Die Commerzbank hat als erste deutsche Universalbank von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine Kryptoverwahrlizenz erhalten. Somit darf die Commerzbank offiziell Kryptowerte verwahren. Laut Pressemitteilung vom 15. November sei in einem ersten Schritt geplant, „institutionellen Kunden eine sichere, regulatorisch konforme und zuverlässige Plattform für die Verwahrung von Kryptowerten auf Basis der Blockchain-Technologie zur Verfügung zu stellen“.
Aus der knappen Mitteilung lässt sich schlussfolgern, dass in einem zweiten Schritt auch Privatkunden der Commerzbank Krypto-Dienstleistungen erhalten sollen, auch wenn die Commerzbank ihre Privatkunden nicht explizit erwähnt hat: "Die Lizenz ermöglicht es der Bank, ein breites Spektrum von Dienstleistungen im Bereich digitaler Vermögenswerte, speziell Kryptowerte, aufzubauen.“
Was ist eine Kryptoverwahrlizenz?
Seit Inkrafttreten der Änderungsrichtlinie zur vierten EU-Geldwäscherichtlinie am 1. Januar 2020 gilt das Kryptoverwahrgeschäft offiziell als Finanzdienstleistung und ist seither Bestandteil des Kreditwesengesetzes (KWG). Infolgedessen müssen Unternehmen, die in Deutschland die Kryptoverwahrung anbieten wollen, eine entsprechende Genehmigung von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) besitzen. Für Unternehmen, die bereits vor 2020 erlaubnispflichtige Krypto-Dienstleistungen angeboten haben, gelten Übergangsbestimmungen.
Die Vergabe einer Lizenz zur Kryptoverwahrung ist an verschiedene Voraussetzungen gebunden, die denen für die Erteilung einer allgemeinen Finanzdienstleistungslizenz ähneln. Dazu gehören unter anderem ein Mindestanfangskapital von 150.000 Euro, ein detaillierter Geschäftsplan, strenge IT-Sicherheitsstandards sowie geschäftsführende Personen, die sowohl fachlich als auch persönlich geeignet sind.
Kryptomarkt im Aufwind: Bitcoin-Kurs 2023 mehr als verdoppelt
Nach den deutlichen Kursverlusten im vergangenen Jahr hat der Kryptomarkt 2023 ein fulminantes Comeback hingelegt. Die Krypto-Leitwährung Bitcoin hat sich im ersten Halbjahr 2023 in US-Dollar gerechnet in etwa verdoppelt. Der nachhaltige Sprung über die psychologische Marke von 30.000 US-Dollar erwies sich allerdings zunächst als eine Nummer zu groß: Nach dem Sommer-Hoch im Juli bei knapp 31.500 US-Dollar korrigierte der Bitcoin im August bis auf knapp 26.000 US-Dollar, um es danach etwas ruhiger angehen zu lassen. Die sogenannte Volatilität, sprich Schwankungsbreite, nahm spürbar ab.
Im Oktober schließlich startete der Bitcoin einen neuen Angriff auf die bisherigen Jahreshochs und sprang am 24. Oktober erstmals seit Mai 2022 wieder über die 35.000-Dollar-Marke. Aktuell notiert der Bitcoin bei gut 37.000 US-Dollar (Stand: 20. November 2023). Seit Jahresanfang beträgt das Kursplus rund 130 Prozent.
Bereits in den Jahren zuvor war eine geringe Volatilität beim Bitcoin meist ein Vorbote einer Kursrally. Beispielsweise pendelte der Bitcoin im Jahr 2015 monatelang um die 250-Dollar-Marke und startete im Herbst 2015 dann einen der spektakulärsten Bullenmärkte in seiner noch recht jungen Geschichte. Der Kursanstieg bis Anfang 2018 belief sich auf rund 7.000 Prozent.
