Die Münchener Hypothekenbank gehört zu den Schwergewichten der deutschen Immobilienfinanzierung. Ein Aa2-Rating, starke Pfandbrief-Refinanzierung und eine beständige Dividenden-Politik untermauern ihre Solidität. Über Geschäftsmodell, Dividendenstrategie und Zukunftschancen hat biallo.de mit Dr. Phil Zundel, Leiter Stab bei der Münchener Hypothekenbank, gesprochen.
Münchener Hypothekenbank: "Wir wollen unsere Mitglieder am Erfolg beteiligen"
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Herr Zundel, wer sich als Bankkunde bisher nicht mit der Baufinanzierung beschäftigt hat, dürfte von der Münchener Hypothekenbank bisher kaum etwas gehört haben. Dabei gehört sie zu den großen deutschen Immobilienbanken. Beschreiben Sie doch bitte kurz Ihr Geschäftsmodell.
Dr. Phil Zundel: Wir sind eine der großen Immobilienbanken in Deutschland und bieten langfristige Finanzierungen von Wohn- und Gewerbeimmobilien an - hauptsächlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in einigen weiteren westeuropäischen Ländern. Für Privatkunden arbeiten wir eng mit unseren Vermittlungspartnern zusammen. Da wir fester Bestandteil der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sind, arbeiten wir vor allem mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken partnerschaftlich zusammen. Bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen sind unsere Kunden insbesondere professionelle Investoren, für die wir zum Beispiel Wohnimmobilienportfolios, Büros, Hotels oder Handels- und Logistikimmobilien finanzieren.
Für Anteilseigner ist die finanzielle Gesundheit der Bank entscheidend. Sie entscheidet mit darüber, ob Dividenden fließen und wie sicher das angelegte Geld ist. Moody's bewertet die Bonität der Münchener Hypothekenbank als Emittent mit Aa2, was im Vergleich mit anderen großen Banken eine sehr gute Bewertung ist. Warum wirkt die Münchener Hypothekenbank so solide?
Zundel: Da will ich Moody’s zitieren. Die Ratingagentur hebt besonders die Stärke und den Zusammenhalt in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe hervor sowie die große Refinanzierungskraft der Münchener Hypothekenbank als renommierter Emittent von Pfandbriefen.
Ergänzen möchte ich, dass es unsere genossenschaftliche Rechtsform erlaubt, eine langfristig ausgerichtete Geschäftsstrategie zu verfolgen. Das gibt uns eine stabile Basis.

"Wir haben bislang nie die Unterstützung Dritter benötigt. Auch nicht während der Finanzmarktkrise im Jahr 2008."
Dr. Phil Zundel, Leiter Stab bei der Münchener Hypothekenbank.
Solide erscheinen uns auch die Dividenden der Münchener Hypothekenbank. Für das Geschäftsjahr 2019 hat Ihr Geldhaus zwar aus regulatorischen Gründen im Rahmen der Pandemie auf die Auszahlung der Dividende verzichten müssen. Der Gewinn wurde aber vorgetragen und später ausgeschüttet. Wie ist Ihre Dividendenpolitik?
Zundel: Wir wollen unsere Mitglieder mit einer angemessenen Dividende am Erfolg ihrer Münchener Hypothekenbank beteiligen. Dieses Ziel haben wir seit dem erfolgreichen Wiederaufbau unserer Bank nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer erfüllen können. Auch während der Corona-Pandemie waren wir dividendenfähig, mussten jedoch, wie Sie sagten, in einem Jahr aufgrund aufsichtlicher Vorgaben die Ausschüttung aussetzen. Das haben wir aber vollumfänglich nachgeholt.
Die Münchener Hypothekenbank gehört der Sicherungseinrichtung des BVR an, könnte sich im Notfall also auf die Hilfe der anderen Genossenschaftsbanken verlassen. Mit einer Bilanzsumme von 54 Milliarden Euro ist sie aber deutlich größer als die VR-Banken. Wäre der Verbund in einer solchen Situation nicht überfordert?
Zundel: Dazu wird es nicht kommen. Wir haben bislang nie die Unterstützung Dritter benötigt. Auch nicht während der Finanzmarktkrise im Jahr 2008. Alle Belastungen haben wir damals aus eigener Kraft gestemmt. Aber es ist gut und wichtig, dass es die Sicherungseinrichtung gibt. Sie stärkt das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Zudem unterstreicht die Historie die Effektivität dieses Systems.
Im vergangenen Jahr ist Ihr Neugeschäft in der Immobilienfinanzierung um sieben Prozent gewachsen, dieses Jahr sollen es sogar acht Prozent mehr werden. Profitieren Sie aktuell vor allem von sinkenden Zinsen oder ernten Sie bereits die Früchte eigener Maßnahmen?
Zundel: Immer mehr Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die Immobilienmärkte langsam wieder erholen. Zu erkennen ist dies auch an einer leicht steigenden Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen. Jedoch ist die Aufwärtsentwicklung nach wie vor von Unsicherheiten begleitet, insbesondere mit Blick auf die Konjunktur. Dem steuern wir entgegen mit einer Ausweitung unseres Produktangebots und der Weiterentwicklung der digitalen Prozesse in der Kreditvergabe. Wir haben etwa dieses Jahr mit MHB RAPID die erste vollautomatische Bonitätsprüfung eingeführt. Damit sind innerhalb kürzester Zeit verbindliche Kreditentscheidungen möglich.
Wo sehen Sie auf Sicht von zehn Jahren die größten Chancen und Risiken für Ihr Geschäft?
Zundel: Eine große Chance sehen wir in der Digitalisierung, die es uns ermöglicht, noch effizienter zu arbeiten und die Kunden schneller zu bedienen. Nachhaltigkeit wird trotz aktueller Gegenbewegungen langfristig weiter an Bedeutung gewinnen. Mit unseren nachhaltigen Finanzierungsangeboten haben wir uns bereits eine gute Marktposition erarbeitet. Zudem bleibt der Bedarf an Wohnraum in Deutschland weiter hoch, besonders in den Städten, was Wachstumschancen auch für uns bietet. Risiken gibt es natürlich auch, vor allem bei starken Zinsänderungen oder volatilen Immobilienwerten – das behalten wir genau im Blick.
Herr Dr. Zundel, vielen Dank für das Gespräch!