Lieferdienste

Delivery Hero: Das sagen die Analysten zum Dax-Aufsteiger

Andreas Jalsovec
Redakteur
Aktualisiert am: 24.08.2020

Auf einen Blick

  • Delivery Hero vermittelt Speisen von Restaurants oder Lieferdiensten an Kunden – und liefert selbst Essen aus.
  • Bislang schreibt das Unternehmen Verluste. Hintergrund ist der hart umkämpfte Markt für die Lieferdienste.
  • Analysten schätzen die Aktie von Delivery Hero dennoch positiv ein. Und auch für die Papiere der Konkurrenzfirmen sind sie optimistisch.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Lieferfirmen profitieren von der Corona-Pandemie
  2. Die Umsätze steigen – aber auch die Verluste
  3. Analysten bewerten die Aktien positiv

In die Fußstapfen eines Skandalunternehmens treten zu müssen – das wird sicher nicht die Art und Weise gewesen sein, wie sich Niklas Östberg den Aufstieg seines Unternehmens in den Deutschen Aktienindex (Dax) vorgestellt hatte. Auf der anderen Seite kann es dem Chef des Essenslieferanten Delivery Hero im Grunde egal sein, warum sein Konzern nun zur Eliteliga deutscher Unternehmen gehört. Tatsache ist: Ab kommenden Montag (24. August) löst Delivery Hero den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard als Dax-Mitglied ab. Der Aufstieg in den deutschen Leitindex ist dabei nicht nur mit Prestige verbunden. Er hilft meist auch dem Aktienkurs: Denn zahlreiche Fonds und ETFs, die den Dax nachbilden, müssen die Aktie nun kaufen.

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Um in den Dax aufzusteigen, ist es dabei unerheblich, ob ein Unternehmen Gewinne macht oder ob es in Deutschland überhaupt Umsätze verzeichnet. Zum Glück für Delivery Hero: Denn der Konzern mit Sitz in Berlin kann weder mit Profiten noch mit Geschäften hier zu Lande dienen. Entscheidend für die Dax-Zugehörigkeit sind stattdessen der Börsenwert – die Zahl der im Streubesitz befindlichen Aktien multipliziert mit dem Kurs. Wichtig ist außerdem der Börsenumsatz, also wie oft Anleger eine Aktie kaufen und verkaufen. Und bei beiden Kriterien hat Delivery Hero in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt – so wie auch andere Unternehmen auf dem Markt für Essens-Lieferdienste.

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Lieferfirmen profitieren von der Corona-Pandemie

Hintergrund dafür ist die Corona-Pandemie. Statt ins Restaurant zu gehen, bestellen die Menschen weltweit ihr Essen deutlich öfter von zu Hause aus. Davon profitieren die Essenslieferanten. So legte etwa der Umsatz des niederländischen Konzerns Just Eat Takeaway, einer der größten Konkurrenten von Delivery Hero, im ersten Halbjahr 2020 um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Bei Delivery Hero wuchs das Geschäft noch stärker: Bestellungen und Umsätze verdoppelten sich im zweiten Quartal nahezu.

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Das Geschäftsmodell der beiden Liefer-Riesen ist ähnlich. Auf den Internet-Plattformen der Unternehmen bestellen die Kunden Essen aus Restaurants oder von lokalen Lieferdiensten. Delivery Hero ist mit solchen Plattformen in mehr als 40 Ländern aktiv. Gleichzeitig betreibt das Unternehmen selbst Lieferdienste, die die Speisen zu den Kunden bringen. Der Markt für die Essenslieferungen ist dabei hart umkämpft – und geprägt von Übernahmen und Fusionen.

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Die Umsätze steigen – aber auch die Verluste

So verkaufte Delivery Hero vor zwei Jahren sein Deutschlandgeschäft mitsamt den Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora für 930 Millionen Euro an den Konkurrenten Just Eat Takeaway – und hat seitdem kein Deutschland-Geschäft mehr. Just Eat Takeaway expandiert dabei vor allem in Westeuropa und den USA. Zuletzt kündigte das Unternehmen die Übernahme des US-Konkurrtenten GrubHub an. Delivery Hero konzentriert sich im Gegensatz dazu auf Osteuropa und Asien. Das Berliner Unternehmen steckt viel Geld in die Akquise neuer Kunden. Die Folge: Der Konzern verzeichnet zwar hohe Zuwächse beim Umsatz – steigert aber gleichzeitig seine Verluste.

