Das erwartet Sie in diesem Artikel
„Als Börseneinsteigerin oder -einsteiger eröffnen Sie ein Depot bei einem Online-Broker. Dann kaufen Sie erst einmal einen Indexfonds auf den globalen Aktienmarkt. Der Rest und die Einzelaktien kommen mit der Erfahrung.“ Das war die Kurzform dieses Artikels. Natürlich verkürzt und vereinfacht – aber die Richtung stimmt. Aktien sind die ertragsstärkste Anlageklasse. An ihnen führt kein Weg vorbei. Trotzdem gilt die Aktienkultur in Deutschland laut Wikipedia immer noch als unterentwickelt.
Der Vermögensverwalter Jens Ehrhardt, bekannt aus „Börse vor acht“, sagte der FAZ im Mai 2014: „Die Deutschen empfinden die Börse stets als etwas Anrüchiges. Der Aktienmarkt ist für sie der Ort, an dem sich Menschen tummeln, die unverdient zu Geld kommen wollen.“ Mehr Einsicht zeigen da etwa die Schweizer, die Norweger oder die US-Amerikaner. Aber warum Einsicht? Ist die Börse etwa kein Casino? Dazu ein Blick auf eine Graphik:
Das ist der logarithmische Chart des US-Index’ S&P 500 seit Januar 1928. Links unten beginnt die Weltwirtschaftskrise. Rechts oben sieht man die Dotcom-Krise (ab 2000) und die Subprime-Krise (ab 2008) als kleinere Einbrüche. Den „Corona-Crash“ (2020) nimmt man gar nicht mehr wahr. Die einfache Einsicht ist also: Langfristig steigen Aktienmärkte. Das liegt an mehreren Gründen: Die Weltbevölkerung wächst, und mit ihr die Zahl der Verbraucher und Arbeitnehmer. Die Unternehmen wachsen mit der Kundschaft. Der globale Wohlstand nimmt zu. Die Inflation treibt Aktien zusätzlich nach oben. Der technische Fortschritt erhöht die Produktion und die Nachfrage nach Dienstleistungen. Aktien steigen also langfristig. Sie sind lukrativ. Was macht man als Einsteigerin oder Einsteiger mit dieser Erkenntnis?
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Was sind Aktien?
Lehrer Bömmel aus der „Feuerzangenbowle“ würde sagen: „Also, wat is en Aktie? Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: Eine Aktie ist ein Anteil an einem Unternehmen.“ So ist es. Angenommen, ein Unternehmen hat einen Börsenwert von einer Million Euro. Sie sind Aktionär und besitzen 100 Aktien im Wert von je 100 Euro, insgesamt also 10.000 Euro. Die Aktien verkörpern ein Stückchen des Unternehmens. Dann sind Sie zu einem Prozent an dem Unternehmen beteiligt.
Wenn das Unternehmen an der Börse um zehn Prozent steigt, dann geschieht dasselbe mit Ihren Aktien. Das Unternehmen ist jetzt 1,1 Millionen Euro wert und Ihre Aktien jeweils 110 Euro. So funktioniert das auch beim Fallen der Bewertung. Sie sind also Miteigentümer der Aktiengesellschaft. Dadurch profitieren Sie bei ihrem Gewinn und nehmen am Verlust teil. Aktionäre profitieren von Kurssteigerungen und manchmal von Dividenden (Ausschüttungen der Gewinne). Die Börse ist der Markt für Aktien. Sie ist öffentlich und reguliert und hat hohe Anforderungen an die Zulassung der Unternehmen zum Handel und an ihre Transparenz.
Bei der Definition von Aktien unterscheidet man noch, aber davon brauchen sich Einsteigerinnen und Einsteiger nicht verwirren zu lassen. Vielleicht stolpern Sie über die Paare Inhaber-/Namensaktien und Stamm-/Vorzugsaktien. Vergessen Sie die Namensaktien und Vorzugsaktien gleich wieder. An der Börse handelt man in der Regel Inhaberaktien. Das heißt: Die Aktien sind nicht an den Eigentümer gebunden und frei übertragbar. (Bei Namensaktien ist der Eigentümer namentlich genannt. Man handelt sie nur im kleinen Kreis.) Spricht man von „Aktien“, dann meint man meist Stammaktien, keine Vorzugsaktien. Inhaber von Stammaktien haben ein Stimmrecht in der Hauptversammlung des Unternehmens. (Vorzugsaktien erhalten eine höhere Dividende, verleihen aber kein Stimmrecht. Vorzugsaktien sind selten geworden. Man findet sie zum Beispiel noch als Angebot beim Familienunternehmen Henkel oder bei VW.)
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So vermehrt sich Ihr Kapital mit Aktien als Geldanlage
Ihr Kapital vermehrt sich mit Aktien auf lange Sicht. Dabei geht es um einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren, besser 15 Jahren. Schauen wir dazu auf zwei Graphiken. Sie stellen die Entwicklung des MSCI World über zwei Zeiträume dar. Dieser Index enthält rund 1.600 Unternehmen. Sie kommen aus 23 Industrieländern der Welt. (Im Wesentlichen: Nordamerika, (West-)Europa, Japan und Australien.)
