Die Anleihemärkte haben im vergangenen Jahr die Trendwende eingeläutet, die Bären haben das Ruder übernommen. Von einem Bärenmarkt ist bei Anleihen die Rede, wenn die Kurse deutlich sinken und die Renditen steigen.
Beispiel zehnjährige Bundesanleihe: Die Rendite lag im März vergangenen Jahres noch im negativen Bereich. Heute rentieren deutsche Staatspapiere bei einer Restlaufzeit von zehn Jahren im Schnitt mit knapp 2,40 Prozent (Stand: 7. Juni 2023). Im Gegenzug sind die Preise seit Frühjahr 2022 um bis zu 30 Prozent eingebrochen.
Grund für den anhaltenden Kursdruck bei Anleihen ist die Zinswende seitens der Notenbanken. Steigende Zinsen sorgen dafür, dass sich Investoren peu à peu von niedriger verzinsten Altbeständen trennen und stattdessen höher verzinste Neuemissionen ansteuern.
Manche Leserinnen und Leser werden sich jetzt vielleicht fragen: Wieso haben steigende Renditen mit sinkenden Anleihekursen zu tun? Das liegt darin begründet, dass Anleihen – im Gegensatz zu Aktien – Schuldverschreibungen sind und der Kurs den aktuellen Wert der Forderung widerspiegelt.
Anleihen sind verbriefte Forderungsrechte
Der Kurs einer Anleihe wird nicht in Euro, sondern in Prozent ausgedrückt. Der Prozentwert zeigt an, inwieweit der Kurs vom Nominalwert – auch Nennwert genannt – abweicht. Wenn eine Anleihe beispielsweise bei 80 Prozent notiert, bedeutet das im Umkehrschluss, dass das Papier 20 Prozent weniger kostet als zum Zeitpunkt der Herausgabe (Emission).
Der Nennwert beträgt bei Bundesanleihen 100 Euro pro Teilschuldverschreibung. Diesen Betrag leiht der Anleihezeichner dem Emittenten, also dem Herausgeber des Papiers, in dem Fall der Bundesrepublik. Im Gegenzug erhält der Inhaber der Schuldverschreibung eine garantierte Verzinsung über eine feste Laufzeit. Bei Fälligkeit, sprich am Ende der Laufzeit, kauft der Staat die Anleihe samt (letzter) Zinszahlung wieder zurück.
Wie die Rendite von Anleihen berechnet wird
Die Rendite einer Anleihe ist nicht mit dem Zinskupon (Nominalzins) zu verwechseln. Der Zinskupon ist der Zinssatz, mit dem der Nominalbetrag der Anleihe jährlich verzinst wird. Im Unterschied dazu gibt die Rendite die effektive Verzinsung an, also wie viel Ertrag Sie im Schnitt über die Laufzeit mit Ihrem eingesetzten Kapital bis zur Rückzahlung erzielen.
Während der Nominalzins meist festgeschrieben ist beziehungsweise bei variabel verzinsten Anleihen (sogenannte Floater) nur in bestimmten Zeitabständen an das Marktniveau angepasst wird, kann die Rendite täglich schwanken. Schließlich werden Anleihen in der Regel über die Börse gehandelt und der Kauf- beziehungsweise Verkaufskurs sowie die (Rest-)Laufzeit beeinflussen die Rendite.