Auf einen Blick
  • Wer sich nach einem neuen Stromvertrag umsieht, hat es alles andere als einfach – zumal, wenn es ein Ökostromtarif sein soll.

  • Viele Energieversorger haben wegen der stark gestiegenen Großhandelspreise für Strom ihre Angebote für Neukundinnen und Neukunden ausgesetzt oder die Endpreise auf ein eher abschreckendes Niveau geschraubt.

  • In unserem Ratgeber zeigen wir Ihnen, worauf Sie bei grünen Stromprodukten achten sollten.
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Verrückte Preise, fragwürdige Geschäftspraktiken, wenig Tarifangebote – Verbraucher, die sich nach einem neuen Stromvertrag umsehen, haben es alles andere als einfach. Das gilt zumal für all jene, die mit der Wahl eines Ökostromvertrags zur Energiewende beitragen wollen. Doch so wenig einladend der Energiemarkt gerade ist, es finden sich Produkte für preis- und umweltbewusste Stromkundinnen und -kunden.

 

Strompreise & Grünstrom: Was spielt sich am Verbrauchermarkt ab?

„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aufgrund der stark gestiegenen Beschaffungspreise zum aktuellen Zeitpunkt keine Strom-Tarife anbieten“. Oder: „Schweren Herzens haben wir deshalb die Ökostrom- und Biogasangebote für Neukundinnen und Neukunden vorübergehend ausgesetzt und unsere Preisrechner deaktiviert.“ Wer zur Zeit nach einem neuen Stromlieferanten sucht, gewinnt den Eindruck, die Energiewelt steht Kopf. Obige Erklärungen wie jene der Stadtwerke München oder der Elektrizitätswerke Schönau sind im Januar auf den Webseiten vieler Anbieter aufgetaucht.

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Großhandelspreise für Strom sind explodiert

Dass Neukundengewinnung auf der Agenda von Energievertrieben nach unten gerutscht ist, zeigt auch ein Blick in Vergleichsportale. Check 24 etwa listet bei der Suche nach einem Stromtarif rund 30 Tarifangebote (Stand: Mitte Januar). Für Ökostrom sind es zwei Dutzend, ein aus der Zeit gefallener Hinweis über dem Vergleichsrechner erinnert an „über 1.000 Ökostromanbieter“. Ähnlich ausgedünnt ist die Auswahl bei Verivox.

Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind in den zurückliegenden Monaten explodiert. Die Megawattstunde Strom kostete am Spotmarkt im Handel für den folgenden Tag, Day-Ahead-Handel, im Dezember 2021 im Schnitt mehr als 200 Euro, im Januar 2021 waren es rund 50 Euro. Der Strompreis für Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden betrug nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft im November durchschnittlich 32,16 Cent je Kilowattstunde.

Stromversorger haben 2022 ihre Preise stark erhöht

Zum Januar haben zahlreiche Versorger an der Preisschraube gedreht. In der Grundversorgung gibt es inzwischen eigens Tarife für Neukunden (sogenannte Split-Tarife), in der Mehrzahl für Verbraucher, die in die Ersatzversorgung fallen, weil ihr bisheriger Anbieter die Lieferungen eingestellt hat. Bundesweit für Schlagzeilen sorgte der Fall des Discounters Stromio. Die Split-Tarife für Neukunden in der Grundversorgung sind nicht selten mehr als doppelt so hoch wie die Tarife für Bestandskunden. Die Stadtwerke Pforzheim berechneten der einen Klientel als Arbeitspreis sogar 107,66 Cent, der anderen 31,98 Cent pro Kilowattstunde. Nachdem die Landeskartellbehörde eine Überprüfung solcher Preiserhöhungen angekündigte, schraubten die Stadtwerke den Neukunden-Tarif auf 55,24 Cent runter. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat gegen drei Versorger – die Stadtwerke Gütersloh, die Wuppertaler WSW Energie und Wasser AG und Rheinenergie – im Januar rechtliche Schritte wegen dieser Praxis eingeleitet.