Der Chart zeigt den Verlauf des iShare Core MSCI World ETF, der die Kursentwicklung des Weltaktienindex eins zu eins abbildet, über die vergangenen zwölf Monate. Das sieht doch schon einmal ganz gut aus: Die Kurve läuft „von links unten bis rechts oben“. Allerdings: Hätten Sie am 2. September 2020 ihr Geld angelegt, dann hätten Sie sich bis zum 23. September 2020 ganz schön geärgert. (Vorausgesetzt, Sie hätten in der Zeit in Ihr Depot geschaut – was man nicht allzu oft tun sollte! Das verunsichert Einsteigerinnen und Einsteiger leicht.) In der Zeit ist der Kurs des MSCI World Index nämlich von 2.494 auf 2.300 Punkte gefallen. Das sind knapp acht Prozent.
Bis zum 12. Oktober 2020 stieg der Index dann wieder auf 2.478 Punkte – also wieder fast acht Prozent rauf, puh! Dann ging es aber wieder runter, auf 2.293 Punkte am 30. Oktober. Wieder acht Prozent runter. Und bei jedem solcher Zacken nach unten macht man am besten eins: gar nichts. Denn nach dem Tief geht es wieder bergauf. Insgesamt hat der MSCI World in den zwölf Monaten über 33 Prozent zugelegt (Stichtag: 3. August 2021) und steht zuletzt bei über 3.000 Punkten. Jetzt vergrößern wir den Zeitausschnitt.
Man sieht den Verlauf des MSCI World beziehungsweise des entsprechenden ETFs über zehn Jahre. Erinnern Sie sich an den „Corona-Crash“, den man in der ersten Graphik kaum sah? Das ist das „V“ vom 19. Februar 2020 bis zum 23. März 2020 (Tief) und zum 26. August 2020 (wieder Hoch). Im Nachhinein denkt man sich: nur ein kurzes Intermezzo. Insgesamt geht es wieder von links unten nach rechts oben. Der MSCI World legte in den zehn Jahren um gut 140 Prozent zu (Stichtag: 3. August 2021). Allerdings sind Aktien keine Sparbücher mit festem Zins. Aktien schwanken. Und auch bei Aktienindizes besteht nicht die Garantie, dass sie sich über Jahrzehnte nach oben bewegen. Schauen Sie hier auf den japanischen Nikkei 225 seit Anfang 1984:
Aktien, Aktienfonds und ETFs – Das sind die Unterschiede
Die bisherigen Graphiken zeigen nicht die Bewegungen einzelner Aktien. Bis jetzt ging es um die Entwicklung ganzer Aktienmärkte, gebündelt im MSCI World oder im S&P 500. Die Aussage „Aktien steigen langfristig“ gilt für die Trends von solchen Indizes: dem Dax in Deutschland, dem Stoxx Europe 600 in Europa, dem S&P 500 in den USA oder dem MSCI ACWI für die Industrie- und Schwellenländer der Welt. Blicken wir jetzt auf drei Einzelaktien:
Das ist der logarithmische Chart der Apple-Aktie in den vergangenen zehn Jahren. An der Börse ist Apple derzeit das größte Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet gut zwei Billionen Euro. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Aktie in Euro gerechnet gut 1.100 Prozent zugelegt – Dividenden noch nicht mit eingerechnet. Zwischendurch ging es aber immer wieder bergab. Insgesamt verläuft die Richtung aber von links unten nach rechts oben. Nun zur zweiten Graphik:
Dieser Chart gehört zur Pharma-Aktie von Teva, dem Weltmarktführer bei Generika. (In Deutschland gehört unter anderen Ratiopharm dazu.) Hier sehen die vergangenen zehn Jahre schon anders aus als bei Apple. Seit Mitte 2015 geht es im Wesentlichen bergab.
Hier noch zwei Charts der Pinterest-Aktie:
Die Graphik zeigt die vergangenen fünf Handelstage bis zum 4. August. Kurz nach US-Börsenschluss am 29. Juli veröffentlichte Pinterest seine Quartalszahlen. Am darauffolgenden Handelstag verlor die Aktie bis zu 20 Prozent an Wert. Die Graphik wirkt alarmierend. Nun das größere Bild. (Wenn auch nicht das große. Pinterest ist erst seit April 2019 an der Börse.)
Das sieht schon anders aus. Im Vergleich zum Ausgabepreis von 19 US-Dollar beim Börsengang am 18. April 2019 liegt die Aktie trotz der jüngsten Rücksetzer immer noch gut 200 Prozent im Plus. Die ganzen Graphiken sollen vor allem eins zeigen: Wenn man an der Börse die Hektik des Alltags spürt, dann zoomt man am besten heraus und betrachtet die Zusammenhänge.
Um Schwankungen aus Gewinn und Verlust auszugleichen, bündelt man Einzelaktien gern zusammen. Es gibt zwei grobe Richtungen: (aktive) Aktienfonds und ETFs (Indexfonds) . Fonds sind aktiv, wenn ein Fondsmanagement sich einen Pool von Aktien ansieht und daraus einen Teil auswählt und andere ausschließt. Das Management traut sich zu, Aktien zu „picken“, die profitabler sind als die anderen: Sie sollen eine Outperformance bieten, also besser abschneiden als der breite Markt/Index. (Was auf die Dauer fast nie gelingt.)
Dagegen bilden ETFs (Exchange Traded Funds / börsengehandelte Fonds) oder Indexfonds stur und passiv einen Index ab. Wenn also etwa in einem aktiven Fonds große deutsche Aktiengesellschaften enthalten sein sollen, überlegt das Management zum Beispiel, ob sich SAP besser entwickeln wird als Daimler oder BASF oder die Münchner Rück. Der passive ETF „sucht nicht die Nadel, sondern kauft den Heuhaufen“ (John Bogle). Er kauft also den ganzen Dax.
