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Anleihen waren in den vergangenen Jahren für Privatinvestoren eher unattraktiv. Wegen der Null- und Negativzinsen warfen die festverzinslichen Wertpapiere kaum Rendite ab. Seit die Zinsen jedoch wieder steigen, sind auch Anleihen wieder ein Thema bei Anlegerinnen und Anlegern. Selbst sichere Staatsanleihen erzielen derzeit passable Erträge: So lag die Rendite von Bundeswertpapieren mit einer Restlaufzeit von einem Jahr zuletzt bei gut drei Prozent (Stand: 25.5.2023). Höhere Erträge werfen Unternehmensanleihen ab: Mit Rentenpapieren von Firmen guter Bonität und Laufzeiten bis zu zwei Jahren lassen sich derzeit Renditen von bis zu gut vier Prozent erzielen.
Anleihen bringen aber nicht nur Erträge. Sie können ein Portfolio auch stabilisieren. Wir erklären Ihnen, wie Anleihen funktionieren und welche Rolle sie fürs Depot spielen können.
Wie Anleihen funktionieren
Mit einer Anleihe beschaffen sich Staaten, Kommunen, Banken oder Unternehmen Kapital. Der Herausgeber des Papiers – der Emittent – leiht sich dabei Geld vom Käufer der Anleihe: Er erhält also von ihm einen Kredit über eine bestimmte Laufzeit. Der Käufer wiederum bekommt vom Emittenten einen festen Zins, den Kupon. Dieser wird meist einmal im Jahr ausgezahlt. Am Ende der Laufzeit bekommt der Käufer den ursprünglichen Ausgabepreis der Anleihe zurück – den sogenannten Nennwert.
Anleihen lassen sich dabei wie Aktien an der Börse kaufen und verkaufen. Sie haben daher auch einen Kurs, der steigen oder fallen kann – je nachdem, wie stark das Papier nachgefragt wird. Steigen etwa in der Wirtschaft die Zinsen, müssen auch die Herausgeber von Anleihen die Zinskupons erhöhen, damit die Papiere für Käufer attraktiv bleiben. Alte Anleihen sind dagegen wegen ihres geringeren Kupons weniger gefragt: Ihr Kurs fällt.
Was es mit der Rendite einer Anleihe auf sich hat
Bestes Beispiel dafür sind die schnellen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) während der vergangenen Monate. Sie waren der Grund dafür, dass die Kurse etlicher alter Anleihen deutlich nachgaben. Solche Papiere können Anleger nun unter Umständen unter dem Nennwert erwerben. Halten sie dann das Papier bis zum Ende der Laufzeit, bekommen die Käufer den vollen Ausgabepreis zurück.
Deshalb ist in einem solchen Fall die Rendite der Anleihe höher als nur der Zinskupon. Denn der Käufer „erzielt zusätzlich zum Zins den Differenzbetrag zwischen seinem Kaufpreis und der Rückzahlung der Anleihe“, sagt Sebastian Hasenack, Leiter der digitalen Vermögensverwaltung Solidvest, die das Geld ihrer Kunden neben Aktien auch in einzelne Anleihen investiert. Die Rendite einer Anleihe hängt damit nicht nur vom Zinskupon ab, sondern auch vom Unterschied zwischen dem Kaufpreis der Anleihe und ihrem Nennwert – sowie von der Restlaufzeit.
Warum Anleihen ein Portfolio stabilisieren können
Die Rückzahlung des Nennwerts am Ende der Laufzeit und die regelmäßigen Zinszahlungen machen Anleihe-Investitionen sicherer und planbarer als etwa die Geldanlage in Aktien. Anleihekurse schwanken daher in der Regel weniger als Aktienkurse. Auch deshalb dienen Anleihen häufig als Sicherheitsbaustein für ein Portfolio. Sie sollen das kräftige Auf und Ab ausgleichen, das es am Aktienmarkt immer wieder geben kann.
So geht etwa ein Konjunkturabschwung in der Regel mit fallenden Aktienkursen einher. Gleichzeitig führt schwächeres Wachstum oft zu geringerer Inflation. Das macht Anleihen und deren Zinsertrag attraktiver, ihr Kurs steigt. Anleihen können so im Portfolio ein Gegengewicht zu Aktien bilden. Je größer dabei das Sicherheitsbedürfnis der Anleger, desto größer sollten sie den Anleiheanteil in ihrem Depot wählen. Anleger sollten aber bedenken, dass bei schwacher Konjunktur auch das Risiko von Unternehmenspleiten steigt – und damit das Ausfallrisiko der entsprechenden Anleihen. Umso wichtiger ist es daher, bei den Anleihen auf gute Bonität des Emittenten zu achten.
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Welche Anleihen als Risikobaustein geeignet sind
Digitale Vermögensverwaltungen wie Solidvest etwa bieten sicherheitsorientierten Anlegern Anlagestrategien, die bis zu 75 Prozent in Anleihen investieren. Wer es risikoreicher mag, kann auch 50, 25 oder null Prozent Anleihen wählen. Der übrige Anteil besteht jeweils aus Aktien. Je größer dabei der Anleiheanteil ist, desto kleiner fällt im Normalfall der Ertrag der Anlagestrategie aus. „Ein geringeres Schwankungsrisiko bedeutet in der Regel geringere Renditechancen – das gilt auch für Anleihen“, sagt Solidvest-Chef Hasenack.
Das bedeutet aber nicht, dass Anleihen völlig risikofrei sind. Auch Anleihekurse können fallen. Wegen der steigenden Zinsen haben das im vergangenen Jahr viele Anleihen-Anleger schmerzlich erfahren müssen. Allerdings gilt umgekehrt auch: Bei sinkenden Zinsen steigen die Anleihekurse. Es kann daher derzeit durchaus sinnvoll sein, länger laufende Anleihen zu kaufen und darauf zusetzen, dass der Zinsanstieg der Notenbanken bald seinen Höhepunkt erreicht.
In jedem Fall gilt: Geht es Ihnen beim Anleihekauf in erster Linie darum, für das eigene Portfolio einen Stabilitätsanker zu schaffen, sollten Sie auf Anleihen von Emittenten mit sehr guter Bonität setzen – also etwa auf Bundesanleihen, auf Anleihen anderer Staaten mit hoher Kreditwürdigkeit oder Anleihen von Unternehmen mit gutem Rating. Solche Papiere sind deutlich weniger schwankungsanfällig als Anleihen von Firmen oder Ländern, die als vergleichsweise unsichere Schuldner gelten.