Aktien seien nur etwas für Reiche. Dieser Mythos hält sich hartnäckig. "Dabei geht Aktienanlage ganz einfach," erklärt Uta-Bettina von Altenbockum vom Deutschen Aktieninstitut. Das DAI veröffentlicht regelmäßig Studien zur Aktionärsquote in Deutschland. Zwar waren im vergangenen Jahr 17,5 Prozent der Menschen ab 14 Jahren hierzulande in Aktien, Aktienfonds oder ETFs investiert – das war der höchste Stand seit fast 20 Jahren. Allerdings fällt die Aktionärsquote in den USA mit etwa 55 Prozent gut dreimal so hoch aus.
Dabei muss die Börse kein Schloss mit sieben Siegeln bleiben. Schon ein Überblick über die Grundlagen erleichtert den Einstieg erheblich. Wir zeigen Ihnen, wie Sie in wenigen Schritten an Ihre ersten Aktien gelangen.
Der erste Schritt: die Depoteröffnung
Als Börsenneuling brauchen Sie zunächst ein sogenanntes Depot. Hier werden die Aktien – oder allgemeiner gesagt die Wertpapiere – aufbewahrt. Waren dies früher tatsächlich papierhafte Dokumente, führen Sie heute nur noch ein virtuelles Depot bei ihrer Hausbank oder einem Onlinebroker.
Sowohl Onlinebroker als auch Hausbank bieten meist umfangreiche Wertpapierdienstleistungen an. Vorteil Filial- und Direktbanken: Dort erhalten Sie neben dem Wertpapierhandel ein vollwertiges Angebot an Bankdienstleistungen – vom Girokonto über die Baufinanzierung bis hin zu Versicherungen und Altersvorsorgeprodukten mit persönlicher Beratung. Allerdings ist der Wertpapierhandel bei den Filialbanken in der Regel etwas teurer als bei Onlinebrokern oder Direktbanken. In den vergangenen Jahren haben auch zahlreiche Neobroker auf den Markt gedrängt, die den Aktienhandel teilweise zum Nulltarif anbieten.
Biallo-Tipp: Ausführliche Informationen, wie Sie ein passendes Depot finden und eröffnen, lesen Sie in unserem Depot-Vergleich.
Zusätzlich zum Depot eröffnen Sie bei Ihrem neuen Broker automatisch auch ein Verrechnungskonto mit. Auf das Verrechnungskonto zahlen Sie ihren Anlagebetrag von Ihrem hinterlegten Referenzkonto ein, das in der Regel Ihr Girokonto bei Ihrer Hausbank ist. Viele VR-Banken und Sparkassen bieten auch die Möglichkeit, das hauseigene Giro- oder Tagesgeldkonto als Verrechnungskonto zu nutzen. Somit sparen Sie sich den Umweg über das zwischengeschaltete Hilfskonto.
Vom Verrechnungskonto aus werden die anfallenden Handelskosten und der Investitionsbetrag abgebucht, mit dem der Broker die Wertpapiere kauft und anschließend ins Depot einbucht. Im umgekehrten Fall fließen die Erlöse aus Ihren Wertpapierverkäufen und mögliche Zins- und Dividendenzahlungen wieder auf Ihr Verrechnungskonto zurück. Von dort können Sie das Geld jederzeit wieder auf Ihr hinterlegtes Girokonto überweisen.
Aktien und Anleihen
Wer sein Depot eröffnet hat, steht nun vor der Frage, in welches Produkt er investieren sollte. Die Auswahl ist riesig, doch Anleger können sich auf ein paar Grundlagen konzentrieren. Die wichtigsten Anlageklassen sind Aktien (Eigenkapital) und Anleihen (Schuldverschreibungen). Um in diese Anlageklassen zu investieren, haben Sie wiederum mehrere Möglichkeiten: entweder Sie kaufen direkt Einzeltitel oder Sie nehmen den „Umweg“ über Fonds, ETFs oder Derivate (s. u.).