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Aktien kaufen für Anfänger: Das Risiko beim Aktienkauf
Einzelne Aktien haben also ein höheres Risiko als Fonds. Allerdings erkauft man sich an der Börse mit einem höheren Risiko die Möglichkeit einer höheren Rendite. Auf der anderen Seite geht das Risiko bei Einzelaktien im Extremfall bis zum Totalverlust der Investition (Stichwort: Wirecard).
Ein gemanagter Aktienfonds oder ein ETF auf den DAX können zwar im Wert fallen, aber nicht so stark wie Einzelwerte. Wenn man sich einzelne Aktien zulegen möchte, ist ein Grundwissen – zum Beispiel über die wichtigsten Kennzahlen – wichtig. Weil ein Einsteiger oder eine Einsteigerin die nicht hat, sollte er erst einmal auf bewährte Qualitätsaktien setzen und nicht auf Mode-Werte (Hypes).
Man minimiert das Risiko außerdem, indem man sich nicht von den Medien oder anderen Anlegern zum Handeln/Traden verleiten lässt. Stattdessen braucht man einen langfristigen Horizont. („Eine Aktie, die man nicht 10 Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht 10 Minuten besitzen.“ - Warren Buffett)
Idealerweise legt sich die Einsteigerin oder der Einsteiger an der Börse jedoch erst einmal einen ETF/Indexfonds auf den Welt-Aktienmarkt zu. (ETFs sind viel günstiger als gemanagte Fonds. Außerdem schafft es kaum ein aktiver Fonds, den einschlägigen Index dauerhaft zu schlagen.) Dabei kriegen Sie ein Gefühl für die Aktienmärkte. Falls Sie möchten, können Sie später einzelne Aktien hinzunehmen. Dann sind Sie kein Greenhorn mehr an den Aktienmärkten.
Ein ETF übernimmt für Sie vorerst auch die Risikostreuung oder Diversifikation. Sie können lernen, wie die Regionen der Welt oder die Sektoren/Branchen der Aktien sich verhalten. Auf den Welt-Aktienmarkt gibt es im Wesentlichen zwei große Index-Anbieter: MSCI (Morgan Stanley Capital International) und FTSE (Financial Times Stock Exchange). Die Indizes auf „die ganze Welt“, also Industrie- und Schwellenländer, heißen MSCI ACWI und FTSE All-World. Die Industrieländer bilden ab: der MSCI World und der FTSE Developed World.
Vor dem Aktienkauf: Anlageziel definieren
Wenn Sie Aktien kaufen, brauchen Sie zuerst ein Ziel, wie so oft im Leben. Dabei ist es noch egal, ob Sie Einzelwerte oder ETFs kaufen wollen. Man kann mit ETFs auf „plain vanilla“ setzen, also: auf alle Weltregionen, alle Branchen und alle Größen von Unternehmen nach einheitlicher Gewichtung und ohne gesonderte Strategien. Oder man möchte auf nachhaltige Unternehmen setzen (ESG/SRI). Oder nur die Branchen Pharma und IT. Oder nur auf die USA und Europa.
Im Prinzip macht man mit Einzelaktien dasselbe: Man diversifiziert die Unternehmen und streut das Risiko. („Diversification is the only free lunch.“ - Harry Markowitz) Sie stellen sich also die Frage: Was soll meine Strategie sein? Wo sehe ich eine Zukunft für die Welt? Was sind die großen Trends? (Falls Sie das noch nicht beantworten wollen, greifen Sie vorerst zu MSCI World & Co. Der Rest kommt dann mit der Zeit.)
Dabei sollte man zuerst bei bewährten Aktiengesellschaften bleiben, die gezeigt haben, dass sie ihr Geschäft verstehen. Und sich heiße Tipps wie den kasachischen Digital-Star gegebenenfalls für später aufheben.
Welches Risiko möchten Sie beim Aktienkauf eingehen?
Vielleicht fragen Sie jetzt: Welche Aktienkäufe sind es denn, die zu mehr oder weniger Risiko führen und warum? Grundsätzlich gilt: Je besser ein Portfolio gestreut ist, desto geringer die Gefahr für das Investment. Ein breites, gut aufgestelltes Portfolio kann die gleiche Renditeerwartung haben wie ein riskanteres, schlechter aufgestelltes. Oder gar eine höhere. (Das meint Harry Markowitz mit dem „free lunch“.) Im Prinzip geht es um die kluge Mischung aus riskanteren und weniger riskanten Wertpapieren zu einem effizienten Portfolio (Moderne Portfoliotheorie).
In der Anlageklasse der Aktien gelten zum Beispiel Unternehmen aus Schwellenländern (Emerging Markets) als risikoreicher als solche aus Industrieländern (Developed Markets). Sie können aber auch ertragreicher sein. (Sie korrelieren negativ.) Daher lassen sich beide Weltregionen klug mischen. Ziel ist ein effizientes Portfolio, das einen Ausgleich findet zwischen erwarteter Rendite, Schwankung/Volatilität und Relation zu den anderen Aktien (Korrelation). Das Ziel ist: mehr Rendite bei gleichem Risiko oder weniger Risiko bei gleicher Rendite. Markowitz hat für seine Portfoliotheorie den Wirtschaftsnobelpreis erhalten.