Einige Stromanbieter lösen Verträge auf

Als Befreiungsschlag mutet das Gebaren einiger kleiner Discounter wie beispielsweise „Immergrün“ an. Auf Erhöhungen von Abschlagszahlungen folgten Preisaufschläge und danach Vertragskündigungen. Das Internetportal „Verbraucherhilfe-Stromanbieter“ listet 18 Anbieter, die überraschend Verträge auflösten. Auch mehrere Insolvenzen stehen im Zusammenhang mit den hohen Großhandelspreisen. Knackpunkt für Discounter: Sie decken ihren Strombedarf auf den Spotmärkten und geben Preisvorteile an Kunden weiter, dieses Geschäftsmodell kippt bei anhaltend steigenden Preisen. Stadtwerke und andere Grundversorger sichern sich über langfristige Lieferverträge ab.

  • Hinweis: Wie manche Stromdiscounter vor dem Hintergrund der hohen Großhandelspreise Kunden aufzubürden suchen, ist rechtlich zumindest fragwürdig. Im Fall von Stromio empfehlen Verbraucherzentralen, Anspruch auf „Schadensersatz wegen unwirksamer Kündigung“ zu stellen. Einen entsprechenden Musterbrief finden Sie zum Beispiel auf der Website der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Auf jeden Fall sollten Betroffene ihre Zahlungen rechtzeitig einstellen und gegebenenfalls Geld zurückzufordern: Stromio hat zuletzt im November abgebucht. Sie können sich diesen Betrag zurückholen, das geht binnen acht Wochen. Damit fangen Sie einen Teil Ihrer jetzt höheren Stromkosten auf.

Biallo-Tipp:

Einen ausführlichen Ratgeber zum Fall Stromio lesen Sie auf biallo.de. Dort finden Sie zudem einen Stromvergleich.

Auch gegen Preisaufschläge und höhere Abschlagszahlungsforderungen können Sie sich gegebenenfalls wehren. Tipps und Musterschreiben für konkrete Fallbeispiele finden Sie auf den Webseiten der „Verbraucherhilfe-Stromanbieter“.

Wenn Sie eine Ankündigung der Erhöhung des Strompreises erhalten, sollten Sie auch einen Wechsel zu einem anderen Anbieter in Betracht ziehen. Ein Sonderkündigungsrecht steht Ihnen ohnehin zu. Prüfen Sie vor dem Wechsel aus der Grundversorgung ganz genau, ob der potenziell neue Anbieter wirklich günstiger ist. Aktuell sind trotz Preiserhöhung in vielen Regionen die regionalen Versorger im Grundtarif noch die günstigsten Anbieter.

 

Was ist Ökostrom?

Grün ist nicht gleich grün, das trifft auch am Markt für Stromprodukte zu. Wann von Ökostrom, auch Grün- oder Naturstrom genannt, die Rede sein kann, ist gesetzlich nicht festgeschrieben. Für Verbraucher ist nicht leicht erkennbar, inwieweit sie mit der Wahl eines Ökostromtarifs Energiewende und Klimaschutz unterstützen. Ökostrom ist ein Mischprodukt, das sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein kann.

EEG-Strom

Mehr als 40 Prozent des Stroms im Netz erzeugen Erneuerbare-Energien-Anlagen. Bis zum Jahr 2030 sollen es nach dem Willen der Politik 80 Prozent sein. Der weitaus größte Teil des grünen Stroms – im Jahr 2020 laut Bundesnetzagentur umgerechnet rund 94 Prozent – stammt bis dato aus Erzeugungsanlagen, für die ein Anspruch auf Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) besteht.

Ökostrom, den Verbraucher bereits über die EEG-Umlage mitfinanzieren, darf nicht ein zweites Mal als öko verkauft werden, es gilt das „Doppelvermarktungsverbot“. Das heißt, im Handel an der Strombörse verwandelt sich EEG-Strom gleichsam in „Graustrom“, das ist Strom ohne Zuordnung zu einer bestimmten Erzeugungsart. Energieversorger müssen bei ihren Stromtarifen im sogenannten Produktmix (siehe Abschnitt Stromkennzeichnung) ausweisen, wie viel EEG-Strom rein rechnerisch durch die Zahlung der Umlage finanziert wird.

 

Echter Ökostrom? Strom mit Herkunftsnachweis

Ob Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse- oder Geothermie: Voraussetzung dafür, dass Ökostrom als solcher vermarktet werden darf, sind Herkunftsnachweise. Es handelt sich um elektronische Dokumente, die anzeigen, wie und wo der Strom erzeugt worden ist. Für jede erzeugte Megawattstunde wird ein Nachweis ausgestellt und nach deren Lieferung an Verbraucher wie ein Fahrschein entwertet. Für EEG-Strom gibt es wegen des Doppelvermarktungsverbotes keine Herkunftsnachweise. Bedingt durch die EEG-Förderung ist die Zahl der Herkunftsnachweise für Ökostrom aus Deutschland verhältnismäßig gering.

