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Ukraine-Krise, steigender Ölpreis und hohe Inflation – dieser gefährliche Cocktail schlägt Börsianern im Moment auf den Magen. Die Sorge: Ein möglicher Kriegszug Russlands und die Sanktionen des Westens – allen voran der vorläufige Stopp der Gaspipeline „Nordstream 2“ – könnten die Energiepreise weiter anheizen und die wirtschaftliche Erholung abwürgen.
Russlands Ex-Präsident Dimitri Medwedew drohte am Dienstagnachmittag auf Twitter damit, dass die Deutschen einen hohen Preis für den Stopp von „Nordstream 2“ bezahlen werden: Die Gaspreise würden sich verdoppeln, so Medwedew. Zwar zeigten sich die Gaspreise von dieser Aussage zunächst unbeeindruckt. Doch einen Tag später folgte am sogenannten Spotmarkt die Reaktion – mit einem rund zehnprozentigem Aufschlag.
Auch die Ölpreise ziehen weiter an. Die Notierung von einem Barrel Rohöl (rund 159 US-Dollar) der Nordseesorte Brent liegt bereits auf Tuchfühlung mit der 100-Dollar-Marke. So hoch stand der Ölpreis seit Herbst 2014 nicht mehr.
Sorge vor einem Börsencrash wächst
Die jüngste Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt hat die Stimmung an den Aktienmärkten deutlich eingetrübt. Die Angst vor einem Börsencrash geht um. Der deutsche Leitindex Dax etwa markierte am Dienstag im Handelsverlauf ein Zwölf-Monats-Tief bei 14.357 Punkten, konnte sich zwischenzeitlich allerdings wieder um 500 Punkte beziehungsweise knapp vier Prozent erholen.
Kurz vor Handelsschluss am Mittwoch nahm der Verkaufsdruck dann wieder zu. Aus dem Handel ging das deutsche Leitbarometer schließlich bei rund 14.630 Punkten, ein Minus von 0,4 Prozent zum Vortag. Auch der US-Leitindex Dow Jones tauchte nach einem positiven Handelsstart in die Verlustzone ab und schloss mit einem Minus von knapp 1,4 Prozent bei rund 33.130 Punkten.
Experten gehen davon aus, dass die sogenannte Volatilität – also die Schwankungsbreite an den Aktienmärkten – infolge der geopolitischen Unsicherheit in den nächsten Wochen weiter zunehmen könnte. Denn nichts hasst die Börse so sehr wie Unsicherheit.
Unsere Empfehlung: Lassen Sie sich von den aktuellen Turbulenzen nicht verrückt machen! Ein großer Börsencrash kommt meistens dann, wenn man nicht mit ihm rechnet. Für langfristige Investoren spielt das Timing ohnehin keine Rolle.
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Flucht in „sichere Häfen“ wie Gold und Staatsanleihen
Institutionelle Investoren haben in den vergangenen Tagen viel Geld aus dem Aktienmarkt abgezogen und sind verstärkt auf die vermeintlich „sicheren Häfen“ Gold und Staatsanleihen ausgewichen. Der Goldpreis notiert aktuell bei circa 1.900 US-Dollar, seit Anfang Februar hat sich die Feinunze Gold um gut sechs Prozent verteuert. Anders der Bitcoin: Die Krypto-Leitwährung zeigt sich im Moment alles andere als ein „Save Heaven“ und hat innerhalb gut einer Woche mehr als 15 Prozent an Wert verloren.
Die Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen haben aufgrund der höheren Nachfrage seit 16. Februar deutlich nachgegeben und markierten am Dienstagmorgen das Zwischentief bei circa 0,14 Prozent. Doch nach dem vorläufigen Stopp von „Nordstream 2“ drehte die Stimmung und die Renditen verdoppelten sich im weiteren Handelsverlauf innerhalb kurzer Zeit auf zwischenzeitlich knapp 0,28 Prozent.
Offenbar sehen es manche Marktteilnehmer kritisch, dass die Bundesregierung das Gas-Projekt möglicherweise komplett beerdigt. Schließlich bezieht Deutschland immer noch rund 30 Prozent seiner Gasimporte aus Russland und Putin könnte den Gashahn auch komplett zudrehen, so die Befürchtung.
Wichtig: Als kurzfristige Liquiditätssicherung sind sowohl Gold als auch Bundestaatsanleihen mit Vorsicht zu genießen. Denn die Kursrisiken bei beiden Anlageklassen sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn deren Volatilität geringer ausfällt als bei Aktien.
Wie sollen Anleger jetzt reagieren?
Auf keinen Fall in Panik verkaufen! Ein altes Börsensprichwort des deutschen Bankiers Carl Mayer von Rothschild (1788 – 1855) lautet: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern und verkaufen, wenn die Violinen spielen!“ Das besagt nichts anderes: Wenn die Kurse deutlich sinken, sollten langfristige Investoren eher nachkaufen. Schließlich erhält man für sein Geld derzeit mehr Anteile als noch zum Jahresanfang, was sich im nächsten Börsenaufschwung – der früher oder später kommt – dann positiv bemerkbar macht.
Anlegerinnen und Anleger tun allerdings gut daran, noch etwas Pulver trocken zu halten. Empfehlenswert ist es beispielsweise, seinen Anlagebetrag in mehrere Tranchen aufzuteilen. Dadurch können Sie ein Stück weit Risiko aus dem Markt nehmen.
Biallo-Tipp: Auf Robo-Advisor setzen
Wenn Sie einen ETF-Sparplan – zum Beispiel auf den MSCI World Index – am Laufen haben, sollten Sie diesen auf jeden Fall konsequent weiter besparen und eventuell die Sparrate sogar erhöhen. Denn auch hier erhalten Sie für Ihren monatlichen Sparbetrag im Moment deutlich mehr Anteile als zum Jahresanfang, als der MSCI World noch rund zehn Prozent höher stand.
Warum sich ein ETF-Sparplan gerade bei fallenden Kursen auszahlt, erklären wir in unserem Youtube-Video anhand des Corona-Crashs vom März 2020.
Tagesgeld: Hier ist der Neukunde König!
Was eignet sich zur Liquiditätssicherung?
Wenn Ihre Aktienpositionen „ausgestoppt“ wurden und Sie derzeit lieber die Füße stillhalten wollen, zum Beispiel weil Sie ohnehin in den nächsten Monaten auf Ihr Geld angewiesen sind, dann sind Tagesgeld und kurzlaufendes Festgeld eine geeignete Option zum Liquiditätsvorbehalt. Zwar liegen die Zinsen derzeit im Keller. Allerdings gibt es trotz Negativzinsen immer noch positiv verzinste Tagesgeldangebote in unserem Vergleich.
Die zur Santander-Gruppe gehörende Openbank etwa bietet bis 18. April noch anteilig attraktive 0,25 Prozent pro Jahr (ab 19. April 0,10 Prozent). Bei der französischen Renault Bank Direkt und der Südtiroler Sparkasse sind es 0,10 beziehungsweise 0,08 Prozent.
Spitzenreiter bei kurzlaufendem Festgeld ist mit großem Abstand die italienische FCA Bank, die für Laufzeiten von drei und sechs Monaten anteilig 0,40 respektive 0,50 Prozent pro Jahr bietet. Bei zwölf Monaten sind es sogar 0,80 Prozent. Vorteil: Dadurch sichern Sie Ihre Liquidität und können sogar noch überdurchschnittliche Zinsen abstauben – frei nach dem Motto: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!