Sind Sie eher der vorsichtige Typ? Dann könnten Sie vielleicht zuerst an große Hersteller von Konsumgütern denken, an Lebensmittel und Haushaltswaren. Die laufen immer und schwanken weniger. Oder ist Ihnen das Risiko egal, und sie können noch ruhig schlafen, wenn es richtig rummst? Dann ist vielleicht die Biotech-Branche etwas für Sie. Oder abgestürzte Werte, bei denen Sie auf einen Turnaround spekulieren.
Wie viel Geld möchten Sie investieren?
Wenn Sie den ersten Schritt an die Börse tun, dann brauchen Sie keine großen Summen. Sie können einen Aktien- oder ETF-Sparplan ab zehn Euro im Monat einrichten. In Finanzgruppen und -blogs im Internet gilt es sogar als unfein, konkrete Summen zu nennen, die man anlegt.
Was für Sie dagegen wichtig ist: Bei einmaliger Investition an der Börse sollten Sie auf das Kapital zehn bis 15 Jahre verzichten können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Schwankungen am Markt Ihnen einen Streich spielen, wenn Sie vorzeitig an das Geld müssen. (Was Sie ja prinzipiell immer können. Aktien sind stets liquide.)
Bei Aktien-Sparplänen besteht keine Gefahr, dass Sie sich übernehmen. Sie können einen Sparplan jederzeit aussetzen, erhöhen oder mindern. Sie können eine größere einmalige Summe auch in Tranchen aufteilen, wenn Ihnen dabei wohler ist. Dann investieren Sie zum Beispiel jedes Quartal ein Viertel der Summe. Das kann psychologisch von Vorteil sein, weil man meint, das Risiko zu strecken. Meist ist es aber objektiv vernünftig, „all-in“ zu gehen. Damit maximiert man die statistische Ertragserwartung. Machen Sie es so, wie Sie sich am wohlsten fühlen.
Welche Rendite erhoffen Sie sich?
Bei der Rendite von Aktien gibt es einen Satz, der enorm wichtig ist: Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Erträge (!). Eine Aktie oder ein Index können bis gestern „to the moon“ geflogen sein – heute beginnt das Spiel ganz von Neuem. Irgendeine Orientierung möchte man aber ja haben. Die hängt davon ab, was die Benchmark Ihrer Aktien ist. Womit vergleichen Sie also die Entwicklung Ihrer Einzelwerte?
- Wenn Sie in große deutsche Aktien (Large-Caps) investieren, dann sollten Sie zum Vergleich einen ETF auf den Dax nehmen. (Damit sie zwei Anlageinstrumente vergleichen und nicht den Index ohne Gebühren.) Nehmen Sie einen thesaurierenden ETF, der die Dividenden enthält, wenn auch der Index das tut. (Es gibt Performance- und Kursindizes. Letztere enthalten keine Dividenden.) Der iShares Core Dax ETF hat in den vergangenen zehn Jahren eine jährliche Performance von 8,56 Prozent erbracht (Stichtag: 3. August 2021). Wie Sie im Vergleich zu den folgenden Renditen sehen, sind das relativ geringe Erträge. Bitte fallen Sie darum nicht dem sogenannten Home Bias zum Opfer: Sie schmälern eher ihre Rendite, wenn Sie nur heimisch-national investieren, ohne weiter zu diversifizieren. Und das Geschäft von Siemens oder Bayer ist Ihnen nur scheinbar vertrauter als das von General Electric oder Pfizer.
- Wenn Sie in europäische Aktien aller Größen investieren, können Sie sich mit dem Stoxx Europe 600 vergleichen. iShares bietet nur einen ETF auf diesen Index, der die Dividenden ausschüttet. Daher sei hier der thesaurierende Xtrackers Stoxx Europe 600 UCITS ETF genannt. Er hat in den in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt 9,36 Prozent Rendite pro Jahr erbracht.
- Wenn Sie in kleinere US-Unternehmen (Small-Caps) investieren, ist zum Beispiel der MSCI USA Small Cap eine passende Benchmark. Ein ETF von iShares auf diesen Index hat in den vergangenen zehn Jahren in US-Dollar gerechnet 13,02 Prozent gebracht. Für Anleger aus dem Euroraum waren es sogar gut 15 Prozent pro Jahr.
- Wenn Sie in Aktien der Industrieländer der Welt anlegen, dann können Sie den MSCI World als Benchmark nehmen. Der iShares Core MSCI World ETF hat in den vergangenen zehn Jahren in der Originalwährung US-Dollar 12,03 Prozent pro Jahr erzielt, in Euro gerechnet waren es gut 13 Prozent.
- Wenn Sie zu den Industrieländern noch in Aktien der Schwellenmärkte der Welt investieren, dann passt der MSCI ACWI als Benchmark. Der Xtrackers MSCI AC World hat auf Fünfjahressicht eine annualisierte Rendite von 12,76 Prozent erbracht.
Es gibt Anlegerinnen und Anleger, die versuchen, diese Indizes zu schlagen – mit ihren Einzelaktien also besser zu performen als die Benchmark. Das kann man versuchen. Vielleicht macht es sogar Freude. Man kann auch ETFs und Einzelaktien kombinieren und sich eine sogenannte Core-Satellite-Strategie basteln.
Dabei gruppiert man um ein Kern-Investment wie etwa den MSCI World noch ETFs auf andere Indizes oder Einzeltitel, von denen man sich eine Erhöhung der gesamten Rendite verspricht. Das kann klappen, muss aber nicht. Insgesamt gelingt es nur (sehr) wenigen Anlegern, ihre Benchmark zu schlagen, also mehr zu erzielen als der Durchschnitt aus dem breiten Markt. Es ist aber nicht unmöglich.
