Die internationalen Aktienmärkte stehen heftig unter Druck. Anleger sind nervös und fragen sich, ob das jüngste Börsenbeben nur vorübergehend ist oder schon der Beginn eines Bärenmarktes. Der ehemalige Hedgfondsmanager Florian Homm (www.florianhommlongshort.ch) hat die aktuellen Entwicklungen bereits im März 2017 im Interview mit biallo.de vorhergesehen. Grund genug, um bei ihm nachzufragen.
Herr Homm, wie ist der jüngste Ausverkauf an den Aktienmärkten zu erklären?
Florian Homm: Wir haben das Szenario bereits in unserem Buch "Erfolg im Crash" und in unserem Börsenbrief angekündigt. Es geht um den größten Tsunami, was die Refinanzierung auf Staatsebene und bei Unternehmungen betrifft. Wir sind in einem kleinen Zinsschock-Szenario, das ausarten kann. Die laszive Geldpolitik hat dafür gesorgt, dass bei der globalen Renditejagd Länder und Unternehmen in Hartwährungen Schulden aufgenommen haben, mit denen sie nicht klar kommen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. In unserem Buch haben wir zum Beispiel auch vorausgesehen, dass die türkische Lira aufs Dach bekommt und die türkische Börse abschmiert.
Die sogenannten Börsenkommentatoren üben sich nur noch in Zweckoptimismus. Sie waren vor einem Jahr bullisch mit einem Dax-Ziel 15.000 und jetzt bekommt man die Quittung. Das ganze analytische Umfeld hat sich auf eine endlos lange Intervention der Zentrabanken verlassen und ist jetzt verlassen. Man kann Italien nicht in den Griff bekommen, China und Japan haben große Probleme. In den USA hat man ein Haushaltsdefizit im kommenden Jahr, das den Crash-Jahren 2009 und 2012 entspricht. Das ist einfach geldpolitisch grob fahrlässig und jetzt wird die Rechnung bezahlt. Unternehmen werden ja auch nach dem abgezinsten Cash-Flow bewertet. Und wenn sie einen höheren Zinssatz einsetzen, dann fallen natürlich die Werte, welche die höchste Bewertung haben – siehe Russel 2000 und TecDax. Die werden jetzt abgeschlachtet. Und wir sind netto short.
Mit ihrer Prognose bei unserem Interview im März 2017 haben Sie voll ins Schwarze getroffen, nämlich dass der Dax bis Anfang 2018 durchaus neue Höchststände erreichen kann, womit aber dann auch das Ende der Party eingeläutet wird.
Homm: Das ist eine Punktlandung, einfach perfekt. Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass die meisten Anleger nicht "Total Return" denken. Wir haben eine Liste der 220 größten Unternehmen erstellt, die wir jetzt noch mal um 300 erweitern werden, da steht genau drin, welche Unternehmen am meisten fallen werden und welche Aktiengesellschaften man im Moment überhaupt haben darf. Die meisten Leute sind bärisch, aber schauen Sie sich die Portfolios an, die sind long bis zum Umfallen. Keine Absicherung, keine Cashquote, kein Gold. In so einem Umfeld trennt sich natürlich auch die analytsiche Spreu vom Weizen.