In wie viel Prozent aller Fälle klappt das?
Dürndorfer: Wenn der hydraulische Abgleich professionell gemacht wird, klappt das in aller Regel. Sollte es doch nicht funktionieren, liegt es meistens daran, dass es an irgendeinem Ende einer Leitung einen Heizkörper gibt, der zu klein ist. Dann tauscht man halt diesen einen Heizkörper aus und kann danach das ganze System auf ein vernünftiges Maß absenken.
Und wenn die Wärmepumpe danach noch immer sehr viel Strom verbraucht?
Dürndorfer: Erst einmal sollte man überlegen, ob die eingestellte Temperatur nicht vielleicht zu hoch ist. Wenn man sie herunterregeln kann, lässt sich der Stromverbrauch nennenswert senken. Ein wichtiger Punkt ist auch: Die Wärmepumpe sollte nicht auf die Spitzenlast ausgelegt werden, die in einem Bauwerk notwendig ist. Spitzenlast heißt: Welche Energiemenge benötige ich, um es immer noch bei zehn oder 15 Grad minus draußen entsprechend aufzuwärmen. Bei extremen Minustemperaturen hat die Wärmepumpe keine Chance, die erforderliche Energiemenge aus der Außenluft aufzunehmen. Es gibt einige Tage im Jahr – vielleicht noch zehn, 15 Tage mehr sind es nicht mehr –, an denen wir unter minus fünf Grad haben. Für diese Wetterlagen braucht man eine Spitzenlastabdeckung.
Womit deckt man die Spitzenlast am besten ab?
Dürndorfer: Da gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten. Die eine ist ein Heizstab im Pufferspeicher der Wärmepumpe, der automatisch anspringt, wenn die Pumpe nicht mehr genügend Energie liefert. Das ist die zweitbeste Lösung. Denn wenn Temperaturabweichungen im Speicher nur per Heizstab ausgeglichen werden, kann die Stromrechnung sehr hoch werden. Der Heizstab erzeugt aus einer Kilowattstunde Strom eine Kilowattstunde Wärme, die Wärmepumpe macht daraus 3,5 bis vier Kilowattstunden. Die bessere Lösung ist eine Kombination der Wärmepumpe zum Beispiel mit einer Gas-, Holz- oder Ölheizung, also eine Hybridheizung, die an diesen zehn, 15 Tagen im Jahr läuft.
Aber das bedeutet deutlich höhere Investitionskosten.
Dürndorfer: Dafür hat man eine redundante Lösung. Wenn ein System ausfällt, bleibt das andere. Ich habe mir 2018 eine Hybridlösung einbauen lassen. Eigentlich wollte ich eine Kombination mit Gasheizung, aber ich bekam keinen Anschluss ans Gasnetz und musste weiter mit Öl heizen. Die Wärmepumpe fiel einmal sieben Wochen aus, aber die Ölheizung funktionierte. Hätte ich nicht zufällig im Keller nachgesehen, hätte ich gar nicht gemerkt, dass die Wärmepumpe kaputt war.
Wenn Sie den Energiebedarf für ein Gebäude ermitteln – wo ziehen Sie Grenze für den Einsatz einer Wärmepumpe?
Dürndorfer: Unsanierte Bestandsgebäude haben in vielen Fällen einen Energiebedarf, der zwischen 180 und 320 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegt. 180 ist schon vergleichsweise gut, meist komme ich auf über 200 Kilowattstunden. Kürzlich hatte ich ein Haus aus dem Jahr 1972 mit einem Bedarf von 360: Dach und Fassade ohne Dämmung, noch die Fenster von damals und die Heizkörper in diesen typischen Nischen, wo man früher die Außenwand dünner gemacht hat. Da muss sehr viel gemacht werden, bevor eine Wärmepumpe Sinn ergibt. Unterhalb von 160 Kilowattstunden, kann man nach meiner Erfahrung mit einer Wärmepumpe gut klarkommen. Und wenn man dazu eine PV-Anlage am Dach installiert, ist man in der Lage, einen erheblichen Teil des Stroms selbst zu erzeugen
Was wäre eine Alternative, wenn ein solcher Wert nicht erreicht wird?
Dürndorfer: Ein Hauseigentümer sagte mir einmal: "Ich habe keine Kinder, für wen soll ich sanieren?" Er hat die Heizung ausgetauscht, weil sie fällig war – ohne zu sanieren. Ich habe ihm zu einer Holzheizung geraten.
Herr Dürndorfer, vielen Dank für das Gespräch!