Aktie der Woche

Amazon: KI-Gewinner mit Risiken

Luis Ropero
Social Media & Videocreator
Andreas Jalsovec
Redakteur
Veröffentlicht am: 19.12.2025

Auf einen Blick

  • Amazon profitiert vom weltweiten KI-Boom – vor allem über seine Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS). 
  • Der Konzern erntet immer wieder Kritik von Arbeitnehmern und Verbrauchern. Teilweise zurecht – wie ein aktuelles Gerichtsurteil zeigt. 
  • Analysten sehen für die Aktie dennoch ein starkes Aufwärtspotenzial von rund 34 Prozent. 
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Dauerärger statt Entspannung: Seit Februar 2024 raufen sich Kunden von Amazon Prime Video immer wieder die Haare, wenn sie den Streamingdienst nutzen. Denn seitdem platziert Amazon Werbung in Filmen und Serien. Wer das nicht will, muss 2,99 Euro extra berappen – und das, obwohl Amazon vor nicht allzu langer Zeit die Abopreise erhöht hat. 

Jetzt erlitt das Unternehmen eine Schlappe vor Gericht: Die Einführung der Werbung bei Prime Video sei unzulässig, urteilte das Landgericht München I (Az. 33 O 3266/24). Geklagt hatten die Verbraucherzentralen. Gleichzeitig läuft derzeit eine Sammelklage gegen Amazon, an der sich Betroffene beteiligen können. 

Probleme mit Verbrauchern und Arbeitnehmern einerseits, Stellenkürzungen und Wachstum in der Cloud-Sparte auf der anderen Seite: Wie steht es um den Online-Riesen wirklich? In unserer Reihe "Aktie der Woche" nehmen wir Amazon unter die Lupe – und vergleichen das Unternehmen mit seinen wichtigsten Konkurrenten. 

 

Mit der "Aktie der Woche" geben wir Ihnen Hilfestellung: Unser Börsenexperte Luis Ropero bewertet wöchentlich die Aktien von Unternehmen, die die Börse bewegen. Das Ergebnis fasst er auch in einem TikTok-Video zusammen.

Das Geschäftsmodell: Mehr als nur Online-Handel

Amazon ist längst mehr als ein Online-Händler. Zwar macht der Internethandel weiterhin einen großen Teil des Umsatzes aus. Doch der wichtigste Ergebnistreiber ist mittlerweile AWS: Die Cloud-Sparte liefert den Großteil des Gewinns und ist entscheidend für Amazons Strategie beim Thema Künstliche Intelligenz (KI). 

Mit eigenen KI-Chips, Investitionen in Rechenzentren und enger Verzahnung mit KI-Anwendungen will Amazon ein führender Anbieter globaler KI-Infrastruktur werden. Über Werbung, Prime-Abos und Marktplatzdienste bleibt der Konzern dabei breit aufgestellt. Auf der anderen Seite erntet das US-Unternehmen weltweit immer wieder scharfe Kritik an seinen Arbeitsbedingungen. Und auch die jüngsten Verbraucherklagen gegen den Konzern kratzen am Image. Investoren nehmen solche Probleme mittlerweile verstärkt wahr. 

Die Analyse: Solide, aber kein Spitzenreiter

Für die "Aktie der Woche" haben wir Amazon mit gut einem Dutzend Kennzahlen analysiert und mit vier großen Wettbewerbern verglichen: Alphabet,  Meta, Microsoft und Palantir. Abhängig von der Platzierung im Vergleich vergibt das Analyse-Modell maximal 13 Punkte (siehe Information am Ende des Artikels). Amazon landet mit 7,5 Punkten auf Platz 4 (siehe Tabelle). Das ist solide, für einen Spitzenplatz reicht es aber nicht. 

Das Gesamtergebnis der Vergleichsgruppe

UnternehmenGesamtpunktzahl
Meta9,5
Alphabet9,0
Microsoft9,0
Amazon7,5
Palantir7,0
Quelle: biallo.de, eigene Berechnungen mit Daten von Yahoo Finance, Finanzen.net

Wachstum: Das Umsatzwachstum wird bei Amazon nach Einschätzung von Analysten in den kommenden Jahren eher verhalten ausfallen. Mit einem Plus von knapp 11 Prozent im Schnitt liegt der Konzern im Vergleich nur auf Platz 5. Beim Gewinn dagegen ist Amazon mit einem durchschnittlichen Zuwachs von fast 39 Prozent über die vergangenen fünf Jahre Spitzenreiter. Auch das erwartete Gewinnwachstum von gut 20 Prozent kann sich sehen lassen (siehe Grafik). Der Konzern profitiert dabei vor allem vom Gewinnbringer AWS. 

Gewinnwachstum bei Amazon (Gewinn in Milliarden US-Dollar)

Quelle: biallo.de, mit Daten von Yahoo Finance, Finanzen.net

Profitabilität: Amazon hat eine eher schwache EBIT-Marge von 11 Prozent (siehe Tabelle unten). Der Wert zeigt, dass nur ein relativ geringer Prozentsatz des Umsatzes als Gewinn vor Zinsen und Steuern übrig bleibt. Grund ist der Online-Handel, der geringe Margen abwirft. Das gute Wachstum der EBIT-Marge (plus 17,76 Prozent) ist dagegen ein Zeichen dafür, dass das Effizienzprogramm bei Amazon greift. Dazu zählt etwa der weltweite Abbau von 14.000 Stellen, den Amazon jüngst angekündigt hat. Der Jobabbau ist gleichzeitig jedoch problematisch fürs Image. 