Grüner Strom mit Herkunftsnachweis kommt hierzulande etwa aus Anlagen, denen Power Purchase Agreements (PPA) zugrunde liegen. Das sind langfristige Lieferverträge zwischen Stromproduzenten und größeren Stromabnehmern. Auf dieser Basis werden Bau und Betrieb zum Beispiel von Windparks oder Photovoltaik-Freiflächenanlagen finanziert. PPAs sind ein noch junges Finanzierungsinstrument in Deutschland.

Zudem gibt es Strom mit Herkunftsnachweis aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, die aus der Förderung herausfallen, weil sie älter als 20 Jahre sind. Seit vergangenem Jahr fließt für die ersten – das EEG trat im Jahr 2000 in Kraft – keine Einspeisevergütung mehr. Auch für den Weiterbetrieb von „Ü20-Anlagen“ sind PPAs ein Mittel der Wahl.

Nach EZB-Zinsentscheid: wiLLBe erhöht Tagesgeldzinsen auf 3,80 Prozent

Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) hat mit „wiLLBe“ die Zinssätze beim Euro-Tagesgeld um 0,20 Prozentpunkte nach oben angepasst. Die neuen Zinssätze gelten für Neukunden und Bestandskunden gleichermaßen. Es gibt keine feste Laufzeit und Ihr Geld ist täglich verfügbar. Egal, ob Sie Euro (3,80 Prozent), US-Dollar (4,75 Prozent) oder Schweizer Franken (1,55 Prozent) bevorzugen, Sie haben die freie Wahl. Auch die Einrichtung eines Sparplans ist direkt über die wiLLBe-App möglich. Sie wollen nicht nur sparen? Dann steht Ihnen ab einer Mindestanlage von nur 200 Euro offen, ein Depot zu starten und etwa in nachhaltige Aktien zu investieren. Die jährliche Gebühr beträgt nur 0,49 Prozent.  Mehr über das Sparen und Investieren mit wiLLBe erfahren!
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Handel mit Herkunftsnachweisen – Greenwashing?

Die Mehrzahl der Herkunftsnachweise, mit denen Energieversorger in Deutschland Ökostrom vermarkten, kommt aus dem Ausland. Der Handel mit diesen Zertifikaten läuft europaweit, ausgestellt werden sie in dem jeweiligen EU-Staat. Energieversorger können allein das Zertifikat, ohne den Strom, erwerben und auf ihren Energiemix anrechnen. Kritiker sprechen von „Greenwashing“. 

Der Bundesverband Erneuerbare Energien sieht Herkunftsnachweise als Brücke: In der Übergangsphase hin zu 100 Prozent erneuerbare Energien seien sie „mit entsprechenden Kriterien ein sinnvolles Konstrukt, um Ökostrom für Kunden nachzuweisen“, teilt der BEE mit.

Das Umweltbundesamt führt seit 2013 ein Herkunftsnachweisregister. In einer Marktanalyse 2019 resümierte die Behörde, dass die in Deutschland entwerteten Nachweise „annähernd zur Hälfte aus Norwegen und zu über 90 Prozent aus Wasserkraft“ stammen. Und das größtenteils aus alten Erzeugungsanlagen. Nur fünf Prozent aller Nachweise rührten 2017 von Kraftwerken her, die nicht älter als sechs Jahre waren.

Grafiken zur Herkunft von Ökostrom

Die folgenden beiden Grafiken geben einen Überblick, aus welchen Ländern die Herkunftsnachweise (HKN) von Ökostrom in Deutschland im Jahr 2020 kamen. 

Grafik 1: Herkunftsnachweise: Aus diesen Ländern kommt der Ökostrom



Graifk 2: Herkunftsnachweise nach Ausstellungsland: Anteil in Prozent
Herkunftsnachweise: Aus diesen Ländern kommt der Ökostrom

Regionalstrom

Der Begriff steht für Ökostrom, der in einem Umkreis von 50 Kilometern um den Wohnort des Verbrauchers produziert wird. Dafür gibt es Regionalnachweise. Und dies – anders als bei den Herkunftsnachweisen – auch dann, wenn der Strom über das EEG gefördert wird. Der Anlagenbetreiber erhält eine etwas geringere Einspeisevergütung, dafür entfällt das Doppelvermarktungsverbot. Anbieter bilden im Produktmix in der Stromkennzeichnung Regionalstrom als Teil des EEG-Stroms ab.

