 2024 um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Auch in den USA ist die Inflation derzeit rückläufig.