Max Geißler
Autor
 

 
Auf einen Blick
  • Für viele Senioren bedeutet der Eintritt in die Rentenphase oft auch ein finanzieller Umbruch. Um in dieser Lebensphase bestmögliche Entscheidungen für sinnvolle Geldanlage zu treffen, brauchen Ruheständler einen klaren Plan.

  • Zuerst sollte die eigene finanzielle Situation analysiert und eventuelle Einkommenslücken abgesichert werden. Danach können Sparziele aufgestellt werden.

  • Bei uns erfahren Sie, wie Sie im Ruhestand Ihre Finanzen sicher aufstellen.

  • Den kompletten Ratgeber gibt es auch als PDF-Download.

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Der Wechsel in die Rentenphase ist für die meisten Senioren ein finanzieller Umbruch. Anstelle des Erwerbseinkommens fließt nun die meist geringere Rente auf das Konto, jahrelange Sparverträge müssen in eine Zusatzrente umgewandelt werden und aus freiem Kapital ist eine flexible Finanzrücklage zu formen.

Von selbst geht das alles nicht. Ruheständler brauchen einen klaren Plan und eine gute Strategie, um alles erfolgreich umzusetzen. Dabei sollten sie Schritt für Schritt vorgehen. Es empfiehlt sich, erst Risiken abzusichern, dann die notwendigen Einkünfte abzusichern und erst danach den Fokus auf neue Geldanlagen zu richten. Wir erläutern, wie Sie Ihre finanzielle Situation zielgenau analysieren und für Ihre Zwecke bestmöglich ausgestalten.

 

Finanzielle Situation analysieren

Zunächst gilt es, die eigene finanzielle Situation im Ruhestand zu analysieren. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben und prüfen Sie Ihre Vermögenssituation? Achten Sie auf diese Punkte:

Alterseinkünfte

Wie hoch sind die garantierten, lebenslangen Leistungen aus betrieblichen, gesetzlichen und privaten Renten? Bestehen zusätzliche Sparverträge mit lebenslanger Zahlgarantie, etwa eine Riester- oder Rürup-Rente? Kann freiwerdendes Kapitalvermögen, etwa aus einer Kapitallebensversicherung oder einer Abfindung, für eventuell notwendige Zusatzeinkünfte herangezogen werden?

Ausgaben

Checken Sie sämtliche Ausgaben, die in der neuen Lebenssituation anfallen. Neben den Kosten für die tägliche Lebenshaltung sind das vor allem Nebenkosten wie Miete, Strom, Gas, Wasser, außerdem die Kosten für das Auto, für Versicherungsprämien, Steuern, Gesundheitsausgaben, Kreditraten, Hobbys und Urlaubsreisen.

  • Biallo-Tipp: Wenn möglich, sollten Sie Kreditverpflichtungen zügig zurückführen. Nutzen Sie Rechte auf Sondertilgung, um schneller von offenen Schulden herunterzukommen. Schließlich gilt: Kreditzinsen sind fast immer höher als Guthabenzinsen. Schulden zu tilgen ist deshalb rentabler, als Geld anzulegen.

Prüfen Sie auch Ihre Versicherungsverträge. Policen wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder Krankentagegeld benötigen Sie im Alter nicht mehr. Auch die KFZ-Versicherung ist ohne Mitfahrberechtigung für Kinder billiger.

Hinweis: Renten gehören zum steuerpflichtigen Einkommen. Dank einiger Freibeträge müssen Renten jedoch in vielen Fällen noch nicht voll versteuert werden. Wie die unterschiedlichen Renteneinkünfte besteuert werden und wann Renten steuerfrei sind, erklärt Ihnen ein weiterer Ratgeber von uns.

Unvorhergesehene Ausgaben

Planen Sie überraschende Belastungen ein, etwa plötzliche Pflegekosten für den Partner, gesundheitliche Ausgaben oder Geld für notwendige Reparaturen oder Umbauten am Eigenheim.

