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Auf einen Blick
Der Sommer 2024 war an den globalen Börsen von heftigen Schwankungen geprägt. In vielen Medien wurde von einem Börsencrash gesprochen. Doch entgegen vieler Erwartungen haben sich die Märkte schneller erholt als gedacht. Der große, nachhaltige Knall blieb aus.
Woran also erkennt man ihn, den von vielen Medien wöchentlich angedrohten Börsencrash, welche historischen Crashs haben die Märkte bisher erlebt und wie können Sie sich als Anlegerin und Anleger in solchen Situationen am besten verhalten, um Ihr Vermögen zu schützen?
Typische Merkmale eines Börsencrashs sind ein plötzlicher und drastischer Rückgang der Aktienkurse an den Finanzmärkten innerhalb weniger Stunden oder Tage. Die Warnsignale, die dem Crash vorausgehen, sind dem Laien nicht immer ersichtlich. Dazu gehören Auslöser wie wirtschaftliche Rezessionen, geopolitische Krisen, Unternehmensskandale oder spekulative Blasen, die platzen. Infolge der dramatischen Kursverfälle kommt es dann oftmals zu Panikverkäufen. Wenn es sich um eine ausgeprägte, langfristige Börsenkrise handelt, folgen oftmals Unternehmenspleiten und Massenarbeitslosigkeit.
Ein Blick auf die Geschichte der größten Börsencrashs zeigt die typischen, wiederkehrenden Muster von Panik und Erholung:
Der Beginn der sogenannten “Großen Depression” nahm ab dem 23. Oktober 1929, einem Mittwoch, seinen Lauf. Die Aktienkurse an der New Yorker Börse brachen massiv ein. Der Dow Jones Industrial Average fiel von 326,51 auf 305,85 und einen Tag später, am “Schwarzen Donnerstag”, noch einmal auf 299,47. Da es in Europa aufgrund der Zeitverschiebung bereits Freitag war, ging dieser Tag als “Schwarzer Freitag” in die Geschichte ein.
Innerhalb weniger Tage verloren die Aktienmärkte weltweit Milliarden von Dollar an Wert – der Beginn einer der schwersten Weltwirtschaftskrisen des 20. Jahrhunderts. Ausgelöst worden war der Crash durch übermäßige Spekulationen, den Kauf von Aktien auf Kredit und einer Überproduktion in der Industrie. Die Auswirkungen waren verheerend: Banken kollabierten, die Arbeitslosigkeit stieg dramatisch an und es folgte eine langanhaltende wirtschaftliche Depression. Der S&P 500 benötigte rund 25 Jahre, bis er wieder das Niveau von 1929 erreichte.
Am 19. Oktober 1987, dem berüchtigten "Black Monday", fiel der Dow Jones Industrial Average um 22,6 Prozent, was den größten eintägigen prozentualen Verlust in der Geschichte des Index darstellte. Dieser dramatische Rückgang markierte den Beginn eines globalen Börsencrashs, der die Finanzmärkte auf der ganzen Welt erschütterte. In Europa und Asien verzeichneten die Märkte ähnliche Einbrüche, was zu einer weltweiten finanziellen Panik führte.
Mehrere Faktoren trugen zu diesem massiven Einbruch bei. Einer der Hauptauslöser war die verstärkte Nutzung von computergestützten Handelsprogrammen, die bei bestimmten Marktbedingungen automatisch Verkaufsaufträge auslösten. Diese Programme, bekannt als "Portfolio-Insurance", waren darauf ausgelegt, Verluste zu minimieren, führten aber in der Praxis zu einem Teufelskreis von Verkäufen, der den Markt weiter nach unten trieb. Als die Verkaufswellen begannen, lösten sie eine Marktpanik aus, da immer mehr Anleger versuchten, ihre Positionen zu liquidieren, um weitere Verluste zu vermeiden.
Zusätzlich zu den technischen Faktoren spielten auch die hohe Inflation, steigende Zinsen und ein wachsendes Handelsdefizit der USA eine Rolle. Die Unsicherheit über die zukünftige Richtung der Wirtschaft und die Befürchtung, dass die Aktienmärkte überbewertet sein könnten, trugen zur Panikstimmung unter den Anlegerinnen und Anlegern bei.
Der Schwarze Montag hatte weitreichende Auswirkungen auf die Finanzwelt. Trotz des dramatischen Einbruchs erholten sich die Märkte relativ schnell wieder. Bereits bis Ende des Jahres 1987 hatte sich der Dow Jones Industrial Average teilweise erholt, und die langfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaft blieben begrenzt. Dennoch führte die Börsenkrise von 1987 zu erheblichen Veränderungen in der Regulierung und im Risikomanagement der Finanzmärkte. Viele der damals eingeführten Schutzmechanismen, wie die sogenannten "Circuit Breakers", die den Handel unterbrechen, um Panikverkäufe zu verhindern, sind bis heute in Kraft und sollen künftige Marktpaniken abmildern.
