Der jahrzehntelange Börsenerfolg der Börsen-Oma Beate Sander war kein Zufall, sondern das Ergebnis einer klugen, ausgetüftelten und auf Langfristigkeit und Seriosität ausgerichteten Strategie.
ETFs bieten auch Privatanlegern faire Gewinnchancen zu niedrigen Preisen - das ist gut. Aber gut ist mir nicht gut genug! ETFs haben ja auch ein bisschen was von „die Katze im Sack kaufen“.
Um geografische und thematische Lücken zu schließen, nutze ich einige ETFs, aber der Großteil des Depots besteht nach wie vor aus Einzelwerten. Da halte ich doch gerne an der Tradition der Börsenlegende Beate Sander fest. Sie studierte ETFs, auch um neue Impulse für Einzelwerte zu erhalten, der Anteil der ETFs am Gesamtdepot betrug dennoch weniger als zehn Prozent.
Wenn Einzelaktien eine so wichtige Rolle spielen und oft für viele Jahre im Depot bleiben, ist die richtige Auswahl von enormer Bedeutung. Wer es ins Depot schaffen will, muss sich daher einer strengen Analyse unterziehen. Die wichtigsten Erkenntnisse bei der Auslese fasse ich nun in fünf Fragen zusammen, die ich vor einem Neukauf an jede Aktiengesellschaft stelle:
Wer bist Du?
Die Markstellung lässt sich rasch über den Börsenwert (Marktkapitalisierung) erfassen. Wenn der Börsenwert nicht allzu weit über dem Buchwert liegt, ist das Risiko eines starken Kursrutsches meist geringer.
Wer warst Du?
Niemand kann in die Zukunft blicken, aber der Blick in die Vergangenheit kann Aufschluss darüber geben, wie das Unternehmen vorangegangene Krisen gemeistert hat. Gerne blicke ich bis zu 20 Jahre zurück, dann sehe ich den Kurverlauf nach der Finanzkrise 2008, der Corona-Krise 2020 sowie der Energiekrise 2022. Außerdem lassen sich die Umsatz- und Gewinnanstiege der vergangenen Jahre verfolgen.
Wer wirst Du sein?
Für mich spielen vor allem die Megatrends demografischer Wandel, Klimawandel, technologischer Wandel und Verteidigungsfähigkeit eine herausragende Rolle. Das Unternehmen sollte mindestens einem dieser Bereiche zugeordnet werden können.
Weitere Hinweise können langfristige Kundenbindungen, ein klangvoller Markenname und ein bestehender Burggraben liefern, der es Konkurrenten schwer macht aufzuholen.
Wie passt Du in das Portfolio?
Technologie ist ein spannender Bereich, aber wahrlich nicht der einzige. Wer langfristig denkt, hat auch Pharmawerte, Finanzdienstleister/Versicherer, Versorger und Immobilienwerte im Depot. Außerdem achte ich auf eine gute, globale Mischung.
Hast Du besondere Stärken?
Manche Aktien zeichnen sich durch beständige und hohe Dividendenzahlungen aus, andere Aktien bieten besonders günstige Einstiegskurse. Dies geschieht mitunter, weil sie in Sippenhaft genommen und abgestraft wurden, nur weil ein Konkurrent für Negativschlagzeilen sorgte. Auch Chartsignale, wie das Überschreiten der 200-Tage-Linie (Gleitender Durchschnitt 200) können für zusätzliche Sympathiepunkte sorgen.
Es gibt nicht viele Aktien, die es durch diese Vorauswahl schaffen. Von ungefähr 8.000 handelbaren Einzelwerten kommt im Durchschnitt gerade mal einer pro Monat neu in mein Depot.
Wenn ich mir einen Wert jedoch angelacht habe, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Liebe lange währt. So flogen weniger als ein Viertel aller Aktien in den vergangenen fünf Jahren aus meinem Depot. Die Kriterien des Rauswurfs sind dann wieder ein anderes, spannendes Thema…