Auf einen Blick
  • In Zeiten von anhaltenden Niedrigzinsen wird das sogenannte Crowdinvesting bei Privatanlegern immer beliebter.

  • Kriterien wie Anzahl der Insolvenzen und Rendite sind die wichtigsten Merkmale für Investoren bei der Wahl der Plattform.

  • Einige Anbieter sind relativ jung, während andere schon ein Jahrzehnt am Markt etabliert sind.
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Crowdinvesting erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Über 7,5 Milliarden Euro flossen gemäß Statista im vergangenen Jahr in crowdfinanzierte Projekte. Tendenz steigend. Laut Prognose wird im Jahr 2023 bereits ein Transaktionsvolumen von über zehn Milliarden Euro erreicht.

Die Gründe für den Erfolg der Portale sind vielschichtig. Einer der stärksten Treiber dürften digitale Innovationen, aber wohl auch die dauerhaft niedrigen Zinsen sein. Wir zeigen Ihnen, worauf es bei den Crowdinvesting-Plattformen ankommt und wie Sie den besten Anbieter finden.

Lesen Sie auch: Sicherheit beim Crowdinvesting: Das müssen Sie über das Risiko wissen

Biallo-Tipp

Wir haben gut ein Dutzend Crowdinvesting-Plattformen einem aufwendigen Test unterzogen. Darunter finden sich bekannte Namen wie BergfürstExporo oder  LeihDeinerUmweltGeld – um nur einige zu nennen. Die Testergebnisse der einzelnen Anbieter werden wir in loser Reihenfolge in den kommenden Wochen veröffentlichen. Einfach  Newsletter abonnieren und nichts verpassen!

Testkriterien im Überblick

Das Crowdinvesting ist ein neuer Nischenmarkt, der eine Brücke zwischen klassischen Bankdienstleistungen und Venture Capital – dem sogenannten Wagniskapital – schlägt. Der Markt eröffnet Privatinvestoren und Start-ups neue Möglichkeiten bei der Finanzierung.

Biallo.de bietet einen der ersten vollumfänglichen Tests nahezu aller in Deutschland verfügbaren Crowdinvesting-Plattformen. In die Gesamtbewertung fließen acht Kategorien mit einer Gewichtung von jeweils zehn bis 15 Prozent ein. Pro Kategorie werden maximal fünf Biallo-Sterne vergeben. Im Folgenden stellen wir Ihnen die jeweiligen Kategorien und Bewertungskriterien kurz vor.

Rendite

Die Rendite ist eines der ausschlaggebendsten Entscheidungskriterien für die Beurteilung der Plattformen. Abgesehen von Risiken und Details der Projekte legen Investoren oftmals das größte Augenmerk auf die mögliche Rendite. Wer eine Rendite von nur rund drei Prozent erwartet, wird sich gut überlegen, ob er das erhöhte Risiko eines alternativen Investments eingehen möchte. Wenn aber sechs bis acht Prozent Rendite locken, schlagen viele Investoren zu. Wir haben daher die Rendite aller Plattformen untersucht und berücksichtigen im Test den durchschnittlichen Profit über alle Projekte.

Die Rendite fließt zu 15 Prozent in die Gesamtbeurteilung ein. Die Vergabe der Biallo-Sterne erfolgt in fünf Schritten:

Durchschnittliche Rendite p. a.

Bewertung

7,0 % und mehr 5 Sterne

6,0 bis 6,9 %

4 Sterne

5,0 bis 5,9 %

3 Sterne

3,0 bis 4,9 %

2 Sterne

unter 3,0 %

1 Stern

Konditionen

Die Konditionen sind je nach Plattform sehr unterschiedlich. Die erfreuliche Nachricht: Sie als Investor zahlen sehr selten Gebühren. Die Gebühren für die Unternehmen sind leider sehr undurchsichtig und werden oftmals individuell verhandelt. Wir bewerten die Konditionen daher nur zu 15 Prozent in der Gesamtnote und vergeben die Sterne nach folgendem Schema:

Gebühren Bewertung

keine Gebühren für Investoren

5 Sterne

möglicherweise kleine Gebühren für Investoren

4 Sterne

mehr als 20 % Gebühren für Unternehmen und Gebühren für Investoren

3 Sterne

Kapitalbindung

Wer ein interessantes Projekt gefunden hat und dort investieren möchte, muss sich über die Kapitalbindung Gedanken machen. Denn einmal investiert, ist das Geld meist für die definierte Zeit nicht mehr verfügbar. Das Kapital steht für den vereinbarten Zeitraum dem Unternehmen zur Verfügung und kann in der Regel nicht mehr abgezogen werden. Aus diesem Grund gelten diese Investments auch als nicht oder wenig liquide. Sie müssen also für die Dauer der Laufzeit auf das Vermögen verzichten können.

