Ob „Shabby Chic“ mit Flohmarktfunden, mediterranes Flair durch Korb- und Eisenmöbel oder minimalistisch mit wenigen Designklassikern – die Möglichkeiten, sich umweltbewusst und fair einzurichten, sind so vielfältig wie die Wohnkonzepte.
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
„Nachhaltige Entwicklung wird den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“, so hat es die UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987 formuliert. Das heißt: Wir dürfen nicht mehr verbrauchen, als nachwachsen kann, müssen die Regenerationsfähigkeit der Umwelt, etwa der Meere, erhalten und die Klimaerwärmung begrenzen.
Weltweit betrachtet kann dies nur gelingen, wenn neben den ökologischen auch die sozialen und ökonomischen Herausforderungen gemeistert werden, damit auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft nicht ganze Bevölkerungsteile oder sogar Länder auf der Strecke bleiben. Nachhaltiger Konsum sollte deshalb nicht nur umwelt- und klimabewusst sein, sondern auch faire Arbeitsbedingungen während der gesamten Lieferkette beinhalten.
Konsumverhalten: Den eigenen CO2-Fußabdruck überprüfen
Klar ist: Wir konsumieren viel zu viel. Lag der Erdüberlastungstag 1971, als die Berechnungen starteten, noch im Dezember, waren 2022 die Ressourcen bereits im Juli aufgebraucht. Und in diesem Jahr war das für Deutschland schon am vierten Mai der Fall.
Wer wissen möchte, wie groß der eigene CO2-Fußabdruck ist, kann dies mit Rechnern überprüfen, die es beispielsweise vom Umweltbundesamt (uba.co2-rechner.de), myclimate oder dem WWF Deutschland gibt, bei dem man auch Tipps erhält, wie sich der CO2-Fußabdruck verkleinern lässt. Um den Wert richtig einzuschätzen, muss man wissen: „Zwei Tonnen Kohlendioxid jährlich pro Kopf – das ist die Richtschnur, an die wir uns halten müssen, wenn wir Umwelt und Klima auch für kommende Generationen schützen wollen“, erklärt Greenpeace. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lag der Ausstoß pro Kopf 2021 aber bei 8,1 Tonnen. Zwar fließen in diesen Wert auch Dinge wie Infrastruktur, etwa Krankenhäuser und Schulen und die Energiegewinnung mit fossilen Brennstoffen ein, auf die wir keinen direkten Einfluss haben.
Konsumverhalten ändern
Doch es gibt Stellschrauben wie den privaten Konsum von Textilien, Elektroartikeln oder Möbeln mit rund zwei Tonnen CO2-Verbrauch, an denen sich drehen lässt. Viele Menschen tun dies bereits und haben ihr Konsumverhalten teils radikal oder in kleinen Schritten verändert, sei es bei der Mobilität, dem Energieverbrauch, dem Verzicht auf Fast Fashion oder der Ernährung. Doch nicht nur in der Küche und in den Schränken sollten „Bio“ und „Fair“ vorherrschen – auch die Möbel selbst können nachhaltig sein.
Unser Zuhause – Rückzugsort und Wohlfühloase
„My home is my castle” – so drückt der Engländer aus, was ihm sein Zuhause bedeutet. Und tatsächlich wurden während der Coronapandemie die eigenen vier Wände zu einer „Burg“, einem Schutzraum, in dem wir uns meistens aufhielten. Viele nutzten diese Zeit zum Renovieren, Ausmisten, Umräumen oder Einrichten eines Homeoffice. So stiegen die Brutto-Ausgaben für Möbel der privaten Haushalte von 2019 auf 2020 trotz Lockdowns um zwei Milliarden Euro auf 45 Milliarden an. Doch auch in normalen Zeiten hat das Zuhause einen hohen Stellenwert für das eigene Wohlbefinden. Immerhin verbringen wir dort etwa 60 Prozent unseres Lebens. Ob Single-Dasein, turbulentes Familienleben oder wieder zu zweit – das Wohnumfeld soll zur Lebenssituation, dem – derzeit – bevorzugten Einrichtungsstil und den Bedürfnissen im Alltag passen.
Möbelkauf und Einrichtung: Verbraucher legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit
Zwischen sechs und sieben Prozent des Einkommens fließen so jährlich in den Kauf neuer Möbel. Erste Anlaufstelle für viele ist dabei das Einrichtungshaus Ikea, das mit einem Umsatz von 5,3 Milliarden 2021 Spitzenreiter im Einzelhandel war, gefolgt von XXXLutz. Insgesamt generieren die fünf größten Möbelhäuser 44 Prozent des Umsatzes, verfügen sie doch auch über die meisten Filialen. Aber zunehmend können die Hersteller nicht mehr nur mit Design und Preis punkten.