Wenn Sie eine einzelne Aktie kaufen, erwerben Sie einen Anteil an einem Unternehmen. Sie sind rechtlich gesehen Miteigentümer, haben ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung (Stammaktien) und sind am Unternehmensgewinn beteiligt. Der Aktienpreis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Das bedeutet: Ist die Nachfrage nach den Aktien größer als das Angebot der zum Verkauf stehenden Anteile, steigt der Aktienkurs. Das Gleiche gilt natürlich auch für die entgegengesetzte Richtung: Gibt es an der Börse mehr Verkäufer als Abnehmer, sinkt der Preis. Die Rendite wiederum setzt sich aus der Kursentwicklung und den möglichen Dividendenzahlungen zusammen.
Die zwei wichtigsten Formen der Aktie sind die Stammaktie und die Vorzugsaktie. Während Stammaktien ihren Besitzern ein Stimmrecht pro Aktie verleihen, gibt es bei Vorzugsaktien kein Mitspracherecht. Dafür werden Vorzugsaktien – wie der Name andeuten lässt – bei der Dividendenausschüttung bevorzugt und weisen in der Regel auch höhere Dividenden aus.
Anleihen – auch Bonds genannt – werden zwar auch an der Börse gehandelt. Allerdings wird deren Kurs nicht in einer Währung, sondern in Prozent ausgedrückt, und die Papiere haben eine fest vereinbarte Laufzeit. Anleihen zählen auch nicht zum Eigenkapital, sondern zu den Schuldverschreibungen beziehungsweise zum Fremdkapital. Das bedeutet: Sie leihen einem Unternehmen oder einem Staat Geld und erhalten dafür regelmäßige Zinszahlungen. Anders als bei Aktien sind Sie also nicht Miteigentümerin oder Miteigentümer am Unternehmen, sondern dessen Gläubiger.
Anleihen gelten gemeinhin zwar als risikoärmer als Aktien, sie sind aber ebenfalls einem Kurs- und Emittentenrisiko ausgesetzt. Die Renditeberechnung gestaltet sich zudem etwas komplizierter als bei Aktien, da neben den regelmäßigen Zinszahlungen und der Kursentwicklung auch die Laufzeit die Rendite beeinflusst. Weitere Infos dazu erhalten Sie in unserem Ratgeber „Der Unterschied zwischen Zins und Rendite“.
Aktiv gemanagte Fonds
Ein Fonds bietet ein Investment in mehreren Wertpapieren gleichzeitig an. Sie können sich das als einen bunten Aktienkorb vorstellen, den Sie erwerben. In diesem Korb befinden sich ganz unterschiedliche Aktien. Statt jedoch alle Titel einzeln zu kaufen, erhalten Sie mit nur einem Fondsanteil das ganze Paket. Das spart hohe Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf.
Viele Fonds haben einen Anlageschwerpunkt. Ein Aktienfonds mit Fokus auf Asien investiert, wie der Name schon sagt, in Aktien asiatischer Unternehmen. Das bietet einen entscheidenden Vorteil: Sie würden vermutlich kaum erfolgreiche Unternehmen in Asien kennen und können die Auswahl so einem erfahrenen Fondsmanager überlassen. Investoren müssen also nicht mühsam jede einzelne Aktie analysieren und kaufen, sondern können über einen einzelnen Fonds gleichzeitig Dutzende oder sogar Hunderte Unternehmen abdecken.
Allerdings gibt es den Service nicht umsonst. Bei Fonds fallen im Gegensatz zu Einzeltiteln laufende Kosten für die Verwaltung der Fonds an. Die sogenannte Total Expense Ratio (TER) – auch Ongoing Charges (OGC) genannt – können bis zu zwei Prozent betragen und werden direkt vom Fondsanbieter einbehalten. Hinzu kommt meist noch ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent und zuweilen eine erfolgsabhängige Gebühr (Performance Fee).