Mehr als drei Mal so viel Umsatz und gut acht Mal so viel Gewinn wie im Vorjahresquartal: Wegen solcher Zahlen ist der US-Chiphersteller Nvidia seit Monaten der Liebling der Anlegerinnen und Anleger. Grund dafür ist der anhaltende Hype um die Künstliche Intelligenz (KI). Nvidia hat, was derzeit alle Unternehmen benötigen, die bei der KI mitmischen wollen: leistungsstarke Computerchips, die für die Berechnung von KI-Algorithmen nötig sind. Entsprechend gut sind die Geschäftsaussichten des Unternehmens – und die Performance der Aktie.
Das gilt nicht nur für Nvidia: Künstliche Intelligenz ist für Anleger derzeit eines der heißesten Themen am Aktienmarkt. Unternehmen, die damit zu tun haben, versprechen hohes Wachstum. Doch Investitionen in die KI-Branche bergen auch Risiken. Wie erklären Ihnen, was Künstliche Intelligenz ist, wie Anleger am Boom der KI teilhaben können – und worauf Sie achten müssen, wenn sie in die neue Technologie investieren.
Was ist Künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz (englisch: Artificial Intelligence - AI) ist ein Teilbereich der Informatik. Die Europäische Union definiert Künstliche Intelligenz als „Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu simulieren“. Mit Hilfe von KI sollen Computer Leistungen vollbringen, die jenen der Menschen ähneln.
Ein Beispiel ist die Sprach-KI „ChatGPT“ der US-Firma OpenAI: Sie führt mit den Nutzern menschenähnliche Gespräche, indem sie deren Eingaben liest oder ihnen zuhört. Um das zu leisten, muss ein KI-Programm riesige Mengen von Daten verarbeiten, darin Muster erkennen, Schlüsse ziehen – und im Idealfall daraus lernen.
Diese Fähigkeit wird bereits in vielen Alltagsbereichen eingesetzt. So sorgen KI-Programme dafür, dass Kunden beim Einkaufen im Internet maßgeschneiderte Angebote erhalten, die aus ihrem bisherigen Kaufverhalten abgeleitet werden. Digitale Werbung lässt sich mit KI exakt auf Zielgruppen abstimmen. Die Navigationssoftware im Auto stellt sich mittels Künstlicher Intelligenz selbstständig auf eine neue Route ein. Autos oder Taxis kommen mit KI autonom – das heißt: ohne Fahrer – ans Ziel.
Wie können Anleger vom Trend zur KI profitieren?
Der Umfang der KI-Anwendungen ist mittlerweile immens – und er nimmt weiter zu. Bis ins Jahr 2030 soll die europäische Wirtschaft mit Hilfe Künstlicher Intelligenz um 20 Prozent wachsen, schätzt die EU-Kommission. Möglich werden soll das durch Kostensenkungen, bessere Produktionsverfahren, neue Geschäftsmodelle und Anwendungen auf KI-Basis. Entsprechend groß ist die Zahl der Firmen, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen.
Anleger können von diesem Trend auf zwei Arten profitieren: Sie kaufen die Aktien von Unternehmen, die in der einen oder anderen Form mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben. Das sind zum einen große Technologie-Unternehmen – sogenannte KI-Bluechips – wie Meta (ehemals Facebook), Microsoft oder der Google-Mutterkonzern Alphabet. Auf der anderen Seite gibt es kleinere, spezialisierte Firmen, die Künstliche Intelligenz erforschen, KI-Software herstellen oder KI-Anwendungen entwickeln.
Eine Investition in Einzelaktien kann aber riskant sein. Das gilt insbesondere bei einem dynamischen Bereich wie der Künstlichen Intelligenz. Vorsichtigere Anleger können stattdessen auf ein ganzes Bündel von Unternehmen aus der KI-Branche setzen. Das funktioniert, indem sie einen aktiv gemanagten Fonds kaufen, der KI-Aktien enthält oder einen ETF, der einen kompletten Index mit KI-Firmen abbildet. Auf solche Fonds gehen wir in einem weiteren Ratgeber ein. Dieser Artikel beschränkt sich auf ausgewählte KI-Aktien. Biallo.de stellt lediglich die Aktien vor. Die Darstellung ist aber keine Kaufempfehlung oder Anlageberatung.