Wichtig: Legen Sie eine Notfallreserve an. Die Verbraucherzentralen empfehlen zwei bis drei Nettomonatseinkünfte auf einem Tagesgeldkonto zu parken. Tagesgeld ist jederzeit verfügbar. Mit einer Finanzreserve verhindern Sie, unnötig neue Kreditschulden aufnehmen zu müssen, etwa wenn die Waschmaschine plötzlich ersetzt werden muss oder eine teure Reparatur am Auto ansteht.

 

Renteneinkünfte absichern

Nach dem umfassenden Finanzcheck zeigt sich, ob die regelmäßigen Renteneinkünfte alle Ausgaben decken. Ist dies nicht der Fall, besteht also eine Einkommenslücke, sollten Sie diese unbedingt schließen. Schließlich geht es darum, den Ruhestand ohne finanzielle Sorgen unbeschwert genießen zu können.

Die Einkommenslücke lässt sich mit Ersparnissen, Geld aus einer Erbschaft, einer betrieblichen Abfindung oder einer ausgezahlten Lebensversicherung schließen. Wichtig ist, dass die Zusatzrente sicher und dauerhaft fließt, nicht dass nach zehn oder 15 Jahren erneut eine Einkommenslücke entsteht. Mehrere Anlageformen kommen für die Verrentung in Frage:

Sofortrente

Eine Rentenversicherung gegen Einmalbetrag bietet die Gewähr lebenslanger Zahlungen. Die Auszahlungen starten sofort, nachdem der Versicherte das nötige Kapital eingezahlt hat. Für 100.000 Euro Einmalbetrag kann man bei guten Gesellschaften aktuell mit etwa 300 Euro Monatsrente rechnen.

Problem: Man muss sehr alt werden, damit sich die Versicherung lohnt, denn die Versicherer kalkulieren mit einer hohen Lebenserwartung. Hinterbliebenenschutz für Angehörige über den eigenen Tod hinaus geht stets zu Lasten der Rentenzahlung – hierfür empfehlen die Verbraucherzentralen eine separate Absicherung.

Mietimmobilie

Dauerhafte Einkünfte plus Wertsteigerung versprechen Immobilien zur Kapitalanlage. Allerdings benötigt man hier viel Anschaffungskapital, denn Eigentumswohnungen sind fast überall sehr teuer. Der Erwerb auf Kredit empfiehlt sich nicht, denn die Mieteinkünfte sollen ja nicht zur Tilgung des Hypothekendarlehens dienen, sondern als Zusatzrente.

Wichtig ist, dass die Nettorendite stimmt, wenigstens drei bis vier Prozent sollten es schon sein. Um dies fehlerfrei zu ermitteln, ist die Hilfe des Steuerberaters empfehlenswert. Ein Risiko besteht aber immer: Mietausfall.

Wenn der Mieter seine Miete nicht zahlen kann oder will, bringt das private Vermieter mit Kreditverpflichtungen schnell in finanzielle Bedrängnis. Eine Mietausfallversicherung kann hier Abhilfe schaffen.

Fonds-Auszahlplan

Wird ein größerer Betrag in Wertpapiere angelegt, kann man über viele Jahre davon zehren und seine Rente aufbessern. Empfehlenswert sind weltweit anlegende Aktien-Indexfonds, denn diese streuen das Kapital über viele Unternehmen und Regionen. Wie viel und wie lange man eine Rente erhält, hängt von der Entnahmehöhe und der Entwicklung an den Börsen ab – eine Garantie auf lebenslange Zahlungen gibt es allerdings nicht.

  • Biallo-Tipp: Da Aktienmärkte schwanken, ist eine flexible Entnahmehöhe sinnvoll, denn im Falle eines Börsenabschwungs ist es ratsam, zeitweise weniger Aktien zu entnehmen. In Börsenhochphasen sind dagegen vergleichsweise wenig Anteile zu verkaufen, um den angestrebten Ertrag zu erlösen. Wer sich nicht selbst darum kümmern möchte, kann einen automatischen Entnahmeplan im Depot anlegen. Bei S-BrokerTargobank oder Flatex ist dies möglich.

