Lastenrad mieten statt kaufen
Bevor Radler sich ein Lastenrad zulegen, empfiehlt es sich ausgiebig probezufahren. Beim Händler vor Ort ist dies möglich. Manchmal muss es aber nicht gleich ein Kauf sein. Es kann ausreichen, sich ab und an ein Lastenrad zu leihen – zum Beispiel, um das neue Regal aus dem Möbelhaus oder die Baumaterialien aus dem Baumarkt nach Hause zu transportieren. Mancherorts gibt es sogar Initiativen, die Lastenräder tageweise kostenlos zur Verfügung stellen. Beispiel Osnabrück: Hier können Interessierte beim Verein „Lastenrad Osnabrück“ die Lastenräder "Karlos" und "Karlotta" kostenlos ausleihen. Spenden sind aber natürlich gerne gesehen. In Karlsruhe gibt es "Lastenkarle", in Leipzig "Lara – das kostenlose Lastenrad des ADFC Leipzig" und in Wuppertal "Fienchen". Auch in vielen anderen Städten findet sich Ähnliches.
Lastenrad kaufen und nutzen – ein Praxistest
Lastenrad-Fahrerin Milena Biallowons berichtet für biallo.de über ihre Erfahrungen beim Kauf und Fahren eines Lastenfahrrads:
Kauf: Es empfiehlt sich auf jeden Fall, Probe zu fahren. Der Antrieb, die Lenkung und die Anzahl der Räder wirken sich sehr unterschiedlich aus. In jedem Fall ist es eine Umgewöhnung zum normalen Fahrrad, aber diese ist für jeden machbar.
Zweirad oder Dreirad: Dreirädrige Lastenfahrräder eignen sich für gemütliches Fahren, auch für Stop-and-Go-Verkehr sind sie praktischer. Dafür ist ein Dreirad nicht so sportlich, da es sich nicht in der Kurve neigt. Zweirädrige Lastenfahrräder ermöglichen sportliches Fahren. Es gibt sie auch mit Unterstützung durch einen Elektromotor, mit dem Geschwindigkeiten bis 45 km/h möglich sind (zum Beispiel Riese & Müller). In diesem Fall erhalten Radler allerdings keine Förderung. Herkömmliche Elektromotoren unterstützen bis 25 km/h. Unterstützung bis 45 km/h ist eher auf dem Land sinnvoll, wenn weitere Strecken zurückzulegen sind.
Antrieb: Bei den meisten Rädern sitzt der Antrieb im Tretlager, so zum Beispiel bei Riese & Müller. Die Lastenräder von Douze haben den Antrieb im Hinterrad, die von Radkutsche im Vorderrad. Meinem Gefühl nach belastet der Antrieb im Rad die Kette, Schaltung und Tretlager weniger.
Bei der Radkutsche gibt es am Lenker ein zusätzliches Gaspedal, was ich zum Anfahren, am Berg oder als Schiebehilfe großartig finde. 250 Watt haben die gängigen Motoren, oft wird "Brose" verbaut. Die Radkutsche hat einen eigenen Motor, mit dem sie sehr gute Erfahrungen machen.
Kette oder Riemen: Bei meinem E-Bike habe ich einen Carbonriemen. Schon nach drei Jahren war die Narbe kaputt, was der Fahrradhändler auf den Riemen zurückführt. Ich fahre das Rad oft mit (zu ) viel Last. Seine These ist, dass dann nicht mehr die Kette das schwächste Glied ist, das kaputt geht, sondern gleich die Narbe/Schaltung.
Schaltung: Ich würde auf jeden Fall eine Narbenschaltung empfehlen. Es passiert ja doch mal, dass man plötzlich bremsen muss. Wenn man dann mit viel Gewicht in einem hohen Gang anfahren und unter Umständen noch das Gleichgewicht auf zwei Rädern finden muss, kann das sehr herausfordernd werden. Wir haben die Enviolo Cargo Schaltung, die stufenlos schaltet, was sich sehr gut fährt.
Lenkung: Douze-Cycles hat eine Lenkung, die statt mit einem Zug, mit einer Stange zwischen Rad und Lenker funktioniert. Dadurch kann man sehr enge Kurven fahren, was vor allem im Stehen super ist. Außerdem fährt es sich am ehesten wie ein normales Fahrrad.
Extras: Douze bietet ein Lastenrad an, das mit wenigen Handgriffen in der Mitte auseinandergebaut werden kann. Die Radkutsche baut ihr "Rapid" so, dass man die elektrischen Teile leicht abbauen und es als unmotorisiertes Fahrrad nutzen kann.
Platz in der Kiste: Die größte Kiste für vier Kinder, die wir finden konnten, bieten Douze und die Radkutsche. Allerdings gibt es bei Douze kein Regenverdeck dazu, das muss man sich selbst bauen. Ein anderer Hersteller mit Platz für vier Kinder ist Pedalpower aus Berlin. Es lohnt sich, selbst das Internet zu durchforsten, da es immer mehr kleinere Hersteller in Deutschland gibt, was ja auch sehr unterstützenswert ist.