Auf einen Blick
  • Die sogenannten Schwellenländer, auch Emerging Markets genannt, versprechen langfristig hohes Wachstumspotenzial.

  • Auch wenn etliche Länder noch tief in der Coronakrise stecken, sind die langfristigen Wachstumsaussichten intakt.

  • Anleger können mit regionenspezifischen Emerging Markets Fonds und ETFs an den Wachstumschancen der Schwellenländer partizipieren.
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Bei der Geldanlage gibt es ein eisernes Investmentgesetz: Anleger sollten ihr Kapital auf verschiedene Vermögenswerte verteilen. Wer sein Risiko reduzieren möchte, ist also gut beraten, in verschiedenen Anlageklassen, Branchen und Regionen zu investieren. Damit setzen Investoren nicht alles "auf eine Karte".

Beispiel Anlageklassen: Sollte zum Beispiel der Aktienmarkt einbrechen, können andere Anlageklassen wie Anleihen oder Immobilien das Depot stabilisieren, da diese sich nicht im Gleichklang mit Aktien entwickeln. Dadurch können die Verluste des Aktienmarktes reduziert oder sogar kompensiert werden.

Schwellenländer als Diversifizierung

Auch innerhalb einer Anlageklasse wie Aktien liegt es nahe, sein Risiko auf verschiedene Werte, Branchen und Regionen zu verteilen. So fokussieren sich hierzulande viele Anleger häufig auf dem heimischen Markt wie den Dax, der die 30 wichtigsten börsennotierten deutschen Unternehmen enthält – dies führt zu Klumpenrisiken. 

Auch gibt es Anleger, die hauptsächlich etablierte entwickelte Märkte wie die USA, Europa und Japan im Visier haben. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Aber auch hier gilt das Diversifikationsprinzip: Investments auf mehrere Schultern verteilen. Neben den Industrieländern sollten Anleger auch weniger entwickelte Regionen auf dem Radar haben. Ein Musterbeispiel dafür sind die Schwellenländer, im Fachjargon "Emerging Markets" genannt, zu Deutsch: "die entstehenden Märkte". Damit sind Regionen gemeint, die industriell noch nicht so weit fortgeschritten sind wie die etablierten Märkte, aber zugleich dabei sind, den "Rückstand" in vergleichsweise schnellem Tempo aufzuholen.

In Asien gehören zum Beispiel Staaten wie China, Indien, Indonesien, Südkorea, Taiwan und Thailand dazu. In Afrika und Vorderasien etwa Ägypten, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien, Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. In Lateinamerika werden oft Brasilien und Mexiko genannt. Aber auch osteuropäische Länder wie Polen, Russland, Tschechien und Ungarn zählen zur Kategorie der Emerging Markets.

Der Boom der BRIC-Staaten: Brasilien, Russland, Indien und China

Für großes Aufsehen sorgte Ende 2003 eine Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs, die genau vier Länder als Anlageziel in den Vordergrund hoben: Brasilien, Russland, Indien und China. Aus den Anfangsbuchstaben wurde ein Akronym erschaffen, dass mehrere Jahre für einen regelrechten Investmenthype sorgte: BRIC. Die Idee dahinter: Die Volkswirtschaften dieser Länder haben unterschiedliche Stärken: wichtige Rohstoffe (Brasilien), riesige Energievorkommen (Russland), informationstechnische Dienstleitungen (Indien) und industrielle Fertigung zu niedrigen Löhnen (China).

Darüber hinaus stellten die vier Länder rund 40 Prozent der Weltbevölkerung. China ist auch heute noch mit rund 1,44 Milliarden Einwohnern das Land mit der weltweit größten Bevölkerungszahl. An zweiter Stelle folgt Indien mit 1,38 Milliarden Menschen. Die These: Durch die hohe Anzahl der dort lebenden und arbeitenden Menschen haben die Länder die Möglichkeit, den Rückstand ihrer Wirtschaftskraft im Zuge der Industrialisierung und des wachsenden Wohlstands gegenüber den entwickelten Ländern schnell wettzumachen.

Die Goldman-Sachs-Ökonomen sorgten bei Anlegern für große Aufmerksamkeit mit der Version, dass es den BRIC-Staaten gelingen könnte, 2041 zusammen ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu erreichen, das höher ist als das summierte BIP in den USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien (G7 ohne Kanada). Die Analysten der damaligen Allianz-Investmenttochter DIT sahen es Ende 2005 als "realistisch", dass die BRIC-Wirtschaftskraft spätestens 2050 mit der G7 mithalten könne.

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Entwicklung der Schwellenländer nicht vom globalen Markt abgekoppelt

Das Prinzip der damaligen Investmentanalyse gilt auch heute noch: Die im Vergleich zu den Industrieländern hohen Wirtschaftswachstumsraten der Schwellenländer bieten eine Grundlage für dort überdurchschnittlich steigende Aktienmärkte. Doch nach dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise 2007/08 kehrte in den Emerging Markets Ernüchterung ein. Denn auch sie blieben von der schweren globalen Finanzkrise nicht verschont. So verloren Anleger mit BRIC-Investments in den Jahren unmittelbar nach dem Ausbruch der Finanzkrise viel Geld.