Einige Anbieter haben es geschafft einen Zweitmarkt zu etablieren, an dem die Projekte auch unter der Laufzeit handelbar sind. Dies ist ein wichtiger Schritt und macht die Plattform aus Investorensicht attraktiver, gerade bei langen Laufzeiten. Ein Handelsplatz reduziert den negativen Einfluss einer langen Kapitalbindung erheblich, da die Investition zwischenzeitlich veräußerbar ist.

Das gilt zumindest in der Theorie. In der Praxis ist der Wert eines Zweitmarkts auch stark von der Liquidität beeinflusst. Wer seine Investition weiterverkaufen möchte, muss auch einen entsprechenden Käufer finden. Das ist nicht immer leicht, gerade wenn Projekte in Schieflage geraten. Ein Zweitmarkt ist daher prinzipiell ein wichtiges Kriterium bei langer Kapitalbindung, jedoch ist auch die Liquidität entscheidend. Wir vergeben daher einen Zusatzstern, wenn ein Handelsplatz verfügbar ist. Ansonsten gewichten wir die Kapitalbindung mit zehn Prozent und vergeben die Sterne wie folgt:

Kapitalbindung Bewertung

unter 2 Jahren

5 Sterne

2 bis 5 Jahre

4 Sterne

6 bis 10 Jahre

3 Sterne

11 bis 20 Jahre

2 Sterne

über 20 Jahre

1 Stern

Erfolgreich umgesetzte Projekte

Die Anzahl der erfolgreich umgesetzten Projekte ist eine gute Kennzahl, um zusammen mit dem Alter der Plattform die Aktivität auf dem Crowdinvesting-Portal zu messen. Wenn beispielsweise 25 Projekte im Jahr umgesetzt werden, spricht das für eine höhere Chance, ein Funding erfolgreich abzuschließen, als wenn nur zwei Projekte pro Jahr umgesetzt werden.

Sicherlich gibt es auch Nischen-Plattformen, die sich auf spezielle Branchen oder Produkte konzentrieren. Hier ist erwartungsgemäß die Anzahl der Projekte niedriger. Plattformen, die jedoch viele erfolgreiche Projekte im Jahr umsetzen, sind oftmals auch bekannter und erhalten somit mehr Traffic auf dem Portal. Das erhöht die Chance, dass auch zukünftige Projekte erfolgreich die sogenannte Finanzierungsschwelle schaffen. Darunter versteht man den Mindestbetrag, der von einem Projekt erreicht werden muss. Schafft ein Projekt beziehungsweise ein Unternehmen es nicht über die Finanzierungsschwelle, fließen die Gelder in der Regel zurück an die Investoren.

Beim Crowdinvesting ist gerade die Crowd, also die Masse an Privatinvestoren, entscheidend. Daher ist es wichtig, dass die Portale auch die Massen erreichen können. Die Anzahl an Projekten ist daher ein wichtiges Kriterium und fließt zu 15 Prozent in die Gesamtbewertung ein:

Anzahl der Projekte Bewertung

60 Projekte oder mehr

5 Sterne

30 bis 59 Projekte

4 Sterne

10 bis 29 Projekte

3 Sterne

5 bis 9 Projekte

2 Sterne

weniger als 5 Projekte

1 Stern

Insolvenzen

Die Anzahl der Insolvenzen ist für die Beurteilung der Crowdinvesting-Plattformen sehr relevant, da sie viel über die Qualität eines Anbieters aussagt. Natürlich können die Betreiber im Voraus nicht beurteilen, ob ein Projekt erfolgreich wird oder nicht. Die Plattformen betreiben aber in der Regel im Vorfeld eine sogenannte Due-Diligence-Prüfung, auch Sorgfältigkeitsprüfung genannt. Das ist der Fachbegriff für die gründliche wirtschaftliche Analyse der kapitalsuchenden Unternehmen. Dabei schauen sich die Plattform ein paar Punkte an:

  • Ist das Geschäftsmodell erfolgsversprechend?
  • Wie sehen die Unternehmenszahlen und die Bilanz aus?
  • Wie qualifiziert ist das Team?
  • Sind die Angaben des Unternehmens plausibel?

