Due-Diligence-Prüfung
Nach der Auswahl des IPO-Teams folgt die Unternehmensanalyse. Im Rahmen einer Due-Diligence-Prüfung analysiert das Konsortium die Stärken und Schwächen des IPO-Kandidaten. Außerdem ermitteln die Investmentbanken den Unternehmenswert. Das Ziel dieser Analyse ist es, Chancen und Risiken zu identifizieren. In den meisten Fällen unterteilt man die Due Diligence in eine Legal Due Diligence (rechtliche Lage) und eine Financial Due Diligence (wirtschaftliche Situation). Die Ergebnisse der Prüfungen dienen unter anderem als Grundlage für die Erstellung eines Wertpapierprospekts.
Erstellung eines Wertpapierprospekts
Das Wertpapierprospekt, auch Verkaufsprospekt genannt, ist eine der wichtigsten Komponenten des IPOs. Dieses Prospekt enthält die wichtigsten Unternehmensdaten und ist somit die entscheidende Informationsquelle für interessierte Anleger und Anlegerinnen. Die nationale Aufsichtsbehörde prüft das Wertpapierprospekt. In Deutschland prüft die Bafin, ob der Prospekt alle gesetzlich geforderten Mindestangaben enthält. Ohne einen von der Bafin gebilligten Prospekt dürfen Wertpapiere weder öffentlich angeboten noch zum Handel am regulierten Markt zugelassen werden. Regelungen zur Prospekterstellung- und -billigung sind in der EU-ProspektVO zu finden.
Roadshow und Marketing
Nach der Erstellung und Billigung des Börsenprospekts folgt eine mobile Marketingveranstaltung, die Roadshow zur Vermarktung des IPO-Kandidaten. Das Unternehmen macht nun potenzielle Investoren auf sich aufmerksam. Im Fokus stehen hauptsächlich Großanleger, also institutionelle Investoren wie Banken, Fonds und Versicherungen. Die Roadshow dient nicht nur als Marketingveranstaltung, sondern auch als erste Grundlage zur Bestimmung einer Preisspanne für die Emission. Durch die Roadshow gewinnen Konsortium und IPO-Kandidaten einen ersten Eindruck vom Interesse der Investoren.
Preisspanne, Bookbuilding und Zeichnungsfrist
Anschließend legt das Konsortium eine Preisspanne fest und die Zeichnungsfrist beginnt. Innerhalb dieser Frist können Anleger und Anlegerinnen Aktien über ihre Bank zeichnen. Das bedeutet, dass sie in der vorgegebenen Preisspanne ein Maximalgebot abgeben. Die gängigste Variante zur Preisbildung ist das Bookbuilding-Verfahren. Beim Bookbuilding-Verfahren wird als Erstes ein Bookrunner bestimmt, der das gesamte Verfahren begleitet. Während der Pre-Marketing-Phase (Roadshow) und der Marketing-Phase (Einzelgespräche) ergibt sich eine Preisspanne. Am Ende der Zeichnungsfrist, also nach dem Bookbuilding, legt man den Emissionspreis auf Basis des Orderbuchs fest. Außerdem entscheidet der Emittent über die Aktienzuteilung.
Erster Handelstag und regulärer Börsenhandel
Am ersten Handelstag wird der Eröffnungskurs der Aktie (Erstnotiz) mittels Angebot und Nachfrage ermittelt und der reguläre Handel an der Börse beginnt. Damit ist der Börsengang abgeschlossen.
Wer legt den Preis für die Aktie fest?
Nach einer ausführlichen Unternehmensprüfung und der Umsetzung einer Roadshow, die als Marketing für das Unternehmen dient, legt das Konsortium aus Investmentbanken eine Preisspanne für den IPO fest. Während der Veranstaltungen analysieren die Investmentbanken das Interesse der potenziellen Investoren. Je mehr Aufmerksamkeit das Unternehmen auf sich zieht, desto besser.
Danach beginnt die Zeichnungsfrist, in der interessierte Anleger und Anlegerinnen im Bookbuilding-Verfahren Aktien zeichnen können – sie geben ein Angebot innerhalb der vorgegebenen Preisspanne ab. Nach Ablauf der Zeichnungsfrist legt das Konsortium auf Grundlage des Orderbuchs einen finalen Emissionspreis fest. Anschließend erhalten einige Investoren den Zuschlag zum Emissionspreis.
Der Emissionspreis ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem Eröffnungskurs am ersten Handelstag. Der Emissionspreis ist der Preis für die Aktie, bevor der Börsenhandel beginnt. Dieser Preis betrifft nur das vorab festgelegte Kontingent. Am ersten Handelstag ergibt sich der Eröffnungskurs aus Angebot und Nachfrage. Man bezeichnet den ersten ermittelten Kurs am Tag des Börsengangs als Erstnotiz. Der Eröffnungskurs kann über oder unter dem Emissionspreis liegen. In den vergangenen Jahren gab es einen regelrechten Hype um IPOs – sowohl bei der Menge als auch bei der Kurssteigerung nach dem Börsengang.
