Mehr als eine halbe Million Frauen und Männer gehen jedes Jahr den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Sei es im Nebenerwerb oder Vollerwerb, die Mehrzahl startet alleine, ohne Beschäftige. Und die meisten bleiben Einzelkämpfer. Ob sich die Gründung als nachhaltig erweist, hängt von vielem ab, angefangen bei der Geschäftsidee und Unternehmerpersönlichkeit bis zum Businessplan. Nicht zuletzt kommt es auf Finanzplanung und Kapital an. Eine Schwachstelle: „Häufig werden die Umsätze zu optimistisch geplant“, sagt Claudia Schlebach, Gründungsexpertin bei der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern.
Existenzgründer tun gut daran, sich Rat zu holen und unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten. Ob als Soloselbstständiger oder Arbeitgeber, es empfiehlt sich, dabei einige Punkte zu hinterfragen.
Gründungen in Deutschland in Zeiten von Corona
Die Corona-Pandemie drückte vergangenes Jahr auf die Gründerstimmung. Nach Daten der Förderbank KfW machten sich 537.000 Menschen beruflich selbstständig. Das waren gut elf Prozent weniger als 2019. Die Zahl der sogenannten Vollerwerbsgründungen sank auf 201.000 – der bisher niedrigste Wert in der fast 20-jährigen Zeitreihe des KfW-Gründungsmonitors. Viele verschoben die Gründung. Bei einer Blitzumfrage der Staatsbank im April 2020 sagten vier von zehn Teilnehmern, dass sie später als geplant starten. Ab Herbst zeigte sich gebietsweise ein deutlicher Nachholeffekt.
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Beim Weg in die Selbstständigkeit überwiegen Einzelunternehmen
Die große Mehrzahl derer, die den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen, sind Einzelkämpfer. Bei 79 Prozent aller Jungunternehmer 2020 handelte es sich um Sologründungen, drei Viertel davon starteten ohne Mitarbeiter. 40 Prozent dieser Einzelkämpfer realisierten ihr Vorhaben ohne Finanzmittel, 55 Prozent stützten sich auf Eigenmittel.
Oft hakt es an der Finanzplanung
Von Problemen bei der Finanzierung, etwa weil die Eigenmittel nicht ausreichten oder es schwer war, an Fremdkapital zu gelangen, berichteten im KfW-Gründungsmonitor elf Prozent. Oft allerdings hakt es an der Finanzplanung. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) stellte in seinem Gründerreport 2019 fest, dass mehr als ein Drittel der Gründer „die Finanzierung ihres Start-ups nicht gründlich genug durchdacht“ hatte.
Zunahme von Nebenerwerbsgründungen und Gründungen von Betrieben
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres war die Gründerstimmung gemischt. Das Statistische Bundesamt verzeichnete auf Basis der Gewerbeanzeigen – Freiberufler müssen kein Gewerbe anmelden – einen Anstieg der Gründungen von Betrieben, „deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen“. Das Plus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug 13,1 Prozent. Nebenerwerbsgründungen nahmen um 26 Prozent zu. Die Zahl der Gründungen von Kleinunternehmen dagegen fiel weiter um ein Prozent.