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Anlageziele festlegen, Geldanlagen wählen

Nach dem Abbau von Verbindlichkeiten und der Sicherung laufender Einkünfte, besteht Spielraum für Geldanlagen. Entscheidend für die Wahl der passenden Anlageform sind Ihre Anlageziele: Wollen Sie Vermögen aufbauen oder Vermögen sichern? Möchten Sie zu einem späteren Zeitpunkt Ihre Immobilie altersgerecht umbauen oder Vorsorge für einen eventuellen Pflegefall betreiben? Wie lange möchten Sie sparen? Ist die Geldanlage fristgebunden?

Jedes Ziel erfordert einen bestimmten Anlagezeitraum und eine gewisse Risikotoleranz. Die Geldanlage sollte in jedem Fall Ihren finanziellen Verhältnissen entsprechen, und Sie sollten in der Lage sein – falls Sie mit Wertpapieren sparen – Kursrückgänge oder gar Verluste zu tragen.

Da in der Regel mehrere Sparwünsche gleichzeitig bestehen, benötigen Senioren unterschiedliche Geldanlagen. Neben Sparzeitraum und Risikotoleranz spielt dabei das Kostenargument eine wichtige Rolle. Festgeld, Sparbriefe und Tagesgeld stehen hier gut da, denn sie verursachen keine Gebühren. Anders sieht das bei Wertpapieren aus. Der Kauf von Aktien und Fonds erfordert ebenso Gebühren wie das Halten von Fonds, da hier jährlich eine Fondsgebühr fällig wird. Diese kann bei Aktienfonds bis zu zwei Prozent und mehr pro Jahr betragen. Senioren sollten sich deshalb genau erkundigen, welche Kosten im Einzelfall zu zahlen sind.

  • Biallo-Tipp: Investieren Sie statt in teure, aktiv verwaltete Aktienfonds in kostengünstige ETFs. Diese Indexfonds bilden einen Aktienindex oder einen festgelegten Wertpapierkorb eins zu eins nach, etwa den DAX oder den Weltaktienindex MSCI-World, und kosten nur einen Bruchteil von klassischen Aktienfonds. Unterm Strich kann man mit ETFs über Jahre gesehen viele Tausend Euro an Verwaltungsgebühren sparen und verbessert so den Reinertrag.

 

Kurzfristige Sparziele

Wer Geld für eine Karibik-Kreuzfahrt oder ein neues Auto zurücklegen möchte, der benötigt eine Geldanlage mit kurzer bis mittlerer Laufzeit. Damit das Geld zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung steht, sollte es sicher und ohne Schwankungsrisiken angelegt sein. Nur so können Sie die geplante Anschaffung punktgenau kalkulieren.

Erste Wahl für sicheres Sparen sind Festgelder und Sparbriefe. Die von Banken angebotenen Produkte bieten planbare Laufzeiten und Erträge. Das anhaltende Zinstief ermöglicht derzeit zwar nur geringe Renditen, dafür entstehen aber keine Kosten, die den Ertrag schmälern. Anleger können zwischen verschiedenen Laufzeiten wählen, die ein bis zehn Jahre umfassen. So bietet etwa die Klarna Bank aus Schweden aktuell 1,01 Prozent pro Jahr für dreijähriges Festgeld. Bei der österreichischen Kommunalkredit Invest sind für die gleiche Laufzeit immerhin 0,75 Prozent pro Jahr drin (Stand 22. Februar).

  • Biallo-Tipp: Banken starten immer wieder Aktionsangebote mit Sonderzinsen, um neue Kunden zu gewinne. Um gute Angebote zu finden, lohnt sich ein Anbietervergleich im Bereich Sparen.