In den späten 1990er-Jahren hatten spekulative Investitionen in Internet- und Technologieunternehmen zu einer Blase geführt, die 2000 platzte und zu einer Aktienkrise führte. Viele dieser Firmen hatten keine tragfähigen Geschäftsmodelle, was zu überhöhten Bewertungen führte. Nach dem Platzen der Blase verloren zahlreiche Tech-Aktien massiv an Wert. Der NASDAQ-Index, der viele dieser Unternehmen enthielt, fiel innerhalb weniger Jahre um fast 80 Prozent. Der Börsenkrach ging mit zahlreichen Unternehmenspleiten einher.
Ein prominentes Beispiel für die Auswirkungen des Dotcom-Crashs in Deutschland ist die Entwicklung der Telekom-Aktie. Die Deutsche Telekom ging 1996 an die Börse und wurde schnell zu einem beliebten Investment unter Kleinanlegern. Die erste Platzierung war ein großer Erfolg und führte nicht nur zu einer massiven Überbewertung an der Börse, sondern auch zu einem Hype. Viele Deutsche, darunter auch zahlreiche Börsen-Neulinge, folgten dem Ansturm und kauften die Aktie im Glauben an hohe zukünftige Renditen.
Doch im Zuge des Dotcom-Crashs erlebte die Aktie dramatische Wertverluste. Der Kurs fiel rapide. Viele Kleinanleger, die zuvor zu Höchstkursen eingestiegen waren, verkauften die Aktie mitten im Crash und verloren so ihr Geld. Nach dem Crash stabilisierte sich die Deutsche Telekom langsam wieder. Zum Vergleich: Wer die Aktie im Crash 2003 gekauft und bis 2023 gehalten hätte, hätte eine durchschnittliche Kursrendite von 2,0 Prozent pro Jahr erzielt.
Der Börsencrash infolge der Immobilienblase 2008, auch bekannt als die Finanzkrise oder die Große Rezession, war eine der schwerwiegendsten Wirtschaftskrisen der jüngeren Geschichte. Er wurde durch den Zusammenbruch des US-amerikanischen Immobilienmarktes und die damit verbundenen Hypothekenausfälle im Jahr 2007 ausgelöst. In den Jahren vor der Krise hatten Banken und andere Finanzinstitute riskante Hypothekendarlehen vergeben, die an Anleger weiterverkauft wurden. Diese sogenannten "Subprime"-Hypotheken waren oft an Kreditnehmer mit niedriger Bonität vergeben worden, und als diese Kredite massenhaft ausfielen, begann die Krise.
Im September 2008 erreichte die Krise ihren Höhepunkt mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers. Er führte zu einem Vertrauensverlust in das gesamte Finanzsystem, da die Banken einander kein Geld mehr leihen wollten. Der Dow Jones Industrial Average fiel innerhalb weniger Monate um mehr als 50 Prozent. Auch der DAX und andere internationale Indizes erlitten massive Verluste.
Die Krise hatte weitreichende Auswirkungen: Viele Banken mussten durch staatliche Rettungspakete gestützt werden, Millionen von Menschen verloren ihre Arbeitsplätze und ihr Zuhause, und die globale Wirtschaft erlebte einen tiefen Einbruch.
In Deutschland sorgten insbesondere die Rettungsmaßnahmen für die Hypo Real Estate und die Commerzbank für Schlagzeilen. Die deutsche Regierung schnürte Rettungspakete in Milliardenhöhe, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Kreditversorgung der Wirtschaft sicherzustellen. Trotz dieser Maßnahmen dauerte es Jahre, bis sich die Wirtschaft vollständig erholte.
Im März 2020 brachen die globalen Aktienmärkte ein, als die COVID-19-Pandemie zu weltweiten Lockdowns und wirtschaftlicher Unsicherheit führte. Auch Deutschland war stark betroffen, und der DAX verzeichnete einen dramatischen Rückgang. Zwischen Mitte Februar und Mitte März 2020 fiel der DAX um etwa 40 Prozent. Diese Unsicherheit führte zu Panikverkäufen.
