Mit Sparanlagen wie Tagesgeld oder Festgeld fahren Sparer derzeit noch immer gut: Denn die Zinsen sind vergleichsweise hoch. Doch wenn die Notenbanken, wie etwa die Europäische Zentralbank, wahr machen, was sie zuletzt angekündigt haben, dann geht es mit dem Zinsniveau in den kommenden Monaten nach unten. Und je niedriger die Zinsen sind, desto attraktiver werden Aktien und Fonds für Anleger.
Das gilt insbesondere für die sogenannten börsennotierten Indexfonds, auf Englisch: Exchange Traded Funds (ETFs). Mit einem ETF folgen Sie eins zu eins einem Börsenindex wie etwa dem deutschen Aktienindex (Dax) oder dem weltweiten MSCI World. Sie nehmen damit an der Entwicklung am Aktienmarkt teil.
Einen ETF kaufen sollten Sie aber nur, wenn Sie das Geld dafür auch langfristig investieren können, das heißt: mindestens für zehn Jahre. Dann lassen sich damit Renditen erzielen, die deutlich über denen von Zinsanlagen wie etwa Tagesgeld oder Festgeld liegen. In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie einen Indexfonds kaufen können, wie Sie den passenden ETF finden und welche Kosten beim Kauf entstehen.
Schritt 1: Eine Bank oder einen Broker wählen
ETFs werden zwar an der Börse gehandelt. Als Privatanleger können Sie einen Indexfonds aber nicht direkt dort erwerben. Wo kaufen Sie einen ETF stattdessen? Das geht über eine Bank – also etwa Ihre Hausbank oder eine Direktbank, bei der Sie Bankgeschäfte nur online erledigen. Sie können aber auch einen sogenannten Broker wählen. Das sind Finanzfirmen, die auf den Handel mit Wertpapieren an der Börse spezialisiert sind – also etwa den Handel mit Aktien oder Fonds. Broker führen in der Regel keine anderen Bankprodukte. Daher können Sie den Wertpapierhandel kostengünstig anbieten. Zu den Brokern gehören insbesondere die sogenannten Neobroker, bei denen Sie ihren ETF in der Regel über das Smartphone kaufen.
Schritt 2: Ein Depot eröffnen
Um einen ETF zu kaufen und zu verwahren, brauchen Sie ein Depot. Das können Sie bei ihrer Bank oder ihrem Broker eröffnen. Informieren Sie sich dabei in jedem Fall vorab über die Kosten. Denn die sind sehr unterschiedlich – und sie können im Zweifel die Rendite Ihrer ETF-Anlage deutlich schmälern. So fällt bei Filialbanken häufig eine jährliche Depotgebühr an. Kosten von 0,50 Prozent des Depotwerts sind dabei keine Seltenheit. Bei einer Anlagesumme von 50.000 Euro kommen so schon jedes Jahr 250 Euro an Kosten zusammen.
Günstige Online-Banken wie etwa ING* oder Consorsbank* oder auch Neobroker wie Scalable Capital* oder Traders Place* bieten das Depot dagegen kostenlos an. Bei den Neobrokern ist darüber hinaus auch der Kauf der ETF-Anteile mitunter kostenlos. Günstige Depot-Anbieter finden Sie in unserem Depotvergleich. Dort erklären wir Ihnen auch, wie Sie ein Depot eröffnen. Die folgende Tabelle vergleicht beispielhaft Depot- und Orderkosten. Die Zahlen lehnen sich dabei an die tatsächlichen Kosten bei einer großen deutschen Sparkasse, einer großen Volksbank, einer bekannten Direktbank und einem Neobroker an.
Das kostet der ETF-Kauf
Beispielhafte Kosten beim Kauf von ETF-Anteilen im Wert von 10.000 Euro
Anbieter | Kosten für ETF-Kauf | Jährliche Kosten für Depotführung | Gesamtkosten im ersten Jahr |
Sparkasse¹ | 75,00 € | 20,00 € | 95,00 € |
Volksbank¹ | 30,00 € | 0,00 € | 30,00 € |
Direktbank¹ | 30,00 € | 0,00 € | 30,00 € |
Neobroker¹ | 0,00 € | 0,00 € | 0,00 € |
¹Kosten orientieren sich an Kosten-Beispielen tatsächlicher Banken und Broker; gerundete Werte; Quelle: Internetseiten der Anbieter, Biallo-Recherche
Zu jedem Depot gehört auch ein Verrechnungskonto. Das ist meist kostenlos und kann auch das Girokonto sein. Auf das Verrechnungskonto überweisen Sie das Geld, das in den ETF fließen soll. Auch der Erlös aus dem Verkauf des ETFs fließt auf dieses Konto.