Ausblick: Die Zukunft von Kryptowährungen
Nicht nur der Bitcoin, sondern auch andere Kryptowährungen liegen im laufenden Jahr deutlich im Plus: Ethereum, die weltweite Nummer zwei nach Marktkapitalisierung, konnte seit Jahresanfang in US-Dollar gerechnet um rund 70 Prozent zulegen, Ripple sogar um gut 80 Prozent (Stand: 20. November 2023).
Die Ursache für die jüngste Aufwärtsdynamik hat auch mit Spekulationen zu tun, dass in den USA schon bald der erste Bitcoin-Spot-ETF eingeführt werden könnte. Bereits vor einem Monat brodelte die Gerüchteküche, als es hieß, dass ein entsprechender Antrag des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock von der US-Börsenaufsicht genehmigt wurde. Die Meldungen erwiesen sich jedoch als Fake-News. Einen Antrag für einen Bitcoin-Spot-ETF hatte Blackrock bereits im Juni gestellt, vor kurzem beantragte Blackrock auch die Einführung eines Ethereum-Spot-ETFs.
Bei Spot-ETFs werden im Unterschied zu Future-ETFs „echte“ Kryptos als Basiswerte hinterlegt, der ETF bildet also den Echtzeitkurs der entsprechenden Kryptowährung auf dem sogenannten Spotmarkt ab. Im Unterschied dazu basieren Future-ETFs auf Terminkontrakten. Den ersten Bitcoin-Future-ETF hatte die SEC bereits im Juni dieses Jahres genehmigt. Dass die US-Börsenaufsicht bei Spot-ETFs bislang kein grünes Licht gibt, liegt auch in der Regulatorik begründet. Nach Ansicht der SEC ist der Krypto-Spotmarkt anfälliger für Manipulation und Betrug.
Prognose: Weitere Etablierung von Kryptowährungen in Deutschland
In Deutschland zeichnet sich eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich der Kryptowährungen ab. Nicht nur die Commerzbank, auch andere Großbanken wie die Deutsche Bank, die zur Sparkassen-Gruppe gehörende Dekabank oder die DZ Bank als Dachorganisation der Genossenschaftsbanken haben bei der Bafin in diesem Jahr eine Kryptoverwahrlizenz beantragt.
Die DZ Bank ist hier offenbar schon einen Schritt weiter: Wie das genossenschaftliche Institut Anfang November verkündete, habe man für institutionelle Kunden bereits „eine neue Plattform für die Abwicklung und Verwahrung digitaler Finanzinstrumente in Betrieb genommen“. Dabei handele es sich zunächst um Anwendungsbereiche des elektronischen Wertpapiergesetzes (eWpG). Mit der Bafin-Lizenz wolle man dann 2024 institutionellen Kunden ermöglichen, direkt in Kryptowährungen zu investieren. Auch für Privatkunden sei im ersten Quartal 2024 die Einführung eines entsprechenden Angebots geplant, wie eine Sprecherin der DZ Bank gegenüber biallo.de bestätigte. Hierfür sei eine Bafin-Lizenz allerdings nicht erforderlich.
Bereits jetzt gibt es kompetente Anbieter wie Bison und BSDEX, die mit der Unterstützung der Börse Stuttgart eine solide Basis für den Krypto-Handel anbieten. Auch bei Neobanken wie N26 und den Neobrokern Trade Republic, Scalable Capital oder Finanzen.net Zero können Anleger echte Kryptos kaufen und verkaufen.
Eine mögliche Erlaubnis von Krypto-Spot-ETFs in den USA könnte den Kryptomarkt in den nächsten Monaten weiter beflügeln. Allerdings sollten Anleger, die jetzt bei Kryptowährungen einsteigen wollen, mögliche Kurseinbrüche nicht außer Acht lassen und nur einen kleinen Teil Ihres Vermögens breit gestreut in Kryptos investieren. Schließlich verlor der Bitcoin von November 2021 bis November 2022 innerhalb eines Jahres fast 80 Prozent an Wert.