





Seit der Euro-Bargeldeinführung im Jahr 2002 gehört der Kampf gegen gefälschte Euro-Münzen zum Alltag von Polizei und Banken sowie Sammlern und Händlern. Die meisten bislang bekannten Fälschungen von Euromünzen waren allerdings grob gefertigt, leicht zu erkennen und stellten keine echte Gefahr für den Zahlungsverkehr dar.
Doch inzwischen mehren sich Hinweise auf eine neue Generation von Nachahmungen, die nicht nur optisch täuschend echt wirken, sondern auch maschinell hergestellte Merkmale aufweisen, die bislang als Sicherheitsmerkmale galten.
Im Zentrum der aktuellen Diskussion steht die 2-Euro-Gedenkmünze "Grace Kelly" aus Monaco, ausgegeben 2007 in einer Auflage von nur 20.001 Stück. Diese begehrte Sammlermünze erzielt im Handel regelmäßig Preise im vierstelligen Bereich. Nun ist eine Nachahmung dieser Münze aufgetaucht, die zwar auf der Wertseite mit dem Vermerk "Copy" versehen ist, aber in Materialanmutung, Farbgebung und Oberflächengestaltung einer echten Umlaufmünze so ähnlich ist, dass eine Unterscheidung für Laien kaum möglich ist.
Damit hebt sich diese neue Fälschung deutlich von früheren Imitationen der Grace-Kelly-Münze ab, die als silberfarben glänzende "Probeprägungen" mit auffällig falscher Gestaltung im Internet kursierten.
Die Deutsche Bundesbank stuft diese neuen Prägungen eindeutig als Fälschungen ein. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin: "Der Bundesbank sind Fälschungen mit dem Motiv Grace Kelly bereits bekannt, jedoch ohne die Aufschrift 'Copy'. Außerdem wurden bereits andere gefälschte 2-Euro-Münzen mit der Aufschrift 'Copy' sichergestellt. Diese Prägungen werden als Fälschungen eingestuft und unterliegen den rechtlichen Bestimmungen gemäß § 35, § 36 und § 37 des Bundesbankgesetzes (BBankG) sowie § 146 und § 147 des Strafgesetzbuches (StGB)."
Die rechtliche Abgrenzung zwischen zulässigen Nachbildungen und strafbaren Nachahmungen ist in der Verordnung (EG) Nr. 2182/2004 geregelt. Demnach muss bei einer Nachbildung echter Münzen die Verwechslungsgefahr mit Originalen ausgeschlossen sein. Ein bloßer Aufdruck wie "Copy" reicht juristisch nicht aus, wenn Form, Größe, Farbe und Gestaltung ansonsten mit dem Original übereinstimmen. Einziger Wertmutstropfen: "Derartige Fälschungen werden in der Regel von Münzzählautomaten erkannt und aus dem Zahlungsverkehr entfernt. Im Falle dieser Fälschung ist keine besondere Gefährdung des Bargeldkreislaufs festzustellen", betont die Bundesbank im Hinblick auf die neuartigen Euro-Fälschungen. Wenn solche Exemplare im täglichen Geldverkehr entdeckt werden, sind diese jedoch direkt bei der Polizei oder der Deutschen Bundesbank abzugeben. "Bei Unsicherheit kann die eigene Hausbank kontaktiert werden. Münzen, die als Fälschung verdächtigt wurden, werden von der Hausbank an die Deutsche Bundesbank weitergeleitet", erklärt die Bundesbank.
Was die neue Qualität der Fälschungen besonders brisant macht: Die Fälscher beschränken sich nicht auf seltene Gedenkmünzen wie die Grace-Kelly-Ausgabe. Inzwischen sind auch Imitationen ganz gewöhnlicher 2-Euro-Kursmünzen aufgetaucht, etwa mit dem Motiv aus Estland. Diese Münzen sind millionenfach im Umlauf – eine Nachahmung würde im Zahlungsverkehr kaum auffallen und hätte somit eine weitaus größere potenzielle Wirkung. Während sich gefälschte Sammlermünzen in der Regel auf dem Zweitmarkt bewegen, könnten täuschend echte Kursmünzen unbemerkt in den Zahlungsverkehr eingeschleust werden.
Trotz dieser Entwicklungen bleibt die Situation in Deutschland nach Darstellung der Bundesbank weitgehend unter Kontrolle. "Auch wenn die Anzahl der im Nationalen Analysezentrum festgestellten falschen Münzen im Jahr 2024 im Vergleich zu dem Vorjahr um 23 Prozent auf 141.332 Stück zugenommen hat, so ist die Wahrscheinlichkeit, im normalen Zahlungsverkehr eine falsche Münze zu erhalten, äußerst gering." Bei derzeit rund 44 Milliarden umlaufender Münzen ergibt sich – bezogen auf die drei häufig betroffenen Nennwerte 50 Cent, ein Euro und zwei Euro (insgesamt rund 6,68 Milliarden Stück) – rechnerisch eine falsche Münze auf etwa 47.000 echte Münzen.
Die Verteilung zeigt ein deutliches Muster – die 2-Euro-Münzen waren mit 135.067 entdeckten Fälschungen (rund 96,00 Prozent) mit Abstand am häufigsten betroffen, danach folgen 1-Euro-Münzen mit 5.607 Fälschungen (rund 4,00 Prozent) und 50-Cent-Münzen mit 658 Fälschungen (< 1,00 Prozent). Die 2-Euro-Münze ist damit weitaus am häufigsten betroffen – nicht nur wegen ihres relativ hohen Werts, sondern auch aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihrer Eignung als Trägermedium für wechselnde Gedenkmotive, mit denen die breite Öffentlichkeit nicht vollumfänglich vertraut ist.
Ein Grund für die bisherige relative Fälschungssicherheit von 1- und 2-Euro-Münzen liegt im Aufbau der sogenannten Pille: Sie besteht aus mehreren Metallschichten, wobei in der Mitte eine kaum sichtbare, aber magnetisch aktive Nickelschicht eingewalzt ist. Diese verleiht der Münze ihre charakteristische ferromagnetische Signatur, die von modernen Münzzählautomaten erkannt wird. Geräte in Banken, bei Wertdienstleistern und in den Filialen der Bundesbank prüfen neben dem Gewicht und Durchmesser auch elektrische Leitfähigkeit und magnetische Eigenschaften.
Die Detektionssysteme gelten als zuverlässig – doch die Professionalisierung aufseiten der Fälscher schreitet offenbar voran. Seit der Euro-Einführung wurden allein bei den 2-Euro-Münzen laut der Deutschen Bundesbank über 100 verschiedene Fälschungsklassen identifiziert. Jede Variante weist typische Merkmale auf, die es erlauben, sie einer Fälscherquelle zuzuordnen. Dabei sind es nicht nur das Material oder die Prägung, die Aufschluss geben – auch die Randgestaltung liefert häufig deutliche Hinweise. Besonders auffällig sind dabei Rechtschreibfehler: So wurde etwa statt "RECHT UND FREIHEIT" die fehlerhafte Variante "RECMT UND FREIMEIT" dokumentiert – ein Indiz für minderwertige Werkzeuge oder fehlende Buchstabenstempel. Bei den neuartigen 2-Euro-Fälschungen haben es sich die Betrüger an dieser Stelle besonders leicht gemacht und auf eine Randschrift komplett verzichtet.
Sie sind an seltenen Münzen interessiert? Dann können Sie hier weitere Informationen finden. Uns interessiert außerdem Ihre Meinung. Haben Sie schon einmal eine gefälschte Münze in der Hand gehabt? Schreiben Sie uns gern an redaktion@biallo.de.
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