Was genau sind Dividenden? In einem weiteren Ratgeber nennen wir Ihnen Definition und Arten der Gewinnausschüttungen im Überblick.
Anlagestrategie erarbeiten und Aktienauswahl treffen
Ohne eine Strategie ist alles Mist, und Ihr Depot landet in Beliebigkeit. Sie wollen ja keine Dart-Pfeile werfen, um Ihre Aktien auszuwählen. (Allerdings gibt es Gedankenexperimente und Simulationen mit Affen, die Pfeile auf den Börsenteil einer Zeitung werfen und mit dieser zufälligen Auswahl die meisten Fondsmanager schlagen – Monkey Index.)
Wenn Sie als Einsteigerin oder Einsteiger an der Börse noch Inspirationen für eine Anlagestrategie suchen, dann können Sie unter anderem bei Wikifolio vorbeischauen. Dort finden Sie die Depots vieler Anleger und können nach Begriffen suchen, die Ihnen vorschweben, etwa „Asien“ oder „Pharma“. Zu jedem Portfolio finden Sie eine Beschreibung der Handelsidee und eine Auflistung der enthaltenen Aktien und ihre Gewichtung.
Für sich selbst brauchen Sie eine Grundidee, etwa: „Ich möchte darauf setzen, was ich für die Megatrends der Zeit halte: Nachhaltigkeit, alternde Weltbevölkerung, E-Commerce, digitale Zahlungssysteme (War on Cash), Künstliche Intelligenz …“ Wo wollen Sie Ihre Idee verfolgen? Auf der ganzen Welt, in einzelnen Regionen oder nur in einzelnen Ländern? Welche Branchen sind von Ihrer Idee umfasst? Sie können auch das Ziel verfolgen, aus jeder Branche „die besten Unternehmen“ auszuwählen. Oder Sie konzentrieren sich auf kleine Aktiengesellschaften mit größerem Wachstumspotential. Es gibt viele Ideen …
Welche Aktien sollten Sie kaufen?
Vielleicht sind Sie heiß auf einen bestimmten Aktiensektor. Wenn Sie für ein Unternehmen arbeiten, das sein Geld mit Windkraft verdient, dann könnten Sie sagen: „Alternative Energien sind die Zukunft!“ Spezialkenntnisse zu einzelnen Branchen sollten Sie auch nutzen. Bitte denken Sie nur daran: Andere Mütter haben auch schöne Töchter. Und Söhne. Das bedeutet: Es gibt in jeder Weltregion und in jedem Segment aussichtsreiche Aktien.
Sie könnten zum Beispiel so vorgehen: Wenn Sie global investieren, dann schauen Sie nach, welche Unternehmen aus Nordamerika Sie besonders interessieren. Und machen dasselbe mit Asien, Europa et cetera. Dann beziehen Sie die Branchen mit ein. Sie brauchen nicht aus jedem Sub-Sektor eine Aktie zu haben. Aber das Depot sollte breiter gestreut sein als zum Beispiel auf Pharma und Versorger.
Hier ein paar Sektoren zur Inspiration: Agrar, Automobil, Basiskonsum, Einzelhandel, Energie, Finanzen, Gesundheit, Kommunikation, Luxus, Medien, Reise, Technologie, Versicherung, Versorger … Am Ende sollten Sie „nicht alle Eier in einen Korb legen“, sondern Ihr Kapital verteilen.
Welche Aktien Sie konkret kaufen, kann und soll Ihnen keiner abnehmen. Nur wenn Sie selbst von Ihren Werten überzeugt sind, stehen sie auch langfristig schwere Zeiten mit ihnen durch. Lassen Sie sich nicht verführen von Aussagen wie: „Jetzt ist Aktie XY ein Kauf!“ Solche Aussagen kommen fast nur von Menschen, die halt irgendetwas schreiben oder sagen müssen.
Generell lässt sich festhalten: Als Börseneinsteigerin oder Börseneinsteiger sollte man sich eher fernhalten von neuen Unternehmen an der Börse, die sich noch nicht behaupten konnten. Und allgemein sollten Sie im Kopf haben: Je mehr Geschrei um eine Aktie gemacht wird, desto vorsichtiger sollten Sie sein.
Man kann über die Jahre und Jahrzehnte viel Geld mit „Langeweiler-Aktien“ verdienen, wie es etwa Investmentlegende Peter Lynch beschrieb. Diese „Witwen- und Waisenpapiere“ sind nicht die Stars an der Börse, wachsen aber beständig und zahlen mitunter auch ansehnliche Dividenden.
Wenn es um Einzel-Aktien geht, sollte man zu Anfang der Börsen-Karriere auch kleinere Unternehmen (Small-Caps und Mid Caps) eher meiden. Typischerweise unterliegen Sie einem höheren Risiko und höherer Volatilität als Large-Caps. Oft sind kleinere Unternehmen jünger als große und wollen erst wachsen.
Wie viele Aktien sollten Einsteiger kaufen?
Zur Frage der richtigen Anzahl am Anfang können Sie verschiedene Tipps lesen. Zahlen sind schnell genannt, aber passen Sie zu Ihnen? Wie viele Aktien Sie zu Anfang kaufen, hängt von einigen Faktoren ab:
- Ihrer Strategie: Wenn Sie in Deutschland oder in der DACH-Region investieren wollen, entfällt die Diversifikation nach Ländern und Regionen. Wenn Sie global investieren, müssen Sie Aktien auf dem Erdball verteilen. Oder Sie wollen europäisch investieren. Dann müssen Sie den Raum auch abbilden. Wenn Sie in deutschen Large-, Mid- und Small-Caps anlegen wollen, haben Sie mehr zu tun, als wenn Sie sich auf die Dickschiffe beschränken. Entscheidend ist also Ihr Anlage-Universum.
