Fassaden und Dächer begrünen: Vorraussetzungen
Es gibt einige notwendige Anfoederungen und Voraussetzungen, die ein Gebäude erfüllen muss, damit eine Dach- oder Fassadenbegrünung möglich ist.
Dachbegrünung: Welche Voraussetzungen sind nötig?
Statik: Die maximale Belastbarkeit des Daches entscheidet über die Möglichkeit und Art der Begrünung. Bei vorhandenen Kiesschüttungen von etwa fünf Zentimetern Höhe ist in der Regel eine extensive Begrünung mit fünf bis 15 cm Substrat problemlos möglich, da das Gewicht mit circa 80 bis 230 kg/qm in etwa gleich bleibt. Sollen dagegen anspruchsvollere Stauden auf dem Dach wachsen oder gar ein begehbarer Garten mit Büschen und Bäumen entstehen, erhöht sich die Last um ein Vielfaches auf 300 bis 1.200 kg/qm.
Dachneigung: Die technischen Möglichkeiten erlauben heute eine Begrünung aller Dachtypen, wobei der Preis mit dem Grad der Dachneigung deutlich ansteigt. Bis zu einer Neigung von zehn Grad ist dagegen eine einfache Begrünung völlig unproblematisch.
Dachaufbau: Bevor die Natur Einzug halten kann, muss sichergestellt sein, dass das Dach absolut wasserdicht ist. Angesichts der langen Lebensdauer begrünter Dächer empfiehlt es sich, ältere, zwar noch intakte, aber schon verwitterte Dachabdichtungen vorsichtshalber zu erneuern.
Bauvorschriften: Sie sind in der „Dachbegrünungsrichtlinie“ festgehalten. Die Anlage von Dachgärten muss außerdem beantragt und genehmigt werden.
Fassadenbegrünung: Notwendige Voraussetzungen
Die wandgebundene Begrünung ist bislang technisch extrem aufwendig und teuer und kommt daher meist nur bei repräsentativen Neubauten wie Luxuswohnungen, Unternehmen, Hotels, Museen oder anderen öffentlichen Gebäuden zum Einsatz. Deshalb beschränkt sich dieser Ratgeber auf die bodengebundene Begrünung.
Bei der Begrünung von Mauern kommt es darauf an, Fassadenkonstruktion, Pflanzen und, falls nötig, entsprechende Kletterhilfen aufeinander abzustimmen. So empfehlen die Spezialisten von Green City, Selbstklimmer nur auszuwählen, „wenn die Wand massiv und der mineralische Putz tragfähig sind. Bedingung ist auch eine rissfreie und fugenlose Fassade“. Denn Pflanzen, die mit Haftscheiben oder -wurzeln an der Fassade emporklettern wie Efeu oder Wilder Wein, wachsen mit lichtfliehenden Trieben in Ritzen oder hinter Verschalungen. Zudem muss die Fassade das Gewicht einer ausgewachsenen, dichten und regennassen Pflanze tragen können. Mit Wärmeverbundsystemen gedämmte Mauern kommen daher nicht infrage. Der auf einem Netz aufgetragene dünne Putz würde durch die Haftwurzeln und das Gewicht beschädigt werden.
Bei Klettergerüsten müssen Stabilität, Streben- und Wandabstand an die jeweilige Pflanze und die Art der Befestigung an die Fassadenoberfläche angepasst werden. Im Zweifelsfall ist die Beratung durch einen Fachmann sicher eine Investition, die Frust und Bauwerksschäden verhindern kann.
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Gebäudebegrünung: Was gilt für die Bepflanzung?
Bei einer Gebäudebegrünung sollten einige Dinge beachtet werden, was die Beflanzungsweise und die Pflanzenauswahl angeht. Im Folgenden geben wir Ihnen einen kurzen Überblick dazu.
Dachbegrünung Pflanzen: Standortgerechte Bepflanzung
Soll das Flachdach tatsächlich zum Ersatzlebensraum für Flora und Fauna werden, muss die Bepflanzung einerseits standortgerecht sein, das heißt den dort herrschenden extremen Bedingungen wie UV-Einstrahlung und Wind angepasst, und andererseits in der näheren Umgebung vorkommen. Denn nur dann finden sich auch Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten ein. Der Trend geht deshalb auch bei extensiver Begrünung weg von gleichförmigen, mit Sukkulenten bedeckten Dächern. Denn angesichts des gravierenden Verlusts an Biodiversität „sollte das weit über die Sedum-Bepflanzung hinausgehende Potenzial von Gründächern zum Erhalt der lokalen Flora ausgeschöpft werden“, empfiehlt der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV).
Neben möglichst vielen verschiedenen Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten gehört dazu die Modellierung des Daches mit kleinen Erdhügeln, Kies- und Wasserflächen, Totholz und Steinhaufen sowie Nisthilfen wie Insektenhotel, Hummelburg und Vogelkästen. Mit steigender Höhe der Substratschicht wächst die Pflanzenauswahl entsprechend bis hin zum Dachgarten mit Bäumen und Sträuchern. Gleich bleiben sollte dabei das Prinzip des Vorrangs für eine hohe Diversität heimischer Pflanzen.
Fassadenbegrünung Pflanzen: Bei Auswahl Wachstum berücksichtigen!
Ob zierliche Clematis oder flächendeckender Wilder Wein, Nord- oder Südseite, Garage oder Mehrfamilienhaus – für eine gelungene Fassadenbegrünung müssen viele Faktoren in Einklang gebracht werden. Es gilt das Dickenwachstum von Schlingern wie dem Blauregen zu bedenken, deren enormen Kräfte Regenfallrohre oder Balkongeländer verbiegen können, und den Pflegeaufwand für hochwachsende Pflanzen, die wild wuchernd unter Dachpfannen oder in Jalousiekästen vordringen könnten. Wer vor Schnittarbeiten auf hohen Leitern zurückschreckt, sollte sich also eher für Pflanzen mit überschaubarem Wachstum wie Spalierobst oder Kletterrosen entscheiden. Am besten für die Natur sind auch hier heimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten. „Eine mit Efeu oder Clematis begrünte Wand beispielsweise ist für viele Tierarten ein willkommener Lebensraum“, so der Naturschutzbund Deutschland (NABU).