 

Mittelfristige Sparziele

Eine höhere Rendite können Sie erzielen, wenn das Sparziel weiter in der Ferne liegt. Für Anlagehorizonte zwischen fünf und zehn Jahren eignen sich Investitionen in schwankungsarme Fonds. Geeignete Anlageformen sind zum Beispiel Mischfonds oder Rentenfonds sowie Immobilienfonds. Diese Fondsklassen bieten höhere Renditen als Festgeld, schwanken aber nicht so intensiv wie Aktien-Anlagen. Einige Beispiele:

Mischfonds

Diese Fonds kombinieren verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe und betreiben ein aktives Risikomanagement. Die Anlagenstreuung dämpft Marktschwankungen und hält Renditechancen offen. Die Statistiken des Fondsverbandes BVI weisen für ausgewogen investierende, global anlegende Mischfonds auf Fünfjahressicht eine Durchschnittsrendite von 2,9 Prozent aus, auf Zehnjahressicht sind es 3,1 Prozent. Sehr gute Anlageergebnisse im Bereich Mischfonds erzielen sogenannte Multi-Asset-Fonds, zum Beispiel der Arero Weltfonds (ISIN: LU0360863863) oder der FvS Multiple Opportunities R (ISIN: LU0323578657). Beide Fonds gewannen trotz Corona-Crash auf Fünfjahressicht 40 bis 50 Prozent hinzu. 

Rentenfonds

Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus sind die Renditen von Rentenfonds seit Jahren auf dem Rückzug. Sowohl global anlegende als auch Euro-Rentenfonds erzielen bei mittleren Anleihelaufzeiten auf Fünf- bis Zehnjahressicht Renditen zwischen 1,5 und 2,5 Prozent.

Offene Immobilienfonds

Die häufig als Betongold bezeichneten Immobilienfonds zählen zu den wertstabilsten Investmentfonds. Kursturbulenzen an den Aktienmärkten überstehen sie häufig unbeeindruckt. Die hohe Stabilität prädestiniert offene Immobilienfonds als krisensicheres Fundament für ausgewogene Depots. Zwar sind im Zuge der Corona-Krise die Renditen unter Druck geraten, weil viele Fonds Verluste durch Mietausfälle bei Shoppingcentern und Bürotürmen hinnehmen mussten, das dürfte sich nach dem Ende der Pandemie aber schnell wieder ändern. Auf Sicht mehrerer Jahre erzielen offene Immobilienfonds jährliche Renditen um die drei Prozent. Erfolgreiche Vertreter sind zum Beispiel der Deka-ImmobilienEuropa (ISIN: DE0009809566) oder der HausInvest von der Commerzbank (ISIN: DE0009807016)

Biallo-Tipp: Dividenden der Genossenschaftsbanken

Eine sichere und interessante Alternative zu Wertpapierdividenden sind  Genossenschaftsanteile von  Genossenschaftsbanken. Diese bieten Jahr für Jahr attraktive Dividenden, besonders die  Genossenschaftsanteile der Volksbanken werfen hohe Renditen ab.


Beispiel: So könnte eine Geldanlage für Senioren aufgeteilt sein



Kurzfristige

Anlagen

Mittelfristige

Anlagen

Langfristig

Anlagen

Anlageziel

Sicherheit

Sicherheit und Rendite

Rendite

Risiko

Niedrig

Mittel

hoch

Empfohlener Anlagezeitraum

Bis 5 Jahre

5 bis 10 Jahre

Ab 10 Jahre

Anlagearten

Tagesgeld,

Festgeld,

Sparbriefe,

Geldmarktfonds

Festgeld,

Sparbriefe,

Rentenfonds,

Mischfonds,

Immobilienfonds,

ETFs,

Aktienfonds,

Rohstoffe,

Gold,

Mietimmobilien

Durchschnittliche Kosten

Niedrig

Niedrig bis moderat

Niedrig bei ETFs,

hoch bei Fonds und Immobilien

Gewichtung am
Vermögensmix

Bis zu 25 %

25 bis 50 %

25 bis 50 %

Quelle: Biallo.de; nach eigener Recherche; Stand: Februar 2021.

  • Biallo-Tipp: Anstatt in einzelne offene Immobilienfonds oder Reitso zu investieren kann man es sich auch einfacher machen und in Immobilien-ETFs anlegen – also in börsengehandelte Fonds, die die Wertentwicklung bestimmter Immobilienindizes abbilden.

