So ganz ohne die Hilfe der Geldhäuser ging es doch nicht: Die Investmentbanken, die den Porsche-Börsengang begleiteten, haben die Aktie in den Tagen nach der Erstnotiz massiv gestützt. Das geht aus einer Mitteilung der Bank of America vom Donnerstag hervor.
Demnach hat die Bank zwischen dem ersten Börsentag am 29. September und dem 4. Oktober knapp 3,8 Millionen Aktien des Sportwagenherstellers erworben. Mit solchen Stützungskäufen erzeugen die Banken Nachfrage nach der Aktie und verknappen das Angebot. Damit steigt der Kurs.
Porsche-Kurs: Erst schwach – dann stark
Porsche hatte am Donnerstag vergangener Woche rund 114 Millionen Vorzugsaktien in den Handel gebracht. Die Nachfrage nach den Papieren war im Vorfeld riesig: Die Aktie war mehrfach überzeichnet. Der sogenannte Emissionskurs, zu dem Interessenten die Aktie schließlich bekamen, lag bei 82,50 Euro.
Die Aktie war am ersten Börsentag passabel gestartet. Der erste Kurs notierte bei 84 Euro. Der Zeichnungsgewinn lag damit bei knapp zwei Prozent. Danach schwächelte das Papier jedoch – auch weil es an den Börsen insgesamt derzeit eher bergab geht. Seit Dienstag jedoch erholt sich die Porsche-Aktie trotz des schwachen Börsenumfelds wieder: Am Donnerstag erreichte das Papier zwischenzeitlich fast 94 Euro. Bei Börsenschluss lag sie bei 90,72 Euro und damit knapp zehn Prozent über dem Emissionspreis.
Der Börsengang der Sportwagenfirma ist der größte seit der Deutschen Telekom im Jahr 1996. Das Interesse der Anleger ist entsprechend groß. Einige Experten trauen der Aktie sogar Signalwirkung für den gesamten Aktienmarkt zu. Lohnt sich also jetzt der Einstieg für Anleger?
Porsche-Bilanz: Ausnehmend gute Zahlen
Tatsache ist: Porsche hat ausnehmend gute Bilanzzahlen vorzuweisen. Der Umsatz soll in diesem Jahr bei rund 38 Milliarden Euro liegen, nach 33 Milliarden im vergangenen Jahr – ein Zuwachs von gut 15 Prozent. „Das ist ein absolutes Top-Niveau“, sagt Franz Kaim, Portfoliomanager bei der Stuttgarter Vermögensverwaltung Kidron im Interview mit Biallo.de (siehe Video). Porsche habe den „Switch zu Elektromobilität“ vorbildlich hingekriegt, meint der Anlageexperte. Er traut dem Sportwagenhersteller daher auch langfristig gute Ergebnisse zu.
Tatsächlich hat Porsche mit dem Taycan bereits ein erfolgreiches Elektromodell im Angebot. Von dem E-Sportwagen hat der schwäbische Autobauer im vergangenen Jahr rund 41.000 Fahrzeuge verkauft. Das ist fast ein Siebtel des gesamten Absatzes. Auch andere Modelle wie den Cayenne und den Panamera soll es bald vollelektrisch geben.
Hinzu kommt: Der Verkauf der Fahrzeuge ist weniger konjunkturabhängig als bei anderen Autobauern. So ist Porsche relativ gut durch die Corona-Krise gekommen. Gut möglich daher, dass der Hersteller auch die jetzt drohende weltweite Rezession ohne größere Einbrüche meistert. Solche Krisen stellen gerade für Automobilhersteller ein Risiko dar, weil sich die Kunden beim Fahrzeug-Kauf zurückhalten. Kein Geschäftsmodell sei „einhundertprozentig vor einer Rezession gefeit“, sagt Experte Kaim dazu. „Aber in der Vergangenheit konnte Porsche das immer gut abfedern.“
Porsche-Aktie: Hohe Bewertung gerechtfertigt
Hintergrund: Die Porsche-Klientel ist zahlungskräftig – und treu. Porsche sei eben nicht nur als Automobilhersteller zu betrachten, meint Franz Kaim: „Da ist auch ein Schuss Luxus mit dabei.“ Für den Anlageexperten ist deshalb auch die vergleichsweise hohe Bewertung des Autobauers am Aktienmarkt gerechtfertigt. Gemessen am Schlusskurs vom Donnerstag von gut 90 Euro ist Porsche derzeit an der Börse 82 Milliarden Euro wert und damit der wertvollste deutsche Autobauer – noch vor VW.
Dennoch gibt es für die Aktie auch langfristig einige Risiken. Eines davon ist die große Bedeutung Chinas für den Unternehmenserfolg. Rund ein Drittel seines Umsatzes machte Porsche dort zuletzt. Gleichzeitig weist der Autobauer in seinem Börsenprospekt auf die Unsicherheiten in China hin – durch politische Instabilität, Korruption, Wechselkursschwankungen oder die Gefahr von Einfuhrzöllen.
Hinzu kommt: Auch nach dem Börsengang ist Porsche noch immer stark abhängig von Entscheidungen, die im Mutterkonzern VW getroffen werden. So kritisieren Aktionärsschützer die Doppelrolle von Manager Oliver Blume als Porsche- und VW-Chef in einer Person. „Die Unabhängigkeit von Porsche ist unter der Führung des Doppelmanagers Blume durchaus mit Fragezeichen zu versehen“, heißt es etwa bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die Anlegerinteressen vertritt.
Auch Anlageexperte Franz Kaim hält die Doppelrolle für problematisch. Er verweist allerdings darauf, dass die Zusammenarbeit von Volkswagen und Porsche bislang für beide Seiten eher vorteilhaft gewesen sei: „Porsche alleine wäre ohne VW weit weniger erfolgreich.“ Und auch für VW sei es gut, einen so ertragreichen Hersteller im Konzern zu haben, sagt Kaim.
Der Börsenexperte selbst jedenfalls hat die Porsche-Aktie ebenfalls gezeichnet – und von seiner Bank tatsächlich einige Stücke zugeteilt bekommen, sagt er: „Die halte ich auch langfristig.“