Bei einer Zielrendite von etwa 20 Prozent liegen die Kosten also bei zirka sechs Prozent? Wie setzen sie sich zusammen?
Robin Binder: Das wirkt im ersten Moment ziemlich teuer. Wir als NAO, also als Plattform, nehmen nur zwei Prozent für den Kauf und 0,79 Prozent für den Verkauf. In der Zeit, in der der Anleger das Investment hält, verlangen wir keine Gebühren. Wir übernehmen die Onboarding-Kosten und auch die laufenden Depotgebühren. Der Fondsmanager hingegen nimmt über die Laufzeit Gebühren, weil das Geschäft an sich kompliziert und kostenintensiv ist. In meinen Augen ist das aber überhaupt nicht schlimm, weil mit einem PE-Investment deutlich höhere Renditen erzielt werden können als etwa bei einer Anlage in ETFs.
Wie wählt NAO die Firmen oder Fonds aus, in die investiert wird? Was sind Ihre Kriterien bei der Auswahl?
Robin Binder: Wir setzen bei der Auswahl auf gemanagte Lösungen. Das heißt, wir schauen gar nicht, welche Unternehmen investierbar sind, sondern wir gucken, welche Fonds am Markt etabliert sind. Durch unsere Positionierung kriegen wir relativ viele Anfragen von Banken und Asset Managern für Kooperationen.
Uns zeichnet aus, dass wir keine Listing-Fees nehmen! Wir verstehen uns als Marktplatz, der Investments kuratiert und sie verständlich und zugänglich macht. Dafür schauen wir, was das beste Produkt ist, und lassen uns nicht dafür bezahlen, genau dieses Produkt anzubieten. Wir selektieren also aus sehr vielen verschiedenen Fonds, zu denen wir Zugang haben, diejenigen aus, die aus unserer Sicht am besten passen. Dabei vertrauen wir auf etablierte Asset Manager, die nachhaltig erfolgreich sind.
Gibt es auch Investmentmöglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger, die ESG- oder SRI-konform investieren möchten?
Robin Binder: Wir werden in Kürze einen Infrastruktur-Fonds anbieten, der Artikel 8-konform ist. Meiner Meinung nach lässt es sich durch Private Alternatives viel klarer und grüner investieren, denn mit dem passenden Fonds lässt sich direkt in Wind- oder Solarparks investieren. Aktuell arbeite ich daran, einen Wald-Fonds in unser Portfolio zu holen.
Durch Private Alternatives ist der Anleger deutlich näher dran am Thema Nachhaltigkeit. Statt über den Kapitalmarkt in einen Solarmodulhersteller zu investieren, legt der Investor sein Geld bei uns sozusagen direkt in die Module oder in den Solarpark an.
Bei unserem Infrastruktur-Fonds handelt es sich um einen gemanagten Fonds. Wir selbst entwerfen nicht die Fondsstrukturen. Der Fonds hat drei Aspekte: den Energie-Aspekt, also Solarparks und Windparks, klassische Infrastruktur, beispielsweise Schienennetze, Brücken und Straßen, und den Digitalisierungs-Aspekt, dazu gehören Rechenzentren, aber auch der Glasfaser-Ausbau. Ich bin ein großer Freund von so breit diversifizierten Infrastruktur-Fonds, da man damit im täglichen Leben in Berührung kommt.
Mit einer Geldanlage gehen in der Regel gewisse Risiken einher. Welche sind das bei Private Equity?
Robin Binder: Letztendlich sind es dieselben, die man auch von Aktieninvestments kennt. Unternehmen können von politischen Änderungen, Regulatorik, Währungsschwankungen, veränderten Rohstoffvorkommen und -preisen und so weiter betroffen sein. Hinzu kommt bei der Geldanlage in Private Equity die Illiquidität. Normalerweise kommt man bei PE zwischen sieben und zehn Jahre lang nicht mehr an sein Geld. NAO bietet den Investoren und Investorinnen eine Lösung, die Liquidität in illiquide Investments bringt. Deshalb schauen wir bei neuen Produkten, dass die Asset Manager Liquiditätsfenster haben oder wir diese selbst schaffen können.
Welche Voraussetzungen müssen Kundinnen und Kunden erfüllen, bevor sie bei NAO in Unternehmen investieren, die nicht an der Börse notiert sind?
Robin Binder: Wichtig ist vor allem, dass sich die Investoren über Private Markets und die dazugehörigen Chancen und Risiken informieren. Dazu haben wir viele Informationen auf unserer Homepage und in der NAO-App. Auch sollten Anlegerinnen und Anleger nicht zu viel ihres Vermögens investieren. Wie bereits erwähnt, sollten es – je nach Risikoneigung – nicht mehr als fünf bis 20 Prozent sein. Wer also zehn Prozent seines Vermögens in PE investieren möchte, sollte über mindestens 10.000 Euro freies Vermögen verfügen. Denn bei NAO beträgt die Mindestanlagesumme 1.000 Euro.
Welche Haltedauer empfehlen Sie allgemein bei einer Investition in Private Equity? Wie lange sollten Kundinnen und Kunden auf das Geld verzichten können?
Robin Binder: Die empfohlene Haltedauer finden unsere Kunden direkt in unserer App oder auf unserer Website. Sie beträgt in der Regel fünf Jahre.
Wie gehen Investoren vor, wenn sie nicht mehr von einem Unternehmen oder Fonds überzeugt sind? Können sie ihre Anteile daran über NAO einfach wieder verkaufen oder gibt es Haltefristen?
Robin Binder: NAO bietet seinen Kundinnen und Kunden eine Kündigungsfrist von 90 Tagen zum Quartalsende an. Dadurch, dass wir ausschließlich Fonds anbieten, die mehrere Unternehmen enthalten, werden die Investoren aber kaum einen negativen Impact spüren, wenn eines dieser Unternehmen schlecht performt. Es gibt keine Abhängigkeiten von einzelnen Unternehmen. Das ist der große Vorteil unserer diversifizierten Produktlösungen.
Herr Binder, vielen Dank für das Gespräch.