- Ihrem Kapital: Nehmen wir an, Sie möchten nicht per Aktien-Sparplan investieren, sondern einmalig kaufen. Und Sie möchten unter anderen in Lindt & Sprüngli anlegen. Dann benötigen Sie derzeit für den Kauf eines Anteils gut 100.000 Schweizer Franken. Oder eine Nummer kleiner: Sie sind vom Online-Handel überzeugt und wollen Aktien von Amazon erwerben. Das macht aktuell immer noch über 3.300 US-Dollar). Eine A-Aktie von Alphabet kostet über 2.700 US-Dollar. Gar nicht zu reden von der A-Aktie von Berkshire Hathaway des legendären Warren Buffett: aktuell knapp 420.000 US-Dollar. Das sind natürlich Ausreißer. Aber sie zeigen, dass der Preis der Aktien ihre Zahl limitieren kann. Gerade wenn man sie besonders gewichten will.
- Ihrem Zeitaufwand: Wie oft wollen Sie den Verlauf Ihrer Aktien verfolgen? Wollen Sie Nachrichten zu den Werten lesen? Je mehr Aktien Sie im Depot haben, desto mehr Zeit benötigen Sie, um sich Ihnen zu widmen. Und „mehr“ braucht nicht „besser“ zu heißen, gerade bei Einsteigern. Zu Anfang verliert man leicht den Überblick.
Aber wie viele Aktien sollen es denn nun sein? Der beste Tipp, den dieser Artikel Ihnen geben kann: Legen Sie das nach und nach selbst für sich fest, allerdings bei jedem Kauf mit einem langfristigen Horizont. Kein Mensch zwingt Sie, Ihr Portfolio mit einem Mal aus dem Boden zu stampfen. Halten Sie ruhig Ihr Pulver trocken.
Wenn Sie zum Beispiel bei einem großen deutschen Chemiekonzern arbeiten und Sie dieses Unternehmen auf jeden Fall dabei haben wollen, können Sie mit der Aktie beginnen und das Depot nach und nach erweitern. Natürlich sollten Sie nicht das ganze Kapital dort investieren, sondern sich den Rest aufsparen. Als Einsteigerin oder Einsteiger sollten Sie sich ohnehin nicht mit zu viel Titeln überfrachten. Trauen sie sich zu, am Anfang den Überblick über fünf Aktien zu behalten? Gut. Über zehn? Auch gut. Über 25 Stück? Das ist vielleicht ein wenig viel für den Beginn.
Der Guru-Investor Warren Buffett legt über 70 Prozent des Vermögens seiner Holding Berkshire Hathaway in vier Unternehmen an: Apple, Bank of America, American Express und Coca-Cola. Aber der diversifiziert auch nicht, sondern konzentriert. Das sollten Einsteigerinnen und Einsteiger nicht tun.
Wie langfristig planen Sie Ihre Geldanlage in Aktien?
Sie brauchen an der Börse einen langen Atem. Dazu müssen Sie Aktien halten, auch wenn sie in schwierigen Phasen stecken. Das schaffen Anlegerinnen und Anleger nur, wenn sie von ihren Titeln überzeugt sind. Ein sehr bekannter Investor namens Peter Lynch schreibt in seinem ersten Buch („Der Börse einen Schritt voraus“), man müsse einem Fünft-Klässler seine Investition im Fahrstuhl vollständig erklären können, ohne dass er sich langweilt.
Und Lynch sagt außerdem: „Der dümmste Grund, eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt.“ Denn wer so denkt, macht die Börse in der Tat zum Casino. So jemand denkt nicht an die Gründe, warum Aktien langfristig steigen (Demographie, Wohlstand, Inflation, Fortschritt). Wenn eine Aktie plötzlich fällt, gehören solche Anlegerinnen und Anleger zu den ersten, die verkaufen: Ihr „investment case“ ist weg. (Der nie einer war. Der Chart einer Aktie ist kein inhaltlicher Grund für eine Investition.)
Ein Standardwerk von Jeremy Siegel heißt „Aktien für die Ewigkeit“. Siegel beschreibt den langfristigen Horizont, der kurzfristige Schwankungen ignoriert und sich auf die große Linie konzentriert. Als Anfängerin oder Anfänger sollte man mit einem Anlagehorizont von mindestens zehn (besser 15) Jahren an die Börse gehen – oder gar nicht. Viele Menschen und viel Werbung werden Ihnen etwas anderes erzählen. Sie können lesen, wie Leute angeblich reich geworden sind mit Trading, also Hin-und-Her-Handeln, im Extremfall an einem einzigen Tag (Day Trading).
Bitte scheuen Sie als Einsteigerin oder Einsteiger solche Aussagen wie ein Vampir den Knoblauch. Es gibt zwar Trader, die mit dem Handeln auch Geld verdienen, aber die haben das über eine lange Zeit als Handwerk gelernt. Grundsätzlich gilt die alte Weisheit: „Hin und her macht Taschen leer.“ Das Handeln produziert Kosten und Steuern. Und es ist etwa so, als ob Sie ständig die Schlange an der Kasse im Supermarkt wechseln und dadurch länger warten, als wenn sie einfach bei einer Schlange bleiben.