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Hinzu kommt: Arbeitnehmervertreter sehen den Umgang von Delivery Hero mit seinen Mitarbeitern kritisch. So seien viele Ausfahrer des Unternehmens als Selbstständige unterwegs, die nicht nach geleisteten Stunden, sondern nach absolvierten Fahrten bezahlt werden. Auch in puncto Corporate Governance, als „guter Unternehmensführung“, liegt bei der Firma einiges im Argen, heißt es. Experten sehen es eher skeptisch, dass der Vorstand von Delivery Hero lediglich aus zwei Personen besteht und im Aufsichtsrat nur sechs Mitglieder sitzen.

 

Analysten bewerten die Aktien positiv

Dem Aktienkurs des Unternehmens allerdings hat dies bislang nicht geschadet. Seit Jahresanfang gewann die Delivery-Aktie 40 Prozent. Auf Dreijahressicht hat sich das Papier fast vervierfacht. Ähnlich gut schnitten die Papiere der Konkurrenten ab. Die Aussichten der Liefer-Aktien auf einen Blick:

Delivery Hero: Der Konzern wächst rasant, wird aber voraussichtlich noch bis mindestens 2022 rote Zahlen schreiben. Wie die Konkurrenz auch profitiert das Unternehmen von der Corona-Pandemie. Analysten empfehlen die Aktie daher einhellig zum Kauf. Derzeit notiert das Papier bei Werten um die 100 Euro. Der Durchschnitt der Kursziele, die Analysten im Juli und August für die Aktie ausgaben liegt bei gut 110 Euro. Beim Kurs scheint also noch Luft nach oben. Angesichts der anhaltend hohen Verluste ist das Papier jedoch vor allem eine Wette auf die Zukunft.

Just Eat Takeaway: Das niederländische Unternehmen ist vor allem ein Vermittler zwischen Kunden und Restaurants. Das Unternehmen gibt es seit dem Jahr 2000. Damals hatte es noch einen niederländischen Namen. 2010 wurde es umbenannt in Takeaway.com. Seitdem schluckte der Konzern mehrere Konkurrenten, unter anderem Lieferando (2014), den Deutschland-Ableger von Delivery Hero (2018) und schließlich den englischen Konkurrenten Just Eat (2020). Nun soll der US-Konkurrent GrubHub folgen. Der Kurs der Aktie liegt derzeit ebenfalls um die 100 Euro. Und auch hier waren die Analysten im Juli und August fast durchweg optimistisch. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 107 Euro.

HelloFresh: Ebenfalls in Berlin ansässig ist der Essens-Lieferant HelloFresh. Das Unternehmen liefert sogenannte Kochboxen an die Kunden. In den Paketen findet sich ein Rezept und die entsprechenden Zutaten, sodass man sofort loskochen kann. Die Boxen kann man im Abo kaufen. Das Unternehmen hat für das erste Halbjahr 2020 gute Zahlen vorgelegt: Bestellung und Umsatz verdoppelten sich. Der Gewinn lag bei 155 Millionen Euro. Gleichzeitig hob das Unternehmen noch einmal die Prognosen an. Entsprechend gut entwickelte sich der Aktienkurs: Er legte seit Jahresanfang um gut 130 Prozent zu. Derzeit liegt er bei gut 43 Euro. Analysten sehen die Aktie im Schnitt bei rund 55 Euro.

Über den Redakteur Andreas Jalsovec

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Hat als Redakteur in mehreren (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem beim Anlegermagazin Börse Online, bei der Münchner Abendzeitung, der Schwäbischen Zeitung und der Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Vor seinem Wechsel zu Biallo.de war er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung tätig.

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