Gleichwohl ist es nach wie vor sinnvoll, die Märkte der Schwellenländer im Blick zu haben, um das Portfolio zu diversifizieren. Noch immer locken verschiedene Regionen mit großen Wachstumsaussichten. Zugleich ist klar, dass die Emerging Markets keine Garantien für erfolgreiche Investments bieten. Eine Strategie könnte es beispielsweise sein, den größeren Teil der Aktienpositionen auf die entwickelten Regionen der Welt zu setzen und einen kleinen Teil auf die Emerging Markets zu verteilen.

Mit ETFs an Emerging Markets partizipieren

Börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs) bieten interessante Möglichkeiten, auf die Märkte der Schwellenländer zu setzen – ohne sich ausführlich und ständig mit einzelnen Ländern der Emerging Markets beschäftigen zu müssen. ETFs bilden die Performance von ganzen Märkten ab. Beispielsweise kann ein ETF die Entwicklung eines Leitindex eines Landes nachbilden. Der große Vorteil von ETFs ist, dass Fondsmanager bei ihnen keine aktive Vermögensverwaltung betreiben müssen. Sie kaufen und verkaufen also nicht ständig Aktien, um ihre Fondsstrategie zu verfolgen. Dadurch zahlen Anleger bei Indexfonds deutlich weniger Gebühren als bei klassischen Investmentfonds.

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Ein Indexfonds-Klassiker ist der MSCI Emerging Markets ETF. Der Index bildet die Wertentwicklung von Unternehmen aus 27 Schellenländern ab. Mit derzeit 1.380 Unternehmen weltweit spiegelt der MSCI Emerging Markets (EM) Index rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung in den Schwellenländern wider. Mit rund 40 Prozent sind Unternehmen aus China am stärksten in dem Börsenbarometer vertreten. Danach folgen Taiwan (rund 14 Prozent), Südkorea (gut 13 Prozent) und Indien (knapp zehn Prozent).

Zu den am stärksten enthaltenen Branchen zählen aktuell Informationstechnologie (rund 21 Prozent), Nicht-Basiskonsumgüter (18 Prozent), Finanzdienstleistungsleistungen (18 Prozent) und Kommunikation (knapp 13 Prozent). Mit einem Investment in den MSCI EM Index über ETFs nehmen Anleger neben Kursgewinnen auch an den Dividenden der Unternehmen teil.

Emerging Markets ETFs performen unterschiedlich

Je nachdem, welche Anlageregion Investoren bevorzugen, ist es möglich, mit einem Indexfonds auf den entsprechenden Bezugsindex zu setzen. In den vergangenen zehn Jahren überzeugten vor allem die Schwellenländer in Asien. So legte etwa der Xtrackers ETF MSCI EM Asia in Euro gerechnet um knapp 120 Prozent zu, während Lateinamerika (Xtrackers MSCI EM Latin America: -29 Prozent) im gleichen Zeitraum enttäuschte. Der weltweit in Schwellenländer investierendeiShares MSCI EM legte in Euro gerechnet um knapp 70 Prozent zu.

ETF-Experte Jan Altmann von justETF.com empfiehlt wegen der hohen Risiken bei Schwellenländer-Titeln eine möglichst breite Streuung. "Günstige ETFs auf den MSCI Emerging Markets bieten ein Investment in rund 1.400 Titel zu jährlichen ETF-Kosten ab 0,14 Prozent. Aktuell sind vor allem asiatische Märkte mit fast 70 Prozent enthalten." Anleger können laut Altmann zudem ein ETF-Weltportfolio nach volkswirtschaftlicher Leistungsfähigkeit gewichten, um langfristig am Wachstum der Volkswirtschaften teilzuhaben. "Dabei wird man feststellen, dass die 27 Länder des MSCI Emerging Markets immerhin 40 Prozent der weltweiten Wertschöpfung beisteuern. Ergo können 40 Prozent eines ETF-Weltportfolios aus breit gestreuten Schwellenländerinvestments bestehen", so Altmann.

Ausgewählte Aktienfonds mit Schwerpunkt Emerging Markets

"Emerging-Markets-Aktien sind heute mehr denn je ein Teil der Toolbox, die Anleger nutzen sollten, wenn sie sich ein Portfolio zusammenstellen", sagt Analyst Ali Masarwah von der Fondsratingagentur Morningstar. Zwar seien Schwellenländer alles andere als von den Industrieländern entkoppelt. "Sie repräsentieren aber längst nicht mehr die schwache Seite des globalen Aktienmarkts." Und weiter: "Wie gut Emerging-Markets-Aktien einem Portfolio aus Industrieländer-Aktien getan haben, hat sich im vergangenen Jahr gezeigt. Global-Emerging Markets-Aktien sind nicht so stark gefallen und haben sich besser erholt als Aktien aus den Industrieländern – gemessen am MSCI EM gegenüber dem MSCI World."