 

Langfristige Sparziele

Ruheständler sollten nicht auf Rendite verzichten. Vermögen, das Sie die nächsten zehn Jahre nicht benötigen oder das als späteres Erbe für Kinder und Angehörige vorgesehen ist, kann chancenreich am Kapitalmarkt investiert werden. Da Geldanlagen in Aktien und Aktienfonds ein höheres Anlagerisiko mit sich bringen, sollte man aber stets nur einen Teil seines Vermögens in diese Anlageklasse investieren.

  • Biallo-Tipp: Achten Sie auf eine ausgewogene Balance zwischen Verfügbarkeit, Sicherheit und Rendite. Das heißt, ein Teil Ihres Vermögens sollte flexibel, also verfügbar angelegt sein, ein zweiter Teil sollte sicher und krisenfest verwahrt und ein dritter Teil rentabel – also chancenreich – angelegt sein.

Welche konkrete Aufteilung sich im Einzelfall empfiehlt, hängst stark von Ihren Anlagezielen und Ihrer Risikotragfähigkeit ab.

ETFs: Einfach, chancenreich, kostengünstig

Für die langfristige Geldanlage empfehlen die Verbraucherzentralen Investments in weltweit anlegende, kostengünstige Indexfonds. Diese kurz ETFs genannten Fonds werden wie Aktien an der Börse gehandelt, sind aber weniger riskant als Einzelaktien, da sie auf sehr vielen Einzeltiteln fußen. ETFs bilden einen Börsenindex oder einen festgelegten Aktienkorb eins zu eins nach, dadurch ist ihre Wertentwicklung sehr transparent. Der Erwerb über die Börse verursacht geringere Kosten als der Ausgabeaufschlag bei klassischen Aktienfonds. Hinzu kommt, dass die passive Steuerung der Fonds via Computerprogramme deutlich niedrigere Verwaltungs- und Managementgebühren verursacht als klassische, aktiv gemanagte Aktienfonds.

Die Verbraucherzentralen empfehlen global anlegende Aktien-ETFs, da diese sehr viele Aktien aus unterschiedlichen Regionen der Welt beinhalten. Die breite Streuung bewirkt eine gute Risikoverteilung. Ein typisches Beispiel hierfür sind ETFs auf den MSCI World Index. Dieser umfasst rund 1.600 Aktien und erzielte in Euro gerechnet seit 50 Jahren eine Durchschnittsrendite von gut 8,1 Prozent inklusive Dividenden.

 

Klassische Aktienfonds

Als chancenreiche Ergänzung zu ETFs ermöglichen herkömmliche Aktienfonds vor allem alternative Anlagethemen abzudecken. Möchten Sie zum Beispiel in Zukunftsfelder wie Wasserstoff oder künstliche Intelligenz (KI) investieren, oder möchten Sie auf eine bestimmte Aktiensparte setzen, etwa auf Wachstumsaktien oder ausgewählte Nebenwerte, kann es sein, dass Sie dazu keinen entsprechenden ETF finden. Diese Lücke füllen klassische Aktienfonds. Hier finden Sie eine riesige Auswahl aller nur erdenklichen Anlagethemen.

Auch als Ergänzung zu klassischen Index-ETFs können aktiv gemanagte Aktienfonds sinnvoll sein. Möchten Sie zum Beispiel in deutsche Aktien investieren, kann neben einem DAX-ETF eine Anlage in den DWS Deutschland (ISIN: DE0008490962) oder den DWS Aktien Strategie Deutschland (ISIN: DE0009769869) sinnvoll sein. Beide Fonds beinhalten neben den großen deutschen Bluechips auch viele Nebenwerte – und das zeichnet sich in einer überdurchschnittlichen Performance aus. Während typische DAX ETFs aktuell Fünfjahresgewinne von gut 35 Prozent vorweisen können, erzielten beide DWS Fonds rund 45 beziehungsweise 50 Prozent Gewinn.

Vorsicht: Singuläre Anlagethemen oder eine eingeschränkte Titelauswahl können das Anlagerisiko erhöhen. Investieren Sie in solche Fonds immer nur überschaubare Beträge, sodass Sie einen möglichen Verlust mühelos verkraften können.