Um die Märkte zu stabilisieren, ergriffen die deutsche Regierung und die Europäische Zentralbank (EZB) umfangreiche Maßnahmen. Die Bundesregierung schnürte ein großes Konjunkturpaket, das unter anderem Hilfen für Unternehmen und Arbeitnehmer beinhaltete. Die EZB senkte die Zinsen und startete massive Anleihekaufprogramme, um die Liquidität im Markt zu sichern.
Trotz des dramatischen Einbruchs erholte sich der DAX schneller als erwartet. Bereits im Sommer 2020 hatte er einen Großteil seiner Verluste wieder aufgeholt, unterstützt durch Fortschritte bei der Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen und die schrittweise Wiedereröffnung der Wirtschaft.
Am 5. August 2024 kam es zu einem kurzen, aber heftigen Absturz der Börse, bei dem weltweit Billionen US-Dollar an Börsenwert verloren gingen. Dieser Crash wurde durch eine unerwartete Leitzinserhöhung der japanischen Zentralbank auf nur 0,25 Prozent ausgelöst. Obwohl diese Erhöhung minimal war, führte sie zu Panikverkäufen, insbesondere bei Investoren, die sich auf den sogenannten Yen Carry Trade verlassen hatten – ein Finanzkonstrukt, bei dem in Yen aufgenommene, nahezu zinslose Kredite in renditestärkere Anlagen in anderen Währungen investiert wurden.
Die plötzliche Zinsanhebung machte diese Geschäfte unrentabel, da die Kosten für die Yen-Kredite stiegen und der Wert des Yen gegenüber dem US-Dollar stark zunahm. Dies führte zu einem massiven Abverkauf von Aktien und ETFs, um Yen-Kredite zurückzuzahlen, was wiederum das Börsentief verstärkte. Die Kurse der großen Indizes wie DAX und S&P 500 fielen innerhalb eines Tages um bis zu 3,5 Prozent. Gleichzeitig lösten sogenannte Stop-Loss-Orders und Wetten auf sinkende Kurse zusätzliche Verkäufe aus, was den Markt weiter belastete.
Die Darstellung des Dax-Verlaufs zeigt die historische Entwicklung des deutschen Aktienmarktes seit Ende 1959. Trotz wiederkehrender Einbrüche und Crashs weist der bedeutendste deutsche Aktienindex über die Jahrzehnte hinweg eine positive Gesamttendenz auf.
Dass die Entwicklung des Dax langfristig gesehen stets positiv war, unterstreicht die Bedeutung des Durchhaltens und des Vertrauens in die Erholung der Märkte. Diese Entwicklung beweist, dass trotz wiederkehrender Krisen die Aktienmärkte langfristig wachsen.
Auch der letzte große Crash im August 2024 verdeutlichte, wie plötzlich und unerwartet Marktverwerfungen eintreten können: Eine geringe Leitzinserhöhung der japanischen Zentralbank führe zu einem kurzen globalen Börsencrash, was zeigt, dass auch scheinbar kleine wirtschaftliche Veränderungen große Auswirkungen haben können.
Das zeigt, wie wichtig ein gut diversifiziertes Portfolio ist. Setzen Sie nicht zu stark auf spekulative Finanzkonstrukte oder einzelne Aktientitel! Bevorzugen Sie stattdessen weltweit über verschiedene Branchen streuende ETFs und halten Sie außerdem einen Teil Ihres Vermögens stets liquide, um im Fall der Fälle über einen ausreichend großen finanziellen Puffer zu verfügen. Dafür eignen sich am besten Tagesgeld und Geldmarkt-ETFs.
Wer während eines Crashs panisch sein Depot verkauft, weil keine weiteren finanziellen Reserven verfügbar sind und das in Wertpapieren angelegte Kapital zum (Über-)Leben benötigt wird, verpasst die sich an Börsencrashs anschließenden Erholungsphasen und damit mitunter stattliche Renditen.
Darum unser Tipp: Streuen Sie Ihr Vermögen über verschiedene Anlageklassen und halten Sie – bei einem ausreichend langen Anlagehorizont sowie einer Streuung Ihres Vermögens über viele Länder und Branchen – auch bei noch so großen Marktschwankungen die Füße still. Wie Sie die richtige Anlagestrategie für sich finden, erklären wir Ihnen in einem weiterführenden Ratgeber.
Und noch ein Tipp für ganz Mutige: Sie können eine Börsenkrise auch als “Ausverkauf” an der Börse ansehen, denn wenn die Kurse auf Talfahrt sind, sind Wertpapiere besonders günstig. Wenn Sie also über genügend Kapital verfügen, könnten Sie die Krise auch nutzen und fleißig nachkaufen. Sobald die Erholungsphase an den Märkten einsetzt, dürfen Sie sich mit etwas Glück über eine schöne Rendite freuen.
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