Wenn Sie Ihr Vermögen diversifizieren wollen, also eine breite Streuung als Strategie gewählt haben, ist die Investition in Exchange Traded Commodities (ETCs) eine interessante Variante. ETCs sind börsengehandelte Rohstoffe oder Edelmetalle. Mit den Produkten können Sie an der Preisentwicklung von Rohstoffen mitverdienen, da deren Kursentwicklung an die zu Grunde liegenden Rohstoffe gekoppelt ist.
Rohstoffmärkte entwickeln sich nicht selten unabhängig von anderen Kursentwicklungen wie beispielsweise Aktienbörsen und eignen sich daher für eine breitere Streuung des Vermögens. Basiswerte eines ETCs können beispielsweise Erdöl, Edelmetalle und Agrarprodukte wie Weizen oder Zucker sein.
Wie ETCs funktionieren
ETCs sind besicherte und unbefristete Schuldverschreibungen, zählen also zur Gattung der Anleihen. Beim börsengehandelten Xetra-Gold etwa handelt es sich um eine Inhaberschuldverschreibung, die zu 100 Prozent mit Gold unterlegt ist. Der Gold-ETC verbrieft einen Auslieferungsanspruch auf physisches Gold: Jede einzelne Xetra-Gold-Schuldverschreibung räumt dem Anleger das Recht ein, von der Emittentin, in dem Fall der Deutschen Börse, die Lieferung von einem Gramm Gold zu verlangen. Allerdings besteht dieser Lieferanspruch nicht bei allen ETCs.
Alexander Asante von LYNX Broker erklärt: "Mit ETCs haben Anleger die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Rohstoffen zu partizipieren. Besonders die Beimischung von Rohstoffen zu einem Portfolio aus Aktien und Anleihen kann die Portfolio-Diversifikation auf lange Sicht verbessern. Deshalb halten wir ETCs für ein geeignetes Instrument für Anleger, die über ein gewisses Vermögen in Wertpapieren verfügen und in Rohstoffe investieren wollen, ohne aber den Rohstoff direkt erwerben zu müssen, um die Risiken ihres Portfolios besser streuen zu können."
Der Kurswert der Schuldverschreibungen verändert sich je nach Wertentwicklung der jeweiligen Rohstoffe. Hierbei sollten Sie beachten, dass die Volatilität von Rohstoffen durch vielfältige Faktoren beeinflusst werden. Hierzu zählen politische Entwicklungen im Herkunftsland oder auch Witterungsbedingungen, die Einfluss auf die Ernte nehmen.
- Biallo-Tipp: Bei einer Schuldverschreibung besteht das sogenannte Emittentenrisiko. Das bedeutet, dass Sie Ihre Anlage nur dann zurückerhalten, wenn der jeweilige Herausgeber zahlungsfähig ist. Bei einer Insolvenz des Emittenten zählen die Anlagegelder nicht zum Sondervermögen wie beispielsweise bei ETFs.
Als Anleger tragen Sie das Risiko eines Totalverlusts
Darauf weist auch Alexander Asante hin: "Anleger sollten bei einer Investition in ETCs berücksichtigen, dass es sich bei der Rechtsform nicht wie bei ETFs um Sondervermögen handelt, sondern um Schuldverschreibungen. Somit gehen ETC-Anleger ein Emittentenrisiko ein, das im schlimmsten Fall zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen kann. Allerdings reduzieren viele ETC-Anbieter dieses Risiko, indem sie ihre Produkte mit den entsprechenden Rohstoffen oder anderen Sicherheitsleistungen besichern. Informationen dazu und auch zu den Kosten und weiteren Risiken erhalten Anleger generell auf der Webseite des Herausgebers dieser Produkte."
- Biallo-Tipp: Grundsätzlich empfiehlt es sich, nur in Anlageformen zu investieren, deren Funktionsweise Sie auch tatsächlich nachvollziehen können. Verlassen Sie sich keinesfalls nur auf die Empfehlung Ihres Anlageberaters, denn es geht schließlich um Ihr Geld und Sie tragen mögliche Verluste beziehungsweise kommen in den Genuss von Gewinnen. Wählen Sie daher überschaubare Rohstoffe und investieren Sie nicht in hochspekulative Produkte.
Aus diesem Grund sollten Sie sich umfangreiche Kenntnisse zu den Basiswerten der ETCs vermitteln und die Entwicklung der Rohstoffmärkte beobachten.