Finanzen: Mit einer Eigenkapitalquote von 85 Prozent ist Amazon finanziell gut aufgestellt, landet aber im Vergleich nur auf Platz 5. Bemerkenswert ist der stärkste Rückgang des Gewinns vor Zinsen und Steuern in den vergangenen Jahren von minus 46 Prozent ("EBIT-Drawdown"). Er zeigt, dass der Konzern in schwächeren Phasen empfindlicher reagiert als etwa die Konkurrenten Alphabet oder Microsoft. Die Tabelle fasst die wichtigsten Ergebnisse unserer Analyse zusammen:

Starke Gewinne: Amazon in Zahlen

KennzahlWertPlatz im Vergleich
der Wettbewerber
Umsatzwachstum¹17,86 %3
Erwartetes Umsatzwachstum²10,94 %5
Gewinnwachstum¹38,59 %1
Erwartetes Gewinnwachstum²20,12 %2
EBIT-Marge³11,00 %5
EBIT-Margenwachstum³17,76 %2
EBIT-Drawdown–46,34 %4
Eigenkapitalquote⁴85,00 %5
Eigenkapitalrendite (ROE)⁴26,21 %4
Kapitalrendite (ROCE)⁴20,00%3
Forward-KGV⁵27
¹Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre; ²Prognose für die kommenden vier Jahre im Schnitt; ³die EBIT-Marge gibt das Verhältnis des Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) zum Umsatz an; ⁴ROE = Return on Equity, ROCE = Return on Capital Employed; ⁵erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis; Quelle: biallo.de, eigene Berechnungen mit Daten von Yahoo Finance, Finanzen.net, Stand: 18.12.2025

Die Aktie: Schwächephase nach dem Gipfel 

Die Amazon-Aktie erreichte Anfang November ein Hoch bei gut 258 US-Dollar. Seitdem schwächelt der Kurs jedoch. Im Jahresvergleich legte die Aktie kaum zu (siehe Chart) 

Amazon-Aktie: Zuletzt bergab

Kurs in US-Dollar, Quelle: Trading View, Stand 18.12.2025  

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des erwarteten Gewinns („Forward-KGV“) von 27 ist Amazon jedoch moderat bewertet. Die Aktie ist günstiger als Microsoft, aber teurer als Meta. Angesichts steigender Gewinne wirkt diese Bewertung gerechtfertigt. 

Analysten jedenfalls sind optimistisch für die Aktie. Sie setzen das Kurzsziel derzeit im Schnitt bei knapp 296 US-Dollar an. Das ist ein Aufwärtspotenzial von gut 33 Prozent (siehe Grafik). Der Markt traut Amazon also weiteres Wachstum zu – vor allem dank des Clouddienstes AWS und des Wachstumstreibers KI.

Kursziel für die Amazon-Aktie 

Auf der Basis von 67 Analystenschätzungen; Quelle: eigene Berechnungen mit Daten von Yahoo Finance, Finanzen.net, Stand Aktienkurs 17.12.2025 

Das Fazit: KI-Profiteur mit Reputations-Risiko

Amazon setzt derzeit alles daran, dass eigene Geschäftsmodell effizienter zu machen und es stärker in Richtung Künstliche Intelligenz auszurichten. Tatsächlich hat der Konzern einige Ergebnisse deutlich verbessert. Er profitiert stark vom KI-Boom und zeigt wieder kräftiges Gewinnwachstum. Gleichzeitig fährt Amazon in einigen Ländern eine ausgedehnte Wachstumsstrategie. So will das Unternehmen bis 2030 rund 35 Milliarden US-Dollar in Indien investieren. Auch dort geht es unter anderem um den Ausbau Künstlicher Intelligenz. 

Das US-Unternehmen sieht sich jedoch weltweit auch immer wieder der Kritik von Arbeitnehmervertretern und Verbraucherschützern ausgesetzt. Aus Anlegersicht können solche Risiken für die Reputation durchaus negativ auf den Kurs durchschlagen. Für Anlegerinnen und Anleger, die von den Themen KI und Cloud-Wachstum überzeugt sind, ist die Aktie dennoch spannend – vor allem, wenn die Gewinnmargen künftig weiter steigen. 

Bislang sind in der Reihe Aktie der Woche erschienen:  

Hinweis: Die "Aktie der Woche" ist keine Anlageberatung, Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden. Der Wert kann steigen oder fallen, und Verluste sind möglich. Die Analyse kann Fehler enthalten. 

Über den Social Media & Videocreator Luis Ropero

Luis Ropero ist das Gesicht unserer Social-Media-Kanäle. Er ist verantwortlich für unseren Video-Content. Als erfahrener Videoproduzent steht er nicht nur vor der Kamera, sondern übernimmt auch die Recherche, den Schnitt und die Nachbearbeitung, damit unsere Videos ansprechend und professionell präsentiert werden. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Luis intensiv mit der Börse und dem Aktienmarkt – eine Leidenschaft, die er in jede Analyse und jedes Video einfließen lässt. Mit seiner kreativen Herangehensweise und seinem Blick für Details bringt er komplexe Finanzthemen auf den Punkt und macht sie leicht zugänglich. 

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