Biallo-Tipp:

Wählen Sie einen Ökostrom-Anbieter, der einen Beitrag zur Energiewende leistet. Hinterfragen Sie: Dienen die Einnahmen aus dem Stromverkauf auch der Finanzierung neuer  Photovoltaik- oder Windkraftanlagen? Hat der Anbieter langfristige Lieferverträge (PPA) mit Stromerzeugern, die den Ausbau der Erneuerbaren voranbringen, oder mit Betreibern von „Ü20-Anlagen“? Welche Konzepte hat er für die Energiewende in der Region? Und schauen Sie sich nicht nur die Angebote von Öko-Pionieren an. Große Versorger, die noch Strom aus fossilen Energieträgern und Kernkraft vertreiben, steuern um.
 

Stromkennzeichnung: Wie spiegelt sich „öko“ wider?

Der Gesetzgeber verlangt von Elektrizitätsversorgungsunternehmen, dass sie die Mischungsanteile ihres Stroms in der Stromrechnung, auf der Website und auch auf Werbematerialien darstellen. Er unterscheidet im Energiewirtschaftsgesetz (Paragraf 42) zwischen produkt- und unternehmensspezifischem Mix. Diese Stromkennzeichnung ist im vergangenen Jahr reformiert worden.

Pflichtangaben zu Mischungsanteilen: Unternehmensmix & Produktmix

Seit November bildet der Unternehmensmix – eine andere Bezeichnung ist Gesamtenergie-Trägermix – den über die EEG-Umlage finanzierten Strom nicht mehr ab. Dieser EEG-Stromanteil ist nur eine Rechengröße, definiert in Paragraf 78 des EEG, über den tatsächlichen Stromeinkauf sagt er nichts aus. Weiterhin wiedergegeben wird er bei einzelnen Stromtarifen, also im Produktmix.

Die neue Regelung hat das Grün in der Anbieterlandschaft deutlich reduziert. Eine Studie im Auftrag des Ökostrom-Anbieters Lichtblick, bei der die Stromkennzeichnungen von 35 Versorgern vor und nach der Reform verglichen wurden, ergab: Der Grünstrom-Anteil im Unternehmensmix sank etwa bei einem Drittel der Beispiele um mehr als 40 Prozent. Spitzenreiter waren die Stadtwerke Kiel, der Wert ging von 60 auf vier Prozent zurück. Die Konzerne Eon, EnBW und Vattenfall weisen demnach um 46, 42 und 49 Prozentpunkte geringere Ökostromanteile im Unternehmensmix aus (siehe Tabelle).

Bei Stromanbietern, die Kernkraft sowie Kohle, Erdgas und andere fossile Energiequellen ausschließen, ist der Unternehmensmix jetzt allein durch Ökostrom mit Herkunftsnachweis hundertprozentig grün.

Gesamtenergie-Trägermix ist entscheidend

Dass der Gesetzgeber bei der Kennzeichnung einzelner Tarife weiterhin den kalkulatorischen EEG-Stromanteil ausgewiesen sehen will, lässt verschiedene Produkte ähnlich erscheinen. Dieser EEG-Stromanteil beträgt im Jahr 2020 bis zu 65 Prozent. Es gibt Ökostromanbieter, die zu hundert Prozent Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland beziehen. Doch der Produktmix spiegelt nur 35 Prozent Ökostrom mit Herkunftsnachweis wider, denn den Löwenanteil nimmt die EEG-Rechengröße ein. Das gleiche Verhältnis ergibt sich zum Beispiel für den Ökostrom-Produktmix von Eon und EnBW. Und 65 Prozent EEG-Stromanteil ergeben sich entsprechend auch für deren andere Stromtarife, die Kohle- und Atomstrom enthalten.

Biallo-Tipp:

Unternehmens- und Produktmix werden in der Regel mit Kreis- oder Balkendiagrammen anschaulich dargestellt. Bei Anbietern mit mehreren Stromtarifen sind die Kennzeichnungen nicht immer leicht auseinanderzuhalten. Achten Sie auf den Unternehmens- beziehungsweise Gesamtenergie-Trägermix.

