Keiner muss ein Geld-Genie sein, um zum Beispiel jeden Monat 100 Euro für die zusätzliche Altersvorsorge zurückzulegen. Und Sie müssen auch nicht mehrere Anlage-Ratgeber gelesen haben oder täglich die Börsenkurse verfolgen, um mehr aus Ihrem Geld zu machen. Aber nicht nur Anfänger und Anfängerinnen, die an den Aktienmärkten ihr Geld clever vermehren wollen, begehen oft Anlagefehler. Wir zeigen Ihnen deshalb in diesem Ratgeber zehn häufige Anlagefehler und geben Ihnen zehn Tipps, wie Sie diese vermeiden können.
Was sind Anlagefehler?
Vertrauen Sie eigentlich Ihrem Bankberater? Nein, Sie suchen ETFs und Aktien für Ihr Wertpapierdepot lieber selbst aus, als sich von Beratern in der Bankfiliale oder im heimischen Wohnzimmer teure Fonds oder Zertifikate verkaufen zu lassen? Gut so, aber Vorsicht! Viele Menschen begehen dabei Anlagefehler. Dazu zählt etwa der falsche Umgang mit Verlusten, auf „heiße Tipps“ von Freunden oder Bekannten zu vertrauen oder alles auf eine Karte zu setzen, statt das Risiko zu minimieren. Solche Anlagefehler können Sie viel Geld und Nerven kosten, weil dadurch die Rendite Ihres Investments schrumpft oder – noch schlimmer – Sie in Ihrem Depot hohe Verluste anhäufen.
Richtig investieren - 10 Anlagetipps für Ihre Wertpapieranlage
Typische Anlagefehler können Sie vermeiden, wenn Sie wissen, welche Rolle Ihre Gefühle und menschlichen Schwächen bei der Geldanlage spielen und was Sie dagegen tun können. Hier unsere Tipps.
1. Warum die Liebe zur Heimat gefährlich sein kann
Geldexperten empfehlen privaten Anlegerinnen und Anlegern immer wieder, ihr Geld gerade auch für die zusätzliche Altersvorsorge in weltweit anlegende Fonds und ETFs zu investieren, um das Risiko breit zu streuen. Viele Bankkunden kaufen aber mit Vorliebe das, was sie am besten zu kennen glauben und investieren vor allem in ihren Heimatmarkt. So haben deutsche Anleger überproportional viele Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Deutschland im Depot. Und/oder sie setzen vor allem auf Einzelaktien bekannter deutscher Unternehmen. So zeigen verschiedene Untersuchung: Im Schnitt halten deutsche Anleger 50 Prozent deutsche Aktientitel.
Zum Vergleich: Aktien aus Deutschland hatten im Weltindex MSCI World im Sommer 2024 einen Anteil von gut zwei Prozent. Fachleute sprechen daher vom „home bias“. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Anleger glauben, Sie hätten in Ihrem Heimatland einen Informationsvorsprung, könnten deshalb besser beurteilen, wie es in bestimmten Branchen läuft und es dort tätigen Unternehmen geht. Diese Liebe zur Heimat ist aber gefährlich: Wer vor allem oder nur auf deutsche Werte setzt, macht sich von der Entwicklung der Unternehmen hierzulande zu sehr abhängig. Nehmen Sie daher heimische Einzelwerte, wenn überhaupt, nur als Beimischung ins Depot auf und achten Sie darauf, dass Sie Ihre Anlagen breit über verschiedene Branchen und Länder streuen.
Anlagetipp:
- Immer wieder kaufen Anleger Exchange Traded Funds (ETFs), die die Kursentwicklung des Dax nachbilden. Doch Vorsicht: Damit geben Sie womöglich einem speziellen Index ein zu großes Gewicht in Ihrem Portfolio. Das Börsenbarometer spiegelt trotz seiner Erweiterung von 30 auf 40 Werten immer noch viel zu sehr die „old economy“ wider, also vor allem Titel aus der deutschen Automobil- und Industriebranche, die als sehr konjunkturabhängig gelten. Außerdem zeigen langfristige Vergleiche: Wer in ETFs investiert, die auf Welt-Indizes setzen, kann sich langfristig über eine bessere Wertentwicklung freuen wie mit Dax-ETFs.
2. Wie selektive Wahrnehmung zur Falle wird
Menschen erinnern sich lieber an Erfolge als an Niederlagen. So geht es auch Anlegern. Wer denkt schon gerne an sein Desaster mit der Telekom-Aktie oder daran, es verpasst zu haben, Aktienfonds zu kaufen, als die Kurse noch viel niedriger waren? Wir neigen dazu, auszublenden, was nicht in unser Weltbild passt. Je mehr Sie aber von sich selbst überzeugt sind, desto mehr stellt das Scheitern eine Gefahr für Ihr Selbstbild dar. Das kann dazu führen, dass Sie Informationen selektiv verarbeiten. Sie nehmen das auf, was Sie in Ihrer Meinung stützt, und blenden das aus, was Ihrer Auffassung widersprechen könnte. In diese Falle der teils unbewussten Form der Informationsbeschaffung und deren Verarbeitung tappen Anlegende vor allem dann, wenn sie mit ihren Investitionen danebengegriffen haben. Sie suchen dann regelrecht nach Informationen, die ihre Annahmen und Anlagestrategien bestätigen.
Anlagetipp:
- Versuchen Sie sich selbst kritisch zu beobachten und Ihr Verhalten zu überprüfen. Das hilft Ihnen aus der Falle der selektiven Wahrnehmung herauszukommen. Sie können zum Beispiel bewusst „bad news“ zu Ihren Investments lesen und nicht nur nach den „good news“ suchen, mit denen Sie Ihre möglichen Anlagefehler vor sich rechtfertigen.
3. Warum Sie bei heißen Aktientipps cool bleiben sollten
Als zur Jahrtausendwende der Neue Markt boomte, machten Aktientipps überall die Runde. Doch viele Internetfirmen, mit deren Aktien Millionen Bundesbürger spekulierten, gingen später pleite. An der Flut von Aktientipps hat sich bis heute nicht viel geändert, nur dass es jetzt zum Beispiel um Wasserstoff-Aktien, KI-Werte oder Bitcoin geht und die Tipps vor allem über die sozialen Netzwerke, Whatsapp-Gruppen oder bestimmte Finanzportale weitergereicht werden.
Nach wie vor beliebt sind auch die Tipps selbsternannter Börsengurus. Nicht wenige Anleger und Anlegerinnen folgen ihnen – wie einst unsere Vorfahren als Jäger und Sammler dem Alphatier. Experten sprechen hier vom Herdentrieb. Anleger sollten sich aber stets fragen, warum empfiehlt mir jemand etwas, welches Eigeninteresse könnte dahinterstecken? Vor allem sollten Sie kritisch überprüfen, was Ihnen diese Tipps bislang gebracht haben. In der Regel sind solche Investments, bei denen womöglich viel Geld auf eine Karte gesetzt wird, ein Renditekiller.
Anlagetipp:
- Wer den Kick trotzdem braucht und auf heiße Tipps und Einzelaktien setzt, sollte ehrlich Bilanz ziehen und zumindest ein Anlage-Tagebuch führen, in dem Kauf, Verkauf, Kosten und Ergebnis festgehalten sind, ohne Kursgewinne einzukalkulieren, die noch gar nicht realisiert sind. Nur so betrügen Sie sich nicht selbst und können ehrlich feststellen, was es Ihnen gebracht hat, Aktien mehr oder weniger willkürlich herauszupicken oder ob dies nicht doch ein Anlagefehler war.