Welches sind die größten KI-Aktien?
Die Bandbreite der Unternehmen, die sich mit KI beschäftigen, ist mittlerweile riesig. Am größten sind die Auswirkungen von KI dabei naturgemäß bei der Digitalisierung, der Software-Entwicklung und im Internet. Führend beim Thema KI sind daher oft große Technologie-, Software- oder Internetkonzerne (siehe Tabelle). Sie setzen in den verschiedensten Bereichen auf Künstliche Intelligenz. Einige Beispiele:
- Alphabet: Der Google-Mutterkonzern verfügt über unzählige Daten. Sie lassen sich mit KI noch besser verarbeiten. So optimiert Alphabet etwa seine Werbeangebote mit Hilfe Künstlicher Intelligenz. Durch seine Cloud-Dienstleistungen befähigt der Konzern außerdem seine Kunden, mit Hilfe von KI Anwendungen zu entwickeln, die etwa die Sicherheit der IT-Systeme erhöhen oder dabei helfen, eine Vielzahl von Beschäftigten zu trainieren.
- Meta: Der größte Social-Media-Konzern der Welt betreibt seine Plattformen Facebook, Instagram oder Whatsapp mit Hilfe von KI. Damit lassen sich die Inhalte optimieren, die die Kunden sehen – und so auch die Erlöse steigern. Zu Meta gehört mit Meta Quest (ehemals Oculus VR) auch der Marktführer für Virtual-Reality-Headsets, die Computer-Spiele möglichst realistisch machen sollen. Und: Meta hat sich zum Ziel gesetzt, mit Künstlicher Intelligenz das sogenannte „Metaverse“ zu erschaffen – eine virtuelle Welt, die Menschen, Objekte und Informationen miteinander verknüpfen soll.
- Microsoft: Der Softwarekonzern hat sich mit einer Milliarden-Investition an der US-Firma OpenAI beteiligt, die die Sprach-KI „ChatGPT“ entwickelt. Microsoft baut den Chat-Bot nach und nach in seine Produkte ein. So soll etwa ein sogenannter KI-"Copilot" in den Microsoft Office-Programmen Inhalte aus E-Mails, Kalendern, Chats und Dokumenten analysieren.
- Nvidia: Chipkonzerne wie Nvidia oder Intel schaffen mit ihren Produkten die Voraussetzung dafür, das Künstliche Intelligenz überhaupt zur Anwendung kommen kann. Nvidia stellt sogenannte Grafikprozessoren (GPU) her. Mit ihnen lassen sich große Mengen von Berechnungen gleichzeitig ausführen – das Wesensmerkmal einer Künstlichen Intelligenz. Entsprechend gefragt sind die Produkte. Nvidia und Google kündigten jetzt an, beim Vertrieb von Nvidias KI-Technologie stärker zusammenzuarbeiten.
- Baidu: Das chinesische Unternehmen Baidu zählt neben Tencent und Alibaba zu den drei größten Internet-Konzernen Chinas. Gestartet ist Baidu als Suchmaschine. Mittlerweile ist das Unternehmen auch bei der Künstlichen Intelligenz mit führend. So hat der Konzern beim autonomen Fahren den Konkurrenten Tesla abgehängt. Baidu bietet in chinesischen Großstädten fahrerlose Taxis an. Zuletzt erhielt der Konzern die Erlaubnis, die Robo-Taxis auch in einigen Zonen Pekings einzusetzen.