Angaben über Herkunftsnachweise keine Pflicht

Keine Angaben müssen Versorger in der Stromkennzeichnung über ihre Herkunftsnachweise machen. Ob „öko“ für PPA-Strom steht oder für ein Stromzertifikat eines Jahrzehnte alten Wasserkraftwerks im Ausland, kann offen bleiben.

 

Grüner Strom-Label (GSL), Ok Power Label: Öko-Labels beim Strom

Zusätzlich zur gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung existiert eine Vielzahl an Öko-Labels. Das Umweltbundesamt und Verbraucherzentralen heben das Grüner-Strom-Label und das Ok-Power-Label hervor. Hinter dem einen stehen gemeinnützige Organisationen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Träger des anderen ist ein Verein, den das Öko-Institut mit ins Leben gerufen hat. Zu den Vergabekriterien zählt bei beiden, dass mit dem Ökostromprodukt ein Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien geleistet wird. Bedingung für das Grüner-Strom-Label etwa ist, dass je verkaufter Kilowattstunde an Privatkunden 0,5 Cent so investiert werden. Verbreitet sind daneben die Stromzertifikate, die der TÜV Nord und TÜV Süd ausstellen.

Öko-Labels haben ihren Preis. Bei so manchem stellt sich die Frage auch nach dem Nutzen. Wenn auf einem Stromprodukt keines prangt, muss das nichts Schlechtes bedeuten.

Stromanbieter Kernenergie Kohle Erdgas
 Sonstige fossile Energieträger  Erneuerbare Energien CO2-Emissionen (Gramm/kWh)
 Eon  25,6%  51,3%  12,0%  1,5%  9,6%  584
 EnBW  31,5%  34,0%  6,8%  5,0%  22,7%  359
 Vattenfall  14,7%  26,2%  41,1%  1,1%  16,9%  328

Neue Stromkennzeichnung: Unternehmensmix der Stromkonzerne Eon, EnBW und Vattenfall im Jahr 2020 (Quelle: Unternehmensangaben).

 

Strompreis Ökostrom: Was kostet Grünstrom im Vergleich zu anderem Strom?

Auch wenn man Äpfel bekanntlich nicht mit Birnen vergleichen sollte: Anders als bei Lebensmitteln hievt das Attribut “öko” bei Stromprodukten den Preis nicht auf ein anderes Niveau – im Durchschnitt. Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch zwischen 2.500 und 5.000 Kilowattstunden bezahlten im vergangenen April durchschnittlich 32,54 Cent für die Kilowattstunde Ökostrom. Das waren 1,2 Cent weniger als Stromkunden in der Grundversorgung berappten. Wer beim Grundversorger einen Tarif für konventionellen Strom außerhalb der Grundversorgung hatte, sparte im Vergleich zum Grünstromtarif 0,65 Cent pro Kilowattstunde.

Vertragsart 2021 Cent/kWh 2020 Cent/kWh
 Grundversorgungstarif  33,80  33,80
 Anderer Tarif des Grundversorgers  31,89  31,67
 Tarif eines anderen Lieferanten  32,70  31,22
 Ökostromtarif  32,54  31,66

Durchschnittliche mengengewichtete Preise für Haushaltskunden zum Stichtag 1. April für 2.500 bis 5.000 kWh Jahresverbrauch (Quelle: Bundesnetzagentur).

  • Biallo-Lesetipp: Strom und Gas werden immer teurer. Ein Versorgerwechsel kann erheblich Kosten sparen. Wie Wechselhelfer Verbrauchern ständige Preisvergleiche abnehmen und weitere Informationen zum Thema Wechsel Ihres Stromanbieters, finden Sie in einem separaten Beitrag von uns. 

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Ökostrom Anbieter: Wo bekomme ich Grünen Strom?

Grüner Strom im Produktportfolio ist mittlerweile eher die Regel denn die Ausnahme. Mehr und mehr konventionelle Anbieter stellen komplett auf „grün“ um. Eine Marktstudie im Auftrag der Fachzeitung “Energie und Management” im vergangenen Jahr, die 1.100 Stromanbieter einschloss, weist 370 ausschließliche Ökostromversorger aus.

