Beate Sander zählt wohl zu den schillerndsten Börsenfiguren im deutschsprachigen Raum. Auf Veranstaltungen und in Talk-Shows ist sie ein gern gesehener Gast. Dabei kaufte die Bestseller-Autorin relativ spät – 1996 im Alter von 59 Jahren – ihre erste Aktie. Aus einem anfänglichen Startkapital von damals 60.000 D-Mark sind mittlerweile fast drei Millionen Euro geworden.
„Hoch-Tief-Mut-Strategie“ zahlt sich aus
Das Geheimnis von Sanders Erfolg: Disziplin, Ausdauer und eine gehörige Portion Mut. Mit ihrer eigens entwickelten „Hoch-Tief-Mut-Strategie“ spürt sie immer wieder Aktien mit Vervielfachungspotenzial auf. Diese finanziert sie mit Teilverkäufen derjenigen Aktien in ihrem Portfolio, die besonders gut gelaufen sind und nahe am Allzeithoch liegen. „Meine besten Pferde bleiben im Stall“, sagt Beate Sander im großen Biallo-Youtube-Interview. Die Investorin kauft generell nur Aktien, die sie auch langfristig halten will – nach dem Motto: „Breit gestreut, nie bereut!“
Den Corona-Crash vom März nutzte Beate Sander für eine große Einkaufstour. Auch im Dax hat die Grande Dame zugeschlagen: bei den Dividendenaristokraten Münchner Rück, Allianz, BASF und Deutsche Post. „Die Dividenden lege ich immer wieder in neue Aktien an“, sagt Sander. Allerdings betont die Börsenexpertin, dass der deutsche Leitindex „eigentlich ein lahmer Dax, also alles andere als ein Rennpferd“ ist. Sie bevorzuge lieber die „Fohlen“ im SDax, MDax und TecDax.
Biallo-Tipp: Bis zu zehn Prozent Dividende
Nachhaltigkeit ist Trumpf
Auch im Bereich Nachhaltigkeit hat Sander massiv zugekauft. Auf ihrer Einkaufsliste stehen auch ausgefallene Unternehmen wie zum Beispiel der finnische Holz- und Papierproduzent UPM-Kymmene, das israelische Solarunternehmen Solar Edge oder der norwegische Spezialist für Leergutrücknahme-Automaten Tomra Systems – um nur einige zu nennen. „Ich kann auch mit gutem Gewissen eine Samsung kaufen“, sagt Sander. Schließlich habe Samsung als eines der ersten Unternehmen auf Verpackungen aus Kunststoff verzichtet.
Am meisten Geld hat Sander zuletzt mit Wasserstoff-Aktien verdient. Unter den Hot Stocks finden sich Titel wie ITM Power oder Nel Asa. „Ich habe mit allen Wasserstoff-Aktien zwischendurch mit Teilverkäufen zwischen 150 und 500 Prozent gemacht, seitdem ich sie 2019 gekauft habe. Aber ich habe natürlich immer wieder nachgelegt, wenn die Kurse niedrig waren“, erklärt Sander.
ETFs als Alternative
Anlegern, denen das Stock-Picking zu aufwendig oder nervenaufreibend ist, rät Sander zu börsengehandelten Indexfonds, sogenannten ETFs. Dabei sollten Anleger auf breit gestreute Indizes setzen wie zum Beispiel den MSCI World Index, der mehr als 1.600 Unternehmen aus 23 Industrienationen abbildet. Als Beimischung empfiehlt die „Börsen-Oma“ unter anderen Technologieindizes wie den deutschen TecDax oder den US-amerikanischen Nasdaq 100.
Gerade für Sparer mit kleinem Geldbeutel seien ETFs ein ideales Vehikel, mit kleinen monatlichen Beträgen langfristig Vermögen aufzubauen. „Weg vom Sparbuch hin zu Aktien und ETFs!“, lautet der Appell von Sander. Zwar könne man mit Aktien und ETFs auch Geld verlieren. Allerdings: „Wenn ich das Sparbuch habe, dann verliere ich immer!“