Die Umsätze steigen – aber auch die Verluste
So verkaufte Delivery Hero vor zwei Jahren sein Deutschlandgeschäft mitsamt den Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora für 930 Millionen Euro an den Konkurrenten Just Eat Takeaway – und hat seitdem kein Deutschland-Geschäft mehr. Just Eat Takeaway expandiert dabei vor allem in Westeuropa und den USA. Zuletzt kündigte das Unternehmen die Übernahme des US-Konkurrtenten GrubHub an. Delivery Hero konzentriert sich im Gegensatz dazu auf Osteuropa und Asien. Das Berliner Unternehmen steckt viel Geld in die Akquise neuer Kunden. Die Folge: Der Konzern verzeichnet zwar hohe Zuwächse beim Umsatz – steigert aber gleichzeitig seine Verluste.
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Hinzu kommt: Arbeitnehmervertreter sehen den Umgang von Delivery Hero mit seinen Mitarbeitern kritisch. So seien viele Ausfahrer des Unternehmens als Selbstständige unterwegs, die nicht nach geleisteten Stunden, sondern nach absolvierten Fahrten bezahlt werden. Auch in puncto Corporate Governance, als „guter Unternehmensführung“, liegt bei der Firma einiges im Argen, heißt es. Experten sehen es eher skeptisch, dass der Vorstand von Delivery Hero lediglich aus zwei Personen besteht und im Aufsichtsrat nur sechs Mitglieder sitzen.
Analysten bewerten die Aktien positiv
Dem Aktienkurs des Unternehmens allerdings hat dies bislang nicht geschadet. Seit Jahresanfang gewann die Delivery-Aktie 40 Prozent. Auf Dreijahressicht hat sich das Papier fast vervierfacht. Ähnlich gut schnitten die Papiere der Konkurrenten ab. Die Aussichten der Liefer-Aktien auf einen Blick:
Delivery Hero: Der Konzern wächst rasant, wird aber voraussichtlich noch bis mindestens 2022 rote Zahlen schreiben. Wie die Konkurrenz auch profitiert das Unternehmen von der Corona-Pandemie. Analysten empfehlen die Aktie daher einhellig zum Kauf. Derzeit notiert das Papier bei Werten um die 100 Euro. Der Durchschnitt der Kursziele, die Analysten im Juli und August für die Aktie ausgaben liegt bei gut 110 Euro. Beim Kurs scheint also noch Luft nach oben. Angesichts der anhaltend hohen Verluste ist das Papier jedoch vor allem eine Wette auf die Zukunft.
Just Eat Takeaway: Das niederländische Unternehmen ist vor allem ein Vermittler zwischen Kunden und Restaurants. Das Unternehmen gibt es seit dem Jahr 2000. Damals hatte es noch einen niederländischen Namen. 2010 wurde es umbenannt in Takeaway.com. Seitdem schluckte der Konzern mehrere Konkurrenten, unter anderem Lieferando (2014), den Deutschland-Ableger von Delivery Hero (2018) und schließlich den englischen Konkurrenten Just Eat (2020). Nun soll der US-Konkurrent GrubHub folgen. Der Kurs der Aktie liegt derzeit ebenfalls um die 100 Euro. Und auch hier waren die Analysten im Juli und August fast durchweg optimistisch. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 107 Euro.
HelloFresh: Ebenfalls in Berlin ansässig ist der Essens-Lieferant HelloFresh. Das Unternehmen liefert sogenannte Kochboxen an die Kunden. In den Paketen findet sich ein Rezept und die entsprechenden Zutaten, sodass man sofort loskochen kann. Die Boxen kann man im Abo kaufen. Das Unternehmen hat für das erste Halbjahr 2020 gute Zahlen vorgelegt: Bestellung und Umsatz verdoppelten sich. Der Gewinn lag bei 155 Millionen Euro. Gleichzeitig hob das Unternehmen noch einmal die Prognosen an. Entsprechend gut entwickelte sich der Aktienkurs: Er legte seit Jahresanfang um gut 130 Prozent zu. Derzeit liegt er bei gut 43 Euro. Analysten sehen die Aktie im Schnitt bei rund 55 Euro.