Schritt 3: Den passenden ETF finden
Wenn Sie ein Depot haben, steht dem Kauf Ihres ersten ETFs eigentlich nichts mehr im Weg. Allerdings gibt es in Deutschland mittlerweile mehr als 2.500 der börsennotierten Indexfonds. Sie sollten daher vorab überlegen, welcher ETF am besten zu Ihnen passt. Wenn Sie zum ersten Mal in einen ETF investieren, lautet die Frage daher: Was sind die besten ETFs für Anfänger und welche ETFs sollte ich kaufen?
Die Antwort: Am besten geeignet sind ETFs, die das Geld der Anleger global streuen, also in Aktienunternehmen aus der ganzen Welt investieren. Das verringert das Risiko Ihrer Geldanlage. Der prominenteste Index dafür ist der MSCI World. Auch Verbraucherschützer oder die Stiftung Warentest empfehlen ihn für den Einstieg in den ETF-Kauf. Er enthält die knapp 1.500 wichtigsten Aktiengesellschaften aus insgesamt 23 Industrieländern. Mit einem ETF, der diesen Index nachbildet, investieren Sie daher in den weltweiten Aktienmarkt.
Auf den Index gibt es jedoch mehr als 20 verschiedene ETFs. Sie müssen sich also für einen entscheiden. Hauptkriterium: Der ETF sollte den MSCI World möglichst genau nachbilden. Der Indexfonds sollte daher schon längere Zeit am Markt sein – am besten fünf Jahre oder mehr – und seine Verlässlichkeit bewiesen haben. Auch die Kosten des ETFs sind wichtig. Sie liegen bei ETFs auf den MSCI World zwischen 0,1 und 0,2 Prozent pro Jahr.
Der populärste ETF auf den MSCI World ist der iShares Core MSCI World ETF. Er hat derzeit ein Fondsvolumen von gut 66 Milliarden Euro und erzielte in den vergangenen fünf Jahren in Euro gerechnet eine Rendite von insgesamt knapp 80 Prozent (Stand 09.04.2024). Seine jährlichen Kosten liegen bei 0,2 Prozent der angelegten Summe. Es gibt aber noch mehr geeignete ETFs auf den MSCI World Index. Sie finden sie in unserem Ratgeber zum MSCI World. Alternativ können Sie auch einen noch breiter aufgestellten weltweiten Index wählen: den MSCI All Country World. Er investiert nicht nur in Unternehmen aus Industrieländern, sondern auch in Schwellenländer-Firmen.
Schritt 4: Den ersten ETF kaufen
Um Ihren Wunsch-ETF zu kaufen, brauchen Sie nun noch die sogenannte ISIN des Indexfonds. Mit dieser Identifikationsnummer des Wertpapiers (englisch: International Securities Identification Number) können Sie den ETF im Online-Banking Ihres Brokers oder Ihrer Bank suchen. Der oben erwähnte iShares Core MSCI World-ETF hat die ISIN IE00B4L5Y983. Diese geben Sie in ihrem Online-Depot in die Suchmaske ein.
Ihnen werden dann meist zwei Arten angeboten, den ETF zu kaufen: Sie können ihn einzeln kaufen oder über einen ETF-Sparplan. Das heißt: Entweder Sie investieren einen größeren Einmalbetrag in den ETF, oder Sie legen Ihr Geld in monatlichen Raten in dem Wertpapier an. Wichtig ist in beiden Fällen, dass Sie langfristig dabeibleiben: Ihr Zeithorizont für die Geldanlage mit einem Aktien-ETF sollte immer zehn Jahre oder länger sein. So können Sie Rückschläge an der Börse auch einmal aussitzen.
Investitionssumme festlegen
Beim Einmalkauf eines ETFs müssen Sie sich vorab über die Höhe des Betrags Gedanken machen, den Sie in den Indexfonds investieren möchten. Er hängt unter anderem davon ab, welche Anlagestrategie Sie verfolgen – also wie groß etwa der Anteil sein soll, den Aktien bei Ihrer Geldanlage ausmachen sollen (siehe unten). Steht der Betrag fest, können Sie auf „Kaufen“ klicken. Dann erscheint die sogenannte Ordermaske.
Ordermaske ausfüllen
In die Ordermaske geben Sie in der Regel nicht den Betrag ein, den Sie investieren wollen. Stattdessen kaufen Sie eine bestimmte Anzahl an ETF-Anteilen. Beim Einmalkauf an der Börse können Sie nur ganze Anteile erwerben. Wenn Sie also eine bestimmte Summe anlegen wollen, müssen Sie vorher die Zahl der ETF-Anteile ausrechnen, die Sie mit diesem Betrag kaufen können. Die Grafik zeigt die Ordermaske für den Kauf von 20 Anteilen am oben erwähnten ETF bei der Direktbank Comdirect. Je nach Institut sieht die Ordermaske unterschiedlich aus.