Herr Friedrich, der Bitcoin hat seit dem Zwischenhoch am 10. Juli bei gut 13.100 US-Dollar fast 40 Prozent an Wert eingebüßt. Seit einigen Wochen befindet sich der Kurs in einer Seitwärtsphase. Wie deuten Sie die aktuelle Kursentwicklung?
Marc Friedrich: Die Entwicklung sehe ich durchaus positiv. Man darf nicht vergessen: Seit Anfang des Jahres ist der Bitcoin-Kurs zwischenzeitlich von knapp 3.000 auf gut 13.000 US-Dollar gestiegen. Jetzt gibt es erstmal wieder eine Konsolidierung, die auch gesund und notwendig ist nach so einem starken Anstieg. Nichtsdestotrotz liegt der Bitcoin auf Jahressicht noch mit weit über 100 Prozent im Plus. Damit hat Bitcoin alles outperformt, also S&P, Dax und so weiter. Dahingehend ist es eine gesunde Entwicklung. Jetzt sammelt der Bitcoin neue Kraft, um dann weiter zu steigen. Das aktuelle Preisniveau lädt sicher dazu ein, entweder einzusteigen oder aufzustocken.
Der Bitcoin-Kurs ist unvorhersehbar. Kann es sein, dass der Kurs noch deutlich mehr Federn lässt?
Friedrich: Also ein Kurs bis zu 6.000 US-Dollar ist zwar möglich, aber meiner Meinung eher unwahrscheinlich. Sollte der Kurs allerdings wirklich auf 6.000 US-Dollar sinken, sollte man definitiv einsteigen. Man kann aber jetzt schon die ersten Positionen schrittweise aufbauen und weitere Tranchen im Trockenen halten. Anleger sollten bereits jetzt den Fuß in der Türe haben. Dies ist ab 50 Euro möglich.
Laut einem Bloomberg-Bericht hat der Bitcoin-Kurs mit wachsender Konkurrenz und neuen Blockchain-Technologien zu kämpfen. Könnte der Krypto-Primus seine Vormachtstellung verlieren?
Friedrich: Nein, das denke ich nicht. Seit Jahren wird der Bitcoin in regelmäßigen Abständen von Experten und Medien für tot erklärt. Dann heißt es auf einmal, es gebe bessere Kryptowährungen. Dabei darf man jedoch nicht vergessen: Bitcoin basiert auf der ältesten und gleichzeitig robustesten Blockchain, die es gibt. Seit gut zehn Jahren läuft es solide, Bitcoin hat sich als Wertspeicher bewährt. Dieser Vertrauensvorschuss und die Tatsache, dass die klügsten Köpfe der Welt daran arbeiten, zeigt, dass Bitcoin auf dem Krypto-Thron bleiben wird. Nur weil es vielleicht zwischenzeitlich mal eine neuere, trendigere Kryptowährung gibt, wird sich daran nichts ändern.
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Aktuell sind gut 18 Millionen Bitcoin (circa 85 Prozent) im Umlauf. Damit bleiben nur noch rund gut drei Millionen Bitcoin, die noch geschürft werden können. Diese Tatsache müsste doch eigentlich wie ein Katalysator auf den Kurs wirken. Wieso macht sich das begrenzte Angebot nicht bemerkbar?
Friedrich: Das kommt mit dem nächsten Halving (Halbierung, Anm. d. Red.). Alle 210.000 Blocks, sprich circa alle vier Jahre, halbiert sich die Belohnung für das Auffinden eines Blockes. Aktuell sind wir bei 12,5 Bitcoins, die man pro erschaffenem Block bekommt. Diese Ausbeute halbiert sich im Mai kommenden Jahres auf 6,25 Bitcoins. Dazu kommen noch die Problematiken mit unserem aktuellen Geldsystem und der drohende Kollaps des Euros. Die Menschen werden im Zuge dessen den Bitcoin als Wertspeicher für sich entdecken. In vielen krisengeschüttelten Ländern sieht man das bereits – etwa in Venezuela, der Türkei oder Hongkong. Hier flüchten die Menschen in limitierte Sachwerte, also in Gold und Silber – aber auch Bitcoin, denn dieser ist durch die Mathematik und Algorithmen begrenzt.
In Deutschland dürfte das schwierig werden. Immerhin gilt der Deutsche nicht unbedingt als besonders offen für risikoreiche Geldanlagen.
Friedrich: Die Sehnsucht nach einem stabilen Wertspeicher wird dieser Tage immer größer. Momentan haben noch viele Menschen Angst vor Bitcoin, woran auch die Medien eine gewisse Teilschuld haben, da in Sachen Bitcoin meist vorverurteilend und unwissend berichtet wird. Aber so verhält es sich mit den meisten technischen Innovationen. Das erinnert mich ein wenig an die Anfangstage des Internets. Erst herrscht Skepsis, dann geht es nicht mehr ohne. Wenn die Menschen aufgrund der äußeren Umstände dazu gezwungen werden, sich mit dem Thema Bitcoin zu beschäftigen, dann kommt der Run und der Kurs wird explodieren.
Wann wird der letzte Bitcoin geschürft sein?
Friedrich: Der letzte Bitcoin wird im Jahr 2140 geschürft sein, dass ist eine mathematische Tatsache. Aktuell gibt es 18 Millionen Bitcoin, im Jahr 2030 werden es 20 Millionen sein. Und um die letzte Million zu schürfen, dauert es halt noch einmal mehr als 100 Jahre. Dann ist es vorbei mit dem Schürfen. Aber das ist auch der Vorteil eines limitierten und nicht auf Schulden basierten dezentralen Geldsystem.