Festgeld ist bei den Deutschen wie auch bei unseren Lesern sehr beliebt und hat mittlerweile das Tagesgeld auf Platz zwei verwiesen. Der Hauptgrund dürfte sein: Mit einem Zinsanstieg rechnet derzeit niemand. Jedenfalls solange nicht, wie der Italiener Mario Draghi Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) ist. Festgeld, das auch gern Termingeld genannt wird, hat einen Vorzug im Vergleich zum Tagesgeld: Für die Dauer der Anlage ist der Zins gesichert. Insgesamt bieten selbst Spitzenofferten je nach Laufzeit kaum mehr als die derzeitige Inflationsrate. Aber mit diesen Angeboten macht man zumindest einen Teil der Geldentwertung wett.
Welche Anbieter haben wir getestet?
Zurzeit sind knapp 100 Banken auf biallo.de gelistet, neu darunter sind einige Institute, deren Konditionen wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern Savedo und Weltsparen abbilden. All diese Anbieter haben wir bewertet. Unter den neuen Anbietern sind viele ausländische Banken, so zum Beispiel aus:
- Kroatien
- Österreich
- Schweden
- Frankreich
Was sind unsere Testkriterien?
Festgeld ist im Vergleich zu den meisten anderen Geldanlageformen ein sehr simples Produkt. Diese Anlage verursacht keinerlei Kosten, anders als beispielsweise bei Fonds, bei deren Kauf einem bis zu sechs Prozent in Form von Ausgabe-Aufschlägen in Rechnung gestellt werden. Und Depotkosten fallen oft auch noch an. Anders ist das beim Festgeld. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Banken liegen im unterschiedlichen Zins je nach Anlagedauer und dem Mindestbetrag, den man mitbringen muss. Nur wenige Anbieter geben sich mit 500 oder 1.000 Euro zufrieden. Einige machen es nicht unter 10.000 Euro pro Person.
Hauptkriterium: die Höhe des Zinses
Wie bei anderen Geldanlage- und Kreditprodukten vergeben wir auch beim Festgeld zwischen einem und fünf Sternen. Dieses Gesamturteil ergibt sich in diesem Fall aus drei Kategorien:
- die Höhe der Zinsen
- die Sicherheit der Anlage
- dem Mindestbetrag
Für den Geldanleger am wichtigsten ist der Ertrag seiner Geldanlage. Je höher der Zins ist, desto attraktiver das Festgeld. Daher fließt dieses Kriterium zu 60 Prozent in das Gesamturteil ein.
Als Maßstab der Bewertung haben wir keinen bestimmten Zinssatz festgelegt, sondern um wieviel Prozent das jeweilige Angebot besser oder schlechter ist als der jeweils gültige Biallo-Index für Festgeld. Dieser Index bildet den Durchschnittszins aller bei uns gelisteten Angebote ab. Er verändert sich je nachdem, ob die Festgeldzinsen nach oben oder nach unten gehen. Mit dieser dynamischen Bewertung sind wir auch bei Änderungen der Zinslandschaft immer aktuell.
- Mehr als 80 Prozent über dem Index: 5 Sterne
- 40 – 80 Prozent über dem Index: 4 Sterne
- 1 – 39 Prozent über dem Index: 3 Sterne
- 0 – 50 Prozent unter dem Index: 2 Sterne
- Darunter: 1 Stern
Unsere Bewertung von Geldanlage-Produkten erfolgt dynamisch und fortlaufend. Das ist so gewollt und im Sinne des Verbrauchers. Wer zu einem bestimmen Zeitpunkt mit einem attraktiven Zins glänzt und sehr gut bewertet wird, kann dieses Urteil nicht behalten, wenn sich der Zins deutlich verschlechtert. Der zugrunde gelegte Zins wird nicht nach absoluter Höhe bewertet, sondern im Verhältnis zum gesamten Markt. Das bedeutet: Ein Anbieter kann die gleiche Bewertung auch bei geändertem Zins erhalten, wenn sich der gesamte Markt entsprechend geändert hat.
Fast so wichtig wie der Zins: die Sicherheit
Die Beliebtheit des Festgeldes hat trotz vergleichsweise geringer Zinsen mit der hohen Sicherheit dieser Anlage zu tun. Die Leute wissen: Sie bekommen das angelegte Geld auf jeden Fall zurück und Zinsen dazu. Dieser eherne Grundsatz ist durch das Vordringen vieler ausländischer Banken ins Wanken geraten. Banken aus Portugal, Bulgarien oder Kroatien bieten zwar höhere Zinsen als deutsche Anbieter an bei gleicher Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Person. Doch sind diese und andere Länder im Falle einer Bankenpleite finanziell wirklich in der Lage einzuspringen?