Größte Ökostromanbieter 2021 im Vergleich

Größter Anbieter, was die Zahl der Privatkunden angeht, ist nach Angaben des Fachblattes der Discounter Eprimo, ein Tochterunternehmen von Eon. Dahinter folgt der Anbieter Lichtblick. Bezogen auf die Absatzmenge würden die beiden im Ranking den Platz tauschen (siehe Tabelle).

Anbieter Kundenzahl (zum 1. Januar 2021) Aktuelles Angebot (2022) des Anbieters für Neukunden (überregional)?
 Eprimo  1.324.391  ja
 Lichtblick  830.000  ja
 Entega  386.200
 nein
 Lekker Energie  327.738
 ja
 EWE  310.933  ja

Die fünf größten Ökostromanbieter 2021 nach der Zahl an Privatkunden (Quelle: Fachzeitung E&M).

Beste Ökostrom-Produkte in puncto Beitrag zum Ausbau erneuerbare Energien

Die Zeitschrift “Ökotest” hat zusammen mit dem Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (IZES) 2021 untersucht, was verschiedene Ökostromprodukte für die Energiewende bringen. Analysiert wurden 69 Tarife, die jeweils in mehr als 10.000 Gemeinden damals erhältlich waren. Zehn davon bewerteten die Tester als „sehr gut“ (siehe Tabelle). Das Produkt „Ökostrom-Komfort“ von Lichtblick schnitt mit „gut“ ab, „Ökostrom“ von Entega mit „befriedigend“, „Prima Klima“ von Eprimo erhielt „mangelhaft“, ebenso „Strom Zuhause“ von EWE. Nicht Gegenstand der Untersuchung war das Produkt von Lekker Energie, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Krefeld.

Anbieter Produktbezeichnung Aktuelles Angebot (2022) des Anbieters für Neukunden (überregional)?
 Stadtwerke Kleve  CleverStrom 2021 Watergreen  nein
 Elektrizitätswerke Schönau  EWS Ökostrom  nein
 Grün Power  grün.power light  ja
 Stadtwerke Münster  Mein Münster: Strom  ja
 Naturstrom  naturstrom  ja
 Green Planet Energy (Greenpeace Energy)  Ökostrom aktiv  nein
 Wemag  Ökostrom Aktiv  ja
 EVH Energieversorgung  regio Öko+  nein
 Strom von Föhr Vertrieb  Strom von Föhr inkl. 0,5 Sonnencent  nein
 Polarstern  Wirklich Ökostrom  ja

Grünstrom, der „sehr gut“ zum Ausbau der erneuerbaren Energien beiträgt (Quelle: Ökotest, Ratgeber Bauen und Wohnen, 2021).

Orientierungshilfe am Markt bietet auch die Online-Plattform „Eco Top Ten“. Betreiber ist das Öko-Institut. Es listet nur Produkte, die Bedingungen im Hinblick auf Stromerzeugung und Preis erfüllen. Kriterium ist beispielsweise, dass der Anbieter keine Beteiligungen an Atom- und Kohlekraftwerken hält. Der Strom muss unter dem Strich zu hundert Prozent aus Erneuerbare-Energien-Anlagen beziehungsweise Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) stammen, der KWK-Stromanteil darf höchstens 50 Prozent ausmachen. Und das Produkt muss einen Beitrag zum Ausbau von Erzeugungsanlagen bewirken. Ein weiteres Kriterium ist, dass Produkte das Grüner-Strom-Label oder das Ok-Power-Label haben.

Für den Mehrpreis von grünem Strom zieht das Öko-Institut auf der Plattform eine Toleranzgrenze: Die Produkte dürfen höchstens 20 Prozent mehr kosten als konventioneller Strom im Durchschnitt. Aktuell finden sich auf „Eco Top Ten“ 38 zertifizierte Stromtarifangebote (Stand: Mitte Januar).

Biallo-Tipp:

Auf großen Vergleichsportalen sind in den vergangenen Monaten immer wieder Anbieter gelistet gewesen, deren Praktiken Verbraucherschützer auf den Plan gerufen haben. Schnäppchen-Tarife und Neukunden-Boni sind eine Sache, eine ganze andere nicht selten die Nachhaltigkeit. Recherchieren Sie im Zweifelsfall im Internet, ob der Anbieter negativ aufgefallen ist. Wurde er schon öfter abgemahnt oder verklagt?

Biallo-Lesetipps: In weiteren Dossiers informieren wir Sie ausführlich rund um die Themen


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Über den Autor Manfred Fischer
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