Die Studie „Die deutsche Möbelbranche – Struktur, Trends und Herausforderungen“ der Unternehmensberatung PwC kommt zu dem Schluss: „Das Umweltbewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher wirkt sich auch auf die Auswahl der Möbel aus. Konsumentinnen und Konsumenten legen Wert auf eine nachhaltige Produktionsweise und die Verwendung von natürlichen und umweltfreundlichen Materialien.“ Immerhin 24 Prozent finden laut der Studie Nachhaltigkeit als Kaufkriterium sehr wichtig und 34 Prozent etwas wichtig. Und ihr Anteil, so die Prognose, wird steigen. „Viele Hersteller“, stellt Patrick Ziechmann von PwC fest, „haben längst auf dieses Umdenken reagiert, indem sie ihre Emissionen reduzieren und nachhaltige Lieferketten bauen; sie setzen auf zirkuläre Geschäftsmodelle und eine ethische Beschaffung“.
Wie finde ich nachhaltige Möbelhersteller und Bio-Möbel?
Die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel (DGM) unterstützt mit einem „Klimapakt für die Möbelindustrie“ das 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen (UN). Hersteller, die sich dem anschließen, reduzieren zunächst ihren CO2-Ausstoß auf das mögliche Minimum, etwa durch die eigene Produktion von Ökostrom. Die verbleibenden direkten und indirekten Treibhausgasemissionen müssen von externen Fachleuten alle zwei Jahre auf der Basis internationaler Standards berechnet und durch Klimaschutzprojekte kompensiert werden.
Gütesiegel: „Möbelherstellung Klimaneutral“, „Möbel Klimaneutral“ und das „Goldene M“
Nur dann dürfen sie das RAL Gütezeichen „Möbelherstellung Klimaneutral“ führen. Darunter sind viele bekannte Namen wie Brühl, Cabinet, Hülsta oder Poggenpohl. Auf der Seite der DGM findet man eine Liste aller Hersteller, die entweder dem Klimapakt beigetreten und noch in der Phase der Energieoptimierung sind oder bereits das Gütezeichen tragen dürfen.
Zusätzlich vergibt DGM das Gütesiegel „Möbel Klimaneutral“, bei dem für jedes einzelne Möbelstück CO2-Bilanz und Kompensierung gewährleistet sein müssen, und das „Goldene M“ „für geprüfte Möbel, die hinsichtlich Qualität, Sicherheit und Gesundheit/Umweltschutz strenge Kriterien erfüllen“ (DGM).
Kleine Möbelmanufakturen, die nachhaltig produzieren
Daneben gibt es aber auch viele kleine Möbelmanufakturen, die nicht der DGM angehören und trotzdem nachhaltig produzieren. Meist sind sie eher regional aufgestellt, beziehen ihr zertifiziertes Holz aus der näheren Umgebung und fertigen häufig erst auf Bestellung. Dazu gehören etwa
- Herr Lars Möbelmanufaktur,
- Kawentsmann,
- Hardmann Design,
- Die Möbelschmiede,
- Seilermanufaktur oder
- Greenhaus.
Weitere Bio-Möbel Anbieter mit Sitz im europäischen Ausland
Andere Anbieter hochwertiger Bio-Möbel haben ihren Sitz nicht in Deutschland wie die österreichische Firma „Grüne Erde“ oder sie produzieren nicht selbst, sondern arbeiten mit größtenteils kleinen Manufakturen im In- und europäischen Ausland zusammen wie Waschbär oder Allnatura.
Ein Möbelstück vom Schreiner hat bei der Nachhaltigkeit die Nase vorn
Und dann gibt es da noch den Schreiner um die Ecke. Wie bei allen Konsumgütern spielen auch bei Möbeln kurze Transportwege für die CO2-Bilanz eine wichtige Rolle. Da hat er die Nase vorn. Verarbeitet er zudem energieeffizient regionales Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft, wäre das die beste Wahl für ein nachhaltiges Möbelstück, das obendrein solide verarbeitet und individuell nach dem eigenen Geschmack und den perfekten Maßen gefertigt wird. Dafür muss man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen, als für ein vergleichbares Produkt von der Stange.