Informieren sie sich vor dem Aktienkauf ausführlich
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein neues Auto. Dann lesen Sie Testberichte, vergleichen Preise und Modelle und machen sich Gedanken, ob ein Benziner in zehn Jahren noch sinnvoll ist oder ob Sie besser gleich in einen Elektroantrieb investieren. Genauso macht man das auch mit Aktien.
Irgendwann setzt bei jeder Aktie ein Flattern ein. Dann sackt sie ab. In solchen Fällen können Sie sich auf Ihre Informationen beziehen, die Sie zum Kauf veranlasst haben. Wenn dieser Investment Case grundsätzlich auch bei einem Abfall der Aktie besteht, können Sie ruhig schlafen und sagen: Alles intakt. Geht auch wieder hoch. Die Informationen zu Ihren Aktien sollen so ausführlich sein, dass sie ausreichen, um Ihnen Sicherheit beim langfristigen Halten nach dem Kauf (Buy & Hold) zu geben.
Dazu müssen sie das Geschäftsmodell des Unternehmens verstehen: Was machen die eigentlich und wie? Wie groß ist die Gesellschaft im Vergleich zu anderen der Branche (Marktkapitalisierung)? Falls sie einen Blick auf das Management werfen: Dessen Fähigkeiten sind für jeden Außenseiter schwierig einzuschätzen, aber es ist immer ein gutes Zeichen, wenn ein CEO (Vorstandsvorsitzender) Aktien des von ihm geleiteten Unternehmens hält. Dann hat sie oder er ein eigenes finanzielles Interesse an der Entwicklung der Aktie. (So wie bei Familienunternehmen.)
Es kann helfen, Aktien in Kategorien einzuteilen, damit man weiß, was man von ihnen erwarten kann. (Zyklische Aktien verhalten sich anders als defensive. „Cornflakes essen die Leute immer.“) Peter Lynch empfiehlt es so. Es gibt eine Reihe von Kennzahlen, um Aktien zu erfassen. Sie können auch für Einsteigerinnen und Einsteiger nützlich sein. Bitte lassen Sie sich nur nicht verwirren, sondern lesen Sie in unserem Ratgeber , mit welchen wichtigen Kennzahlen Sie die Böse entschlüsseln können.
Wo können Sie Aktien kaufen?
Egal, ob Sie einen Sparplan auf Aktien einrichten oder Aktien in einem Rutsch kaufen wollen – über welches Tor gelangen Sie an die Börsen der Welt? Prinzipiell geht das bei jeder Filialbank. Die hat allerdings höhere Kosten als ein Online-Anbieter, und diese Kosten zahlen die Anlegerinnen und Anleger. Daher ist es am schlauesten, einen Online-Broker zu wählen, denn wenn auch vieles unsicher ist bei Aktien – eines ist sicher: die Kosten. Die können und sollten Sie kontrollieren. (Ähnlich wie bei gemanagten Fonds und viel günstigeren ETFs.)
Gute Depots bei Direktbanken und Online-Brokern sind gratis. Entweder Sie nehmen die All-in-one-Lösung bei einer Direktbank, wo Sie auch ein günstiges Girokonto inklusive Kreditkarte erhalten, oder Sie wählen einen Spezialisten für Ihr Depot. Hier können Sie nach passenden Anbietern für Ihr Depot suchen.
Eine Anmerkung zu den neuen und beliebten Smartphone-Brokern (Neo-Brokern): Sie bieten eine Reihe von Vorteilen, insbesondere auch kostenlosen Handel mit Aktien und ETFs. Falls Sie sich für einen dieser Anbieter entscheiden, erliegen Sie bitte nicht einer Gefahr, die es neben den Vorteilen auch gibt: Mit solchen Apps können Sie in der Schlange beim Supermarkt traden, wenn Ihnen langweilig ist. Denken Sie aber bitte daran, nicht zu oft zu kaufen und zu verkaufen. Egal, wie bequem es Ihnen Ihr Anbieter machen mag. Grundsätzlich ist gegen diese mobilen Broker aber nichts einzuwenden.
- Biallo-Tipp: Onlinebroker bieten immer wieder attraktive Trading-Rabatte für Neukunden. Bei der Wahl eines Onlinebrokers sollten Anleger die Preis- und Leistungsverzeichnisse im Hinblick auf ihre Tradingaktivitäten und Bedürfnisse allerdings stets genau vergleichen.
Erstes 10-Euro-Investment geschenkt! Mit bis zu 10 Prozent Zinsen pro Jahr
Warnhinweis gemäß § 12 Abs. 2 Vermögensanlagengesetz: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.
Aktien kaufen: Zuerst ein Depot eröffnen
Vergessen Sie also (die meisten) Filialbanken, und kaufen Sie online Ihre Aktien. Dazu eröffnen Sie ein Depot. Damit werden Sie zur Aktionärin oder zum Aktionär. Ein Aktiendepot ist ein Konto, über das Sie den Handel mit den Aktien abwickeln. (Oder, besser: sie dort einfach lange liegen lassen.)
