Was 5G besonders macht
5G ist eine technologische Revolution – vergleichbar mit dem Wechsel von einem VW-Käfer auf einen Formel-1-Boliden. Denn 5G ist extrem leistungsfähig, vielseitig und fix: Rund 100 Milliarden Geräte sowie Systeme sollen parallel agieren können. Pro Quadratkilometer werden bis zu einer Million Endgeräte online sein können.
Ihre Daten, Texte und Bilder werden durch ein breites Spektrum von Funkstraßen, den sogenannten Frequenzbändern, jagen; und Informationen auch bei 500 Kilometern pro Stunde einwandfrei übermitteln. Auf dem Land und in der Stadt, für Videostreaming, bei der Robotik oder für Smart-Home-Sensoren sind jedoch teilweise andere Frequenzbereiche nötig.
Die verschiedenen Bandbreiten verarbeiten allerdings nur Daten. Handygespräche werden auch künftig über bereits bestehende Netze geführt. Mit einem Speed von rund 20 Gigabit in der Sekunde ist 5G zudem 20 Mal schneller als der bisherige Standard 4G. Und mit einer möglichen Latenz von rund einer Millisekunde verzögert 5G Datenflüsse quasi nicht. Die Signale zwischen menschlichem Auge und Gehirn sind langsamer.
Warum 5G zum "Nervensystem" der Welt werden könnte
Mit seinen Talenten wird der neue Mobilfunkstandard zum digitalen Nervensystem des Planeten. Ob Telemedizin, intelligentes Energienetz mit ständigem Informationstransfer zwischen Produktion und Verbrauch, sich selbst organisierende Fertigungsanlagen oder autonome Fahrzeuge – die Produkte, Services und Märkte der Zukunft sind ohne die Turbo-Technologie undenkbar.
"Ein selbstfahrendes Auto wird sehr viel schneller ausweichen oder anhalten, als wir Menschen das können. Dabei entstehen immense Datenmengen, die die angeschlossenen Systeme nahezu in Echtzeit austauschen und analysieren müssen. Das bisherige Mobilfunknetz kann das nicht leisten", erklärt Stefan Muderack, Innovationsexperte der Beratungsfirma Capgemini Invent.
Wie der Ausbaustandard von 5G ist
Längst ziehen Mobilfunk-Betreiber global 5G-Netze hoch. In Deutschland konkurrieren Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch – 6,5 Milliarden Euro zahlten die Unternehmen 2019 für die ersten 5G-Frequenzen. Auch etliche unternehmenseigene Netze entstehen. Wie bei BASF in Ludwigshafen. Der Chemiekonzern stattet dort alle Anlagen mit Sensoren aus, schickt autonome Lastwagen auf dem über zehn Quadratkilometer großen Werksgelände auf die Reise und verknüpft Mitarbeiter per Augmented-Reality-Brillen.
Ob privates Standalone- oder offenes Mobilfunk-Netz: immer ist die Infrastruktur entscheidend. Für die Datenautobahnen müssen alleine hierzulande tausende neue Funkmasten gebaut werden. Bis 2025 will die Telekom 90 Prozent der bundesdeutschen Fläche mit 5G versorgen. Dazu will der Konzern jedes Jahr mehr als 2.000 neue Mobilfunk-Standorte errichten.
Welche wirtschaftlichen Erwartungen bei 5G bestehen
Das ist eine logistische und finanzielle Herkulesaufgabe. Laut Telekom-Chef Timotheus Höttges kostet alleine der 5G-Ausbau in Europa "300 bis 500 Milliarden Euro". Für flächendeckende Kapazitäten "sind lange Genehmigungsverfahren und hohe Investitionen erforderlich. Das gilt vor allem, wenn Glasfaserleitungen an die Mobilfunkstandorte verlegt werden", gibt Dr. Christian Rusche vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zu bedenken.
Die ökonomischen Erwartungen an den neuen Mobilfunkstandard sind jedoch riesig: So schätzt die US-Beratungsfirma IHS Markit, dass 5G in den nächsten 15 Jahren weltweit rund drei Billionen Euro Wirtschaftswachstum entfacht – das entspricht dem Bruttoinlandsprodukt von Großbritannien, der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt. Im Jahr 2035 soll der Standard laut IHS dann der Hebel für eine globale Wirtschaftsleistung von rund elf Billionen Euro sein und 22 Millionen Jobs unterstützen.
Wie Investoren das Ökosystem 5G werten können
"5G ist Beschleuniger für eine Vielzahl von Anwendungen und neuer Geschäftsmodelle", bestätigt Stefan Muderack. Instagram oder die Video-App Tiktok mit derzeit zusammen gut 1,8 Milliarden Nutzern hätte es ohne schnelles Internet nicht gegeben, erläutert der Innovationsexperte.
Auf Anbieter von 5G-Leistungen oder künftige Anwendungen zu setzen, birgt für Anleger allerdings Risiken. Welche technischen Innovation oder Prozesse sich durchsetzen, ist spekulativ. Angesichts des rasanten Ausbaus der physischen 5G-Netze, lohnt allerdings der Blick auf das Investmentthema Infrastruktur.
Welche Unternehmen sich bei 5G engagieren
Das Problem: "5G ist keine einzelne Technologie, sondern ein Bündel von Technologien", sagt Dr. Christian Rusche, Experte für Industrieökonomik beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Entsprechend komplex ist das Thema und vielfältig die Schaar der Mitspieler am Markt. Vereinfacht lässt sich das 5G-Ökosystem in fünf Bereiche aufteilen: Ausrüster, Komponentenhersteller, Prüffirmen, Netzbetreiber und Geräteanbieter.
- Zu den börsennotierten Ausrüstern zählen Nokia, Ericsson, Huawei oder Samsung. Die Unternehmen liefern beispielsweise die Sende- und Empfangseinheiten.
- Spezialisierte Unternehmen wie Applied Materials, Qualcomm, Infineon, Qorvo, Skyworks, Marvell, Nvidia, Soitec oder Mikron stellen Anlagen, Materialien oder elektrische Leiter sowohl für 5G-fähige Smartphones als auch für die Breitband-Kommunikation her.
- Zu den Firmen, die 5G-Netze und Geräte testen, zählen National Instruments, Keysight oder Teradyne.
- Zu den großen Netzbetreibern in Europa gehören die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica sowie in den USA Verizon. Das als REIT strukturierte US-Unternehmen American Tower wiederum betreibt in fast zwei Dutzend Ländern über 170.000 Sendeanlagen, die etwa an Telekommunikations-Dienstleister verleast werden.
- Typische Geräteanbieter sind die Hersteller 5G-fähiger Smartphones wie Samsung, LG, Sony, Xiaomi oder Huawei und Apple (iPhone 12)