Anleger, die lieber Strategien von Fondsmanagern vertrauen als die bloße Marktentwicklung mit ETFs nachzubilden, können sich entsprechende aktiv gemanagte Fonds auf die Emerging Markets genauer ansehen. Fondsexperte Masarwah nennt Emerging-Markets-Aktienfonds, die bei Morningstar entweder gute Analyst Ratings halten und / oder überdurchschnittliche quantitative Sterne-Ratings halten:

Aktienfonds Performance 1 Jahr Performance 3 Jahre Performance 5 Jahre
Robeco Emerging Stars Equities D EUR 18,28 % 20,09 % 68,66 %
Capital Group New World (LUX) B USD 36,71 %* 37,91 %*
JPM Emerging Markets Equity A (dist) USD 48,20 %* 48,82 %* 147,77 %*
Stewart Inv Glbl EM Sustnby A EUR Acc** 19,03 % 22,86 % 52,08 %

Quelle: Morningstar / Performance zum Stichtag 2. März 2021 / KAG-Kurse werden bereitgestellt von Mountain-View Data GmbH / Angaben ohne Gewähr
*Performance in Originalwährung US-Dollar
**Performance zum Stichtag 3. März 2021

China holt mächtig auf – Aktien im Aufwärtstrend

Noch sind die USA die größte Volkswirtschaft der Welt. Doch holt China mächtig auf. Experten trauen dem Reich der Mitte in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent zu. Industrialisierte Regionen wie USA, Europa und Japan können dabei nicht mithalten. Das Centre for Economics und Business Research erwartet zwischen 2021 und 2030 für China mit jährlichen Steigerungsraten von rund fünf Prozent. Demnach zieht China als größte Wirtschaftskraft bereits 2028 an den USA vorbei.

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Chinas Wirtschaft profitiert aktuell nicht nur von der starken Binnennachfrage, sondern gewinnt auch weltweit Marktanteile hinzu. Laut Kai Kong Chay, Portfoliomanager des Fonds Nordeas Chinese Equity-Strategie, ist China ein Profiteur der Coronakrise: "Chinas aggressiver und strikter Lockdown-Ansatz war recht erfolgreich. Dies stimmte sowohl Verbraucher als auch Hersteller zuversichtlich. Infolgedessen kam es zu einer V-förmigen Erholung der Industrieproduktion und des Bruttoinlandsprodukts." China trete in eine zweite Wachstumsphase ein, die vor allem vom Binnenkonsum getragen werde. "Trotz des andauernden Handelskriegs zwischen China und den USA steigen die Exporte aufgrund der gedrosselten Produktion in den Industrieländern. Chinesische Exporteure gewinnen Marktanteile und die Industriegewinne steigen." 

Auch die Investitionen in das Anlagevermögen der chinesischen Industrie sind laut dem Fondsmanager Chay im Aufwärtstrend, da die Hersteller zuversichtlich in neue Produktionskapazitäten oder eine stärkere Automatisierung investieren. "Was den Konsum angeht, so ist er seit dem zweiten Quartal des letzten Jahres unglaublich stark – insbesondere der Online-Konsum."

Risiken der Emerging Markets

Bei all den Chancen, die die Schwellenänder bieten, sollten Anleger nicht die Risiken übersehen. Ein Unsicherheitsfaktor ist zum Beispiel das Währungsrisiko. Aktien, die in der Währung des jeweiligen Landes notieren, können gegenüber dem Euro sehr stark schwanken. Sollte zum Beispiel der chinesische Renminbi gegenüber dem Euro an Wert verlieren, kommt es für Anleger aus dem Euroraum zu Währungsverlusten.

Außerdem schwanken die Aktienkurse in den Emerging Markets häufig stärker als etwa bei Aktien aus den Industrieländern. Darüber hinaus können politische Unsicherheiten und mangelnde Rechtssicherheiten in den Schwellenländern zu erheblichen Problemen führen. Beispielsweise ist das Risiko einer Enteignung von Investoren durch die Verstaatlichung von Unternehmen in den Emerging Markets grundsätzlich höher als in den westlichen Industriestaaten.

Fazit

Aktien aus Schwellenländern bieten oft hohe Renditechancen. Zugleich sind diese Märkte oft schwankungsanfälliger (volatiler) als in den entwickelten Märkten. Anleger, die dies berücksichtigen und nicht alles auf eine Karte setzen möchten, können ihr Depot mit ETFs und klassischen Fonds beimischen, die sich auf die Schwellenländer beziehen und so ihr Portfolio diversifizieren.
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Über den Autor Gian Hessami

Gian Hessami ist freiberuflicher Finanzjournalist. Er schreibt unter anderem für „Börse Online“, „Euro am Sonntag“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)“ und das „Handelsblatt“ rund um das Thema Geldanlage. Dabei stehen die Perspektive des Anlegers sowie die Chancen und Risiken der Investments im Vordergrund. Mit den Finanzmärkten beschäftigt sich der gelernte Zeitungsredakteur bereits seit 2004. Bei Investments fokussiert er sich auf Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Darüber hinaus hat er sich auf Derivate wie Zertifikate und Hebelprodukte, beispielsweise Optionsscheine und Knock-out-Papiere, spezialisiert.

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