Sollten Sie unsicher sein, welche Anlageentscheidung Sie treffen sollen, empfiehlt sich eine vertrauensvolle Beratung. Die Verbraucherzentralen bieten zum Beispiel unabhängige und objektive Finanzberatung gegen kleines Geld an. Möglich ist auch ein persönliches Gespräch mit einem Bankberater. Hier empfiehlt es sich, nicht nur den Berater der Hausbank zu konsultieren, sondern auch einen Blick zur Konkurrenz zu werfen.

Achten Sie beim Beratungsgespräch auf diese Punkte:

  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Ein seriöser Berater wird Ihnen Zeit zur Entscheidung geben.
  • Achten Sie darauf, ob der Berater mit Ihnen über folgende Punkte spricht: Ihre Anlageziele, Anlageerfahrung, Risikotoleranz, Ihre finanziellen Verhältnisse und die Fähigkeit, Verluste tragen zu können. Nur so entsteht ein umfassendes Bild Ihrer Wünsche und Möglichkeiten.
  • Lassen Sie sich nicht von hohen Renditeversprechungen blenden.
  • Fragen Sie nach allen anfallenden Kosten.
  • Verlassen Sie sich nicht auf mündliche Zusagen. Prüfen Sie, ob sich die gemachten Zusagen in den gesetzlich vorgeschriebenen und ausgehändigten Beratungsprotokollen beziehungsweise in den Produktinformationsblättern wiederfinden.
  • Vergleichen Sie mehrere Angebote und Anbieter.
  • Investieren Sie nur in Geldanlagen, die Sie wirklich verstehen.


 

Schutz vor Falschberatung: Die Geeignetheitserklärung

Um zu verhindern, dass Anlegern Risikopapiere als sichere Geldanlage verkauft werden, müssen Anlageberater seit Anfang 2019 über jedes Beratungsgespräch ein schriftliches Dokument anfertigen – die sogenannte Geeignetheitserklärung. Diese ist dem Verbraucher nach dem Gespräch auszuhändigen. Im Gegensatz zu dem bisherigen Beratungsprotokoll müssen Banken darin schriftlich darstellen, warum Finanzinstrumente wie Fonds, Aktien, Anleihen oder Zertifikate zum Kunden passen sollten und warum diese von der Bank empfohlen werden.

So haben Sie die Möglichkeit, sich im Schadensfall vor Gericht auf die Geeignetheitserklärung zu berufen. Lässt das Protokoll Beratungsfehler erkennen oder geht daraus sogar hervor, dass Sie eine sichere Geldanlage wünschten, tatsächlich aber eine riskante Anlage empfohlen bekamen, dient die Geeignetheitserklärung als Beweismittel. In diesem Fall wäre die Bank in der Pflicht, das Gegenteil nachzuweisen.

  • Biallo-Tipp: Wir warnen Sie regelmäßig vor unseriösen Geldanlagen, damit Sie auf Betrüger nicht hereinfallen.

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Über den Autor Max Geißler
nach dem Studium der Politikwissenschaft in München arbeitete ich als Redakteur im ökom-Verlag. Zeitgleich begann ich freiberuflich über Wirtschafts- und Finanzthemen für verschiedene Tageszeitungen zu schreiben. Über mehrere Lektoratsstellen in verschiedenen Bucherverlagen (u.a. Meister Verlag, Gerling Akademie Verlag) kam ich 1998 zu biallo.de. Für das Finanzportal bearbeite ich seither die Themen Geldanlage, Vorsorge, Immobilien und Steuern. Im Rahmen der Zusammenarbeit erschienen die Biallo-Bücher: „Immobilienfinanzierung“ und „Tages- und Festgeld“. 2006 veröffentliche ich das Fachbuch: „Börse für jedermann“ (Linde Verlag, Wien). Darüber hinaus berichte ich regelmäßig in Tageszeitungen über Finanz- und Wirtschaftsthemen, u.a. für Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur, Westdeutsche Zeitung, Kölner Stadtanzeiger, Ruhrnachrichten und Badische Zeitung.
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