Es ist also nicht ungewöhnlich, wenn der Aktienkurs in den ersten Tagen und Wochen nach Börsengang stark schwankt. Entscheidend ist die wirtschaftliche Entwicklung der folgenden Quartale.
Woran erkennt man einen erfolgreichen Börsengang?
Grundsätzlich kann man einen Börsengang als erfolgreich bezeichnen, wenn der IPO wie geplant stattfindet. Für das Unternehmen selbst ist der IPO ein Erfolg, wenn ein Emissionspreis am oberen Ende der Preisspanne zustande kommt. Durch eine erfolgreiche Neuemission kann das Unternehmen sehr viel Kapital einsammeln.
Ein IPO war wirklich erfolgreich, wenn auch die Interessen von Anlegern und Anlegerinnen langfristig berücksichtigt werden. Dafür ist es erforderlich, dass sowohl die Geschäftsführung als auch der Vorstand das Unternehmen auf Kurs halten. Nur bei einer nachhaltig positiven Entwicklung des Aktienkurses kann von einem erfolgreichen Börsengang die Rede sein.
Nach dem IPO sollte die Geschäftsführung weitere Investoren und Analysten finden und zudem einen regelmäßigen Informationsfluss gewährleisten. Ein erfolgreicher IPO endet nicht mit dem ersten Handelstag.
Alternativen zum IPO
Wie bereits erwähnt, gibt es auch Alternativen zum IPO. Im Folgenden erhalten Sie eine Übersicht zu den anderen Möglichkeiten:
Direkte Notierung
Im Gegensatz zum IPO erfolgt eine Direktplatzierung ohne Beteiligung eines Bankenkonsortiums. Außerdem spart dieser Vorgang Zeit und Kosten, was einen schnelleren Börsengang ermöglicht. Da keine neuen Aktien emittiert werden, besteht das Angebot lediglich aus den Anteilen, die Altaktionäre verkaufen wollen. Der Kurs ergibt sich am ersten Handelstag durch Angebot und Nachfrage an der Börse.
Bekannte Beispiele aus den vergangenen Jahren:
Reverse Takeover
Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Börsengang durch die Hintertür oder Reverse-IPO. Hierbei handelt es sich um eine indirekte Platzierung des Unternehmens. Im ersten Schritt platziert die verantwortliche Investmentbank eine Hülle (Börsenmantel) am Aktienmarkt. Dieser Börsenmantel besitzt eigentlich kein operatives Geschäft, ermöglicht jedoch einem Privatunternehmen den Zugang zur Börse. Die Aktien der Unternehmen werden zusammengeführt und schließlich öffentlich angeboten. Das Reverse Takeover spart im Vergleich zum IPO Kosten und Zeit.
Beispiel für ein Reverse Takeover:
- Börsengang von Virgin Galactic
Niederländische Auktion
Bei der niederländischen Auktion ermittelt man den Preis durch eine Versteigerung. Die Gebote der Anleger und Anlegerinnen bestimmen also den Ausgabepreis. Google ging über eine niederländische Auktion an die Börse. Im Gegensatz zu einer offenen Auktion, etwa Kunstversteigerungen, weiß kein Anleger von den Angeboten der übrigen Teilnehmer.
Die wichtigsten IPOs im Jahr 2022 kurz zusammengefasst
Abschließend folgt eine Zusammenfassung von IPOs, die für das Jahr 2022 geplant sind. Zum Teil ist unklar, wann genau der Börsengang erfolgen wird. Bei IPOs kommt es häufig zu Verzögerungen und der geplante Börsengang verschiebt sich.
- Ottobock ist im Bereich der Orthopädietechnik tätig.
- Nucera ist einer der führenden Anbieter für Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff.
- Ionos bietet Internetdienstleistungen an. Hierzu gehören Webprodukte und Cloud-Lösungen.
- Parship ist eine Plattform zur Online-Partnervermittlung.
- Stepstone zählt zu den führenden Online-Jobplattformen.
- Porsche produziert Luxusautos.
- Die Solarisbank ist ein Kreditinstitut, das seine Banklizenz anderen Fintechs anbietet.
- Mobileye entwickelt Systeme für autonomes Fahren.
- Reddit ist eine amerikanische Social-News-Plattform, ein Forum für alle Themen.
- Lime ist ein Fahrrad- und E-Scooter-Vermieter aus den USA.
- Plenitude fokussiert sich auf den Bereich der nachhaltigen Energien.
- Impossible Foods entwickelt pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen.
- Stripe bietet Software im Bereich Online-Payment an.
In einem weiteren Artikel haben wir drei verschiedene Musterportfolios für Sie zusammengestellt. Anhand mehrerer Beispiele erklären wir Ihnen, wie eine diversifizierte Investition über 100.000 Euro aussehen könnte.