Besonderheit: Die Aktien von Baidu oder Alibaba werden in Deutschland als sogenannte ADRs gehandelt – American Depositary Receipts. Das bedeutet: Die Aktie wird von einer US-Bank oder einem Händler dort gekauft. Diese hinterlegen das Papier und geben darauf ADRs aus. Anleger erwerben beim Kauf daher also nicht die Aktie selbst, sondern das verbriefte Recht auf die Aktie. ADRs sind damit keine Sachwerte wie eine Aktie, sondern Zertifikate, also Finanzprodukte.
Hintergrund: In China ist es Ausländern nicht erlaubt, Anteilsscheine von Internetfirmen zu kaufen. Nur eine begrenzte Anzahl ausländischer Investoren kann dort Aktien erwerben. Über ADRs können chinesische Firmen sich jedoch auch an internationalen Börsen listen lassen und so Kapital einsammeln. Das Risiko dabei: Geht der Emittent des ADR pleite, kann das Geld verloren sein. Chinesische Aktien haben zuletzt vergleichsweise schlecht abgeschnitten. Das gilt auch für die KI-Aktien aus China, wie die Tabelle zeigt.
So schneiden bekannte KI-Aktien ab
Aktie | ISIN | Performance 1 Jahr |
Performance |
Alibaba (ADR)¹ |
US01609W1027 |
-23,53 |
-67,02 |
Alphabet C |
US02079K3059 |
47,13 |
53,33 |
Amazon |
US0231351067 |
85,38 |
22,07 |
Apple |
US0378331005 |
8,55 |
47,79 |
Baidu (ADR)¹ |
US0567521085 |
-23,08 |
-49,61 |
Intel |
US4581401001 |
16,87 |
-37,47 |
Meta Platforms |
US30303M1027 |
135,62 |
85,73 |
Microsoft |
US5949181045 |
50,73 |
80,36 |
Nvidia |
US67066G1040 |
244,05 |
521,62 |
Tesla |
US88160R1014 |
-12,59 |
-29,21 |
¹ADRs sind American Depositary Receipts, Anleger erwerben damit nicht die Aktie selbst, sondern das verbriefte Recht darauf; Kurse am Börsenplatz Frankfurt, Performance in Euro, Stichtag 16.04.2024; Quelle: Börse Frankfurt
Diese KI-Bluechips stellen nur eine kleine Auswahl der Firmen dar, die sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen. Daneben gibt es unzählige kleinere, spezialisierte Unternehmen, die in den unterschiedlichsten KI-Bereichen tätig sind. Eine Auswahl finden Anlegerinnen und Anleger etwa im „Künstliche Intelligenz Index“ des Anlegermagazins „Der Aktionär“. Sie sollten aber bedenken: Auch wenn solche Firmen oft vielversprechende Geschäftsmodelle haben, kann es gerade bei kleineren Unternehmen immer wieder zu starken Kursschwankungen kommen.
Worauf sollten Anleger bei KI-Investments achten?
Künstliche Intelligenz ist derzeit eines der wichtigsten Zukunftsthemen am Aktienmarkt. Mit KI-Aktien verbinden Anleger daher hohe Erwartungen. Das kann auf der einen Seite zu starken Kursgewinnen führen. Auf der anderen Seite ist damit auch ein vergleichsweise hohes Risiko verbunden: Werden die Erwartungen von einem Unternehmen enttäuscht, kann der Kurs einer Aktie schnell abstürzen. Diese Möglichkeit sollten Anleger bei einer Investition in KI-Aktien stets im Hinterkopf haben – bei allen Chancen, die Künstliche Intelligenz bietet.
Nichtsdestotrotz wird KI die weltweite wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahren prägen. Für Anleger sollte Künstliche Intelligenz daher langfristig in jedem Fall ein Thema sein. Für ein breit aufgestelltes Portfolio können KI-Aktien oder KI-Fonds und KI-ETFs eine gute Ergänzung sein. Wegen des Risikos, das dem Sektor innewohnt, sollte ihr Anteil am Portfolio jedoch auf höchstens zehn Prozent begrenzt sein.