Die Plattform-Betreiber sind in der Regel erfahrener als die Investoren, daher müssen sie eine gewisse Vorauswahl treffen und die vorhanden Informationen prüfen. Eine Plattform mit vielen Insolvenzen beziehungsweise gescheiterten Projekten spricht also für ein weniger erfahrenes Team bei der Auswahl der Crowdfunding-Projekte. Eine Plattform, die viele gute Deals anbietet und entsprechend wenige Insolvenzen verzeichnet, ist für Investoren am attraktivsten.

Leider ist die Zahl der Insolvenzen nicht immer leicht zu interpretieren, da sich viele Projekte jahrelang in Abwicklung befinden, bis sie wirklich insolvent sind. Es zählen hier also nur die Fälle, wo wirklich eine Insolvenz eingetreten ist. Wir bewerten die Plattformen daher wie folgt, wobei die Kategorie zu zehn Prozent in die Bewertung einfließt.

Zahl der Insolvenzen Bewertung

keine

5 Sterne

1

4 Sterne

2 bis 5

3 Sterne

6 bis 10

2 Sterne

mehr als 10

1 Stern

Nachhaltigkeit

Über das Crowdfunding können Anleger konkret ihre Projekte auswählen und erhalten damit die Möglichkeit, gezielt in nachhaltige Projekte zu investieren. Für den Begriff nachhaltiges Investieren gibt es jedoch keine einheitliche Definition. Oftmals wird auf die Definition der ESG-Kriterien verwiesen: Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Government).

Lesen Sie auch: Wann ein Investment wirklich nachhaltig ist

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Direktbank Ebase bestätigt, dass 55 Prozent der Deutschen in Zukunft die ESG-Kriterien bei der Geldanlage stärker berücksichtigen wollen. Über die Hälfte der Befragten ist der Überzeugung, dass die ESG-Kriterien und allgemein die Nachhaltigkeit beim Investieren in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen werden.

Einige Crowdinvesting-Anbieter haben sich konkret auf die Umsetzung nachhaltiger Projekte spezialisiert, dazu gehört etwa GLS Crowd, Wiwin oder Greenvesting. So können nicht nur Investitionen vermieden werden, die etwa in Rüstungsindustrie und Atomkraft investieren, sondern konkret Projekte bevorzugt werden, die um Nachhaltigkeit bemüht sind.

Das Kriterium "Nachhaltigkeit" fließt zu zehn Prozent in die Gesamtnote ein, die Sternevergabe erfolgt nach folgenden Merkmalen:

Nachhaltigkeitsangebot Bewertung

Fokus auf Nachhaltigkeit

5 Sterne

kein spezieller Fokus, aber viele nachhaltige Projekte

4 Sterne

kein Fokus auf nachhaltige Projekte

3 Sterne

Kundenservice

Crowdinvesting ist eine vergleichsweise neue Innovation im Bereich der alternativen Investments. Das heißt im Umkehrschluss, dass viele Verbraucher noch nicht mit den Details und Vorgehen vertraut sind. Aus diesem Grund ist ein kompetenter und schneller Kundenservice im Bereich des Crowdinvestings besonders wichtig.

Zwar müssen die kapitalsuchenden Unternehmen oftmals ein Wertpapierprospekt oder zumindest ein Wertpapier-Informationsblatt (WIB) erstellen lassen, aber alle Informationen finden dort selten Platz beziehungsweise die Informationen sind für nicht professionelle Anleger oft schwer zu verstehen.

Für Privatanleger bleiben oftmals immer noch zahlreiche Fragen offen. Aus diesem Grund ist unter anderen auch ein umfangreiches FAQ (Frequently Asked Questions, englisch für häufig gestellte Fragen) beziehungsweise eine detaillierte Informationsseite sehr wichtig. Dabei sollten wichtige Frage beantwortet werden:

  • Wie läuft die Investition ab?
  • Wie lange ist das Geld gesperrt?
  • Wie sind die Rückzahlungsmodalitäten?
  • Was passiert, wenn das Unternehmen in Schieflage gerät?

