Auf einen Blick
  • Wegen des Ukraine-Kriegs war die russische Börse gut drei Wochen geschlossen. Jetzt werden dort Aktien wieder gehandelt. An anderen Börsen weltweit lassen sich russische Papiere aber weiterhin weder kaufen noch verkaufen.

  • Die Anbieter von Börsenindizes haben die Papiere aus ihren Indizes entfernt. ETFs, die den Indizes folgen, müssen die Aktien darin auf null setzen.

  • Anleger fragen sich: Was heißt das für meinen ETF? Wir erklären Ihnen, was der Russland-Bann bedeutet.
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Es war der längste Handels-Stopp in der Geschichte des russischen Aktienmarkts: Wegen des Ukraine-Kriegs war die Börse Moskau seit dem 28. Februar geschlossen. Seit Donnerstag (24. März 2022) lassen sich 33 bekannte Titel wie Gazprom, Lukoil oder die Sberbank dort wieder handeln. Am Montag darauf wurden auch weitere Aktien wieder zum Handel zugelassen. An den anderen Börsen weltweit sind die Papiere russischer Unternehmen jedoch nach wie vor vom Handel ausgesetzt.

Auch deshalb haben die beiden großen Indexanbieter MSCI und FTSE Russell russische Aktien aus ihren Börsenindizes entfernt. Die beiden Finanzdienstleister haben hunderte Aktienindizes aufgelegt, denen Anleger mit ihren börsennotierten Indexfonds (ETFs) folgen. Unter anderem gehören dazu die populären weltweiten Indizes MSCI World, MSCI All Country World und der FTSE All-World.

Was aber bedeutet der Ausschluss russischer Aktien aus diesen Indizes für Anleger? Biallo.de beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

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Welche Rolle spielen russische Aktien überhaupt bei ETFs?

Das hängt davon ab, welchen Index ein ETF abbildet. Bei den bekannten weltweiten Indizes ist der Anteil russischer Aktien nur gering – und damit auch bei den ETFs, die ihnen folgen. Der MSCI World etwa enthält gar keine russischen Papiere. Er ist ein Industrieländer-Index und Russland gilt am Kapitalmarkt nicht als Industrieland. Auch der Russland-Anteil beim MSCI All Country World ist überschaubar. Der Index enthält zwar neben den Industrie- auch Schwellenländer. Russische Firmen wie Gazprom, Yandex oder Sberbank machten dabei aber vor dem Ukraine-Krieg lediglich 0,4 Prozent aus. Ähnlich sieht es beim FTSE All-World aus. Sein Russland-Anteil lag bei gut 0,3 Prozent.

Selbst in weltweit investierenden Schwellenländer-ETFs ist der Russland-Anteil meist vergleichsweise klein. So enthielt etwa der Schwellenländer-Index „MSCI Emerging Markets“ bis zum Beginn des Konflikts in der Ukraine nur drei Prozent russischer Papiere.

Größer werden die Anteile russischer Aktien erst bei ETFs, die gezielt in Firmen aus Osteuropa investieren. Im „MSCI Eastern Europe“ etwa lag der Anteil russischer Papiere vor dem Handels-Aus an der russischen Börse bei mehr als der Hälfte. Und dann gibt es natürlich noch spezielle ETFs für den russischen Aktienmarkt: Sie enthalten nur russische Papiere. Wegen des Handels-Stopps für russische Aktien können jedoch sämtliche Anteilsscheine in solchen ETFs außerhalb Russlands derzeit weder gekauft noch verkauft werden.

 

Was bedeutet das Aktien-Aus für die ETF-Anbieter?

Wenn die Index-Anbieter russische Aktien aus ihren Indizes werfen, müssen die Emittenten der ETFs das in ihren Indexfonds nachvollziehen. Das heißt, sie müssen die betreffenden Aktien ebenfalls aus dem ETF entfernen. Das Problem dabei: Russische Aktien lassen sich – wie eingangs erwähnt – derzeit an den Weltbörsen nicht verkaufen. An der Moskauer Börse war es ausländischen Investoren zuletzt nicht erlaubt, Aktien zu handeln. Das trifft insbesondere sogenannte physische ETFs. Sie bilden den Index eins zu eins nach, also mit echten Aktien. Die russischen Papiere jedoch kriegen die Anbieter im Moment an der Börse nicht los.

