Auf einen Blick
  • Die Zahl der Banken und Sparkassen, die Gebühren fürs Geldabheben nehmen, hat sich seit dem vergangenen Jahr auf fast 400 verdoppelt.

  • Die Spanne reicht von neun Cent bis zu 5,00 Euro je Abhebung. 150 Geldinstitute kassieren bereits ab der ersten Transaktion. 
* Anzeige: Mit Sternchen (*) oder einem (a) gekennzeichnete Links sind Werbelinks. Wenn Sie auf solch einen Link klicken, etwas kaufen oder abschließen, erhalten wir eine Provision. Für Sie ergeben sich keine Mehrkosten und Sie unterstützen unsere Arbeit.

Die Empörung bei vielen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken (VR-Banken) war im letzten Jahr riesengroß, als wir berichteten: Mit der kostenlosen Bargeldversorgung im Sparkassennetz beziehungsweise im VR-Service-Netz ist es nicht mehr weit her. Einzelne Banken haben dann tatsächlich die unliebsamen Gebühren zurückgenommen. Dagegen haben wir andere vielleicht sogar auf eine Idee gebracht, wie noch mehr Geld bei den Kunden zu holen ist.

Aktuell bitten so viele Geldhäuser ihre Kunden zur Kasse, wenn diese an ihr Geld wollen:

  • 69 Sparkassen
  • eine Direktbank
  • 311 VR-Banken

Dabei gehen die Geldhäuser sehr unterschiedlich vor. Knapp 80 kassieren nichts, wenn sich ihre Kunden an den eigenen Automaten bedienen, wohl aber, wenn sie zu einer fremden Sparkasse oder VR-Bank aus dem jeweiligen Verbund gehen.

Was viele Leute nicht wissen: Geht der Kunde der VR-Bank A zum Geldautomaten der VR-Bank B, stellt diese den Kollegen der Bank A dafür 1,02 Euro in Rechnung. Und genau diesen Betrag holen sich viele Volks- und Raiffeisenbanken von ihren Kunden zurück. Unter den Sparkassen und der Cash Group (Hypovereinsbank, Deutsche, Commerz- und Postbank) gibt es eine ähnliche Regelung.

Während sich die Mehrzahl der Banken mit den Fremdgebühren von 1,02 Euro zufrieden gibt oder sogar bis zu fünf kostenlose Abhebungen pro Monat im Verbund gestattet, gibt es aber auch Ausreißer nach oben. Dafür diese Beispiele:

  • 5,00 Euro nimmt die Raiffeisenbank Volksbank Aurich nach vier Abhebungen im Kontomodell Plus fürs Fremdgehen bei einer Bank aus dem VR-Verbund.

  • 4,50 Euro kassiert die VR Bank Lausitz ab der 6. Verfügung im VR-Service-Netz.

  • 2,00 Euro nehmen sechs weitere Raiffeisenbanken, unter anderem die in Greding ab der 5. Abhebung.

Lassen sich 80 Institute nur die Fremdgebühren der Partnerbanken und Sparkassen vom Kunden ganz oder teilweise erstatten, so halten rund 300 regionale Geldhäuser auch dann die Hand auf, wenn deren Kunden am eigenen Automaten an ihr Bares wollen.

Die Hälfte davon räumt der Klientel immerhin noch zwischen zwei und fünf kostenlose Bargeldabhebungen im Monat ein, bevor anschließend Gebühren fällig werden.

150 kassieren dagegen sofort bei der ersten Verfügung ab.

Aber auch hier gehen die Preisvorstellungen der Banker sehr auseinander. Dafür diese Beispiele:

  • Die Volksbank Marl-Recklinghausen begnügt sich mit 0,09 Euro pro Abhebung.

  • Am meisten verlangt die Sparkasse Worms mit 0,60 Euro ab der ersten Verfügung.

  • Noch günstig ist die Volksbank im Harz mit 0,05 Euro nach fünf kostenlosen Abhebungen.

  • Vergleichsweise teuer ist dagegen die Raiffeisenbank Lauenburg mit 1,25 Euro ab der 6. Verfügung im Kontomodell "Optimal".

Immer wieder die gleiche Antwort

Wer Bankenvertreter mit diese Abkassiererei konfrontiert, bekommt meist zu hören: "Kunden können auf andere Kontomodelle ausweichen, um diese Gebühren zu vermeiden." Doch macht das aus Kundensicht wirklich Sinn? Denn in den dann wesentlich teureren Kontomodellen sind diese Gebühren einfach mit eingepreist. Zudem lohnt sich der Umstieg in der Praxis oft nicht.

Beispiel Raiffeisenbank Lauenburg: Das "Standard"-Konto mit kostenloser Bargeldversorgung und VR Bankcard kostet immerhin zehn Euro im Monat. Das "Optimal"-Konto ist dagegen für zwei Euro im Monat zu haben. Und wer eher größere als viele kleine Beträge abholt, sollte mit fünf kostenlosen Verfügungen auskommen. Das kommt insgesamt viel günstiger als der Umstieg auf das deutlich teurere Kontomodell.

Zudem fallen bei immer mehr Banken und Sparkassen auch dann Gebühren für Bargeldabhebungen an, selbst wenn man sich für das teuerste Konto entscheidet. Dafür diese Beispiele:

  • 0,60 Euro nach zwei Freiposten bei der VR Bank Muldental.

  • 0,50 Euro nach fünf Freiposten bei der Raiffeisenbank Gotha.

  • 4,50 Euro nach fünf Freiposten im Service-Netz bei der VR Bank Lausitz, auch wenn man sich für das Modell VR-Premium zu zehn Euro im Monat entscheidet.

Halten sich überregionale Anbieter wie Deutsche Bank oder Commerzbank bei solchen Gebühren noch zurück, gibt es unter den Direktbanken die erste, die hier mitzieht. Kunden von N26 können zwar pro Monat fünfmal kostenlos mit der Girocard Geld abheben. Danach sind bei ihr satte 2,00 Euro fällig.

Knapp 400 Banken und Sparkassen, die Geld verlangen, wenn man an sein eigenes Geld will, bedeuten aber auch: Gut 1.000 verlangen weiterhin nichts.

Dass die Gebührenschinderei Erfolg hat, zeigen jüngste Zahlen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). 2017 steigerten die Sparkassen den Provisionsüberschuss um 8,4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Die VR-Banken weiteten ihn um 8,1 auf 4,9 Milliarden Euro aus.

Und während die Deutsche Bank im gleichen Zeitraum einen Verlust erwirtschaftete, kamen die Sparkassen insgesamt auf ein Jahresergebnis von 2,2 Milliarden Euro, ein Plus von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei den VR-Banken lag der voraussichtliche Jahresüberschuss vor Steuern 2017 bei 7,2 Milliarden Euro.

Biallo-Lesetipp: Wo ist das Girokonto noch gratis? Die Antwort erfahren Sie in unserem Ratgeber Kostenloses Girokonto.

Teilen:
Über den Autor Horst Biallo
Jahrgang 1954, studierte Wirtschaft und absolvierte eine Ausbildung zum Wirtschaftsjournalisten bei der Tageszeitung Die Welt. Später machte er sich selbstständig, schrieb für Wirtschaftswoche, Stern und zahlreiche Tageszeitungen. Er ist Autor mehrerer Fachbücher, u.a. "Die geheimen deutschen Weltmeister" und "Die Doktormacher". Im Jahr 1999 gründete er das Verbraucherportal www.biallo.de, vier Jahre später www.geldsparen.de und 2009 www.biallo.at. Horst Biallo ist verheiratet und hat drei Kinder.
Beliebte Artikel