Einige Investoren haben sich intensiv über den Kundenservice beschwert, als Projekte Insolvenz anmelden mussten – gerade in dieser Situation wird der Kundenservice jedoch wichtig. Schließlich brennen Anlegern dann viele Fragen auf den Nägeln wie: Was passiert mit dem Geld? Bekomme ich noch etwas von meinem Investment wieder? Wie stehen die Chancen? Oftmals reicht ein FAQ dafür auch nicht aus und die betroffenen Anleger wollen eine konkrete Antwort von einem persönlichen Ansprechpartner.

Wir bewerten daher zum einen die Antwortzeit der Plattformen und zum anderen die Qualität der Antwort. Kommunizieren interessierte Investoren nur mit einem automatisierten Chatbot oder erhalten sie zügig eine umfassende Hilfestellung? Die Zeit ist dabei entscheidend, da viele potenzielle Investoren schnell das Interesse verlieren, je länger sie auf eine Antwort warten. Ideal wäre ein direkter Chat oder Telefonat mit dem Kundenservice.

Die Kategorie Kundenservice gewichten wir mit zehn Prozent:

Kundenservice Bewertung

Telefon, E-Mail und Chat

5 Sterne

zwei Kontaktmöglichkeiten

4 Sterne

eine Kontaktmöglichkeit

3 Sterne

keine Kontaktmöglichkeit

1 Stern

Produktangebot

Wir haben das Produktangebot der Crowdinvesting-Plattformen auf Vielfältigkeit und Qualität für Investoren geprüft. Gibt es ausschließlich Angebote im Bereich Fremdkapital mit fester Verzinsung oder haben Anleger auch die Möglichkeit, am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu profitieren, zum Beispiel über ein Investment mit Eigenkapital? Vorstellbar wäre auch eine fixe Zinszahlung plus einem variablen Erfolgsanteil.

Das Produktangebot fließt zu 15 Prozent in die Gesamtbewertung ein:

Produktangebot Bewertung

Angebot für Eigenkapital und Fremdkapital

5 Sterne

Fremdkapital mit Gewinnbeteiligungen

4 Sterne

ausschließlich Fremdkapital

3 Sterne

Benutzerfreundlichkeit

Natürlich spielt auch die Benutzerfreundlichkeit bei der Anbieterwahl eine Rolle. Allerdings ist dieses Bewertungskriterium sehr subjektiv geprägt, zumal es den typischen Crowdfunding-Investor gar nicht gibt. Die Nutzer sind oftmals zwischen 18 und 80 Jahre alt. Von daher haben wir uns dazu entschieden, die Benutzerfreundlichkeit nicht in die Bewertung einfließen zu lassen. Idealerweise sollte die Plattform auch für Nutzer, die weniger routiniert im Internet unterwegs sind, einfach und selbsterklärend sein. Vorteilhaft ist es, wenn Erklärvideos die einzelnen Schritte untermauern.

Fazit

Viele der Crowdinvesting-Plattformen machen wirklich einen guten Job und ermöglichen Privatpersonen mit vergleichsweise geringem Einsatz ein risikoreicheres, aber auch möglicherweise sehr profitables Investment. Dies ist in Zeiten der extrem niedrigen Zinsen beliebter denn je. Wir haben uns alle großen Anbieter im Detail angeschaut und stellen Ihnen in den nächsten Wochen die jeweiligen Testergebnisse vor. Mit unserem Newsletter halten wir Sie gerne auf dem Laufenden. 
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Über den Autor Tim Stockschläger

Tim Stockschläger ist im Münsterland aufgewachsen und hat in Augsburg, Leipzig und Binghamton (New York State) Wirtschaftswissenschaften und Finanzen studiert. Schon im Studium haben ihn die internationalen Aktienmärkte und Produkte gereizt. Er ist seit 2007 Consultant und freiberuflicher Journalist für diverse Medien und Magazinen, insbesondere zu Finanz- und Blockchain Themen. Er arbeitete bis Ende 2017 als Analyst bei der Deutschen Bank. Seit 2018 berät und unterstützt er insbesondere Startups beim Marketing und bei der Finanzierung mit Security Token Offerings und Crowdfunding. Tim Stockschläger hat 2018/19 einen der ersten Security Token Sales in Europa begleitet und die Erfahrung davon inzwischen in einem Buch veröffentlicht. 

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