Die Lösung: Die ETF-Anbieter setzen die Kurse dieser Aktien symbolisch auf (nahezu) null. Der Anteil russischer Aktien am Wert des ETFs geht damit ebenfalls gegen null. Gleichzeitig sinkt der Kurs des Indexfonds. Ein Beispiel ist der iShares MSCI Eastern Europe: Dessen Russland-Anteil am Wert des ETF lag am 28. Februar bei gut 61 Prozent. Jetzt ist er praktisch null. Der Kurs des ETF sank an der Börse Frankfurt zunächst von etwa 19 Euro (23. Februar) auf 4,70 Euro (4. März) - ein Minus von 75 Prozent.

Mittlerweile ist der Handel mit dem ETF ausgesetzt – der Kurs steht bei null.

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Welche Folgen hat der Russland-Bann für ETF-Anleger?

Es kommt darauf an, welchen ETF Sie besitzen. Haben Sie Ihr Geld in einen weltweiten, breit aufgestellten Aktien-ETF investiert, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die Anteile der russischen Aktien sind in der Regel so gering, dass der Ausfall der Papiere kaum Folgen hat. Selbst bei weltweiten Schwellenländer-ETFs dürften die Verluste, die alleine auf russische Papiere zurückgehen, kaum spürbar sein.

Insgesamt betonten die ETF-Anbieter, dass das sogenannte Russland-Exposure in ihren Fonds vergleichsweise gering gewesen sei. Beim Fondsanbieter Vanguard etwa heißt es, der Anteil russischer Wertpapiere sei mit 0,01 Prozent des gesamten Kundenvermögens „äußerst begrenzt“.

Anlegerinnen und Anleger allerdings, die in ihrem Portfolio Osteuropa-ETFs halten, müssen sich auf hohe Verluste einstellen. Denn die russischen Aktien darin sind mit einem Schlag nichts mehr wert. Die Fonds sind derzeit in der Regel vom Handel ausgesetzt. Dasselbe gilt für reine Russland-ETFs: So teilte die iShares-Mutter Black Rock mit, Anteile ihres Indexfonds iShares MSCI Russia seien an der regulären Börse nicht mehr handelbar.

 

Was sollten Anleger jetzt tun?

Wenn Sie per Einmalanlage in einen weltweiten Aktienindex wie den MSCI All Country World investiert haben oder per Sparplan monatlich Geld in einen solchen ETF stecken, sollten Sie daran nichts ändern. Eine breit aufgestellte Aktienanlage ist eine langfristige Investition. Der Handels-Stopp an der russischen Börse beeinflusst diese Anlage kaum.

Biallo-Tipp:

Warum ein ETF-Sparplan im Moment seine Stärken gegenüber einer Einmalanlage ausspielt, erklären wir in unserem Youtube-Video.

Und auch von den Börsen-Verlusten wegen des Ukraine-Kriegs sollten Sie sich nicht nervös machen lassen: Weltweite Aktienindizes wie der MSCI World oder der FTSE All World erholen sich nach solchen Krisen in der Regel nach fünf Jahren wieder, spätestens nach zehn Jahren haben sie selbst nach großen Crashs die Verluste wieder aufgeholt.

Schwieriger wird es für diejenigen, die eine Russland-Wette eingegangen sind und einen Osteuropa-ETF mit ehemals hohen Russland-Anteil, einen Russland-ETF oder gar einzelne russische Aktien halten. Zwar werden mittlerweile an der russischen Börse einzelne Papiere wieder gehandelt. Aktien wie Gazprom oder Lukoil legten nach der Wiedereröffnung sogar deutlich zu. Internationale Investoren können dort aber nach wie vor nicht handeln.

Die betroffenen ETFs bleiben daher weiter vom Handel ausgesetzt. Wer einen solchen ETF hält, kann also im Moment nichts tun, außer abzuwarten. Sollte irgendwann der Handel an der Moskauer Börse für ausländische Investoren wieder möglich sein, dürften viele Anleger russische Papiere erst einmal abstoßen und damit die Kurse einbrechen lassen.

Was dann mit den ETFs passiert, ist offen. Man warte die künftige Entwicklung ab, heißt es bei einem großen Anbieter. Insbesondere bei Russland-ETFs könnte es jedoch auch zu Fondsschließungen kommen. In jedem Fall dürften Anleger, die stark auf Russland-Aktien gesetzt haben, um größere Verluste nicht herumkommen.

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Über den Autor Andreas Jalsovec

hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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