Auf der Website Ihrer Wahl finden Sie ein Antragsformular für das Depot. Dort geben Sie Ihre persönlichen Daten ein. Entscheiden Sie, wie Sie Ihre Depotauszüge und Abrechnungen erhalten wollen und ähnlich. Sodann kommt es zu Ihrem Risikoprofil. (Wichtig!) Als Einsteigerin oder Einsteiger geben Sie an, dass Sie bisher keine Erfahrungen und Kenntnisse an der Börse haben. Die Broker müssen das fragen. (Wie gesagt: Börsen sind reguliert. Das dient auch Ihrem Risiko- und Anlegerschutz.) Der Anbieter muss auch ein Anlegerprofil erstellen. Damit stuft er Sie in eine Risikoklasse ein. Mit wenig oder keiner Erfahrung genießen Sie ein höheres Schutzniveau als ein Börsenprofi. Komplexe und riskante Wertpapiere sind Anfängern zu ihrem eigenen Wohl verschlossen.
Wenn Sie fertig sind mit dem Depotantrag, können Sie ihn ausgedruckt oder online an den Anbieter schicken. Bei der Online-Variante schickt Ihnen der Broker den Antrag per Post, damit Sie ihn unterschreiben und eine Kopie Ihres Ausweises zurückschicken. Eine weitere Möglichkeit ist das Video-Ident-Verfahren. Aber auch Post-Identifizierung ist möglich, damit der Anbieter weiß, dass niemand in Ihrem Namen Schindluder treibt. Wenn alles geregelt ist, erhalten Sie Ihr Depot (Finalisierung). Normalerweise haben Sie innerhalb weniger Tage Ihr Depot. Sie können dann an der Börse handeln.
Ordergebühren bei der Depotauswahl beachten
Wenn Sie sich Ihren Anbieter für ein Depot aussuchen, sind die Kosten für Ihre Orders ein wichtiger Aspekt. Aber nicht der einzige. Wenn Sie sich etwa vorab den Internet-Auftritt ansehen und sich auf den Seiten nicht wohlfühlen, geht der Komfort vor. Und bitte beachten Sie auch die sonstigen Leistungen: etwa die Anzahl der Börsenplätze und das Angebot an Sparplänen für Aktien und ETFs.
Hinsichtlich der Kosten gilt: Hier sind die Neo-Broker (Smartphone) nicht zu schlagen. Sie werben besonders mit niedrigen Orderkosten. Gerade als Einsteigerin oder Einsteiger sollte man aber nur so viel handeln wie nötig und so wenig wie möglich. Über Buy-and-Hold minimiert man die Orderkosten ohnehin. Vergleichen Sie in aller Ruhe die Gebühren. Stichwort Ruhe: Bitte lassen Sie sich im Umfeld von Aktien, ETFs und Geldanlage niemals hetzen. Niemals und von niemandem.
Mit der Entscheidung für ein Depot legen sie sich nicht fürs Leben fest. Eine Übertragung auf einen anderen Anbieter ist verhältnismäßig einfach. Betreiben Sie nur bitte kein „Depot-Hopping“. Legendäre Investoren wie Warren Buffett betonen, dass sie das meiste Geld mit dem Hintern verdient haben. Schlichtes Nichtstun entspannt auch nach der Depotwahl, wenn nicht wirklich ein guter Grund für einen Wechsel vorliegt. Wechselprämien und Kosten allein sollten nicht entscheiden.
Wenn eine Aktie nicht in der Wertpapierpalette Ihrer Brokes enthalten ist, nützen die niedrigsten Gebühren nichts. Kostenlose Musterdepots sind gerade für Einsteiger ein Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist. Gleichfalls Gemeinschaftskonten oder Depots für Kinder. Geiz allein ist nicht geil beim Depot.
Besondere Konditionen einzelner Broker
Online-Broker wechseln häufig ihre Aktionen. Sie sind überschrieben mit „Freetrades“, „Freebuys“, „Flatfees“ oder „Broker Deals“. Solche Bonbons für sich sollten für Sie als Einsteigerin oder Einsteiger unerheblich sein. Sie möchten sich erst einmal an der Börse zurechtfinden und wollen Ihre Ideen ohne Ablenkung umsetzen.
Ein Allrounder für Ihr Depot braucht nicht die schlechteste Wahl zu sein. Ob ein Anbieter gerade zum Beispiel damit lockt, Aktienanleihen auf Tesla, Lufthansa und Porsche zu zeichnen … das sind Spezialfragen. Aktionen kann man im Auge behalten, wenn die großen Säulen der Geldanlage mit Aktien stehen. Dann können sie auch sinnvoll sein.
Wenn es um die generellen Konditionen der Broker geht, lassen sie sich in zwei Gruppen einteilen: die besonders günstigen Depots bei Neo-Brokern (Smartphone) und die günstigen und vielseitigen Depots. Zur ersten Gruppe (Neo-Broker) zählen Finanzen.net zero, Justtrade, Scalable Capital, Trade Republic und Smartbroker. Zur zweiten Gruppe der Vielseitigen gehören etwa ING, Comdirect, Consorsbank, DKB, Flatex, S-Broker, 1822 direct, Maxblue, Targobank, Santander oder Onvista. Sie bieten Bankdienstleistungen wie etwa ein Girokonto oder weitere Extras.
Wer außerdem auf eine persönliche Filialbank Wert legt, für den kann die Postbank interessant sein. Jedenfalls sollte man sich durch Spielereien am Depot nicht von der Hauptsache ablenken lassen: ein langfristiges, diversifiziertes ETF-/Aktiendepot aufzubauen und zu halten.
- Hinweis: Je geringer die Kosten beim Erwerb von Fonds oder anderen Wertpapieren, desto eher kommt das Investment in die Gewinnzone und desto höher ist der Sparertrag. Das ist auch bei Sparplänen der Fall. Manche Onlinebroker bieten sogar kostenlose ETF-Sparpläne.