Zu 30 Prozent fließt die Sicherheit der Anlage in die Gesamtbewertung mit ein. Wir haben uns an das Länderrating der US-Ratingagentur Standard & Poor´s orientiert und vergeben diese Sterne:
- "AAA": 5 Sterne
- "AA+" bis "AA": 4 Sterne
- "A+" bis "BBB-": 3 Sterne
- "BB+" bis "B-": 2 Sterne
- schlechter: 1 Stern
Hier die wichtigsten Länder:
Länder | Rating | Sterne |
---|
Deutschland | AAA | 5 Sterne |
Luxemburg | AAA | 5 Sterne |
Niederlande | AAA | 5 Sterne |
Schweden | AAA | 5 Sterne |
Belgien | AA | 4 Sterne |
Estland | AA- | 4 Sterne |
Frankreich | AA | 4 Sterne |
Großbritannien | AA | 4 Sterne |
Österreich | AA+ | 4 Sterne |
Tschechien | AA- | 4 Sterne |
Italien | BBB- | 3 Sterne |
Lettland | A- | 3 Sterne |
Litauen | A- | 3 Sterne |
Polen | BBB+ | 3 Sterne |
Rumänien | BBB- | 3 Sterne |
Slowakei | A+ | 3 Sterne |
Bulgarien | BB+ | 2 Sterne |
Kroatien | BB | 2 Sterne |
Portugal | BB+ | 2 Sterne |
Zypern | BB+ | 2 Sterne |
Griechenland | CCC | 1 Stern |
Nicht ganz unwichtig: die Höhe der Anlage
Nur zu zehn Prozent zum Gesamturteil trägt die Summe bei, die der Geldanleger mindestens aufbringen muss, um von den höheren Zinsen profitieren zu können. Wir haben folgende Staffelung in der Sterne-Bewertung vorgenommen:
- bis 1.000 Euro: 5 Sterne
- 1.001 bis 5.000 Euro: 3 Sterne
- 5.001 bis 10.000 Euro: 2 Sterne
- darüber: 1 Stern
Aus diesen drei Faktoren setzt sich also unsere Gesamtbewertung von 1,0 bis 5,0 Sternen zusammen.
Das sind unsere Top 3 der getesteten Festgeldkonten
In unserem Festgeld-Vergleich sehen sie das Produktsiegel inklusive der Bewertung.
Stiftung Warentest
In der Zeitschrift "Finanztest" listen die Berliner Experten jeden Monat die interessantesten Festgeld-Angebote auf. Aus grundsätzlichen Erwägungen präsentiert man dort aber nur die ganz sicheren Offerten, der Länder mit den Ratings AAA bis AA-. Wir sind der Ansicht, dass man auch unsichere Kandidaten präsentieren kann, solange man auf die geringere Sicherheit hinweist. Die drückt sich auch oft durch einen etwas höheren Zins aus. Jeder Geldanleger kann und muss dann für sich entscheiden, ob er einen Teil seines Ersparten der Bank anvertraut oder eben nicht.
Focus.de ist einer der wenigen Anbieter, die eine Bewertung integriert haben. Dabei ergibt sich die Gesamtnote aus drei Teilnoten, die bei Standard-Einstellungen unterschiedlich stark gewichtet werden: "Ertrag" mit 55 Prozent, "Einlagen-Sicherung" mit 35 Prozent und "Service" mit zehn Prozent. Bei der Einlagensicherung differenziert Focus aber nicht. Ganz egal, aus welchem europäischen Land die Bank stammt, gibt es offensichtlich gleich viel Punkte.
Ende Januar 2018 rangiert auf Platz 1 die Alpha Bank aus Rumänien, einem Land mit dem Rating BBB - und einem Zins von 1,11 Prozent. Nach unserem Verständnis würde sie hier nur drei Sterne bekommen. Nur den fünften Platz belegt hingegen die deutsche HSH Nordbank mit einem Landerranking von AAA (fünf Biallo-Sterne) und einem Zins von 0,95 Prozent. Nur pauschal auf die europäische Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Person zu achten, ohne die Zahlungsfähigkeit des Landes zu berücksichtigen, ist in unseren Augen problematisch.
Bei verifox.de sortiert man in erster Linie nach dem Zins. Es wird auch gezeigt, welches Land für die Einlagensicherung gerade steht. Aber Verbraucher erfahren nichts darüber, wie Rating-Agenturen diesen Staat einschätzen. So kann der Geldanleger das Risiko nicht richtig beurteilen oder er muss anfangen selbst zu recherchieren. Eine wirkliche Bewertung oder Test gibt es auch hier nicht.
Auch bei check24.de finden sich die Anbieter im Vergleich ganz oben, die den höchsten Zins bieten. Aber nicht immer. So wird beispielsweise das Angebot der HSH Nordbank mit hohem Zins und deutscher Einlagensicherung als Empfehlung herausgehoben, vor Angeboten mit höherem Zins und niedrigerer Sicherheit.
Verwirrend ist, dass je nach gewünschter Laufzeit Angebote von Banken mit unterschiedlichen Laufzeiten erscheinen, was einen Vergleich zwischen den Anbietern sehr schwierig macht.
Positiv: Wenn man auf die Staatsflagge klickt und dann noch einmal weiterklickt, bekommt man eine Auflistung der europäischen Länder mit dem jeweiligen Rating.