Unterschieden werden vier Arten von ETCs:
- Future-Rohstoff-ETCs, die an einen Terminkontrakt gekoppelt sind. Dies bedeutet, dass Sie innerhalb der festgelegten Laufzeit auf Kurssteigerung oder Kursverlust im Verhältnis zum Basiswert spekulieren.
- Physisch hinterlegte ETCs, bei denen als Sicherheit physische Werte hinterlegt sind wie beispielsweise Edelmetalle, die ein Treuhänder verwaltet.
- Swap basierte ETCs gelten als vollständig besichert. In den meisten Fällen handelt es sich um Kreditsicherheiten durch Abschluss von Ausfallversicherungen oder Bareinlagen.
- ETCs mit Drittdeckung, bei denen Institutionen die Absicherung der Anlagegelder garantieren.
Alexander Asante erklärt hierzu: "Selbstverständlich können Anleger für die Investition in Rohstoffe auch andere Finanzinstrumente wie zum Beispiel Futures einsetzen, welche an Warenterminbörsen gehandelt werden. Diese Futures weisen aber eine begrenzte Laufzeit auf, wo hingegen ETCs in der Regel mit einer unbegrenzten Laufzeit angeboten werden. Zudem können ETC-Anleger im Gegensatz zu einer Investition an Warenterminbörsen auch kleinere Beträge investieren."
Bei ETCs besteht keine Laufzeitbegrenzung
Da ETCs ausschließlich an den Börsen gehandelt werden, können sie fortlaufend ge- oder verkauft werden. Eine Laufzeitbegrenzung besteht nicht. Neben dem Kaufpreis werden Transaktionskosten berechnet sowie Depotgebühren und unter Umständen auch Währungssicherungsgebühren. Informieren Sie sich vor Ihrer Investition über die exakte Gebührenkonstellation und holen Sie möglichst die Kostenstruktur unterschiedlicher Anbieter ein.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erklärt, dass ein Anbieter von ETCs verpflichtet ist, ein Wertpapierprospekt zu veröffentlichen. Wenn Sie ETCs über eine Bank oder Sparkasse erwerben, müssen diese Ihnen neben der Geeignetheitserklärung (früher Beratungsprotokoll) ein Produktinformationsblatt aushändigen.
- Biallo-Tipp: Studieren Sie diese Unterlagen minutiös und vermitteln Sie sich ein umfangreiches Bild über Emittent, Rohstoffklassen und Kursprognosen. Zudem ist es wichtig, den richtigen Investitionszeitpunkt zu wählen. Befinden sich die Preise für die jeweiligen Rohstoffe auf einem hohen Niveau, kann es für Sie profitabler sein abzuwarten, bis die Kurse wieder fallen.
Entwicklung an Rohstoffmärkten ist komplexer als beim Aktienhandel
Zusammenfassend erklärt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Grundsätzlich kann eine Beimischung von Rohstoffen im Rahmen einer Anlagestrategie durchaus sinnvoll sein, weil dadurch das Gesamtrisiko reduziert wird. Allerdings ist die Preisentwicklung am Rohstoffmarkt weitaus komplexer als etwa am Aktienmarkt. Meist findet der Handel ausschließlich an Terminmärkten statt, wodurch die Preisentwicklung von Rohstoffen durch Finanzinstrumente nicht eins zu eins abgebildet werden kann."
Weiterhin weist der Verbraucherschützer darauf hin, dass Sie als Anleger durch Kontrakte auf den Ölpreis auch dann sogenannte Rollverluste erleiden können, wenn der Ölpreis im Anlagezeitraum gestiegen ist. Bei Rohstoffen wie Edelmetallen ist die Preisentwicklung demgegenüber nachvollziehbar. Hier rät Nauhauser allerdings nicht zum Kauf von Derivaten, wie ETCs es sind, weil damit oft eine Kaskade an Forderungen verbunden sei. "In funktionierenden Märkten ist das kein Problem, im Krisenfall allerdings kann sich das als problematisch erweisen. Deshalb raten wir stattdessen eher zum Kauf von Goldmünzen oder -barren", sagt Nauhauser.
- Fazit: ETCs sind interessante Finanzprodukte, um Ihr Portfolio breiter zu streuen und in Rohstoffe oder Edelmetalle zu investieren. Allerdings gilt auch hier die goldene Regel: Ohne notwendiges Wissen und Marktkenntnisse sollten Sie sich nicht in die Welt dieser Schuldverschreibungen stürzen.